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Veröffentlicht am 14.12.2020

Der Buchtitel ist Programm!

Whisky mit Mord
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Das Buch:
Eine Freundin brachte mir das Buch mit den Worten: “Hier das ist doch was für Dich, weil Du Whisky magst”. Vermutlich wäre ich sonst wohl nicht über das Buch gestolpert. Es handelt sich hierbei ...

Das Buch:
Eine Freundin brachte mir das Buch mit den Worten: “Hier das ist doch was für Dich, weil Du Whisky magst”. Vermutlich wäre ich sonst wohl nicht über das Buch gestolpert. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil der Abigail Logan Reihe, der als Cosy Crime einsortiert werden kann.

Worum geht's?
Die Fotojournalistin Abigail Logan erbt von ihrem Onkel Ben eine Whisky-Destille in den schottischen Highlands. Abgesehen davon, dass sie von diesem Geschäft gar keine Ahnung hat, hat sie auch überhaupt keine Ambitionen dorthin zu ziehen. Was also sollte sie mit der Destille anstellen? Um aber ihren Onkel zu beerdigen und die Destille möglichst schnell zu verkaufen, reist sie dennoch in das kleine Örtchen Balfour, in dem sie alles andere als willkommen ist. Und als sei das noch nicht genug, dauert es nicht lange, bis ein Angestellter der Destille tot aus einem der Gärbottiche gezogen wird.

Die Charaktere:
Abigail ist eine junge Frau, die vieles in ihrem Leben gesehen hat und harte Schicksalsschläge hinnehmen musste. In ihrem Beruf als Fotojournalistin war sie in den schlimmsten Gegenden der Welt unterwegs. Für ihre Fotos hat sie etliche Preise bekommen, aber dennoch ist sie tief drinnen ein verletzlicher Mensch geblieben, den man gern haben muss. Die Autorin webt Abis Vergangenheit geschickt in die Geschichte ein, sodass man sie im Verlauf der Geschichte immer besser kennenlernt. Mir gefiel am besten ihr Ritual mit den 3 Wörtern. Aus dem Bauch heraus beschreibt sie Menschen mit den ersten 3 Wörtern, die ihr dazu einfallen. Sie hat gelernt, dass es einen Grund hat, dass Abi bestimmte Worte zu Menschen einfallen, und die Autorin beweist dies auch immer wieder.

Nur zu Grant McEwan fehlen ihr die Worte. Bereits ganz am Anfang macht Abi sich Gedanken darüber, warum das so sein könnte. Natürlich ahnt der Leser recht schnell, woran das liegt, dennoch ist der Verlauf hin zur Verbindung der beiden spannend und nimmt durch Misstrauen und immer neue Wendungen nicht den geraden Weg. Die Geschichte von Abi und Grant ist keineswegs die klassische Liebesromanze und nimmt vor allem nur einen sehr kleinen Teil ein, selbst wenn sie immer präsent zu sein scheint.

Auch über den toten Ben erfährt der Leser so einiges, obwohl er eigentlich nur noch in der Erinnerung der Menschen existiert. Jedoch waren seine Handlungen zu Lebzeiten so nachhaltig, dass irgendwie jeder in Balfour Abi eine Geschichte zu Ben erzählen kann, was ihn wieder lebendig werden lässt.

Sämtliche Figuren erscheinen beim Lesen stets authentisch. Wer einmal in Schottland war und kleine Dörfer dort kennt, kann sich mit Sicherheit in dieses kleine Dorf hinein versetzen. Mir fiel das gar nicht schwer. Und auch die Destille ist wunderbar beschrieben, sodass man sich diese ganz leicht vorstellen kann.

Schreibstil:
Die Autorin schreibt absolut flüssig und leicht lesbar. Mir gefiel besonders die Mischung aus Whisky-Schulung und Ermittlung in einem Mordfall. Natürlich - wie bei einem Cosy üblich - sind die Ermittlungen nicht ganz so hart, wie bei einem Thriller. Dennoch bleibt die Geschichte glaubwürdig und ist nicht zu weit hergeholt. Die Autorin verliert sich nicht in unnötigen Details. Zwar beschreibt sie die Örtlichkeit recht ausführlich, streut dies aber mehr in die Handlung ein. Außerdem lernt der Leser auch die Destille quasi wie nebenbei kennen, die Arbeiten, die dort verrichtet werden, deren Abläufe und sogar wie die Verzollung funktioniert. Für mich klang das alles stimmig und passte zu den Berichten bei einer Führung durch eine Destille.

Auch die Wendung am Ende der Geschichte ist spannend. Ich jedenfalls hätte damit nicht gerechnet. Es mag sein, dass die Auflösung etwas abrupt kommt und meiner Ansicht nach hätte man mangels Hinweisen auch nicht von selbst darauf kommen können, aber gerade diese unvorhergesehene Wende macht es letztlich wieder spannend.

Die Autorin schreibt so, dass der geneigte Mitermittler die ganze Zeit miträtseln kann. Ich allerdings habe mich auch dabei erwischt, wie ich mich von den herzigen Geschichten der Dorfbewohner bisweilen habe einlullen lassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Schotten tatsächlich solche tollen Geschichten erzählen können und im Nachhinein habe ich mich gefragt, ob die Autorin damit genau dieses Einlullen erreichen wollte, sodass der Leser von der eigentlichen Fährte wieder abkommt. Falls das so ist, gelingt es ihr perfekt.

Fazit:
Eine leichte Unterhaltung im Whisky-Milieu, die Lust auf die Nachfolger macht. Wer einen richtig harten Krimi mit straighten Ermittlern erwartet, ist hier falsch. Einen Hang zu den schottischen Highlands ist durchaus ratsam um dieses Buch toll zu finden. Mir hat es Spaß gemacht. 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 09.08.2020

Gelungener Auftakt einer Familiensaga rund um die Welt

Die sieben Schwestern
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Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil einer 7teiligen Reihe von Büchern. Jedes der Bücher kann, laut der Autorin, ohne Kenntnis der anderen gelesen werden. In jedem Teil wird das ...

Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil einer 7teiligen Reihe von Büchern. Jedes der Bücher kann, laut der Autorin, ohne Kenntnis der anderen gelesen werden. In jedem Teil wird das Leben einer der Schwestern beleuchtet. Innerhalb der einzelnen Romane streut die Autorin, ebenfalls nach eigener Aussage, Hinweise, die im letzten Teil zu einer großen Aufklärung bzw. Zusammenführung werden sollen. Mir gefällt diese Idee sehr, weil sie neugierig auf die anderen Geschichten macht und man vielleicht etwas aufmerksamer liest – in der Hoffnung, die angedeuteten Hinweise zu entdecken. In diesem Roman begleitet der Leser Maia d’Apliese nach Brasilien.
Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt – Maias Geschichte in 2007, Izabelas Geschichte – Maias Vorfahrin – in den späten 1920er Jahren.

Worum geht’s?
Maia ist eine von 7 Adoptivschwestern, die gemeinsam mit Pa Salt – ihrem Adoptivvater – und seiner Haushälterin Marina – die alle nur Ma nennen – auf Atlantis aufwachsen. Alle Schwestern haben ein behütetes Leben, können sich ganz nach ihren Vorlieben entfalten und später ihrer eigenen Wege gehen. Maia ist die Einzige, die auch als Erwachsene noch auf Atlantis lebt. Eines Tages stirbt Pa Salt, was für alle ein schwerer Schock ist. Aber jeder der Schwestern hinterlässt er einen Hinweis auf ihre Herkunft.
Maia, die von Berufs wegen Bücher ins Französische übersetzt, macht sich auf den Weg nach Brasilien auf die Spuren ihrer Vorfahren und trifft dort das erste Mal den Autor der Bücher, die sie übersetzt. Floriano entpuppt sich nicht nur als guter Fremdenführer, sondern ist auch in der Historie seines Landes bewandert. Er hilft Maia nur allzu gern, ihre Geschichte zu finden…

Die Charaktere:
Maia und Floriano sind die Hauptakteure in der Gegenwart. Maia ist anfangs eine sehr zurückhaltende Frau, die die Sympathie des Lesers definitiv auf sich zieht. Floriano hingegen ist eher der offene, vielleicht etwas quirlige Typ. Er ist charmant und hilfsbereit. Von Anfang an bietet er sich als Fremdenführer an, der Maia auch dabei hilft, in ihre eigene Vergangenheit einzutauchen und sie immer wieder ermutigt, weiter zu suchen. Darüber hinaus zeigt er ihr ein Leben, das völlig anders ist, als das, welches sie von zu Hause kennt. Im Laufe der Zeit taut Maia langsam auf und öffnet sich für Floriano. Am Ende vertraut sie ihm sogar ihr Geheimnis an, von dem nicht einmal ihr Vater wusste.

In der Vergangenheit wird die Geschichte von Izabela und Laurent und die der Entstehung des Christo erzählt. Izabela soll nach dem Willen ihres Vaters einen Erben des brasilianischen Adels – Gustavo – heiraten, den sie jedoch nicht liebt. Dennoch beugt sie sich dem Wunsch. Gustavo – voll der Liebe für Izabela – gesteht ihr eine Reise nach Paris zu, auf der sie Laurent kennen lernt. Und damit ist ihr persönliches Fiasko vorprogrammiert. Vor diesem Hintergrund erklärt die Autorin herrlich leicht und verständlich die Zusammenhänge in der gehobenen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts und der Leser muss einfach mit Izabela lachen und weinen. Die Liebesgeschichte zwischen Laurent und Izabela ist zart, aber keineswegs kitschig. Das hat mir sehr gut gefallen. Izabela ist eine verantwortungsbewusste junge Frau, die sich ihrer Pflichten stets bewusst ist und dafür auch ihr eigenes Glück opfert.

Weniger sympathisch ist dagegen Gustavo. Seiner Familie blieb außer dem Namen und ihrer schier endlosen Überheblichkeit nicht viel. Die Verbindung mit Izabela – Tochter portugisischer Einwanderer – gutheißen seine Eltern lediglich deshalb, weil ihr Vater erfolgreich im Kaffeegeschäft tätig ist und sie damit genügend Geld in die Ehe bringt. Gustavo kann sich nur schwer gegen seine Mutter durchsetzen, obwohl er merkt, dass diese Izabela das Leben zur Hölle macht. Dazu kommt ein schweres Alkoholproblem, mit dem er sich vor seinem eigenen Versagen flüchtet. Die Beziehung zwischen ihm und Izabela hat bei mir offen gestanden hin und wieder einen gewissen Ekel hervorgerufen, weil ich mir Gustavo als einen kleinen widerwärtigen Mann vorstellte.

Die Verknüpfung zwischen der Vergangenheit und Gegenwart stellen Seniora Beatrix und ihre Hausdame Yara da. Sie sind im Grunde der aufklärende Mittelpart. Stück für Stück lässt die Autorin sie die Familiengeschichte erzählen und stellt auch hier wieder wunderbar verständlich die gesellschaftlichen Verbindungen dar. Mit der letztlichen Auflösung lässt sie sich sehr lange Zeit, was die Geschichte bis zum Schluss spannend hält, obwohl der Leser schon recht früh eine Ahnung hat. Und auch, dass sich die Geschichte eigentlich wiederholt, aber durch Maias Entschluss zu einem anderen Ende als damals bei Izabela kam, gefiel mir gut – selbst wenn es etwas vorhersehbar war.

Schreibstil:
Lucinda Riley schreibt in der Gegenwart in der Ich-Form, in der Vergangenheit in der 3. Person. Damit erreicht sie, dass sich der Leser auf die Perspektive der Protagonistin stellt und mit ihr die Geschichte von Izabela erkundet. Stück für Stück – gerade so, als wäre man selbst auf den Fährten der Vergangenheit unterwegs – setzt sich das Puzzle um die Christos Statue und Izabelas persönliche Geschichte zusammen. Der Leser taucht ein in die Dramen, die bedingt durch die damalige Gesellschaft auf der zwischenmenschlichen Ebene entstanden, ohne dass es kitschig wirken würde. Und durch die Erzählung über Brasiliens Wahrzeichen rutscht das Buch nicht in einen ausschließlichen Liebesroman ab. Eher ist es so, dass die Geschichte zwischen Izabela und Laurent ein Bestandteil dieser Geschichte ist, das Buch aber nicht dominiert.

Rileys Schreibstil ist locker und flüssig und lässt sich gut lesen. Obwohl das vorliegende Buch knapp 600 Seiten umfasst, wird es nicht langweilig oder zäh. Immer wieder wartet die Autorin mit neuen, spannenden Situationen und Wendungen auf. Besonders gefallen hat mir der Wechsel zwischen den Zeitebenen. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto deutlicher wird, inwieweit diese miteinander verwoben sind und man hat das Gefühl sich tatsächlich auf eine Reise in die Vergangenheit begeben zu haben.

Etwas Schwierigkeiten hatte ich mit den Namen der Schwestern, da diese doch recht ungewöhnlich sind. Aber die Erklärung der Autorin, nach der sie die Schwestern in der Mythologie fand, ist schlüssig. Darüber hinaus lehnt sie ihre Geschichte an eben diese Mythologie an, schreibt sie am Ende des Buches. Ob der geneigte Mythologie-Kenner dies entdeckt oder nicht, muss ich anderen überlassen. Ich kenne mich hier nicht aus und habe mich demnach auf die Geschichte als solche eingelassen.

Historischer Hintergrund:
Wie gut die Autorin recherchiert hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Für mich aber klingt die Geschichte schlüssig, wie die Statue des Christo auf den Corcovado kam. Darüber hinaus schreibt die Autorin einige Fragen / Antworten im Anhang, die Leser ihrer Bücher immer wieder stellen und erzählt hier u.a. auch über ihre Recherchen. Dies ist durchaus aufschlussreich und bringt zusätzliche Aha-Effekte.

Fazit:
Für Leser, die Geschichten mögen, in denen sich die Vergangenheit mit der Gegenwart vermischt, die Lust haben, über das Wahrzeichen eines Landes zu lesen und das Ganze mit einer zarten Liebesgeschichte garniert haben möchten, ist dies das perfekte Buch. Mir hat es Freude gemacht, deshalb 4 Sterne.

Veröffentlicht am 04.08.2020

Ein bisschen wie Aschenputtel

Überredung. Die Liebe der Anne Elliot
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Das Buch:
Dies ist mein erstes Buch von Jane Austen, an das ich mich heran getraut habe. Auslöser dafür war eine Bemerkung im Film „Das Haus am See“, nämlich: Es ist ein Buch über das Warten. Und so ist ...

Das Buch:
Dies ist mein erstes Buch von Jane Austen, an das ich mich heran getraut habe. Auslöser dafür war eine Bemerkung im Film „Das Haus am See“, nämlich: Es ist ein Buch über das Warten. Und so ist es auch!
Es ist das letzte Buch, das die Autorin verfasst hat. Geschrieben wurde es vor 200 Jahren, angestaubt ist es deshalb aber längst nicht. Es ist anders, nicht zu vergleichen mit den Liebesromanen der heutigen Zeit, aber dennoch mochte ich das Buch bis zum Ende lesen.

Worum geht’s?
Vor 8 Jahren verlobte sich Anne Elliot mit Captain Frederick Wentworth, beugte sich dann aber der Meinung ihrer Freundin Lady Russel und löste diese Verlobung wieder. Grund hierfür war, dass Captain Wentworth nicht standesgemäß sei. Darunter litt Anne sehr. Als die beiden sich wieder begegnen ist das Verhältnis zueinander zunächst sehr kühl, geprägt von Unsicherheiten und manchmal beinahe ablehnend. Im Laufe der Geschichte nähern sie sich wieder an und offenbaren einander ihre Gefühle.

Die Charaktere:
Anne Elliot ist eine von drei Töchtern Sir Walter Elliots. Sie ist eine sehr bescheidene, gebildete Frau, die sich keineswegs etwas auf ihre Herkunft einbildet, dafür aber sehr genau beobachtet und ihre eigenen Schlüsse zieht. Ganz im Gegensatz zu Sir Walter und ihren Schwestern Mary und Elisabeth. Alle 3 sind eitel und bilden sich viel zu viel auf ihren Stand ein. Im Gegensatz zu Anne sind sie einfach nur oberflächlich. Anfänglich habe ich Sir Walter in seiner Eitelkeit noch belächelt, am Ende der Geschichte war er mir eher unsympathisch. Seiner Meinung nach ist lediglich das Aussehen wichtig. Das Wichtigste im Leben der Familie Elliot sind die richtigen Verbindungen. Diese stehen weit über der Zwischenmenschlichkeit.

Mary fühlt sich stets und ständig benachteiligt, schielt nur danach, was andere haben und meint, dass niemand sich genügend um sie kümmert. Sie ist ein furchtbar weinerlicher Typ und hat eine überaus herablassende Art an sich, wenn sie mit Anne interagiert. Herrlich fand ich es zu lesen, wenn Mary mal wieder ihre Meinung geändert hatte und Dinge plötzlich ins Gegenteil kehrte und Nachteiliges zu ihrem Vorteil auslegte. Ich gehe davon aus, dass dies ein Spiegel dieser Gesellschaft ist.

Auch Elisabeth und Sir Walter behandeln Anne überaus respektlos, weshalb sich mir der Vergleich zu Aschenputtel aufdrängte. Während sich der Rest der Familie um eigene Belange kümmert, wird von Anne erwartet, dass sie sich nach bestimmten Regeln zu verhalten habe. So wird von ihr erwartet, wenn es Mary schlecht geht (natürlich nur, weil diese sich wieder einmal benachteiligt fühlt), dass Anne ihr zur Seite steht und sich um deren Haushalt kümmert. Interessanter Weise bekommt man jedoch nicht den Eindruck, dass Anne sich wirklich benachteiligt fühlt. Sie ist überaus geschickt und diplomatisch in ihrer Ausdrucksweise und es ist eine Freude zu lesen, wie sie mit diesen Situationen umgeht. Anne muss man einfach mögen. Sie ist eine sehr umgängliche und liebenswerte Person, die viel darauf hält, dass die Menschen ehrlich sind. Diese Empathie hat ihr auch Mr. Elliot – ihren Cousin – als eher suspekt erscheinen lassen, obwohl alle anderen sehr angetan von ihm sind. Lange Zeit hat sie das Gefühl, dass er etwas verheimlicht und ein bestimmtes Ziel verfolgt, bis sie die Bestätigung aus einer Richtung erhält, die weder sie noch ich erwartet hätten.

Generell gibt es recht viele Figuren und es ist gar nicht so leicht, immer genau zu wissen um wen es sich gerade handelt. Manchmal musste ich noch einmal ein oder zwei Seiten zurück blättern und nachlesen um genau zu wissen, wer gerade gemeint ist. Die wichtigsten Figuren kann man jedoch gut im Blick behalten.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist, obwohl die Geschichte schon so alt ist, herrlich leicht zu lesen. Natürlich muss sich der Leser auf eine etwas andere Wortwahl einlassen, natürlich werden Dinge und Situationen völlig anders beschrieben, als es heute üblich ist, aber dennoch kann man das Buch ohne Schwierigkeiten gut lesen.

Sehr auffällig im Gegensatz zu heutiger Literatur ist die Erzählweise. Jane Austen beschreibt viel, erzählt über die Figuren. Es gibt vergleichsweise wenige Dialoge, die zumeist eher der Aneinanderreihung von Monologen gleichen. Dialoge machen in moderner Literatur u.a. das Tempo aus und so erscheint die Geschichte in ihrer Erzählweise sehr langsam. Das gefällt mir gut, eben weil es so herrlich anders ist, als das, was man eigentlich gewohnt ist. Austen gewährt dem Leser viel mehr einen Blick in die Gedankenwelt ihrer Charaktere – vieles wurde zu dieser Zeit, in dieser Gesellschaftsschicht eben nicht gesagt sondern nur gedacht.

Wirklich toll ist die feine Ironie, der Sarkasmus mit dem die Autorin die damalige – ihre – Zeit beleuchtet. Erst im Laufe der Zeit bemerkt man, worin diese besteht, nämlich durch die Wiederholung bestimmter Eigenschaften der einzelnen Charaktere. Auf diese Art und Weise zeichnet die Autorin ganz bestimmte Bilder über deren Lebensweise. Mir hat es sehr gefallen, ganz gemächlich in die Gesellschaft der Elliots und Musgroves einzutauchen. Wenn die Autorin einmal Eindringlichkeit erreichen möchte, dann tut sie dies mit Aufzählungen – langen Aufzählungen!

Schwer gefallen ist es mir, den Überblick über die einzelnen Figuren zu behalten. Auslöser hierfür ist die Gleichheit der Namen und der Umstand, dass Figuren oftmals nicht bei ihren Vornamen benannt werden. So kann es passieren, dass sich Elisabeth und Anne in der gleichen Szene bewegen und beide als Miss Elliot betitelt werden. Auch gibt es mehrere Männer mit dem Vornamen Charles. Es bedarf einer gewissen Konzentration des Lesers heraus zu finden – abhängig von der beschriebenen Situation – wer genau gerade gemeint ist.

Ebenso muss sich der Leser bisweilen konzentrieren, wenn komplexe Gedanken der gebildeten Menschen dargelegt werden, weil diese öfter in sehr langen Passagen – nur getrennt durch Kommata – erzählt werden. Hin und wieder musste ich solche Passagen mehrmals lesen. Dies jedoch bringt dem Lesevergnügen keinen Abbruch, man muss sich aber darauf einlassen, denke ich.

Fazit:
Eine alte Geschichte, die dennoch auch heute noch zu lesen wert ist. Dieses Buch ist nicht zum Konsumieren geeignet – sondern zum Genießen. Die Geschichte gibt einen tollen Blick auf die gehobene Gesellschaft dieser Zeit und man liest sie mit allerhand unterschiedlichen Gefühlen. Ich werde das Buch sicherlich noch einmal lesen und mich auch noch an weitere Werke dieser Schriftstellerin heran wagen.
Wirklich lesenswert.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Was, wenn plötzlich ein Gerücht Dein Leben bestimmt?

Das Gerücht
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Das Buch:
Mir gefiel auf Anhieb die Grundidee der Geschichte, die hier erzählt werden soll. Ein Gerücht macht in einer kleinen Stadt die Runde. Wie werden sich jetzt deren Einwohner verhalten? Da jeder ...

Das Buch:
Mir gefiel auf Anhieb die Grundidee der Geschichte, die hier erzählt werden soll. Ein Gerücht macht in einer kleinen Stadt die Runde. Wie werden sich jetzt deren Einwohner verhalten? Da jeder von uns schon einmal mit einem (oder mehreren) Gerüchten in Berührung kam und davon mehr oder weniger selbst betroffen war, interessierte mich einfach, wie die Geschichte hier ihren Lauf nehmen würde.

Worum geht’s?
Joanna zieht mit ihrem Sohn Alfie zurück in ihre Heimatstadt Flinstead– eine kleine Stadt am Ufer des Meeres – weil sie hofft, dass Alfie sich hier besser zurecht findet, als im großen und wühligen London. Dafür gibt sie einen guten Job auf und gibt sich mit einer Stelle als Maklerin zufrieden. Eines Tages hört sie auf dem Schulhof von Alfies Schule ein schier unglaubliches Gerücht über eine Kindermörderin. Auch durch Joannas Schuld nimmt dieses Gerücht bald eine ungeahnte Größe an und die Einwohner der kleinen Stadt reagieren...

Die Charaktere:
Joanna ist eine liebenswerte, junge Frau, die sich um ihren Sohn Alfie sorgt. Manchmal erscheint sie vielleicht etwas übervorsichtig, aber im Großen und Ganzen kann ich sie schon verstehen. Damit Alfie glücklich sein kann, arrangiert sie sich mit dem Leben in der kleinen Stadt und ist immer wieder froh und dankbar dafür, dass sie nun wenigstens ihre Mutter in der Nähe weiß. Auch Alfie schätzt die Nähe zur Oma sehr.
Unglücklicherweise ist es für Alfie gar nicht so leicht, Freunde in der Schule zu finden und Joanna tut alles dafür, dass sich dies ändert. Dazu gehört auch, sich unterschiedlichen Gruppen wie z.B. der Babysitter-Gruppe oder dem ansässigen Buchclub anzuschließen. Die Mütter in der Babysitter-Gruppe haben ihre eigenen Regeln und wirken auf mich einigermaßen spießig und selbstverliebt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich Joanna dort besonders wohl fühlt, aber Alfie hat nun Freunde in der Schule...
In diesen Gruppen berichtet Joanna – aus unterschiedlichen Gründen – über das gehörte Gerücht und ziemlich schnell bereut sie dies, da es sich relativ schnell verbreitet und jeder, der es weiter erzählt, offenbar etwas hinzudichtet – ob es nun wahr ist oder nicht. Joanna ist im Grunde keine Klatschtante, weshalb ihr bald klar wird, dass es ein Fehler war, das Gerücht weiter zu tragen. Viel schlimmer finde ich aber zu sehen, wie schnell die Menschen in der kleinen Stadt bereit waren, mit dem Finger auf eine Person zu zeigen, nur weil sie sich anders benimmt als die anderen Einwohner der Stadt. Interessant fand ich auf jeden Fall, wie sehr Joanna darauf aus ist, mehr Informationen zu bekommen. Stundenlang sitzt sie vor dem Rechner und sucht.
Ich kann nicht sagen, dass mir besonders viele der Einwohner von Flinstead sympathisch wären. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass die meisten Fremden – und Joanna ist ja noch nicht einmal wirklich fremd – einfach nur ablehnend gegenüber stehen. Und so liegt meine Sympathie ganz eindeutig bei Joanna, die mit ihrem schwarzen Sohn ganz sicher eine Außenseiterin ist.

Michael – Alfies Vater – ist Journalist und als Joanna ihm von dem Gerücht erzählt, ist er sofort Feuer und Flamme. Er versucht heraus zu finden, was dahinter steckt, wie viel Wahrheit in diesem Gerücht steckt und es dauert gar nicht all zu lange, bis er und Joanna die doch ziemlich haarsträubende Wahrheit heraus finden. Michael ist ein recht sympathischer Typ, er kümmert sich um seinen Sohn und war nie wirklich weit weg, wenn Joanna ihn brauchte. Dass er im Laufe der Zeit beginnt Geheimnisse vor Joanna zu haben, hat ihn mir etwas zwielichtig erscheinen lassen, aber das legt sich bis zum Ende des Buches auch wieder. Dann nämlich behält er die Nerven.

Schreibstil:
Der Text ist in der ich-Form geschrieben und lässt sich angenehm leicht lesen. Die Autorin schreibt sehr anschaulich, sodass man sich die kleine Stadt und die Menschen darin gut vorstellen kann. Durch die gewählte Perspektive in der ich-Form fühlt man sich irgendwie näher in der Geschichte.

Es gelingt Kara immer wieder falsche Fährten zu legen, den Leser ins Grübeln zu bringen. Mehr als einmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich mir die Frage stellte: „Könnte sie es sein?“ und versucht habe, zu ergründen, ob ich mit den gelieferten Informationen ein sinniges Bild zusammen bringen könnte. Es macht Spaß, der Geschichte zu folgen und sich eben diese Fragen zu stellen.

Lässt man sich darauf ein, muss man sich allerdings auch beinahe zwangsläufig die Frage stellen, wie man selbst in einer solchen Situation reagieren würde. Als Mutter eines schulpflichtigen Sohnes das Gerücht zu hören, dass in der Heimatstadt eine Kindermörderin leben soll, ist ja schon erst mal ein ziemlicher Schock. Aber würde ich mich wohl darauf verlassen, dass die Justiz ihren Job richtig gemacht hat oder würde ich fortan jeden verdächtigen, der auch nur im Ansatz ins Bild passen würde?

Mit den falschen Fährten gelingt es der Autorin also, dass der Leser auch über sein eigenes Verhalten nachdenken kann. Das gefällt mir ausgesprochen gut. Nicht zuletzt deswegen, weil einem die Geschichte so doch deutlich realer erscheint, es viel wahrscheinlicher erscheint, dass man selbst auch einmal in eine solche Situation geraten könnte.

Die Spannung im Roman hält die Autorin stets hoch, lediglich am Ende erscheint es so, dass die Autorin vielleicht etwas zu viel wollte. Mir war es nicht glaubwürdig genug, dass eben diese Charaktere, die sie auswählte, solche Abschlussaktionen hätten liefern können.
Zwischen den Kapiteln erfährt der Leser von der wirklichen Täterin hin und wieder kleine Berichte aus ihrem Leben, die vielleicht (kennt man die Auflösung, ist es ganz sicher so) auch Hinweise auf sie liefern. Diese Einschübe haben mir sehr gut gefallen und hätten aus meiner Sicht deutlich öfter kommen können. Ebenso die Zeitungsausschnitte, derer sich die Autorin bedient. Denn eben diese Elemente sind es, die die Täterin sehr gut beschreiben.

Die Auflösung erfolgt erst am Schluss in einer ziemlich emotionalen Szene, die mir gut gefallen hat. Bis dahin mag der Leser seine Verdachtsmomente haben, aber mit dieser Lösung hätte ich auf gar keinen Fall gerechnet. Nun sollte man glauben, alles ist klar. Aber der allerletzte Satz des Buches brachte mich dann doch wieder ins Grübeln. Ich glaube, die Autorin überlässt es hier dem Leser selbst, wem er was glauben möchte. Ein großartiger Abschluss des Buches!

Fazit:
Ein lesenswertes Buch für Zwischendurch, das sich die Auflösung bis zum Schluss aufspart, in dem der Leser miträtseln kann und über das er im Nachgang sicherlich auch noch nachdenkt. Eine sympathische Protagonistin mit einem leichten Hang zur Dramatik runden die Geschichte ab. 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Ist es wirklich nur ein Schulprojekt?

Staat X
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Das Buch:
Dass dieses Buch gewisse Parallelen zum Buch „Die Welle“ haben würde, war mir klar bevor ich die erste Seite aufschlug. Und ja, das Prinzip ist sicherlich vergleichbar, aber dennoch ist dieses ...

Das Buch:
Dass dieses Buch gewisse Parallelen zum Buch „Die Welle“ haben würde, war mir klar bevor ich die erste Seite aufschlug. Und ja, das Prinzip ist sicherlich vergleichbar, aber dennoch ist dieses Buch ein Eigenständiges und absolut lesenswert. Abgesehen davon ist die Quintessenz aus dem Projekt in der heutigen Zeit aktueller denn je und stimmte mich, nachdem ich die Buchdeckel zugeklappt hatte, sehr nachdenklich.

Die Geschichte wird aus 4 unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt – und enthält zudem Kapitel, die Allgemeines zu Staat X enthalten. Die Kapitel sind jeweils entsprechend überschrieben, sodass eine Orientierung für den Leser zu jeder Zeit möglich ist.

Worum geht’s?
Auf dem Johannes-Gutenberg-Gymnasium wird das Projekt „Staat X“ gestartet. Zwei Jahre lang wurde dieses Projekt von den Schülern selbst vorbereitet. Es gibt Geschäfte, eine eigene Währung, Steuern, Personalausweise und natürlich die notwendigen Ämter in Politik, Wirtschaft und Justiz. Bis auf den Präsidenten sind diese Ämter bereits besetzt. Das Amt des Präsidenten wird per Wahl vergeben. Die Schüler des Gymnasiums werden eine Woche lang ihren eigenen Staat führen – ohne Einmischung der Lehrer. Relativ schnell nehmen Manipulation und Intrigen ihren Lauf und das Projekt entwickelt sich in eine Richtung, die so ganz sicher nicht gewollt war.

Charaktere:
Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Sicht von Adrian (Polizeipräsident), Lara (Journalistin), Vincent (Polizist) und Melina (Inhaberin der Büchereule) erzählt. Während Lara aus einem relativ behüteten Elternhaus stammt, jedoch ständig umziehen musste, haben die anderen drei Charaktere schwere, persönliche Päckchen mit sich zu tragen. Bereits nach dem Lesen der ersten Kapitel bauten sich in mir die ersten Fragen auf, wie diese Jugendlichen in einem Projekt wie „Staat X“ bestehen werden. Damit gelingt der Autorin ein wunderbarer Einstieg in ihre Geschichte und bindet den Leser an sie.

Auch schafft Carolin Wahl es sehr zügig Sympathie und Antipathie zu erzeugen. Erste Konflikte, deren Ursprünge dem Leser unbekannt sind, werfen weitere Fragen auf und das Verhalten der unterschiedlichen – noch unbekannten Schüler – wecken die uneingeschränkte Neugier auf den Rest der Geschichte.

Wahls Charaktere entwickeln sich teilweise überraschend anders, als der Leser es anfänglich vermuten würde. Da sie am Anfang recht genau beschreibt, wie ihre Hauptfiguren leben und aufgewachsen sind, was sie mögen und vor allem, was sie nicht mögen, bildet man sich als Leser recht schnell eine Meinung – oder jedenfalls ging es mir so. Deshalb erstaunt es dann zu einem späteren Zeitpunkt, welche Charaktereigenschaften nun plötzlich präsent sind. Dies betrifft im Übrigen positive wie negative Eigenschaften. Der Gedanke „Das hätte ich ihm (oder ihr) gar nicht zugetraut“ wurde mein ständiger Begleiter. Auch kam meine Sympathie für den einen oder anderen Charakter stark ins Wanken! Hätte es dieses Ende nicht gegeben, hätte ich meine Meinung vom Anfang diesbezüglich sicherlich revidiert.

Eine sehr zentrale Frage stellte sich bei mir nach etwa 2 Dritteln des Buches ein: Glauben die wirklich, dass das nach Ablauf des Projektes keine Konsequenzen hat? Immerhin war dieses Projekt auf eine Woche begrenzt. Aber es gab Figuren, die erschienen wie im Wahn, fühlten sich offenbar unantastbar und taten Dinge, die in einem Rechtsstaat nichts verloren haben. Die Konsequenzen folgten aber selbstverständlich!

Schreibstil:
Die Autorin überzeugt mit einem jugendlichen Schreibstil. Ihre Formulierungen passen perfekt in die Welt eines Gymnasiums, wie ich finde. Gestelztes Deutsch – Fehlanzeige. Eher gibt es auch mal eine Formulierung wie „Fresse polieren“. Eben so wie Jugendliche miteinander sprechen würden. Das gefiel mir ausgesprochen gut, alles andere wäre weniger authentisch gewesen.

Auf der anderen Seite bedient sie sich Formulierungen, die das Umfeld des Projektes bildhaft vor dem inneren Auge des Lesers auferstehen lassen. Die gekonnte Nutzung von Vergleichen und Adjektiven ohne sich in Details zu verlieren machen die Geschichte lebendig. Zitat S. 63 „Jetzt blätterte sein Innerstes ab wie die Konturen der Abziehbildchen nach dem Duschen.“

Auch die Veränderung der Persönlichkeiten stellt sie mithilfe toller Formulierungen dar, sodass beim Leser kein Zweifel bleibt, was sie sagen will. Sie schafft es auch dem Leser ein Gefühl zu vermitteln, was in den Figuren selbst vor sich geht und wie sie von ihrer Umwelt wahrgenommen werden. Ich mochte diese unterschiedlichen Blickwinkel sehr. Mal schaut man von innen nach außen und dann wieder von außen nach innen. So kann man das Verständnis oder auch Unverständnis der Charaktere für sich selbst und die Anderen besser verstehen.

Was mir am Ende aber doch fehlte:
Ich habe mich während des Lesens gefragt, worauf das Projekt „Staat X“ basierte, warum die Schüler es ins Leben gerufen haben. Leider wird der Vorlauf zu dem Projekt gar nicht erwähnt. Das ist ein bisschen schade, denn dann hätte man vielleicht auch verstanden, weshalb die Lehrer sich so völlig zurückgezogen haben, obwohl ja durchaus damit zu rechnen war, dass sich ein solches Projekt auch unangenehm verselbständigen kann.

Von Anfang an hegt Johanna eine tiefe Abneigung gegen Adrian. Warum das so ist, wird aber nicht erzählt. Da beide als Präsident des Staates kandidiert haben, wäre es vielleicht schon interessant gewesen zu wissen, woher dieser Konflikt rührt. Ganz offensichtlich hat Johanna viel Herzblut in das Projekt gesteckt, während Adrian eher Nutznießer ist. Weshalb hat er sich also überhaupt zur Präsidentenwahl gestellt?

Stephan, der ursprüngliche Polizeipräsident, hat Lara Insiderinformationen darüber zugespielt, warum er von seinem Amt zurück trat. Ich fand es ein bisschen schade, dass dies nur sehr kurz erwähnt wurde. Hier hätte ich mir mehr Aufklärung zu den politischen Machenschaften hinter den Kulissen gewünscht. Immerhin waren ihre Recherchen ja der Grund, warum Lara von den Polizisten angegriffen wurde.

Fazit:
Man muss dieses Buch sacken lassen! Ich war am Ende weit davon entfernt, irgendeinen der Schüler für sein Verhalten zu verurteilen, denn man muss sich zwingend die Frage stellen: „Was hätte ich vielleicht getan?“. Können wir uns zweifelsfrei davon distanzieren, in einem solchen Strudel der Macht zu eben diesen Mitteln zu greifen? Ich glaube nicht. Ein tolles Buch! Da ich am Ende aber doch zu viele Fragen hatte, gebe ich 4 Sterne.

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