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Veröffentlicht am 19.02.2023

"Fang am besten gleich damit an, es zu vergessen!"

Männer sterben bei uns nicht
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So ein wunderschönes Cover. Makellos, auf den ersten Blick zumindest. Doch dann fällt die Beschädigung an der Schüssel auf, durch die wohl auch schon der kleine Goldfisch auf dem Tisch gelandet ist. Und ...

So ein wunderschönes Cover. Makellos, auf den ersten Blick zumindest. Doch dann fällt die Beschädigung an der Schüssel auf, durch die wohl auch schon der kleine Goldfisch auf dem Tisch gelandet ist. Und auch die Quitten sind ein wenig wurmbefallen.
Das Cover passt ausgesprochen gut zu der Inhaltsangabe. Ein prachtvolles Anwesen, in dem die Frauen einer Familie leben. Aber wenn die Adresse mit "Patriarchat" angegeben werden soll, so scheint auch hier nicht alles so zu sein, wie es zunächst scheint.

Wir Lesenden befinden uns recht schnell auf der Beerdigung jener Patriarchin, der Großmutter von Luise, die diese Geschichte erzählt.
Luise nimmt uns mit in Rückblicke und berichtet über die Schwestern, Mütter, Töchter und Großmütter, die ihr Leben hier zubringen oder zubrachten. Leben, voller Geheimnissen, Verrat, Schuld und Scham. Dabei ist Luise mal als Kind und mal als erwachsene Frau die Erzählerin.
Eigentlich ist das eine gute Idee, allein die Ausführung gefällt mir nicht ganz.
Der Schreibstil ist bildlich, kraftvoll und doch einfühlsam. Die Schilderung des Anwesens ist so klar und plastisch, dass ich das Gefühl habe, mich darauf auszukennen. Zudem baut die Autorin immer wieder einen Spannungsbogen auf und ich musste immer noch ein weiteres der relativ kurzen Kapitel lesen.

Was mir dann aber für ein wirkliches Lesevergnügen gefehlt hat, war ein Verknüpfen all dieser einzelnen Schicksale und Begebenheiten. Ich mag es nicht, wenn offene Enden zum Schluss eines Buches bleiben. Doch genau das ist hier der Fall. Das hat mich ein wenig ratlos zurück gelassen. Wo und wie sind die Zusammenhänge?
Schade, denn von der Idee her und vom sprachlichen ist das Buch wirklich beeindruckend.

So gebe ich drei Sterne und eine Empfehlung für die Leserschaft, die offenen Enden eher positiv gegenüber stehen.

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Schto ty lowisch

Sibir
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Das Cover zeigt eine Regenbogenforelle und im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, was sie wohl mit der Geschichte zu tun hat. Im Verlaufe des Buches wird das aber klarer. So bedeutet dann die ...

Das Cover zeigt eine Regenbogenforelle und im ersten Moment war ich mir nicht ganz sicher, was sie wohl mit der Geschichte zu tun hat. Im Verlaufe des Buches wird das aber klarer. So bedeutet dann die von mir gewählte Überschrift für diese Zeilen auch übersetzt "Was angelst du?"

Die Autorin Sabrina Janesch war mir bis zu diesem Buch unbekannt. Ihre Biografie weist darauf hin, dass sie die Geschichte ihrer Eltern in dem Buch "Sibir" verarbeitet hat. Zudem führte sie Gespräche mit weiteren Zeitzeugen, las deren Tagebücher und reiste auch nach Kirgisistan und Kasachstan . Diese aufwendige Recherche merkt man dem Buch an und macht es in dieser Hinsicht ausgesprochen authentisch. Vertreibung, Verschleppung und Flucht sind leider keine Themen der Vergangenheit sondern absolut aktuell.

In dem Buch lernen wie Josef Ambacher kennen, als Kind und als alten Mann. Er wurde als Kind mit seiner Familie nach Sibirien deportiert und verschleppt. Sie lebten in einfachen Verhältnissen und hatten mit Kälte, Hitze, Wölfen und anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Aber neben vielen Ängsten haben auch die Freundschaft und die Familie ihren Raum.
Der zweite Erzählstrang führt in die 1990er Jahren nach Mühlheide in Niedersachsen.

Die beiden genannten Erzählstränge wechseln sich ab, aber das geschieht einige Male eher ruckelig, so dass ich dann aus dem Lesefluss heraus gerissen wurde. Den sibirischen Part fand ich sehr intensiv und lebendig geschrieben.
Die Zeit um 1990 war mir teilweise zu zäh und langatmig.
Was mich auch wirklich gestört hat, waren die fehlenden Satzzeichen bei wörtlicher Rede.

Alles in allem gebe ich dem Buch 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Mit allen Sinnen lernen

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Mir hat das Cover gefallen und nach dem Studieren der Inhaltsbeschreibung wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Sehr schön finde ich den kleinen Stammbaum der Familie Lamprecht zu Beginn des Buches. So ...

Mir hat das Cover gefallen und nach dem Studieren der Inhaltsbeschreibung wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Sehr schön finde ich den kleinen Stammbaum der Familie Lamprecht zu Beginn des Buches. So kann man immer mal kurz nachschauen, wo besonders "die Kinder" einzuordnen sind.

Erst kurz vor dem Lesen ist mir bewusst geworden, dass "Cäcilias Traum" bereits der zweite Band vom Gut Erlensee ist. Aber ich kann vorweg nehmen, dass man die Handlung auch ohne Kenntnisse versteht und nachvollziehen kann.

Hier geht es nun also um Cäcilie Herringer, die gerade ihre Ausbildung zur Lehrerin abschließen konnte. Wir befinden uns in der Nähe von Kiel in den 1920er Jahren, da bedeutete dieses noch, dass sie damit auf Ehe und Kinder verzichten musste. Die junge Frau wurde als Halbwaise von ihrem Patenonkel Hermann Lamprecht und des Familie aufgenommen.

Die Autorin Juliana Weinberg schreibt in einem angenehmen, flüssig zu lesenden und ausgesprochen bildhaften Stil. Die Figuren sind gut und detailliert charakterisiert, wobei mir Cäcilia von Anfang an ausgesprochen liebenswert erschienen ist. Manches Mal hätte ich sie tröstend in den Arm nehmen können. Das trifft auf den jungen Physiker Jakob Kaltenbrunner ebenfalls zu.
Auch die anderen Personen konnte ich mir direkt vorstellen.

Die Geschichte, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs spielt, ist ein wenig vorhersehbar. Aber so nachhaltig hat mich das nicht gestört, denn es gab auch einige spannende und dramatische Handlungsstränge.

Insgesamt ist das Buch eine gelungene Unterhaltung für verregnete Nachmittage mit einer guten Tasse Tee. Manchmal braucht es dann genau diese Art von Literatur. Und so kann ich "Cäcilias Erbe" auf jeden Fall weiter empfehlen. Ich werde gerne den in 2023 erscheinenden dritten Teil lesen und mir möglicherweise auch den ersten Band " Margaretas Traum" gönnen.

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Veröffentlicht am 04.12.2022

Zwei Männer im Kampf um die Krone

Der eiserne Herzog
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Ich bin ein großer Fan historischer Romane, wobei ich die britische Geschichte sehr favorisiere. Da kam mir das neue Buch "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerade recht. Hier widmet sich der Autor dem ...

Ich bin ein großer Fan historischer Romane, wobei ich die britische Geschichte sehr favorisiere. Da kam mir das neue Buch "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerade recht. Hier widmet sich der Autor dem Normannen Wilhelm dem Eroberer und dessen großen Widersacher, nämlich Harold Godwinson, und dem Kampf dieser beiden Männer (sowie deren Familien und Gefolge) um die angel-sächsische Krone.

Vor ein paar Jahren habe ich "Herrscher des Nordens - Thors Hammer" von diesem Autor gelesen und war richtig begeistert. So war ich nun doch arg gespannt.

Der Klappentext hat mich zudem neugierig gemacht, denn an dem Schlachtfeld von Hastings habe ich bereits gestanden und in der Normandie auch schon Urlaub gemacht, so dass mir auch hier einige Orte durchaus bekannt waren.

Das Cover ist auffällig, trifft meinen Geschmack und zeigt deutlich, worum es gehen wird, sieht man doch die Kreidefelsen und einige Reiter, die sicher keinen banalen Ausritt vornehmen.

Besonders angenehm finde ich, dass die alten Ortsnamen und die handelnden Personen zu Beginn des Buches aufgeführt werden. Da kann man immer mal nachschauen, falls man im Machtgetümmel den Überblick verlieren sollte.

Ansonsten kommt Ulf Schiewe schnell zur Sache und man ist mittendrin in dieser spannenden Geschichte. Der flüssige, angenehme und bildhafte Schreibstil gefällt mir sehr und hat mich förmlich in das Geschehen eintauchen lassen.

Der Roman wurde in drei Hauptkapitel eingeteilt, so kann man als Leser:in gut den jeweiligen Zeitabschnitt nachvollziehen. Immer wieder ist zu merken, wie gut recherchiert worden ist. Nicht nur direkt um die wichtigen Personen, auch um die Lebensumstände jener Zeit. Und trotzdem kommt das Buch lebhaft und fesselnd rüber.

Mir hat dieser beeindruckende historische Roman absolut gut gefallen und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt, wobei ich auch durchaus noch etwas Geschichte lernen konnte.
So empfehle ich "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerne weiter und freue mich schon auf sein nächstes Werk.

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Veröffentlicht am 18.11.2022

Unter schwierigen Bedingungen

Der Horror der frühen Chirurgie
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Da ich selbst in der medizinischen Branche arbeite, hat mich dieses Buch sehr interessiert. Vom Vorgänger, der sich allgemein mit der frühen Medizin befasst, habe ich bisher nur gehört (aber das wird sich ...

Da ich selbst in der medizinischen Branche arbeite, hat mich dieses Buch sehr interessiert. Vom Vorgänger, der sich allgemein mit der frühen Medizin befasst, habe ich bisher nur gehört (aber das wird sich ändern). Beide Cover sind sehr ähnlich, eines mit blauer, eines mit roter Schrift.

Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich schon ziemlich hohe Erwartungen und diese sollten auch nicht enttäuscht werden.

Lindsey Fitzharris, die Medizingeschichte studiert hat, beschreibt vorwiegend die Vita von dem Chirurgen Harold Gillies, der von 1882 bis 1960 gelebt hat. Er trat beim Ausbruch des ersten Weltkriegs dem Roten Kreuz bei und kam in die Abteilung für Kieferverletzungen. Solche Verletzungen wie Schießwunden im Gesicht waren Neuland in der Medizin.

Die Autorin hat zwar ein Sachbuch in 13 Kapitel geschrieben, es liest sich aber so lebhaft und spannend wie ein Krimi und hat mich absolut gefesselt. Teilweise waren die Schilderungen schockierend, so schockierend, wie diese Art der Verletzungen sein können.

Ich konnte extrem viel Lernen, ohne dabei auch nur ansatzweise gelangweilt zu sein. Somit kann ich das Buch jeden empfehlen, der sich allgemein für die Medizin und auch für die plastische Schönheitschirugie interessiert.

Sehr gern vergebe ich alle 5 Sterne.

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