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Veröffentlicht am 21.03.2021

Renate Bergmann feiert Weihnachten – witzig, ulkig und mit dem Herz auf der Zunge

Die Reste frieren wir ein
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Worum geht’s?
Es ist Weihnachten und Renate Bergmann denkt zurück an die Weihnachten der vergangenen Jahrzehnte. Ob als Kind, als Jugendliche, als erwachsene Frau oder kurz vor der Rente – immer hat sie ...

Worum geht’s?
Es ist Weihnachten und Renate Bergmann denkt zurück an die Weihnachten der vergangenen Jahrzehnte. Ob als Kind, als Jugendliche, als erwachsene Frau oder kurz vor der Rente – immer hat sie eine lustige Anekdote für uns.

Meine Meinung:
„Die Reste frieren wir ein“ von Renate Bergmann (die im wirklichen Leben Torsten Rohde heißt und erst 1974 das Licht der Welt erblickte) ist wie ihre anderen Bücher: Lustig geschrieben, mit ganz viele Humor und guter Laune und wenn man nicht wüsste, dass Renate Bergmann nur ein Pseudonym ist – ich wäre nie von selbst dahintergekommen, dass ein Mittvierziger hinter diesem Alias steckt!

In diesem Buch unterhält uns Renate über ihre vergangenen Weihnachten. Sie ist wie wir sie kennen: Lustig, ordentlich, immer am Werkeln, schlagfertig und um keine Antwort verlegen. Auch Ilse, Kurt und Gertrud sind wieder mit dabei – die Clique kennt sich wirklich schon ihr Leben lang.

Das Buch ist unterhaltsam, aber etwas zerrissener als die anderen Bücher, die ich von ihr kenne. Die anderen haben mir besser gefallen, waren zusammenhängender und irgendwie musste ich öfters mal lachen. Hier fehlt mir doch etwas der Zusammenhang – es ist eher eine Ansammlung von Kurzgeschichten. Aber nichtsdestotrotz ist es ein unterhaltsames Buch für ein bisschen bessere Laune zum Zwischendurchlesen. Kein Buch zum Philosophieren, sondern leichte Unterhaltung für entspannte Tage und für die ganze Familie.

Fazit:
In „Die Reste frieren wir ein“ erinnert sich Renate Bergmann an ihre vergangenen Weihnachten und lässt sie uns miterleben. Auf ihre einmalige und lustige Art nimmt uns Renate mit auch eine Reise in die vergangenen Jahrzehnte. Die Weihnachten, die sie auch damals schon mit Gertrud, Kurt und Ilse erlebt hat. Das Buch bringt einen immer wieder zum Schmunzeln, auch wenn es diesmal eher Kurzgeschichten sind als eine zusammenhängende Story. Dennoch ist es ein schönes Buch für Zwischendurch, wenn auch nicht ganz so gut wie seine Vorgänger und wirkt daher teils etwas unzusammenhängend.

Gute 3 Punkte von mir für Renate Bergmanns Weihnachtsgeschichte.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Ein Buch wie ein Sturm: Es fängt sacht an und endet in einem tosenden Hurricane

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
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Worum geht’s?
True-Crime-Podcasterin Elle Castillo berichtet über den berüchtigten Countdown-Killer, der in den 90er Jahren Frauen entführt und ermordet hat. Dabei ging er nach dem immer gleichen Schema ...

Worum geht’s?
True-Crime-Podcasterin Elle Castillo berichtet über den berüchtigten Countdown-Killer, der in den 90er Jahren Frauen entführt und ermordet hat. Dabei ging er nach dem immer gleichen Schema und den Zahlen 3, 7 und 21 vor. Was hat es damit auf sich? Was steckt hinter den Zahlen? Und hat er wirklich aufgehört zu morden? Als ein weiteres Mädchen entführt wird, ist plötzlich alles wieder aktuell: Setzt der Killer seinen schrecklichen Countdown fort? Und warum wird der Fall für Elle plötzlich so persönlich?

Meine Meinung:
„Der Countdown-Killer“ ist das Thriller-Debüt von Amy Suiter Clarke und ich muss sagen: Die Idee gefällt mir wirklich gut. Die Autorin hat eine lebendige und mitreißende Sprache. Die Schreibweise aus unterschiedlichen Sichten gefällt mir gut und auch die Unterscheidung der Kapitel in Podcast und „real life“ – das kenne ich bislang nur von einer weiteren Autorin: Von Jenny Blackhurst aus „Das Gift deiner Lügen“. Bei „Der Countdown-Killer“ allerdings vom Kontext her komplett anders. Man erfährt über die Vergangenheit des Killers, erfährt die Hintergründe und die Fortschritte, bis Podcast und Gegenwart gleichauf sind. Am Anfang steigt die Autorin allerdings sehr langsam in die Geschichte ein und die Story ist eher seicht, ab der Mitte ist dann eine unterschwellige Spannung fühlbar, aber erst im letzten Drittel nimmt das Buch so richtig Fahrt auf – bis zum fulminanten Showdown am Ende.

Elle, die Hauptprotagonistin, hat es sich zum Ziel gesetzt, in ihrem True-Crime-Podcast über Cold Cases zu sprechen und hat dadurch schon einige Fälle lösen können. In dem Buch behandelt sie den Fall des Countdown-Killers und die Autorin hat hier einige geniale Plot-Twists drauf, die man als LeserIn nicht vermutet hätte. Elle selbst ist empathisch, sympathisch und arbeitet oft gemeinsam mit ihrem Mann Martín zusammen, der sie voll unterstützt. Er arbeitet als Rechtsmediziner und die beiden sind ein schönes Paar. Ein Paar, das leider kinderlos ist, aber das sich respektiert, die zeitintensive Arbeit des anderen toleriert und unterstützt, das sich liebt und gegenseitig Kraft gibt – ich hoffe, dass es weitere Teile gibt, in denen Elle ermittelt – unterstützt von ihrem Mann.

Auch Tina, die ihr mit den Podcasts hilft, gefällt mir gut. Sie scheint ein absoluter Computer-Geek zu sein und auch sie könnte ich mir in weitere Folgen sehr gut vorstellen. Das Ermittlerteam, besehend aus Ayaan, die Elle eine Freundin geworden ist und Detective Hyde, der mir zunächst etwas unsympathisch war, was sich dann aber geändert hat, haben mir gefallen, auch wenn man von ihnen nicht ganz so viel mitbekommen hat. Aber wie gesagt: Ich hoffe, dass es der Auftakt zu einer Reihe ist und wir von allen noch mehr hören werden.

Besonders gekonnt fand ich, wie die Autorin die Gefühle der Opfer dargestellt hat – absolut eindrucksvoll und lebendig! Auch die Plot-Twists am Ende haben wir gut gefallen und die Erzählung aus unterschiedlichen Sichten – auch der des Killers. Wobei ich sagen muss: Das hätte ich mir schon weiter vorne im Buch gewünscht, dann wäre deutlich früher Spannung aufgebaut worden. So war mir das Buch am Anfang doch etwas zu seicht und hatte nicht viel mit einem Thriller zu tun – eher mit einem guten Kriminalroman. Aber das Ende war dann wieder genial, rasant und turbulent und sehr gelungen! Ich werde auf jeden Fall weitere Bücher von der Autorin lesen!

Fazit:
Der Debüt-Thriller „Der Countdown Killer“ von Amy Suiter Clarke ist ein Buch, das auf außergewöhnliche Weise die Story um einen Serienkiller aufbaut und hierbei aus unterschiedlichen Perspektiven sowie auch anhand eines Podcast besteht. Allerdings hätte ich mir z.B. die Sicht des Killers schon weiter vorne in der Geschichte gewünscht. So hatte das Buch am Anfang einige Längen und ließ an Spannung vermissen. Am Ende gab es dann jedoch einen rasanten finalen Showdown, der mich entschädigt hat. Ich habe zwar einige offene Fragen am Ende und es gab für mich ein paar Ungereimtheiten – dennoch ein gelungenes erstes Werk und ich werde die Autorin definitiv im Auge behalten!

3 Sterne von mir für dieses gute erste Buch und ich freue mich auf weitere Titel von Amy Suiter Clarke – vielleicht wieder mit Elle, Martín und den anderen!

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Eine rasante Reise nach Italien, eine blutende Braut, Spannung – aber kann er mit den Vorgängern mithalten?

Höllenkind
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Worum geht’s?
Eine Braut bricht am Tag ihrer Hochzeit blutend zusammen. Clara Vidalis, die mit ihrer Freundin Sofie in Florenz ist, wird vom Vatikan zu diesem Fall hinzugezogen. Steckt wirklich der Teufel ...

Worum geht’s?
Eine Braut bricht am Tag ihrer Hochzeit blutend zusammen. Clara Vidalis, die mit ihrer Freundin Sofie in Florenz ist, wird vom Vatikan zu diesem Fall hinzugezogen. Steckt wirklich der Teufel hinter diesem diabolischen Tod? Oder hat es etwas mit der Verbindung der alten Familien Visconti und Sforza zu tun? Gemeinsam mit Commendatore Adami versucht Clara, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Meine Meinung:
„Höllenkind“ von Veit Etzold ist der 8. Teil der Thriller-Serie um Clara Vidalis. Ich muss sagen, dass ich die Vorgänger alle verschlungen habe – aber dieser Teil lässt mich ein bisschen zwiegespalten zurück. Es beginnt spannend und auch zwischendurch kommen immer wieder rasante Szenen. Es ist gut zu lesen. Es ist gut recherchiert, lebendig geschrieben und der Autor hält auch grausige Details nicht zurück – wenn ihr also schwache Nerven habt, lasst nachts besser das Licht an.

Clara Vidalis und ihr Mann McDeath sind beide wieder in Topform. Die beiden sind sympathisch. Clara, die fitte Powerfrau, die auch kleine Dinge bemerkt. McDeath, der ein bisschen ein Horror-Nerd ist und über alle möglichen und unmöglichen Dinge den Tod und Todesarten in der Geschichte betreffend, Bescheid weiß. Sie ergänzen sich perfekt und sind einfach ein Powerpaar, das hoffentlich noch viele weitere Fälle gemeinsam lösen wird.

Auch Adami ist eher sympathisch. Er holt Clara zu dem Fall hinzu, ermittelt mit ihr gemeinsam, aber obwohl er eine große Rolle in dem Buch hat, scheint er nicht wirklich greifbar – was wohl auch so sein soll… aber ich möchte nicht spoilern – das müsst ihr schon selbst lesen.

Auch die Geschichte an sich gefällt mir gut. Erst hatte ich Bedenken, dass der durch Dan Brown hervorgerufene Rom-Thriller-Hype dieses Buch hätte langatmig machen können, aber es gehört nicht zu dieser Kategorie, sondern hat ein ganz neues Thema. Obwohl es mir gut gefallen hat und auch der Fall mitreißend war, hat mir doch etwas gefehlt. Das Höllenkind selbst – dessen Geschichte hätte noch etwas vertieft werden können. Auch die Szene mit Il Mostro, Clara und McDeath war für mich etwas kurz und nicht richtig greifbar. Über den Wolf hätte ich gerne mehr gelesen. Und am Ende hat mir der Showdown gefehlt. Ich hatte mich – wie soll ich es am besten beschreiben… etwas um das Ende betrogen gefühlt, das trifft es vielleicht ganz gut. Es hört auf und – ja, eigentlich ist alles noch offen und man wird nur mit ein paar Erklärungen abgefertigt. Spannend und sinnvoll – aber irgendwie ein bisschen unbefriedigend. Insgesamt ein gut zu lesendes und auch spannendes Buch, das aber mit seinen Vorgängern leider nicht ganz mithalten kann.

Fazit:
„Höllenkind“ von Veit Etzold ist der 8. Teil der Clara-Vidalis-Reihe. Diesmal führt uns der Autor nach Rom. Das Buch ist lebendig und bildhaft beschrieben. Es wird nicht mit grausigen und blutigen Szenen gegeizt, die krass aber auch absolut eindrucksvoll waren. Auch die Geschichte an sich hat mir gut gefallen. Dennoch hat mich das Buch etwas zwiespältig zurückgelassen und in meinen Augen steht es deutlich hinter den Vorgängern zurück. Obwohl es durchaus mitreißend war, war ich vom Ende doch etwas unbefriedigt, hier hätte ich mir mehr gewünscht. Und auch bei den Szenen dazwischen und die Geschichte des Höllenkinds selbst – da hätte ich gerne mehr dazu gelesen.

Von mir daher gute 3 Punkte und ich freue mich definitiv auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Alles stimmt, aber nichts ist wahr - lustig, spannend und unglaublich phantasievoll

Die Optimistin
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Worum geht’s?
Toygar soll zwangsverheiratet werden, um die Schulden seines Vaters zu begleichen. Doch am Tag der Hochzeit flüchtet er und findet Unterschlupf bei der 80jährigen Charlotte. Diese beginnt, ...

Worum geht’s?
Toygar soll zwangsverheiratet werden, um die Schulden seines Vaters zu begleichen. Doch am Tag der Hochzeit flüchtet er und findet Unterschlupf bei der 80jährigen Charlotte. Diese beginnt, ihm aus ihrem Leben zu erzählen – aber ist wirklich alles wahr, oder hat die Optimistin einfach ein bisschen zu viel Phantasie?

Meine Meinung:
„Die Optimistin“ von Timo Blunck ist ein wirklich phantasievolles Buch. Zuerst: Das Cover – die Frau mit dem Blumenstrauß vor dem Kopf, hinter dem alles Mögliche versteckt sein kann – ist ein absoluter Hingucker. Die unterschiedlichen Schrifttypen, die die Gegenwart von der Vergangenheit unterscheiden und die dicken Zwischensätze, die einen Orts- oder Sichtwechsel zeigen, sind sehr gelungen. Auch die Sprache, in der Timo Blunck schreibt, ist genial. Einfach, aber blumig und lebendig. Die Szenen, die er beschreibt, die Personen – einfach der Hammer!

Charlotte selbst ist eine außergewöhnliche Frau. Sie sieht in allem das Gute. Sie ist herzlich und sympathisch und wer möchte sie nicht zur Großmutter haben? Aber sind ihre Geschichten wirklich wahr? Hat sie wirklich so ein ungewöhnliches Leben geführt? Der Autor erzählt ihr Leben von einem Teenager bis hin in die Gegenwart. Ihr Leben ist schillernd, sie lernt Stars und Sternchen kennen, hat angeblich in den wilden 1960er Jahren eine Affäre mit allen möglichen Showgrößen, die bei ihr ein- und ausgehen. Nur ihr Ehemann – der ist eindeutig homosexuell. Oder denkt sich Charlotte das alles nur aus?

Auch Toygar, der vor seiner Zwangshochzeit flüchtet, ist ein sympathischer Mann. Ein Mann der Tiefgang hat. Der noch auf der Suche nach sich selbst und der Liebe ist. Und der ein unheimliches Wissen über Musik, Filme und Literatur hat. Bei Charlotte lernt er auch Miriam – Charlottes angebliche Tochter – kennen. Miriam, die Krankenschwester ist und sich herzlich um die alte Frau kümmert.

Die Geschichte selbst habe ich verschlungen. Teilweise war es fast ein bisschen zu übertrieben, etwas over the top. Dennoch wollte man einfach immer mehr wissen. Die Darstellung der damaligen Zeit. Die diversen Kennenlernen, die Reisen, die Beziehungen untereinander, die Anekdoten – selten habe ich ein so phantasievolles Buch gelesen. Und selbst am Ende bleibt die Frage: Hat Charlotte das alles erfunden? Oder ist nicht doch ein Körnchen Wahrheit darin?

Fazit:
„Die Optimistin“ von Timo Blunck ist ein unheimlich buntes, schillerndes und phantasievolles Buch. Die Protagonisten sind einem durchweg sympathisch – selbst die unsympathischen. Die 80jährige Charlotte erzählt aus ihrem Leben, ihrem außergewöhnlichen Leben, indem sie Stars und Sternchen kennengelernt hat. Indem sie Dinge erlebt hat, die man sich in seinen wildesten Träumen nicht ausmalen kann – woher hat der Autor nur diese Ideen? Fast möchte man sagen: Welche Pillen hat er genommen – die möchte ich auch… Und bis zum Ende weiß man nicht: Erzählt Charlotte die Wahrheit oder schmückt sie ihr Leben einfach phantasievoll aus?

5 Sterne von mir für dieses schillernden Strauß aus Phantasie und Humor!

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Claudia Kaufmann lässt die 1960er auferstehen – emotional, spannend und überaus lebendig

Das Fräulein mit dem karierten Koffer
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Worum geht’s?
München 1964: Die 19jährige Sabine verliebt sich unsterblich in Michael, den Sohn einer reichen Familie. Ihr Glück scheint vollkommen – doch dann wird sie ungewollt schwanger. Michael verschwindet ...

Worum geht’s?
München 1964: Die 19jährige Sabine verliebt sich unsterblich in Michael, den Sohn einer reichen Familie. Ihr Glück scheint vollkommen – doch dann wird sie ungewollt schwanger. Michael verschwindet und Sabine stehe alleine da – verlassen von ihrer großen Liebe, verstoßen von der Gesellschaft und ihrer Familie. Ohne Wohnung, ohne Job und ohne Zukunft.

Meine Meinung:
In Ihrem Buch „Das Fräulein mit dem karierten Koffer“ erweckt Claudia Kaufmann die 1960er zu neuem Leben. Eindrucksvoll schildert sie das Leben der Frauen in dieser Zeit, insbesondere der Mütter unehelicher Kinder. Wie sie von der Gesellschaft verstoßen wurden, wie schwer sie es hatten. Doch nicht nur dies wird von der Autorin äußerst eindrucksvoll thematisiert, sie lässt auch die Stellung der Homosexuellen mit einfließen. Die ehelichen Verhältnisse. Die Macht der Männer über ihre Frauen. Der Kampf der jungen Generation um Gleichberechtigung und auch die Verfolgung der „Kriegsverbrecher“ aus der Nazizeit. All das stellt sie unglaublich bildhaft dar. Das Buch ist emotional. Es ist spannend. Es ist mitreißend und unglaublich eindrucksvoll.

Die Hauptprotagonistin Sabine ist eine Frau aus einfachen Verhältnissen. Sie wird im Laufe des Buches von einer eher schüchternen, traditionell erzogenen Frau zu einer starken und selbstbewussten Persönlichkeit, die sich behauptet. Die für sich und ihre Tochter Andrea kämpft. Und die sich gegen die damals noch von Männern bestimmte Gesellschaft durchsetzt. Die Entwicklung ist sehr beeindruckend und ich hätte gerne noch viel mehr, viele intensiver und viel ausführlicher über sie gelesen.

Ihre Mutter Brigitte ist noch von der alten Schule. Sie kann nicht aus ihrer Haut heraus und beugt sich den gesellschaftlichen Zwängen. Sie war mir nicht direkt unsympathisch, sie hat mir eher einfach nur leidgetan. Anders als Anne, Holger, Alexander und all die anderen, die Sabine auf ihrem Weg ins neue Selbstbewusstsein kennengelernt hat. Die gute Freunde geworden sind zu ihr gehalten haben und sie zu ihnen. Sehr beeindruckend fand ich auch die Schilderungen über Holgers Gefühlschaos, als er als Zeuge vor Gericht aussagen musste und zurück in die Zeit katapultiert wurde, als er als homosexueller im KZ war.

Überhaupt konnte ich das Buch keine Sekunde aus der Hand legen. Die Protagonisten sind mir ans Herz gewachsen. Das Buch beginnt in der Gegenwart mit Sabine, ihrer Tochter Andrea und ihrer Enkelin Lilly und führt über die Vergangenheit auch wieder zurück in die Gegenwart. Ein schöner runder Abschluss. Eine Familie mit drei starken Frauen, die sich zwar immer mal wieder zusammenraufen mussten, aber zueinander gehalten haben. Die eine Familie und eine Einheit bilden und füreinander da sind. Ein wunderschöner Abschluss einer unglaublichen Lebensreise, und es war schön, diese starken Persönlichkeiten „kennenlernen“ zu dürfen.

Fazit:
„Das Fräulein mit dem karierten Koffer“ von Claudia Kaufmann nimmt die LeserInnen mit auf eine unglaubliche Reise ins München der 1960er Jahre. Gemeinsam mit Sabine erleben wir ihre Kämpfe, ihre Entwicklung von einem ruhigen Teenager zu einer selbstbewussten und starken Frau, die zusammen mit ihren Freunden ihr Leben bestreitet – trotz der Steine, die ihr von der Gesellschaft in den Weg gelegt wurden. Ein absolut beeindruckendes Werk, das die gesellschaftlichen und geschichtlichen Begebenheiten nicht lebendiger hätte machen können. Ich habe das Buch nicht nur gelesen, sondern es hat mich zurückversetzt in eine Zeit, in der ich noch nicht geboren war.

5 Sterne von mir für diese beeindruckende Geschichte!

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