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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2020

Ein Humor, der offensichtlich spaltet

Die Känguru-Chroniken (Die Känguru-Werke 1)
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Plötzlich steht ein kommunistisches Känguru vor Marc-Uwes Tür und stellt sein Leben von da an auf den Kopf. Es ist sein eigener Herr und führt mit ihm wortgewandte Diskussionen über Themen von Politik ...

Plötzlich steht ein kommunistisches Känguru vor Marc-Uwes Tür und stellt sein Leben von da an auf den Kopf. Es ist sein eigener Herr und führt mit ihm wortgewandte Diskussionen über Themen von Politik bis zu Schnapspralinen.

Zugegebenermaßen war es nicht mein Fall. Vielleicht hatte ich auch zu hohe Ansprüche an das Buch oder es trifft einfach nicht meinen Humor, aber wirklich gelacht habe ich bei dem Buch nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass ich mich an den absurden Gedanken eines sprechenden, kommunistischen Kängurus gewöhnen musste. Die Dialoge gingen mir manchmal etwas zu schnell, trotzdem habe ich an dem Schreibstil nichts auszusetzen. Die Kapitel sind sehr kurz, sodass sich das Buch leicht lesen lässt und sehr viele verschiedene Themen aufgegriffen werden können. Andererseits ist es schade, dass die Themen nie wieder aufgegriffen werden und mehr oder weniger ohne roten Faden aneinandergereiht sind.
Ich für meinen Fall würde es als leichtes Vergnügen beschreiben. Sicher konnte ich an der ein oder anderen Stelle mal schmunzeln, aber ein wirklicher Lacher war nicht für mich dabei, sodass ich nach der Hälfte abgebrochen habe. Ich denke, dass Buch hat viel Potenzial und gefällt ja auch sehr vielen, doch offensichtlich hat es meinen Humor schlicht nicht getroffen. Trotzdem haben mir manche sprachlichen Kniffe, wie der Wechsel der Erzählperspektive oder des Erzähltempus ganz gut gefallen, es hatte etwas nie dagewesenes und gehörte zu den Stellen, an denen ich durchaus mal schmunzeln konnte.

Jedoch habe ich dem Buch eine zweite Chance gegeben und kann nun sagen, dass ich die Reihe liebe. Sicherlich eine interessante Wendung, aber hat man sich an den grotesken Gedanken des Kängurus gewöhnt, kann man es eigentlich nur lesen. Natürlich sind einige Ansichten und Themen etwas fragwürdig, aber genau das macht den besonderen Reiz dieses Buches aus. Es übertrifft an Unkonventionalität und Absurdität jedes andere Buch, was ich jemals gelesen habe. Hat man sich einmal in der Welt eingefunden, will man sie nicht mehr verlassen. Und auch Lachen kann man dann deutlich mehr. Also falls es dir so wie mir geht und du dem Buch zunächst nicht viel abgewinnen kannst: Gib dem Buch nochmal eine Chance. Es ist es wert, zweimal gelesen und dann geliebt zu werden!

Veröffentlicht am 05.01.2020

Besser als Teil 1!

Sinking Ships
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Die Flechter-University-Reihe ist eine Buchreihe, auf die ich schon lange hingefiebert hatte. Dadurch, dass ich Tami Fischer schon lange auf YouTube und Instagram verfolge, war ich sehr gespannt auf ihre ...

Die Flechter-University-Reihe ist eine Buchreihe, auf die ich schon lange hingefiebert hatte. Dadurch, dass ich Tami Fischer schon lange auf YouTube und Instagram verfolge, war ich sehr gespannt auf ihre Bücher. Burning Bridges war ein schöner Auftakt, konnte mich aber nicht vollends fesseln und überzeugen. Sinking Ships hingegen schon- ich habe dieses Buch wirklich sehr geliebt und geradezu verschlungen, da es mich so gefesselt hat.

Einerseits waren mir die Charaktere in diesem Teil unfassbar sympatisch. Mitch ist mir bereits in Burning Bridges positiv aufgefallen und ich hatte deshalb sehr gespannt auf seinen Teil gewartet- und wurde nicht enttäuscht. Mitchell ist wirklich ein absolut perfekter Goodguy. Er ist herzlich und aufrichtig, geduldig, hat Witz, ist zielstrebig, sieht in meiner Vorstellung wirklich gut aus und ist einfach einen Mensch, den man gerne haben muss. Sehr sympatisch fand ich auch, dass er Marvelfan ist. Es hat ihm Authentizität verliehen und knüpfte an Themen an, die den Leser vielleicht auch bewegen.
Carla ist das perfekte Gegenstück zu ihm. Die Analogie, die beiden seien wie Feuer und Wasser, könnte die beiden und das ganze Buch einfach nicht besser beschreiben. Denn während Mitch Schwimmer und ein insgesamt sehr ausgeglichener, ruhiger Charakter war, ist Carla feurig, temperamentvoll- und hat Angst vor Wasser. Sie hat mich wirklich in ihrer Charakterentwicklung positiv überrascht. Denn wenn sie auch nach außen unnahbar und unfreundlich wird, so merkt man während der Geschichte, dass sich hinterer ihrer rauen Schale so viel mehr verbirgt als nur ein weicher Kern.
Ebenso löblich fand ich den zeitlichen Verlauf. Es ging mir nicht zu schnell, sondern die Beziehung zwischen den beiden hat sich gleichmäßig und realistisch entwickelt ohne große Zeitsprünge. Lediglich das Ende ging mir dann etwas zu schnell und war mir etwas zu vorhersehbar. Jedoch kann ich an dieser Stelle ein Auge zudrücken, da es New Adult und das Ende meistens absehbar ist. Und dass es mir zu schnell ging kann auch daran liegen, dass ich die beiden einfach so sehr ins Herz geschlossen habe, dass ich sie einfach nicht wieder gehen lassen wollte.

Des Weiteren konnte mich die Thematik des Buches sehr überzeugen. Tami Fischer schreibt in ihren Büchern über Themen, die nicht so unglaublich spezifisch für New Adult sind. Wenn sich in anderen Büchern dieses Genres immer wieder die gleichen Klischees an Themen finden, so schafft sie es, über etwas anderes zu sprechen und zu schreiben. Das Thema Wasserangst und Angstbewältigung hat mir unglaublich gut gefallen. Es hat mich gefesselt, ich konnte dieses Buch einfach nie aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen musste, wie es weiter geht. Die Gefühle waren authentisch und realistisch geschildert, sodass die Emotionen greifbar und die Charaktere echt wirkten.

Alles in einem ein Buch, dass mich positiv überrascht und sehr begeistert hat. Die Charaktere waren authenitsch und haben sich wunderbar ergänzt, das Thema war unkonventioneller und spannend, sodass dieses Buch ein absoluter Pageturner wurde. Große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 05.01.2020

Ein Buch für Fans, die einen ungeschönten Blick wünschen

Willkommen Realität
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Die Lochis, das sind Heiko und Roman Lochmann. Nach großer medialer Aufmerksamkeit, die sich von SocialMedia bald auch auf das Fernsehen ausgeweitet hat, schließen die Zwillinge offiziell das Kapitel als ...

Die Lochis, das sind Heiko und Roman Lochmann. Nach großer medialer Aufmerksamkeit, die sich von SocialMedia bald auch auf das Fernsehen ausgeweitet hat, schließen die Zwillinge offiziell das Kapitel als "Die Lochis". Nach der großen Abschiedstour, bei der ich selbst auf dem allerletzten Konzert war, folgt nun die Autobiographie. Sie wird angepriesen als schonungslos ehrlich, pikant und als ein Einblick in bisher unbekannte Kapitel vom Leben der Zwillinge. Und genau das erwartet den Leser auch, jedoch sollte er dabei keine literarische und sprachlich höchstgradig raffinierte Abhandlung erwarten.

Dieses Buch ist wirklich etwas für Fans, für Menschen, die mehr über Heiko und Roman Lochmann erfahren möchten. Ich selbst habe aus diesem Grunde zu dem Buch gegriffen, da ich mich in letzter Zeit mehr mit der Musik der beiden auseinandergesetzt habe. Jedoch habe ich mich weniger mit dem Leben der beiden befasst, sodass ich nun einige Hintergrundgeschichten zu der Musik kenne. Ich muss sagen, dass ich es über das Buch hinweg gelernt habe, die beiden für ihre Karriere in diesem Alter zu bewundern. Die beiden sprechen in ihrem Buch offen über Fehler und Probleme, aber eben auch über Erfolge, Meilensteine und Entwicklungen. Es ist durchaus interessant zu verfolgen, wie die beiden sukzessive auf der Karriereleiter nach oben geklettert sind, dabei aber auch den ein oder anderen Rückschlag erleben musste. Neben den beruflichen Entwicklungen werden aber auch privatere Themen angesprochen- das erste Mal, Alkohol, Rauchen und andere Jugendsünden. Es ist amüsant und schnell zu lesen. Ich bin kein Mensch, der häufig Autobiographien liest, weswegen es für mich schwer einzuordnen ist, wie andere Biographien sind.

Meiner Meinung nach war es sehr addressatenorientiert, was sicherlich angebracht war. Die Fans von "den Lochis" sind größtenteils jünger, und in diesem Fall finde ich das Buch gelungen. Die Sprache ist einfach und schlicht gehalten und sehr umgangssprachlich. Es sorgt für eine hohe Authentizität, gleichzeitig hat es mich aber manchmal gestört, da ich einfach Texte gewöhnt bin, die weniger umgangssprachlich sind. So jedoch spricht es die breite Masse an, es gibt keine Verständnisprobleme. Gut fand ich, dass nicht nur die beiden gesprochen haben. Die Texte haben sich abgewechselt- mal gab es Interviews von Personen aus ihrem Umfeld und wie sie den jeweiligen Abschnitt aus dem Leben von Heiko und Roman beurteilen und wie sie es als außenstehende Betrachter erlebt haben. Zwischendurch gibt es aber auch immer wieder Unterhaltungen zwischen Roman und Heiko, in denen sie auch über einen Lebensabschnitt oder ein gewisses Thema diskutieren. Den Humor in diesem Abschnitten fand ich manchmal etwas gezwungen, aber die beiden leben besonders von ihrer Art und Weise, etwas zu präsentieren und zu performen, was in einem Buch natürlich wegfällt.
Alles ist mit vielen Bildern untermauert. Gefühlt die Hälfte des Buches besteht aus Bildern, was das ganze auflockert. Man erhält dadurch Einblicke in alte Zeiten, Jugendfotos, oder schwelgt in neueren Erinnerungen, beispielsweise in Form von Fotos aus der aktuellen Tour.

Alles in einem stehe ich dem Buch relativ neutral gegenüber. Es war leicht zu lesen, sicherlich immer mal wieder interessant und spannend, mehr über die beiden zu lesen. Wenn man aber schon länger dabei ist, waren allzuviele Informationen nicht mehr neu für einen, selbst wenn man sich wie ich größtenteils nur mit der Musik der beiden beschäftigt hat. Ich kann die beiden für ihre Erfolge in ihren jungen Jahren nur bewundern und denke, dass das Buch für einen Fan sicher ein Objekt ist, dass man erwerben kann- man muss es aber nicht unbedingt.

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Veröffentlicht am 27.10.2019

Spannend und gut durchdacht mit einem unerwartetem Ende

Two can keep a secret
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Karen M. McMagnus' Debütroman "One of us is lying" konnte mich damals absolut überzeugen, wenn ich auch das Ende sehr enttäuschend fand. Dementsprechend hoch lag die Messlatte, die es mit ihrem zweiten ...

Karen M. McMagnus' Debütroman "One of us is lying" konnte mich damals absolut überzeugen, wenn ich auch das Ende sehr enttäuschend fand. Dementsprechend hoch lag die Messlatte, die es mit ihrem zweiten Buch "Two can keep a secret" zu übertreffen galt. Und meiner Meinung nach hat sie den fulminanten Auftakt nochmal getoppt, denn das Buch hatte alles, was ich brauche- Spannung und Nervenkitzel bis zur letzten Seite, vielschichtige Charaktere und eine gut durchdachte Geschichte.



Inhalt:

Eigentlich wirkt Echo Ridge wie eine pittoreske Kleinstadt, doch der Schein trügt. Denn seit Jahren verschwinden immer wieder junge Mädchen und werden auf grausame Weise tot aufgefunden. Auch als die Zwillinge Ellery und Ezra in die Stadt kommen, die auf diese tragische Art und Weise ihre Tante vor einiger Zeit verloren haben, machen erneut Drohungen die Runde und versetzten die Stadt ein weiteres mal in Angst und Schrecken....



Meinung:

Das Buch konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Angefangen beim Schreibstil der Autorin, den ich schon in ihrem Debütroman lieben gelernt habe. Ich hing förmlich an ihren Lippen und konnte das Buch zu keiner Zeit aus der Hand legen, da ich einfach immer wissen wollte, wie es weitergeht. Tagelang habe ich mir die Nächte um die Ohren geschlagen, da ich nicht schlafen konnte, ohne zu wissen, was unmittelbar danach geschehen ist. Die wechselnden Perspektiven kreieren mehr Spannung und Authentizität, die Gefühlswelt der verschiedenen Charaktere wurde dadurch lebendiger. Die Sicht auf die Dinge war dadurch immer etwas eingeschränkt, sodass man sich manchmal nach einem Wechsel zur anderen Person sehnte, die in diesem Moment eventuell mehr wusste. Gleichzeitig bekam man so tiefe Einblicke in verschiedene Charaktere und deren Umfeld und konnte sich ein umfassendes Bild machen. Immer wieder suchte man nach einem neuen Puzzleteil, um das Rätsel aufzuklären.

Am Ende wurde ich aber komplett überrascht. In ihrem ersten Buch hat mich das Ende wie gesagt enttäuscht, da es meiner Meinung nach viel zu naheliegend und unaufregend war. In diesem Fall jedoch konnte mich die Enthüllung am Ende komplett schocken. Im Laufe des Buches wurde ich immer misstrauischer, habe in jedem das Böse gesehen, denn jeder hat sich in irgendeiner Weise verdächtig verhalten. Doch dieses Ende hatte ich überhaupt nicht erwartet- umso überraschter war ich. Die Geschichte war komplett plausibel, vielleicht etwas weit hergeholt, aber in sich schlüssig.

Manchmal war ich jedoch etwas verwirrt. Es gab sehr viele Personen, die alle in irgendeiner Weise miteinander zusammenhingen. Diese ganzen Figurenkonstellationen haben mich zwischenzeitlich etwas überfordert, da ich nicht ganz folgen konnte und teilweise nicht mehr richtig wusste, wer jetzt nochmal genau wer war. Aber genau das war gleichzeitig der Reiz des Buches- das Gefühl, in jedem das Böse zu sehen, jeder könnte der Verdächtige sein, jeder hat ein Motiv. Umso schneller wollte ich lesen, um hinter das Geheimnis zu kommen.

Die Protagonisten Ellery und Malcolm, aus deren Sicht das Buch abwechselnd erzählt wird, waren mir unglaublich sympathisch und ich konnte mich mit ihnen identifizieren. Auch Ellerys Zwillingsbruder Ezra und ihre gemeinsame Freundin Mia hatten Charakter und Humor, behielten einen kühlen Kopf und waren mir sehr sympathisch. Insgesamt fand ich die Charaktere im Buch gut durchdacht, sie waren anschaulich beschrieben und dadurch sehr lebendig.



Insgesamt konnte mich das Buch vollkommen überzeugen. Die Story war gut durchdacht, die Charaktere facettenreich und fein ausgearbeitet. Stellenweise waren es mir zu viele Figurenkonstellationen, trotz allem hat mich das Buch bis zur letzten Seite gefesselt und in seinen Bann gezogen.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Fein ausgearbeitete Charaktere, unkonventionelle Methoden und einfach absolut packend!

Neun Fremde
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Zugegeben, anfangs hat mich die Dicke dieses Buches wirklich erschlagen. Der Klappentext hatte mein Interesse geweckt und ich brannte darauf, mehr über die neun Fremden, die in dem Wellness Resort "Tranquillum ...

Zugegeben, anfangs hat mich die Dicke dieses Buches wirklich erschlagen. Der Klappentext hatte mein Interesse geweckt und ich brannte darauf, mehr über die neun Fremden, die in dem Wellness Resort "Tranquillum House" zusammenkommen, zu erfahren. Ich habe interessante Lebensgeschichten und vielfältige Charaktere erwartet- und meine Erwartungen wurden definitiv erfüllt, wenn nicht sogar noch übertroffen.



Inhalt:

Frances, Tony, Napoleon, Heather, Zoe, Lars, Jessica und Ben- Neun Fremde, neun Lebensgeschichten. Neun Menschen, die tagtäglich einen ganzen Rucksack an Problemen, Sorgen, Vorwürfen und Nöten mich sich herumschleppen. Neun Fremde, deren Leben letztlich nichts miteinander zu tun haben, deren Wege sich jedoch im Wellness Resort "Tranquillum House" kreuzen. Das Resort wirbt mit einer transformativen Erfahrung, die das komplette Leben verändert und nach dessen Besuch nichts mehr so sein soll, wie es vorher war. Doch die Methoden und Ansätze sind sehr unkonventionell...





Meinung:

Zwar soll man ein Buch nicht nach seinem Cover bewerten, doch in diesem Falle komme ich nicht umhin, da das Cover so unglaublich gut zu dem Inhalt, der sich dahinter verbirgt, passt. Sind die neun Liegen auf dem Buchdeckel noch leer, so werden sie im Laufe des Buches mit neun vielschichtigen und facettenreichen Charakteren gefüllt. Genau darauf hatte ich mich gefreut, als ich das Buch begonnen habe, und genau das hat mir am Ende an diesem Buch auch am Besten gefallen. Die neun Lebensgeschichten und Gefühlswelten der Gäste von "Tranquillum House" sind absolut fein und überzeugend ausgearbeitet. Immer wieder kamen neue Puzzleteile ihrer persönlichen Geschichten ans Tageslicht, wodurch nach und nach ein genaues Bild entstand und das Verhalten und die Gefühlswelten der neun Personen erklärte und lebendig machte.

Die Lebensgeschichten sind insgesamt sehr abwechslungsreich und alle auf ihre Art und Weise tiefgängig. Sie spielen mit Vorurteilen und Gedanken der Gesellschaft, widerlegen diese aber oft und machen abstrakte und tabuisierte Themen greifbarer und lebendiger. Einige der Konflikte, mit denen die neun Personen tagtäglich konfrontiert werden, sind allgemein bekannt und treffen auf viele zu, andere hingegen sind konkreter und ungewöhnlicher. Trotz allem wirkten alle Geschichten und Geschehnisse der Vergangenheit realistisch und gut recherchiert, alles war schlüssig und verständlich.

Die Methoden des Wellnessresorts sind, wie angekündigt, sehr unkonventionell. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, um keine Handlung vorweg zu nehmen, doch ich habe definitiv etwas anderes erwartet. Doch auch diese Wendung hat Einblicke in eine mir vollkommen fremde Welt eröffnet. Über die Glaubwürdigkeit dieser Methoden und den Wahrheitsgehalt lässt sich an dieser Stelle streiten, mich hat es definitiv schockiert und an dieser Stelle hoffe ich sehr, dass alles rein fiktiv ist. Es wirkte insgesamt sehr augenöffnend im Bezug auf neuartige, sogenannte "Wellnessmethoden", manchmal aber auch etwas an den Haaren herbeigezogen. Es war spannend zu lesen, keine Frage, doch ab einem gewissen Punkt wurde es stellenweise etwas unglaubwürdig- was dem Unterhaltungsfaktor des Buches trotzdem keinen Abbruch getan hat.

Der Schreibstil konnte mich überzeugen und fesseln, die Sprache war malerisch, ohne zu dick aufzutragen.

Die Charaktere waren alle insgesamt sehr charakterstark und fein ausgearbeitet, wie ich bereits erwähnte. Auch die Besitzerin von "Tranquillum House", Masha, ist eine sehr extravagante und polarisierende Figur und kam mir durch die Ausführliche Erklärung sehr greifbar vor. Zwar hat sie definitiv eine psychische Störung und hat mir teilweise etwas Angst eingejagt, aber genau das war auch die Absicht. Die neun Fremden konnten mich alle sehr überzeugen, bis auf Carmel, aber ich denke, das ist Geschmackssache. Sie ging mir zwischenzeitlich leider auf die Nerven, da sie deutlich charakterschwächer wirkte als alle anderen Patienten des Hauses. Sie schwimmt in Selbstzweifeln und Selbstmitleid. Sicher nicht aus der Luft gegriffen und realitätsgetreu, doch umgeben von all den starken Charakteren ist sie mir unangenehm aufgefallen.

Insgesamt konnte mich das Buch wirklich überzeugen. Die Charaktere waren facettenreich, gut ausgearbeitet und harmonierten wunderbar. Die Geschichte hält einige unerwartete Wendungen bereit, konnte mich fesseln und immer wieder überraschen, hat mich zum Nachdenken angeregt und mich einiges gelehrt.