Profilbild von Babajaga

Babajaga

Lesejury Star
offline

Babajaga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Babajaga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2023

Starker Auftakt einer neuen Märchenreihe

Magic Kingdom. Im Reich der Märchen, Band 1: Der Fluch der dreizehnten Fee (Abenteuerliche, humorvolle Märchen-Fantasy)
0

Zunächst habe ich geglaubt, die Idee, alte Märchen neu zu erzählen, sei nicht wirklich neu. Auch glaubte ich, dass die Idee, aus der Sicht der bösen Figuren zu erzählen, nicht neu ist. Es gibt inzwischen ...

Zunächst habe ich geglaubt, die Idee, alte Märchen neu zu erzählen, sei nicht wirklich neu. Auch glaubte ich, dass die Idee, aus der Sicht der bösen Figuren zu erzählen, nicht neu ist. Es gibt inzwischen ja einige Reihen, die sich mit diesem Thema befassen. Im vorliegenden Buch geht es aber nicht vordergründig darum, alte Märchen neu zu erzählen, sondern diese Geschichte ist eine ganz eigene. Sie spielt im Märchenland und uns begegnen auch einige - nicht allzu viele übrigens! - Figuren, die wir aus uns bekannten Märchen kennen, aber der Grundtenor dieser Geschichte ist die Geschichte um Filomena.

Filomena ist 12 Jahre alt und ein ganz normales Mädchen mit ganz normalen Sorgen. Okay, vielleicht ist bei ihr alles etwas mehr als nur ganz normal. Sie hat nicht besonders viele Freunde, wird von ihren Eltern mehr als überbehütet, was sie auch gründlich nervt, und sie ist der größte Fan der Magic Kingdom Buchreihe. Als der letzte Teil ihrer geliebten Buchreihe einfach nicht erscheint, obwohl er über ein Jahr gehypt wurde, bricht zuerst ihre Welt zusammen und kurz darauf findet sie sich in einer völlig anderen Welt wieder. Natürlich nicht ganz freiwillig, aber…

Filomena ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie ist klug und liebenswürdig. Sie liebt ihre Eltern, obwohl diese sie keinen Schritt allein tun lassen. In der Schule hat sie ständig Ärger mit den Alfredos - einer fiesen Gang, die sie ständig mobben, obwohl sie doch nur in Ruhe gelassen werden will. Ich habe herzlich gelacht über die vielen Namen, die Filomena ihnen im Verlauf der Geschichte gibt. Allein schon daran merkt der Leser sehr deutlich, wie sehr sie diese Schüler verachtet.
Obwohl Filomena durch ihre Eltern viele Ängste eingepflanzt bekommt, lernt der Leser sehr schnell, dass sie alles andere als feige ist. Sie ist ein sehr mutiges Mädchen, das ihre Angst zwar kennt, sich von ihr aber nicht kontrollieren lässt.

Ihr zur Seite stehen Jack Stalker und Alistair Bartholomäus Barnaby - ihre liebsten Figuren aus Magic Kingdom. Die beiden sind etwa in Filomenas Alter, aber schon echte Helden, die sich um das Märchenland verdient gemacht haben. Nun aber brauchen sie dringend Hilfe - von ihr, einer Sterblichen. Ich mag Jack und Alistair. Ich habe so oft mit ihnen gelacht, wenn ihnen in unserer Welt etwas seltsam vorkam, und um sie gezittert, wenn sie sich in ein neues Abenteuer stürzen mussten. Darüber hinaus lernt der Leser auch sie im Verlauf der Geschichte besser kennen. Häppchenweise werden ihre Geschichten erzählt, die so das Geschehen untermalen und zugleich verständlicher machen.

Und natürlich gibt es - wie in jedem Märchen - auch die böse Rolle. Königin Olga will unbedingt das ganze Märchenland beherrschen und jedes Mittel ist ihr Recht, um an ihr Ziel zu kommen. Man kann sie mit gutem Gewissen verachten, denn schon dass sie Königin ist, geht nicht mit rechten Dingen zu. Die Autorin hat eine glaubwürdige Antagonistin kreiert, die durch Boshaftigkeit und Hässlichkeit gekennzeichnet ist. Sie tritt nicht besonders häufig in Erscheinung, ist aber zu jeder Zeit präsent.

Der Autorin gelingt es ganz hervorragend, das Märchenland und unsere Welt miteinander zu verbinden. Man weiß zu jeder Zeit, wo man sich befindet und es ist herrlich zu beobachten, wie sich die Kinder gegenseitig ihre Welt erklären. Darüber hinaus finde ich es wirklich amüsant, wenn sich die Autorin mitten im Märchenland der Jugendsprache, wie wir sie kennen, bedient. Ich schätze, da wird sich jeder Leser gleich zu Hause und gut aufgehoben fühlen.

Die Autorin vermag es auch, die Beschreibungen von Märchenland und realer Welt so darzustellen, dass sich spontan Bilder im Kopf bilden und man eine ganz konkrete Vorstellung hat, wie es wo aussieht. Das gefällt mir sehr. Es erleichtert das Eintauchen in die Geschichte ungemein.

Der Schreibstil ist aus meiner Sicht der Zielgruppe angepasst. Er lässt sich wunderbar leicht lesen und man muss sich nicht auf schwierige Satzkonstruktionen konzentrieren, sondern kann ganz gebannt seinen Helden folgen. Einzig der Umstand, dass sich hier und da Rechtschreibfehler eingeschlichen haben, gefällt mir nicht so gut.

Der gesamte Aufbau der Geschichte ist wunderbar. Sie ist in 4 Teile eingeteilt, welche jeweils mit einem Prolog beginnen. Diese Prologe erzählen ihre ganz eigene Geschichte, die letztlich zum Erkennen der Wahrheit beiträgt. Die Kapitel sind kurz gehalten, sodass auch ungeübtere Leser ganze Kapitel lesen können. Durch die Kürze der Kapitel baut sich die Spannung schnell auf und man ist stets mehr mittendrin als nur dabei.

Last but not least: Ich mag das Cover. Mit den goldenen Buchstaben ist es ein echter Hingucker und es passt zum Inhalt des Buches.

😊 Fazit:
Das vorliegende Buch ist ein starker Auftakt zu einer neuen Kiinderbuchreihe, der mir mir sehr gut gefällt. Die Protagonisten wirken authentisch und nicht zu überzeichnet. Durch Sprachstil und Geschichtenaufbau kann die Autorin ihre Zielgruppe ganz bestimmt erreichen. Wer Märchen mag, wird dieses Buch lieben und wohl ebenfalls zum Fan von Magic Kingdom werden. Ich freue mich jedenfalls sehr auf den 2. Teil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2023

Ein Buch über das Schreiben

Master Class, Band 1: Blut ist dicker als Tinte
0

Der Klappentext macht neugierig, denn na klar, wer mag es schon, wenn die eigenen Geheimnisse offengelegt werden? Manchmal ist es einfach nur peinlich, aber manchmal ist es auch bedrohlich. Und wer kann ...

Der Klappentext macht neugierig, denn na klar, wer mag es schon, wenn die eigenen Geheimnisse offengelegt werden? Manchmal ist es einfach nur peinlich, aber manchmal ist es auch bedrohlich. Und wer kann das? Doch nur jemand, der uns kennt, wirklich kennt. Aber kennen wir diesen Jemand dann auch genauso gut? So oder so ähnlich waren meine Gedanken, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte. Nach der Leseprobe, war die Neugier noch größer. Wer sind diese Menschen, die sich bisher nur online kennen? Wie viele von ihren Geheimnissen geben sie im Internet wirklich preis, weil sie glauben, dass die vermeintliche Sicherheit des Internets sie schützt? Merken wir uns wirklich alles, was wir ausplaudern, weil uns der andere Nickname so vertraut ist? Und können wir wirklich sagen, dass wir unseren virtuellen Gegenüber kennen?

All diese vielen Fragen stellen sich beinahe unweigerlich, noch bevor man Riley und ihre Schreibfamilie kennenlernt. Riley ist eine junge Frau mit der Ambition Autorin zu werden. Sie ist gut in dem, was sie tut und zu Recht bei diesem Schreibwettbewerb dabei. Aber sie ist auch geprägt von den Sorgen ihrer Mutter um ihr Wohlergehen. Sorgen, denen sie sich seit frühester Kindheit gegenübersieht, Sorgen, die sie selbst nicht immer nachvollziehen kann, die aber ihr Handeln trotzdem beeinflussen. Sie nennt ihre Mutter mehr oder weniger liebevoll Helikoptermum, was ich durchaus nachvollziehen kann. Riley steht im Mittelpunkt dieses Romans. Es sind ihre Gefühle und Gedanken, in die der Leser eintaucht und aus ihrer Sicht, in der ich-Perspektive ist das Buch geschrieben. Ich mag diese Perspektive sehr, weil sie mich als Leser an den Protagonisten heranrücken lässt. Ich mag Riley, wenngleich ich manchmal denke, dass sie überreagiert und anstatt zu fragen hin und wieder eher anklagt. Dennoch wirkt sie auf mich über den ganzen Roman hinweg authentisch. Ich kann verstehen, dass sie zunehmend unsicherer wird und endlich herausfinden will, wer da über sie schreibt und warum sich ihre Gruppe so rigoros von ihr abwendet. Es ist überaus nachvollziehbar, dass sie den “Schuldigen” unbedingt finden will. Immerhin ist es ihr Leben, dass hier ausgebreitet wird. Ebenso authentisch sind ihre Zweifel, die sich zunehmend einstellen, weil einfach nichts mehr zusammenzupassen scheint. Ich kann mich sehr gut in sie hineinversetzen.

Die anderen Charaktere kann ich aber auch am Ende des Buches nur schwer einschätzen. Hier bleibt mir die Autorin zu sehr an der Oberfläche, denn ich hätte gern mehr über die anderen erfahren. Diese Figuren erscheinen mir im Nachhinein noch immer so eindimensional wie am Anfang als ich ihre Profilnotizen las. Immer wieder stelle ich mir die Frage, warum diese Menschen, die doch das gleiche Ziel wie Riley haben, sie so bloß stellen sollten. Denn eines ist Fakt: auch am Ende des Buches weiß der Leser nicht, wer nun eigentlich hinter diesen Offenbarungen steckt. Immer wieder hat man das Gefühl “jetzt weiß ich es” und dann kommt Stefanie Hasse mit einer neuen Formulierung, mit einem neuen Zwischenruf und genau dieses Wissen fällt wieder in sich zusammen. Mir gefällt es ausgesprochen gut, dass sie genau das schafft. Die Spannung, die sie damit kreiert, hält sie aufrecht. Es ist und bleibt ein Rätsel bis zur letzten Seite und darüber hinaus.

Das vorliegende Buch ist aus meiner Sicht ein reichlich ungewöhnliches Buch. Es ist - zumindest für mich - nicht in eine Schublade zu stecken. Ich kann es noch nicht einmal wirklich einem bestimmten Genre zuordnen. Für mich ist es eine unglaublich gelungene Mischung aus Thriller mit einem Hauch Romantik, der so überhaupt nicht kitschig wirkt, einem Buch über das Handwerk des Schreibens und dem Kennenlernen eines virtuellen Gegenübers, mit vielen seiner Facetten. Die Autorin zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie sehr sich Rileys Gedanken und Gefühle in einem wilden auf und ab befinden. Gleichzeitig sind es aber ihre Einschübe, die zwar ebenfalls in der ich-Perspektive geschrieben sind, aber ganz offensichtlich von einer anderen Figur, die dem Leser sowohl etwas über diese unbekannte Figur, aber auch sehr viel vom eigentlichen Schreibhandwerk zeigt. Zeitgleich sind es eben diese Einschübe, die mich als Leser immer wieder zu dem Rätsel zurückführen: "Wer bist Du eigentlich?”

Ein weiterer Aspekt, den dieses Buch auf sehr gelungene, aber keineswegs oberlehrerhafte Art beleuchtet, ist die (vermeintliche) Anonymität des Internets. Ein Satz im Buch stellt eben diesen Aspekt so wundervoll dar, dass ich ihn mir notiert habe. Zitat S. 207: “Der Schleier des Internets verhüllt weit mehr als jede Maske, die man sich im realen Leben aufsetzen kann.” Stefanie Hasse wählt in ihrer Geschichte tolle Beispiele dafür aus und lässt sie so selbstverständlich einfließen, dass man daran überhaupt nicht zweifelt. Warum auch? Es klingt alles so plausibel. Allerdings kommt auch irgendwann der Moment, da man darüber nachdenkt, dass es auch im realen Leben Situationen geben kann, in denen dies alles andere als nur eine Geschichte ist. Aus meiner Sicht regt die Autorin hier den Leser dazu an, einmal darüber nachzudenken, was genau er denn tatsächlich über seine virtuellen Gesprächspartner weiß und was er ihnen erzählt. Dieses Thema halte ich für erschreckend aktuell und deshalb freue ich mich, dass es hier in lockerer Umgebung auftaucht.

Last but not least finde ich den Schreibstil von Stefanie Hasse passend zum Buch, passend zur Geschichte, passend zur Zielgruppe. Die Geschichte lässt sich leicht und locker lesen. Es gibt keine komplizierten Wortspiele und man kann sich ganz einfach in die Geschichte fallen lassen. Und darauf kommt es an. Ihre Beschreibungen machen es dem Leser leicht, sich die Umgebung und die Stimmungen vorzustellen, einzutauchen in die unterschiedlichen Situationen. Besonders charmant finde ich übrigens die Aussage im Nachwort, dass es gar nicht so einfach sei, ein Buch über das Schreiben zu schreiben. Ich für meinen Teil denke, die Herausforderung hat die Autorin gemeistert.

Fazit
Dieses Buch ist in seiner Gesamtheit sehr facettenreich. Es bringt vieles zusammen und damit liefert es eine Mischung, die mir viel Spaß macht. Die Protagonistin ist stets authentisch. Bei den anderen Charakteren hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Alles in allem ein sehr gelungenes Buch, welches einfach fordert, dass man den 2. Teil liest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2022

Humorvolles Kinder-Gangster-Abenteuer mit jeder Menge Erklärungen

Die Smartphone-Waisen 1: Das Schloss der Smartphone-Waisen
0

Marla Madelhuber verliert als Kind ihre Eltern, als diese ihr zu ihrem 10. Geburtstag gratulieren wollen. Sie stehen mit ihrem Smartphone und einem Selfie-Stick am Berghang und machen einen Schritt zu ...

Marla Madelhuber verliert als Kind ihre Eltern, als diese ihr zu ihrem 10. Geburtstag gratulieren wollen. Sie stehen mit ihrem Smartphone und einem Selfie-Stick am Berghang und machen einen Schritt zu viel, weil sie unaufmerksam sind. Als Erwachsene eröffnet Marla in Berlin ein Kinderheim für jene Kinder, die ein ähnliches Schicksal teilen wie sie. Doch eines Tages kommt ein Brief, der das kleine Paradies der Smartphone-Waisen zu zerstören droht… Nun ist guter Rat teuer und eine Lösung scheint zunächst nicht in Sicht.

Die fünf Kinder – Smartphone-Waisen – sind ziemlich unterschiedliche Charaktere, was der Geschichte schon mal reichlich Pepp verleiht. Mein Lieblingscharakter ist Kalli. Er liebt Ordnung, seine Sachen sind stets ordentlich und gebügelt und seine Haare jeden Tag gekämmt. Er ist der klassische Nerd mit richtig viel Grips und Ideen – und sowohl der Entführungs- als auch der Einbruchsleiter. Allein über diese Begrifflichkeiten konnte ich schon herzlich lachen.

Die Autorin schreibt herrlich leicht und kindgerecht. Man fliegt nur so durch die Geschichte. Das Beste dabei ist aber, dass sie den Leser mit in die Geschichte holt. Sie spricht ihn einfach direkt an und so manches Mal fühlt man sich dann auch erwischt, wenn sie sagt: „Na hast Du gedacht, dass…“ Diese Art mit dem Leser in Kontakt zu treten, verkürzt die Distanz zum Autor, finde ich. Darüber hinaus schafft sie es so, auf unterhaltsame Art und Weise Dinge zu erklären, die im Verlauf der Geschichte sonst vielleicht keinen Platz gehabt hätten. Ich mag diese Art zu schreiben sehr.

Am Beispiel von Artschie – dem Enkel von Oma Hermine, der das Schloss gehört, in das die 5 Kinder nur allzu gern einziehen würden – wird ganz wunderbar gezeigt, dass mehr in Menschen steckt, als man auf den ersten Blick vielleicht sieht. Und so werden die 5 Smartphone-Weisen – Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani – und Artschie am Ende dicke Freunde, obwohl es anfangs gar nicht so aussah. Auch der Umstand, dass die 5 Kinder nicht unbedingt in ein Schema passen – Leo strickt, Tara kann hellsehen z.B. – finde ich super gelungen. Ihr Anderssein stört hier niemanden, ganz im Gegenteil, es ist eher von Vorteil, denn Kalli weiß alles zu nutzen um die gemeinsamen Pläne umzusetzen.

Oma Hermine ist einfach knorke. Sie kann zwar nicht mehr so gut laufen, hat aber einen Rennrollstuhl und ist einfach echt cool, genauso wie ihr Butler Mr. Gordon. So manches Mal wissen die beiden schon recht genau, was abgeht, dennoch sind sie weit davon entfernt, die Kinder zu bremsen oder auszuschimpfen. Es geht vielmehr darum, dass sie eigene Erfahrungen machen – so wie es im Grunde auch in der Realität sein soll(te), wie ich finde.

Die Illustrationen im Buch sind nicht allzu häufig, was mir gut gefällt, aber die Bilder, die wir finden, sind treffsicher gezeichnet. Ich mag sie sehr und es macht einfach Spaß auch einmal länger zu verweilen und die Details zu betrachten. Sie passen stets zu der Stelle im Buch, an der sie eingefügt wurden und untermalen die Geschichte, ohne ihr die Show zu stehlen.

Dieses Buch ist hervorragend geeignet zum Selbst- oder zum Vorlesen. Auch als Erwachsener hat man hier jede Menge Spaß und betrachtet die Welt der Kinder vielleicht auch einfach mal mit anderen Augen. Es lohnt sich jedenfalls.

Fazit:
Eine tolle Geschichte, spannend und humorvoll erzählt und durchaus dazu gemacht, noch ein zweites Mal gelesen zu werden. Die Illustrationen sind klasse gezeichnet und machen Freude. Von mir gibt es deshalb eine klare Leseempfehlung – sowohl für große als auch kleine Leser.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2022

Wunderschöne Illustrationen, aber eine etwas undurchsichtige Geschichte

Die schreckliche Adele im Land der unerzählten Märchen
0

Adele fragt sich, warum Prinzessinnen im Märchen immer in Schwierigkeiten stecken und die Prinzen sich überhaupt nicht anstrengen müssen… und schon findet sie sich in Zaubersam, dem Land der unerzählten ...

Adele fragt sich, warum Prinzessinnen im Märchen immer in Schwierigkeiten stecken und die Prinzen sich überhaupt nicht anstrengen müssen… und schon findet sie sich in Zaubersam, dem Land der unerzählten Märchen wieder. Hier kämpfen die kleinen Prinzessinnen alljährlich um den begehrten Titel der Sternenprinzessin und ihr eigenes Märchen.

Mich hat diese Geschichte etwas ambivalent zurückgelassen. Einerseits finde ich die Frage, die sich Adele stellt, wirklich interessant, denn sie verändert den Blick auf die Märchen im Allgemeinen. Es wird auch in der Geschichte wunderbar dargestellt, was Adele genau damit meint, sodass es für jeden verständlich und total ersichtlich ist. Andererseits fand ich es doch etwas fragwürdig, wie gemein und teilweise bösartig die Prinzessinnen untereinander sind, bis hin zu dem Umstand, dass eine der Prinzessinnen die anderen mit einer Dampfwalze plattwalzen will, um sich so den Sieg zu sichern. Auch hier ist es wieder so, dass ich es einerseits total klasse finde, dass einer Prinzessin die Fähigkeit (nämlich Dampfwalze zu fahren) zugesprochen wird, die normalerweise eher einem männlichen Helden angepasst wird, aber andererseits ist ihr Ansinnen wieder so überhaupt nicht das, was ich tolerieren möchte, da es fast schon etwas gewalttätiges hat.

Ich mag Adele irgendwie, aber auch sie hat einige Eigenschaften, die ich nicht so sehr schätze, wie zum Beispiel Dinge nur zum eigenen Vorteil zu tun oder andere gegeneinander aufzubringen. Natürlich ist mir bewusst, dass dies alles eine Geschichte ist. Wenn ich jedoch darüber nachdenke, dass diese Geschichte für Kinder ab 8 geschrieben wurde, dann frage ich mich, welchen Eindruck die lesenden Kinder wohl bekommen und welche Schlüsse sie aus dem Gelesenen ziehen.

Zu Adeles richtig positiven Eigenschaften zähle ich hingegen, dass sie für sich selbst und ihre Überzeugungen einsteht und vor allem auch den Mut dazu hat, selbst wenn alle anderen ganz anderer Meinung sind und auch, dass sie gar nicht Sternenprinzessin werden möchte. Das macht mir diese Figur überaus sympathisch. Äußerlichkeiten sind nicht so wichtig (sie reißt einfach das unpraktische Kleid ab, der Titel Sternenprinzessin ist ihr nicht wichtig usw.) und die Fragen, die sie sich - und damit dem Leser - stellt, finde ich teilweise wirklich tiefgründig.

Die Bilder sind wunderschön gezeichnet. Da ich bisher noch nicht viele Comics gelesen habe und auch nach wie vor Geschichten in Romanform bevorzuge, fällt es mir normalerweise recht schwer, auch Illustrationen wahrzunehmen, da mir eigentlich die Bilder in meinem Kopf ausreichen. In diesem Fall jedoch habe ich mir die Bilder lange angesehen und ich fand so manche Situation wirklich witzig, z.B. der lila Bär, der mit dem Eichhörnchen lieber kuschelt, als es zu fressen oder der Tiger, der in Eveline, die amtierende Sterneprinzessin, verliebt ist.

Adele bemerkt diese - für sie verkehrte - Welt und versucht Ordnung zu schaffen. Die Idee, die sie am Ende entwickelt, finde ich ausgesprochen schön, denn sie sorgt dafür, dass alle zufrieden sein können - fast wie im richtigen Märchen, in dem am Ende auch alles gut wird.

Die Zeichnungen finde ich außerdem deshalb sehr gelungen, weil sie Tempo ausstrahlen und damit die Geschichte lebendig werden lassen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mein 8jähriges Kind diese Geschichte allein lesen lassen würde. Liest ein Erwachsener mit dem Kind zusammen, hat man immer noch die Möglichkeit, die Handlungen zu reflektieren und mit der realen Welt in Einklang zu bringen. Allein könnte ein Kind hier vielleicht einen falschen Eindruck bekommen.

Fazit:
Wunderschöne Zeichnungen, die die erzählte Geschichte lebendig werden lassen. Die Geschichte selbst lässt mich ambivalent zurück, da ich einige Eigenschaften der handelnden Figuren nicht mag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.01.2022

Welches Arschloch bin ich selbst?

Ein Arschloch kommt selten allein
0

Auf den ersten Blick mag der Titel des Buches etwas rüde und provokativ daher kommen. Soll er vielleicht auch! Beim Lesen jedoch bemerkt man schnell, dass die Ausführungen der Autorin weder das Eine noch ...

Auf den ersten Blick mag der Titel des Buches etwas rüde und provokativ daher kommen. Soll er vielleicht auch! Beim Lesen jedoch bemerkt man schnell, dass die Ausführungen der Autorin weder das Eine noch das Andere sind. Vielmehr erklärt sie sachlich fundiert, ohne Zurückhaltung aber mit einem Augenzwinkern und jeder Menge Humor die unterschiedlichen Arschlochtypen und - was ich am Wichtigsten finde - wie sie zu dem wurden, was sie sind. Dazu nutzt Claudia Hochbrunn Beispiele, die für wirklich jeden nachzuvollziehen sind.

Im ersten Teil des Buches werden die verschiedenen Typen vorgestellt und bereits hier kommt der Leser nicht umhin, sich die Frage zu stellen, welche Eigenschaften wohl auf ihn selbst zutreffen. Das betrifft sowohl die positiven als auch die negativen Eigenschaften. Mir ging es so, dass ich mich des Öfteren mal ertappt fühlte und so bleibt Hochbrunns Aussage, dass jeder von uns irgendeinem Arschlochtyp entspricht, (leider) wahr. Das Wichtigste jedoch ist, selbst wenn sie hier von Arschlöchern spricht, so wohnt jedem Charaktertyp niemals nur Negatives inne.

Der zweite Teil ist einem Selbsttest gewidmet. Der macht allerdings nur wirklich Spaß (und Sinn), wenn man ehrlich zu sich selbst ist. Und immerhin muss man das Ergebnis ja niemandem verraten. Es ist erstaunlich, welche Erkenntnisse man selbst für sich daraus ziehen kann. Natürlich sind die Fragen und möglichen Antworten teilweise etwas überzogen, aber am Ende folgt eine wunderbar verständliche Erklärung in der Auswertung. Ich hatte meinen Spaß und habe mehr als einmal herzhaft gelacht.

Den dritten Teil widmet die Autorin der Frage, wer zu wem passt. Gerade hier wird es sehr deutlich, dass niemals alles schlecht ist, sondern dass in jedem Typen sowohl positive als auch negative Eigenschaften stecken und dass auf jeden Topf auch ein Deckel passt - eben wie es im Leben tatsächlich ist. Mich hat dieser Teil besonders fasziniert, denn vor dem Hintergrund des eigenen Tests kann man hier auf den Prüfstand stellen, ob man tatsächlich einen passenden Partner hat. Falls nicht… Nun vielleicht ist das der Grund für den letzten Streit?

Im vierten und letzten Teil geht es um die Frage, wie man am besten mit den unterschiedlichen Arschlochtypen umgehen kann. Mit Sicherheit ist dies keine Anleitung dafür, wie es ab sofort richtig und gut läuft, aber es lohnt sich auf jeden Fall darüber nachzudenken und mit etwas Glück kommt sogar der eine oder andere Aha-Effekt dazu, dem das Verstehen des Anderen zugrunde liegt.

Claudia Hochbrunn ist Fachärztin für Psychatrie und Psychotherapie. Ihre Ansichten - mögen sie auch noch so humorvoll dargelegt werden - sind also fachlich fundiert. Und gerade dieser Aspekt bringt mich beim Lesen dazu, doch einmal genauer über das Gelesene nachzudenken, vielleicht in Gedanken ein paar Kreise zu ziehen und Revue passieren zu lassen. Wie schon oben erwähnt, man muss die eigenen Erkenntnisse ja mit niemandem teilen, aber der Mehrwert in der Interaktion mit anderen Menschen oder aber bei der eigenen Betrachtung von Situationen dürfte unbedingt gegeben sein.

Der Schreibstil ist locker und flüssig. Die Autorin ergeht sich nicht in ellenlangen Ausführungen in Medizinerdeutsch, das man nur mit einem Lexikon versteht, sondern schreibt kurz und knackig in Beispielen, die jeder schon mal erlebt haben könnte oder sich zumindest gut vorstellen kann. Sie schreibt mitten aus dem Leben und somit für wirklich Jedermann. Damit wird aus dem Sachbuch eher eine Ansammlung von lebensnahen Anekdoten, über die der Leser schmunzeln kann.

Fazit:
Ein Sachbuch, das eigentlich gar keines ist. Ein Buch, das dem Leser zeigt, welcher Typ er selbst (vermutlich) ist und wie er mit anderen Typen (besser) umgehen kann. Das Buch zeigt ehrlich die Schwachstellen der einzelnen Arschlochtypen, tut dies jedoch stets mit einem Augenzwinkern und ganz viel Humor. Und wie der Klappentext so schön sagt: Bitterböse, sehr, sehr lustig und leider wahr. Unbedingt lesen! Es lohnt sich. 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere