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Veröffentlicht am 15.08.2024

Wie eine Reise zu sich selbst

Das größte Rätsel aller Zeiten
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Nach der Leseprobe hat mir besonders gefallen, dass die Geschichte auf 2 Zeitsträngen erzählt wird, die ganz offensichtlich irgendwann zusammentreffen müssen. Darüber hinaus wollte ich unbedingt herausfinden, ...

Nach der Leseprobe hat mir besonders gefallen, dass die Geschichte auf 2 Zeitsträngen erzählt wird, die ganz offensichtlich irgendwann zusammentreffen müssen. Darüber hinaus wollte ich unbedingt herausfinden, was es mit Pippa und Clayton auf sich hat.

Clayton wird im Klappentext als der älteste 25jährige beschrieben und diesen Eindruck hat man auch anfänglich von ihm. Er lebt in der Gemeinschaft der Rätselmacher, einer Gruppe älterer Menschen, deren Lebensinhalt es ist, Rätsel aller Art zu erschaffen. Er selbst ist zwar rätselaffin, er liebt Rätsel, aber erschaffen würde Clayton sie wohl nicht. Dennoch gehört er vom Anfang seines Lebens an zu dieser Gemeinschaft und fühlt sich dort auch wohl. Besonders hängt er an Pippa, die er als seine Mutter betrachtet, und Earl. Bis zu Pippas Tod hat Clayton sich nicht sonderlich dafür interessiert, wer seine richtigen Eltern sind, aber als er sich von Pippa verabschieden muss, drängt sich diese Frage plötzlich in den Vordergrund. Und Pippa bringt ihn dazu, sich auf eine Reise zu sich selbst zu begeben.

Anfänglich ist er nicht so sonderlich begeistert davon, aber je länger er auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit ist und dabei Menschen begegnet, die zunächst zwar Fremde für ihn sind, aber dennoch auch immer eine Verbindung zu ihm haben, desto mehr taut Clayton auf und will irgendwann das Rätsel um sich selbst lösen.

Clayton ist ein liebenswerter Mensch und ich kann ihn sehr gut verstehen, dass er das Geheimnis um seine Herkunft lüften möchte. Mir gefällt es besonders, dass er offen ist für Dinge, die ihm begegnen. Er bewertet nicht, sondern nimmt die Menschen, wie sie eben sind. Eine Charaktereigenschaft, die ich auch im wahren Leben sehr schätze.

Auf dem zweiten Handlungsstrang lernen wir Pippa kennen. Sie hat die Gemeinschaft der Rätselmacher überhaupt erst gegründet. Während man den Werdegang der Gemeinschaft mitverfolgen kann, lernt man die einzelnen Mitglieder besser kennen. Jedes einzelne hat ein Leben und eine Geschichte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das macht es für den Leser spannend, wie ich finde. Am Ende des Buches hat man einen guten Einblick in die Gemeinschaft gewonnen und kann sich vorstellen, wie die Menschen zusammenleben. Ich habe sie lieb gewonnen und fand es fast ein bisschen schade, Abschied zu nehmen.

Pippa ist die zentrale Figur in der Gemeinschaft. Sie hält sie zusammen, kümmert sich um alles und jeden. Es ist ihre Familie. Auch die Freundschaft zu Nancy ist tiefgehend. Hier gefällt mir besonders gut, dass beide Frauen sich in einer Zeit, in der das noch nicht so üblich war, in Männerdomänen behaupten und dabei sehr erfolgreich sind. Dennoch fehlt mir das letzte Quäntchen bei Pippa, um mich mit ihr identifizieren zu können. Es fällt mir schwer, durch ihre Augen zu sehen, obwohl ich viele ihrer Handlungsweisen durchaus nachvollziehen kann.

Insgesamt gefällt mir die Geschichte sehr gut. Einzig der Einstieg erschien mir etwas langatmig. Es dauerte mir etwas zu lange, bis Clayton auf seinem Abenteuer unterwegs war. Dennoch hat man während dieser Zeit schon einiges über die Gemeinschaft herausgefunden. Ebenfalls etwas sparsam erscheinen mir am Anfang die Dialoge. Ich mag Bücher, die von ihren Dialogen leben, das macht sie lebendig. Allerdings erzählt der Autor zumindest am Anfang mehr, als dass er seine Charaktere sprechen lässt. Das empfand ich beim Lesen bisweilen etwas anstrengend. Im weiteren Verlauf des Buches gibt sich das aber und dann wird die Geschichte auch lebendiger und schreitet flotter voran. Die Schreibweise als solches ist aber angenehm zu lesen.

Als wirklich positives Schmankerl habe ich die Rätsel im Buch empfunden. Wer möchte, kann mitraten und die Auflösung folgt natürlich auch. Da Rätsel der Mittelpunkt des Lebens in der Gemeinschaft sind, macht es für mich auch Sinn, von diesen nicht nur zu erzählen, sondern den Leser daran teilhaben zu lassen.

Fazit:
Das Buch in seiner Gesamtheit ist absolut lesenswert. Der Autor schafft es, dass man sich hin und wieder selbst die Frage stellt, was einen glücklich macht, oder was einem im Leben vielleicht fehlt, was man sich wünscht. Und während man Clayton begleitet, stellt man fest, dass es oft die kleinen Dinge sind. Mit Ausnahme der fehlenden Dialoge am Anfang ist auch der Schreibstil sehr eingängig und leicht. Von mir gibt es deshalb gute 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Eine Homage ans Lesen

Die magische Bibliothek der Buks 1: Das Verrückte Orakel
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Die Autoren Nina George und Jens J. Kramer erschaffen in diesem Kinderbuch eine Welt, die ziemlich grau und trist ist, eine Welt ohne Bücher und Träume. Bücher sind verboten und Träume unangemessenes Verhalten. ...

Die Autoren Nina George und Jens J. Kramer erschaffen in diesem Kinderbuch eine Welt, die ziemlich grau und trist ist, eine Welt ohne Bücher und Träume. Bücher sind verboten und Träume unangemessenes Verhalten. Stattdessen werden (vermeintliche) Fakten über diverse digitale Medien vermittelt und die Welt besteht aus Regeln, Manipulation und Angst. Eine Welt, die ich mir nicht vorstellen möchte.

Die Parallelwelt der Buks, verborgen in einer alten Villa, erscheint dagegen bunt und fantasiereich. Hier gibt es die Bücher, die “im Draußen” verboten sind. Aber die Bücher sind krank, sie bleichen aus und sind bald nicht mehr zu lesen. Das ist das Problem der Buks und niemand geringerer als Menschenkinder kann ihnen dabei helfen, die Bücher zu heilen.

Mir gefällt die Idee in diesem zauberhaften Buch wirklich sehr. Die reale Welt, wie wir sie kennen, wird dramatisiert und man fragt sich unweigerlich, ob diese Vorstellung wirklich so abwegig ist. Schlimm finde ich die Vorstellung der ständigen Kontrolle und der Manipulation durch das Ministerium. Parallelen zu heutigen Systemen sind hier durchaus erkennbar und das stimmt nachdenklich.

Die Beschreibung dessen, was mit den 4 Kindern - Finn, Nola, Mira und Thommy - passiert, als sie das erste Mal in ihrem Leben in einem Buch lesen, ist großartig. Jeder, der Bücher mag, wird hier vermutlich sagen: ja, das geht mir auch so. Allerdings ist die Welt der Buks und ihrer Bücher auch nicht ganz frei von Gefahren. Das jedoch muss jeder für sich herausfinden.

Die 4 Helden der Geschichte sind liebenswert und vor allem neugierig und mutig. Sie verbindet eine dicke Freundschaft, die es auch aushält, wenn mal nicht alles glatt läuft. Ich mochte sie von Anfang an. Einerseits erscheinen sie wie ganz normale Kinder, allerdings wird im Lauf der Geschichte auch klar, dass jedes für sich eine nützliche Fähigkeit hat, die letztlich ihre unterschiedlichen Charaktere erklärt. Geraldine ist ihr Gegenpart. Als Tochter der Ministerin folgt sie klaren Grundsätzen und hinterfragt diese niemals. Allerdings werden ihre Überzeugungen auch erschüttert, selbst wenn sie das noch nicht zulassen kann, weil sie einfach noch zu wenig weiß. In diesem ersten Band habe ich Geraldine als unerträglich wahrgenommen. Ihr höchstes Ziel ist es, andere anzuschwärzen. Dass hinter diesem Verhalten sehr viel mehr steckt, bemerkt man erst dann, wenn man sie etwas besser kennt.

Die Buks sind einfach nur liebenswert. Allein die Namensgebung ist so herrlich, dass ich bereits während der Leseprobe schmunzeln musste. Hier haben die Autoren wirklich gut gewählt. Besonders sind mir Queen Buk und Rebella Buk ans Herz gewachsen. Obwohl deutlich kleiner als die Kinder, hat Queen Buk eine Autorität, die niemand - weder Mensch noch Buk - anzweifeln würde. Und Rebella ist der Inbegriff dessen, womit sich wohl jedes Kind identifizieren kann. Immer etwas rebellisch, sie hinterfragt Dinge, die schon immer so waren.

Ebenfalls gut gewählt sind die Kinderromane, die die Buks den Kindern zum Lesen geben. Das ein oder andere Buch ist dem jungen Leser vielleicht bekannt, bei anderen macht dieses Buch Lust darauf, sie zu lesen.

Der Schreibstil der Autoren ist toll. Man kann gar nicht aufhören zu lesen. Der Spannungsbogen ist von Anfang an da und es gibt keine Längen. Man möchte einfach wissen, wie es weitergeht. Von daher ist der Cliffhanger am Ende des Buches auch wirklich gemein. Wer den ersten Teil kennt, will den zweiten ganz bestimmt lesen.

Die kleinen Illustrationen im Buch und die Bilder innen der Buchdeckel sind großartig. So kann man sich die Buks gut vorstellen. Und wer sie noch besser kennenlernen möchte, hat die Chance im Internet. Aus meiner Sicht steckt hier viel Liebe zum Detail drin, was ich sehr schätze.

Ob das Buch wirklich für die Leserschaft ab 10 geeignet ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich finde es für dieses Lesealter recht umfangreich und denke eher, dass Kinder ab 12 (oder echte Leseratten) die Zielgruppe sind. Formulierungen und Wortwahl traue ich allerdings auch 10jährigen zu.

Fazit:
Der hier vorliegende Auftakt in die Bücherwelt der Buks ist fantastisch. Es wird einerseits eine graue und triste Realwelt skizziert und andererseits eine bunte Parallelwelt, die tauglich für viele Abenteuer ist. Ich freue mich jetzt schon auf Band 2.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Eine gefühlvolle Geschichte mit Suchtpotenzial

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Erin räumt in ihrem Leben gehörig auf. Sie schmeißt ihren Job hin, in dem sie seit Jahren unglücklich ist, sie mistet ihr Zimmer aus und bringt Bücher, die sie seit Jahren nicht gelesen hat, in einen öffentlichen ...

Erin räumt in ihrem Leben gehörig auf. Sie schmeißt ihren Job hin, in dem sie seit Jahren unglücklich ist, sie mistet ihr Zimmer aus und bringt Bücher, die sie seit Jahren nicht gelesen hat, in einen öffentlichen Bücherschrank. Die logische Konsequenz wäre wohl jetzt, dass sie neu anfängt und die Vergangenheit hinter sich lässt. Aber es kommt alles ganz anders… und beginnt damit, dass sie bemerkt, dass sie eines ihrer Lieblingsbücher in den Bücherschrank gestellt hat.

Von Anfang an gefiel mir die Idee, dass sich zwei Menschen über Randnotizen in Büchern austauschen, sich ihre Gedanken mitteilen und die fiktiven Geschichten der Bücher mit eigenen Erfahrungen verbinden. Dabei werden Erin und James immer persönlicher, erzählen immer mehr über sich selbst und lösen damit beim Gegenüber mehr als nur Interesse aus.

Vielleicht gefällt mir diese Geschichte deshalb so gut, weil auch ich oft in Büchern etwas über mich herauszufinden versuche. In diesem Buch fällt es mir besonders leicht. Die Autorin greift viele Themen auf, die einem im wahren Leben tatsächlich begegnen können. Dazu gehören Konflikte mit den Eltern, Familie und wichtigen Menschen, Tod, Freundschaft, Liebe und noch so einiges mehr. Für mich ist das ein Grund, weshalb ich mich in diesem Buch von Anfang an wirklich wohl gefühlt habe und mit den Charakteren mitfühlen konnte.

Erin und James sind zwei Charaktere, die mir ausgesprochen authentisch erscheinen und sofort ans Herz gewachsen sind.. Beide haben ein nicht gerade einfaches Leben. Während James sich einer bipolaren Mutter gegenübersieht und sich von dieser und auch seinem Bruder stets verlassen fühlt, muss Erin mit der Trauer über den Tod ihrer besten Freundin Bonnie klarkommen. Die Autorin schreibt kapitelweise aus Erins und aus James’ Sicht und bedient sich hier der ich-Form. Diese Art zu erzählen gefällt mir besonders gut, weil es sich anfühlt, als würde der Charakter selbst einem seine Geschichte erzählen, so als würde man einem Freund zuhören. Ich hatte stets das Gefühl, durch Erins und James’ Augen zu sehen und ihre Geschichten zu erleben.

Die Auswahl der Bücher, die die Autorin wählt, um ihre Protagonisten sie lesen zu lassen, gefällt mir ausgesprochen gut. Nicht zuletzt deshalb, weil sie auch den Inhalt, auf den sie abhebt, einfließen lässt. Selbst wenn man die Klassiker nicht kennt, wird dem Leser klar, warum dieses Buch so perfekt passt. Es wird ersichtlich, dass Bücher einen großen Einfluss auf die eigene Gedanken- und Gefühlswelt haben können, gerade wenn man sie mit einem anderen Menschen teilt.

Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar leicht zu lesen. Man fliegt nur so durch die Seiten. Und auch wenn es hier viel um Liebe und Gefühle geht, ist die Geschichte keinesfalls kitschig. Sie ist vielmehr berührend und stimmt an mancher Stelle nachdenklich, wirft die Frage auf: Wie würde ich an dieser Stelle reagieren? Viele Missverständnisse entstehen dadurch, dass einer nicht bereit ist, dem anderen zuzuhören und somit passt das Buch perfekt in die heutige Zeit, die viel zu schnell geworden ist, um noch wirklich zuzuhören.

Fazit:
Mit ihrem Debütroman legt die Autorin sich ihre Messlatte sehr hoch, denke ich. Er hat alles, was eine guter (Liebes-)Roman braucht. Gefühle, Konflikte, Situationen, mit denen sich viele Menschen identifizieren können und das alles, ohne zu sehr zu übertreiben. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es beinahe in einem Rutsch durchgelesen.

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Veröffentlicht am 14.06.2024

Eine Geschichte über Neuanfang und Hoffnungen

Die Bahnhofsmission
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Mit diesem Buch legt die Autorin den zweiten Teil ihrer Bahnhofsmission-Dilogie vor. Es ist sicherlich einfacher, den ersten Teil zuvor gelesen zu haben, aber es ist auch kein Problem, den zweiten vor ...

Mit diesem Buch legt die Autorin den zweiten Teil ihrer Bahnhofsmission-Dilogie vor. Es ist sicherlich einfacher, den ersten Teil zuvor gelesen zu haben, aber es ist auch kein Problem, den zweiten vor dem ersten Teil zu lesen. Da zwischen beiden Bänden ein riesiger Zeitsprung liegt, steht der zweite Teil quasi als alleiniges Werk. Darüber hinaus bindet die Autorin viele Rückblenden ein, sodass die Geschichte der Figuren aus dem ersten Teil zumindest in Ansätzen dargelegt wird und die zweite Geschichte so verständlich bleibt.

Die Geschichte um den Wiederaufbau der Bahnhofsmission nach dem 2. Weltkrieg beinhaltet viele unterschiedliche Handlungsstränge, die am Ende zwar alle aufgelöst werden, aus meiner Sicht aber hin und wieder etwas wenig Raum bekommen. So hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte um den Arzt der Mission etwas ausführlicher erzählt worden wäre oder auch die Geschichte um Nr. 15. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sich die Autorin eher konstruierter Zufälle bedient, als die Geschichten ganz zu erzählen. Ich gehe davon aus, dass die historischen Hintergründe sauber recherchiert sind, aber zu wenig vom Material Eingang in das Buch erhalten hat. Das ist etwas bedauerlich, macht die Geschichte aber nicht weniger lesenswert. Eventuell hätte hier ein Nachwort noch etwas Aufklärung schaffen können.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Alice. Sie ist eine starke Frau, die den Krieg überlebt hat und während des Krieges als Hilfskrankenschwester arbeitete. Bereits am Beginn des Buches wird klar, dass Alice eine Frau ist, die resolut ihrer Überzeugung folgt und nicht danach fragt, ob es den anderen Menschen immer passt, was sie entscheidet. Zudem ist sie überaus hilfsbereit und verurteilt Menschen nicht. Insbesondere letzteres ist eine Eigenschaft, die mir an diesem Charakter sehr gefällt.
Der Leser erfährt, dass Alice früher bereits in der Bahnhofsmission arbeitete und diese nun - nach dem Krieg - wieder aufbauen will. Dabei begegnen ihr viele Schwierigkeiten, denen sie sich mit Hilfe ihrer damaligen Mitstreiterinnen und Oberst Wolkow entgegenstellt. Außerdem muss Alice einige Entscheidungen treffen, die den Leser zu der Frage bringen: Wie hätte ich gehandelt?

Alice’ Freundin Natalie taucht zusammen mit ihrer Tochter Claire wieder auf. Zunächst ist die Begegnung etwas kühl, aber im Laufe der Geschichte nähern sich die beiden Frauen wieder an. Natalie hat ihre Geschichte im Gepäck, die in diesem Teil recht kurz dargestellt wird, weil sie bereits im ersten Band erzählt wurde. Aber auch ohne dessen Kenntnis kann man die Verbindung der beiden Frauen gut verstehen. In diesem Zusammenhang macht die Autorin deutlich, wie zerrissen Alice hin und wieder in ihrer Gefühlswelt ist. Eigentlich würde sie gern, kann dann aber doch nicht. So ähnlich ergeht es ihr auch mit Oberst Wolkow, dem Alice sehr zugetan ist.

In Claire trifft man eine junge Frau, die Deutschland weder vor noch während des Krieges kennenlernte. Sie hat eine gewisse Abneigung gegen dieses Land, wie sie aus meiner Sicht nachvollziehbar ist. Außerdem ahnt sie, dass sie nicht alles über die Vergangenheit ihrer Mutter weiß. Claire habe ich als impulsiven Charakter kennengelernt. Ich mag sie im Grunde, aber ihre Verhaltensweisen wollen manchmal nicht zum Alter der Figur passen. Deshalb wirkt Claire oftmals deutlich jünger, als sie wirklich ist.

Alles in allem sind die Charaktere gut gewählt. Hin und wieder hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht. Mir fehlte das letzte Tröpfchen, um das Gefühl zu haben, durch die Augen der Charaktere auf die Geschichte zu schauen. Dennoch wirken die Figuren authentisch. Insbesondere einigen der Nebenfiguren verleiht die Autorin durch den Berliner Dialekt Authentizität. Das hat mich sehr gefreut und oftmals musste ich schmunzeln.

Das zerstörte Berlin und die Bahnhofsmission stellt die Autorin sehr bildhaft dar. Sie nutzt dabei u.a. schöne Metaphern, die die Bilder unterstreichen. Man kann sich alles gut vorstellen. Die Autorin beschreibt aus meiner Sicht sehr gut und schafft es auch, die emotionalen Momente in den Ruinen einzufangen, die den Leser dann zwangsläufig berühren.

Überhaupt ist der Schreibstil der Autorin leicht und eingänglich. Der Spannungsbogen bleibt stets gewahrt und es gibt keine Längen in der Geschichte. Es ist ein Auf und Ab zwischen Hoffnung und Verzweiflung, was aus meiner Sicht sehr gut in die Zeit passt, in der die Geschichte spielt. Auch erzählt die Autorin viel über die zwischenmenschliche Komponente zwischen Vertrauen wollen und Zweifel haben. Es ist schwer, in ehemaligen Feinden plötzlich Freunde zu sehen und genau das transportiert die Autorin sehr gut.

Fazit:
Mir hat das Buch gut gefallen. Auch wenn es den Charakteren bisweilen etwas an Tiefgang fehlt und die einzelnen Schicksale und Geschichten hin und wieder wie nicht zu Ende erzählt wirken und es den einen oder anderen konstruierten Zufall gibt, lohnt es sich, das Buch zu lesen.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Ein Buch zum immer wieder darin lesen

Einfach gesund schlafen
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Die Erkenntnis, dass die Menschen in der Zivilisation nicht mehr zu den besten Schläfern gehören, ist nicht neu. Burn-out, Stress, Depressionen, elektromagnetische Strahlung usw. führen nur allzu schnell ...

Die Erkenntnis, dass die Menschen in der Zivilisation nicht mehr zu den besten Schläfern gehören, ist nicht neu. Burn-out, Stress, Depressionen, elektromagnetische Strahlung usw. führen nur allzu schnell zu mangelhaftem Schlaf. Bei mir selbst habe ich dies auch beobachtet. Es gibt Tage, da schlafe ich nach meinen Aufzeichnungen besser und an anderen überhaupt nicht gut - und das, obwohl ich vermeintlich nicht viel anders gemacht habe.

Ich wollte also herausfinden, was ich tun kann, um zu einem gleichmäßig guten Schlaf zu kommen. Das vorliegende Buch kann dabei helfen, sich bewusst zu machen, an welchen Stellen man etwas verändern kann, um einen besseren Schlaf zu erzielen. Dabei beleuchtet der Autor sowohl die Veränderungen im Schlafumfeld (Bett, Schlafraum) als auch die körperlichen Veränderungen (Ernährung, Sport, Erdung) und deren Zusammenspiel. Ich glaube zwar nicht, dass es im normalen städtischen Umfeld möglich ist, zu einem echten Superschläfer zu werden, aber auf jeden Fall ist es möglich, seinen Schlaf deutlich zu verbessern.

Der Autor erklärt das große Feld des Schlafes in kurzen Kapiteln, in einer leicht zu verstehen Sprache (keine unerklärten Fachbegriffe, keine medizinische Sprache) und verliert sich dabei nicht in zu vielen Details. Mit manchen Themen muss man sich vielleicht außerhalb des Buches intensiver befassen, wenn man mehr wissen möchte, aber im Großen und Ganzen empfinde ich die Erklärungen als sehr verständlich.

Natürlich ist nicht alles, was erklärt wird, fundamental neu, aber mir hat das Buch viele Anreize gegeben, etwas zu verändern, etwas verändern zu können. Insbesondere die Zusammenhänge innerhalb der Schlaflandschaft sind interessant. Auch hier kann ich nur wieder sagen, es dürfte kaum möglich sein ALLES umzusetzen, aber es gibt auch viele Punkte, die mit vergleichsweise wenig finanziellem und zeitlichem Aufwand umsetzbar sind.

Fazit:
Bei diesem Buch handelt es sich keinesfalls um ein Buch, das man einmal liest und dann wird es schon klappen mit dem Schlaf, sondern vielmehr ist es ein Buch, mit dem sich arbeiten lässt. Es ist ein Buch, dessen Inhalt man sich zunächst einmal erlesen muss und später sollte es immer wieder als Nachschlagewerk dienen. Auch sollte man keine Wunder erwarten, dass von heute auf morgen der eigene Schlaf besser wird, aber wer mit den Anregungen arbeitet und wirklich etwas verändert, wird sicher Erfolge erzielen. Für mich gehört dieses Buch zu jenen, die ich öfter in der Hand haben werden.

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