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Veröffentlicht am 12.03.2023

Der Duft von Siebenbürgen

Tod in Siebenbürgen
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Das Cover finde ich ausgesprochen schön, leichter Frühnebel über einer hügeligen Landschaft mit einer ansprechenden Burg. Und es passt zum Titel und zur Geschichte.

"Siebenbürgen" ist mir natürlich ein ...

Das Cover finde ich ausgesprochen schön, leichter Frühnebel über einer hügeligen Landschaft mit einer ansprechenden Burg. Und es passt zum Titel und zur Geschichte.

"Siebenbürgen" ist mir natürlich ein Begriff, nicht nur wegen Transsilvanien und dem dann unvermeidlichen Graf Dracula, sondern aufgrund der Familie meines Mannes, die ihren Ursprung nahe von eben jenem Sibiu hat. Von Hermannstadt habe ich somit schon sehr viel gesehen, wenn auch nicht direkt vor Ort, so dann aber per vielen Fotos und Filmen. Dementsprechend neugierig war ich auf das Buch.

Die Leserschaft lernt den freischaffenden Autor Paul Schwartzmüller kennen, der als 14jähriger Junge mit seinem Vater die rumänische Heimat verlassen hat. Nach dem Tod seiner Tante Zinzi hat er in Siebenbürgen gerade einen Bauernhof geerbt, den er aber eigentlich veräußern möchte und sich so auf den Weg in seine Heimat macht. Dort trifft er nicht nur seinen Jugendfreund Sorin wieder, der als Touristenführer auf Schloss Bran arbeitet, sondern wird in eine mörderische Geschichte katapultiert.

An den Stil der Autorin Lioba Werrelmann musste ich mich zunächst ein klein wenig gewöhnen. Es wird immer mal wieder eine kursiv gedruckte Seite eingestreut, deren Sinn ich erst verstehen musste.
Ansonsten schreibt Frau Werrelmann angenehm bild- und lebhaft. Die Gegend um Hermann ist so beschrieben, dass ich sie direkt vor mir sehen kann. Die Gerüche steigen mir in die Nase und so etwas wie Palukes bzw. Mămăligă macht mir Appetit.

Die Autorin verwebt in diesem Buch die schöne Landschaft mit Aberglauben, Kindheitserinnerungen und Heimatgefühlen. Aber auch dubiose Investoren, ein Umweltskandal und natürlich auch das abgebildete Schloss von Graf Dracula darf nicht fehlen. Das wirkt aber nicht aufgesetzt oder reißend.

Die Entwicklung der Geschichte finde ich gelungen und ich finde sie schlüssig erzählt. Was mir aber nicht gefallen hat, war die große Trinkfreudigkeit der Protagonisten. Der war mir dann doch mindestens einmal zu viel "benebelt".

Ansonsten bin ich schon gespannt, was Paul Schwartzmüller in möglicherweise weiteren Bänden noch erleben wird und empfehle das Buch allen, die keine Hochzahl an Opfern brauchen und ein wenig im Kopf nach Siebenbürgen reisen möchten.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

"Fang am besten gleich damit an, es zu vergessen!"

Männer sterben bei uns nicht
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So ein wunderschönes Cover. Makellos, auf den ersten Blick zumindest. Doch dann fällt die Beschädigung an der Schüssel auf, durch die wohl auch schon der kleine Goldfisch auf dem Tisch gelandet ist. Und ...

So ein wunderschönes Cover. Makellos, auf den ersten Blick zumindest. Doch dann fällt die Beschädigung an der Schüssel auf, durch die wohl auch schon der kleine Goldfisch auf dem Tisch gelandet ist. Und auch die Quitten sind ein wenig wurmbefallen.
Das Cover passt ausgesprochen gut zu der Inhaltsangabe. Ein prachtvolles Anwesen, in dem die Frauen einer Familie leben. Aber wenn die Adresse mit "Patriarchat" angegeben werden soll, so scheint auch hier nicht alles so zu sein, wie es zunächst scheint.

Wir Lesenden befinden uns recht schnell auf der Beerdigung jener Patriarchin, der Großmutter von Luise, die diese Geschichte erzählt.
Luise nimmt uns mit in Rückblicke und berichtet über die Schwestern, Mütter, Töchter und Großmütter, die ihr Leben hier zubringen oder zubrachten. Leben, voller Geheimnissen, Verrat, Schuld und Scham. Dabei ist Luise mal als Kind und mal als erwachsene Frau die Erzählerin.
Eigentlich ist das eine gute Idee, allein die Ausführung gefällt mir nicht ganz.
Der Schreibstil ist bildlich, kraftvoll und doch einfühlsam. Die Schilderung des Anwesens ist so klar und plastisch, dass ich das Gefühl habe, mich darauf auszukennen. Zudem baut die Autorin immer wieder einen Spannungsbogen auf und ich musste immer noch ein weiteres der relativ kurzen Kapitel lesen.

Was mir dann aber für ein wirkliches Lesevergnügen gefehlt hat, war ein Verknüpfen all dieser einzelnen Schicksale und Begebenheiten. Ich mag es nicht, wenn offene Enden zum Schluss eines Buches bleiben. Doch genau das ist hier der Fall. Das hat mich ein wenig ratlos zurück gelassen. Wo und wie sind die Zusammenhänge?
Schade, denn von der Idee her und vom sprachlichen ist das Buch wirklich beeindruckend.

So gebe ich drei Sterne und eine Empfehlung für die Leserschaft, die offenen Enden eher positiv gegenüber stehen.

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Schto ty lowisch

Sibir
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Das Cover zeigt eine Regenbogenforelle und im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, was sie wohl mit der Geschichte zu tun hat. Im Verlaufe des Buches wird das aber klarer. So bedeutet dann die ...

Das Cover zeigt eine Regenbogenforelle und im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, was sie wohl mit der Geschichte zu tun hat. Im Verlaufe des Buches wird das aber klarer. So bedeutet dann die von mir gewählte Überschrift für diese Zeilen auch übersetzt "Was angelst du?"

Die Autorin Sabrina Janesch war mir bis zu diesem Buch unbekannt. Ihre Biografie weist darauf hin, dass sie die Geschichte ihrer Eltern in dem Buch "Sibir" verarbeitet hat. Zudem führte sie Gespräche mit weiteren Zeitzeugen, las deren Tagebücher und reiste auch nach Kirgisistan und Kasachstan . Diese aufwendige Recherche merkt man dem Buch an und macht es in dieser Hinsicht ausgesprochen authentisch. Vertreibung, Verschleppung und Flucht sind leider keine Themen der Vergangenheit sondern absolut aktuell.

In dem Buch lernen wie Josef Ambacher kennen, als Kind und als alten Mann. Er wurde als Kind mit seiner Familie nach Sibirien deportiert und verschleppt. Sie lebten in einfachen Verhältnissen und hatten mit Kälte, Hitze, Wölfen und anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Aber neben vielen Ängsten haben auch die Freundschaft und die Familie ihren Raum.
Der zweite Erzählstrang führt in die 1990er Jahren nach Mühlheide in Niedersachsen.

Die beiden genannten Erzählstränge wechseln sich ab, aber das geschieht einige Male eher ruckelig, so dass ich dann aus dem Lesefluss heraus gerissen wurde. Den sibirischen Part fand ich sehr intensiv und lebendig geschrieben.
Die Zeit um 1990 war mir teilweise zu zäh und langatmig.
Was mich auch wirklich gestört hat, waren die fehlenden Satzzeichen bei wörtlicher Rede.

Alles in allem gebe ich dem Buch 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Mit allen Sinnen lernen

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Mir hat das Cover gefallen und nach dem Studieren der Inhaltsbeschreibung wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Sehr schön finde ich den kleinen Stammbaum der Familie Lamprecht zu Beginn des Buches. So ...

Mir hat das Cover gefallen und nach dem Studieren der Inhaltsbeschreibung wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Sehr schön finde ich den kleinen Stammbaum der Familie Lamprecht zu Beginn des Buches. So kann man immer mal kurz nachschauen, wo besonders "die Kinder" einzuordnen sind.

Erst kurz vor dem Lesen ist mir bewusst geworden, dass "Cäcilias Traum" bereits der zweite Band vom Gut Erlensee ist. Aber ich kann vorweg nehmen, dass man die Handlung auch ohne Kenntnisse versteht und nachvollziehen kann.

Hier geht es nun also um Cäcilie Herringer, die gerade ihre Ausbildung zur Lehrerin abschließen konnte. Wir befinden uns in der Nähe von Kiel in den 1920er Jahren, da bedeutete dieses noch, dass sie damit auf Ehe und Kinder verzichten musste. Die junge Frau wurde als Halbwaise von ihrem Patenonkel Hermann Lamprecht und des Familie aufgenommen.

Die Autorin Juliana Weinberg schreibt in einem angenehmen, flüssig zu lesenden und ausgesprochen bildhaften Stil. Die Figuren sind gut und detailliert charakterisiert, wobei mir Cäcilia von Anfang an ausgesprochen liebenswert erschienen ist. Manches Mal hätte ich sie tröstend in den Arm nehmen können. Das trifft auf den jungen Physiker Jakob Kaltenbrunner ebenfalls zu.
Auch die anderen Personen konnte ich mir direkt vorstellen.

Die Geschichte, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs spielt, ist ein wenig vorhersehbar. Aber so nachhaltig hat mich das nicht gestört, denn es gab auch einige spannende und dramatische Handlungsstränge.

Insgesamt ist das Buch eine gelungene Unterhaltung für verregnete Nachmittage mit einer guten Tasse Tee. Manchmal braucht es dann genau diese Art von Literatur. Und so kann ich "Cäcilias Erbe" auf jeden Fall weiter empfehlen. Ich werde gerne den in 2023 erscheinenden dritten Teil lesen und mir möglicherweise auch den ersten Band " Margaretas Traum" gönnen.

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Veröffentlicht am 04.12.2022

Zwei Männer im Kampf um die Krone

Der eiserne Herzog
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Ich bin ein großer Fan historischer Romane, wobei ich die britische Geschichte sehr favorisiere. Da kam mir das neue Buch "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerade recht. Hier widmet sich der Autor dem ...

Ich bin ein großer Fan historischer Romane, wobei ich die britische Geschichte sehr favorisiere. Da kam mir das neue Buch "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerade recht. Hier widmet sich der Autor dem Normannen Wilhelm dem Eroberer und dessen großen Widersacher, nämlich Harold Godwinson, und dem Kampf dieser beiden Männer (sowie deren Familien und Gefolge) um die angel-sächsische Krone.

Vor ein paar Jahren habe ich "Herrscher des Nordens - Thors Hammer" von diesem Autor gelesen und war richtig begeistert. So war ich nun doch arg gespannt.

Der Klappentext hat mich zudem neugierig gemacht, denn an dem Schlachtfeld von Hastings habe ich bereits gestanden und in der Normandie auch schon Urlaub gemacht, so dass mir auch hier einige Orte durchaus bekannt waren.

Das Cover ist auffällig, trifft meinen Geschmack und zeigt deutlich, worum es gehen wird, sieht man doch die Kreidefelsen und einige Reiter, die sicher keinen banalen Ausritt vornehmen.

Besonders angenehm finde ich, dass die alten Ortsnamen und die handelnden Personen zu Beginn des Buches aufgeführt werden. Da kann man immer mal nachschauen, falls man im Machtgetümmel den Überblick verlieren sollte.

Ansonsten kommt Ulf Schiewe schnell zur Sache und man ist mittendrin in dieser spannenden Geschichte. Der flüssige, angenehme und bildhafte Schreibstil gefällt mir sehr und hat mich förmlich in das Geschehen eintauchen lassen.

Der Roman wurde in drei Hauptkapitel eingeteilt, so kann man als Leser:in gut den jeweiligen Zeitabschnitt nachvollziehen. Immer wieder ist zu merken, wie gut recherchiert worden ist. Nicht nur direkt um die wichtigen Personen, auch um die Lebensumstände jener Zeit. Und trotzdem kommt das Buch lebhaft und fesselnd rüber.

Mir hat dieser beeindruckende historische Roman absolut gut gefallen und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt, wobei ich auch durchaus noch etwas Geschichte lernen konnte.
So empfehle ich "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerne weiter und freue mich schon auf sein nächstes Werk.

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