Spannend bis zur letzten Seite
Der zweite VerdächtigeDa dieses Buch mein erstes des Autorenduos ist, hatte ich keine Vorstellung, was mich erwartet. Dass ich so gut in die Geschichte hinein gekommen bin, freut mich daher sehr.
In einem Berliner Schwulenclub ...
Da dieses Buch mein erstes des Autorenduos ist, hatte ich keine Vorstellung, was mich erwartet. Dass ich so gut in die Geschichte hinein gekommen bin, freut mich daher sehr.
In einem Berliner Schwulenclub wird eine Leiche mit heruntergelassener Hose gefunden. Es gibt zunächst überhaupt keinen Anhaltspunkt, woran der Tote gestorben sein könnte, und dennoch steht für Kommissar Berger von Anfang an fest, dass nur Jan Staiger dahinterstecken könnte. Nachdem eine zweite Leiche gefunden wird, verhärten sich die Indizien und trotzdem scheint irgendwie etwas nicht stimmig zu sein.
Kommissar Berger war mir auf Anhieb unsympathisch. So ganz genau hätte ich zunächst nicht sagen können, woran das gelegen hat, aber im Laufe der Zeit wurde es mir klar. Er ist ein Charakter, für den nur sein Ziel gilt - unabhängig davon, ob es vielleicht noch andere Möglichkeiten gibt oder nicht. Und sein Ziel ist es, Jan Staiger in den Knast zu bringen. Sein Motiv? Rein persönlicher Natur. Und genau das ist der Grund, warum ich ihn nicht mochte; er war überhaupt nicht objektiv. Aber der Charakter ist gut ausgearbeitet, sodass man nach und nach vielleicht sogar so etwas wie Verständnis für sein Motiv aufbringen kann.
Rocco ist ein Anwalt mit Haut und Haaren. Er ist wirklich auf der Suche nach der Wahrheit und er bohrt solange, bis er sie gefunden hat. Das macht ihn zu einem sympathischen Charakter. Obwohl ich noch keines der Vorgängerbücher gelesen habe, hatte ich eine gute Vorstellung von seiner Person, von seinem Privatleben und von seiner Beziehung zu Tobi, seinem besten Freund. Beide gemeinsam verstehen es in brillanter Form, ihre Kontakte anzuzapfen, um an die nötigen Informationen heranzukommen. Besonders gefällt mir dabei Roccos Hartnäckigkeit.
Auch Justus Jarmer, der im Grunde nur eine untergeordnete Rolle spielt, erscheint mir als ein Charakter, der für alle Seiten offen ist. Eigentlich sollte er als Rechtsmediziner auf Seiten der Justiz stehen, aber wenn Rocco die richtigen Fragen stellt, ist er auch ihm gegenüber durchaus zur Informationsweitergabe bereit. Überdies verbindet die beiden der ganz persönliche Respekt voreinander, was mir wirklich gut gefällt.
Es handelt sich bei allen 3 Figuren - Rocco, Jarmer und Tobi - nicht um überzeichnete Charaktere, sondern um 3 Männer, die überaus glaubwürdig herüberkommen. Sie haben ihre Zweifel, ihre Probleme und ein Privatleben!
Der Fall selbst mag nicht überdurchschnittlich spektakulär sein, macht aber Spaß und durch eine falsche Fährte, die sich bis zum Schluss durch das ganze Buch zieht, hat er einen hohen Spannungsbogen. Überdies wird durch die Figur klar, wie einfach es heutzutage ist, die Öffentlichkeit zu beeinflussen und deren Reaktionen zu erzeugen. Ein Punkt, der zum Nachdenken anregt.
Der Schreibstil der Autoren gefällt mir sehr gut. Man weiß stets, in welchem zeitlichen Rahmen und an welchen Orten man sich gerade befindet, da jedes Kapitel konsequent mit Datum, Uhrzeit und Ort überschrieben ist. Das macht die Orientierung leicht. Das Buch lässt sich wunderbar leicht lesen und man fällt von der ersten Seite an direkt in die Geschichte hinein. Es braucht keine lange Aufwärmphase, sondern es geht direkt los.
Da sich die Verhaltensweisen vor Gericht etwas anders darstellen, als man es aus amerikanischen Krimiserien oder -filmen gewohnt ist, habe ich mal nachgefragt, ob es in deutschen Gerichten tatsächlich so abläuft, wie es hier beschrieben wird. Und ja, es wurde mir so bestätigt. Ein Aspekt, den ich sehr schätze und das Buch für mich noch authentischer macht, als es durch die Schreibweise ohnehin schon ist. Man hat tatsächlich nie einen wirklichen Zweifel daran, ob die handelnden Figuren auch im wahren Leben so handeln könnten. Ich konnte es gut so annehmen.
Fazit:
Ein guter Fall, mit einer richtig fiesen falschen Spur. Die Charaktere sind glaubwürdig und selbst der unsympathische Berger ist perfekt geschrieben. Der Roman ist in sich abgeschlossen und kann ohne die Kenntnis der Vorgänger gut gelesen werden. Die Handlungsweisen sind nachvollziehbar und authentisch. Von mir gibt es deshalb ein klares 5/5 Sternen.