Unglaublich schräg, aber eigentlich auch unglaublich spannend und gut.
FremdJoanna, eine gebürtige Australierin, lebt und arbeitet sein ein paar Monaten in Deutschland. Eines Abends steht plötzlich ein Mann in ihrem Haus, er hat einen Schlüssel und behauptet ihr Verlobter zu sein, ...
Joanna, eine gebürtige Australierin, lebt und arbeitet sein ein paar Monaten in Deutschland. Eines Abends steht plötzlich ein Mann in ihrem Haus, er hat einen Schlüssel und behauptet ihr Verlobter zu sein, doch sie hat ihn noch nie gesehen. Und in ihrem gesamten Haus deutet nichts darauf, dass dort noch jemand leben könnte.
Erik kommt von der Arbeit nach Hause, plötzlich erkennt ihn seine eigene Verlobte Joanna nicht mehr. Sie sieht ihn als Verbrecher, als Stalker, hat Angst vor ihm. Und im Haus sind plötzlich alle seine Sachen verschwunden.
Gerade am Anfang des Buches schaffen es Ursula Poznanski und Arno Strobel wirklich gut, den Leser zu verwirren – über viele Kapitel hinweg hatte ich keine Ahnung, wer der beiden Protagonisten Recht hat und wem die Erinnerung einen Streich spielt. Davon abgesehen hatte das Buch anfangs aber eher wenige Thriller Elemente.
Ab der Hälfte in etwa wurde die Geschichte dann wirklich zum Thriller, der Spannungsbogen ist stark gestiegen. Es kamen immer wieder Plot-Twists, mit denen ich so nicht gerechnet hätte und mit denen mich die Autoren wirklich bei der Stange halten konnten.
Mich persönlich würde interessieren, wer der beiden Autoren welche Teile geschrieben hat. Ich würde vermuten, Ursula Poznanski hat die weibliche Seite übernommen und Arno Strobel die männliche. Aber ganz aufteilen lässt sich so ein Thriller mit Sicherheit nicht.
Die Protagonisten – oder viel mehr sämtliche Charaktere – waren wirklich interessant ausgestaltet. Wie es in einem Thriller notwendig ist, war es mir als Leserin über weite Teile nicht möglich gut-böse, schwarz-weiß zu trennen. Und genau da wird’s ja bekanntlich interessant.
Ein paar kleinere Kritikpunkte muss es ja auch fast geben. Etwas verwundert hat mich, wie schnell Joanna dann doch Vertrauen zu Erik fasst. Nach wenigen Tagen, eigentlich Stunden, akzeptieren, dass andere etwas behaupten, was in der eigenen Welt gar nicht stimmt... ob das jeder so machen würde? Dazu gab es zwischen drin die ein oder andere Länge, vor allem in der ersten Hälfte, dann war es aber quasi durchgehend spannend.
Etwas überfordert hat mich das Ende. Ich bin immer noch unentschlossen, ob ich es als grandios feiern soll oder ob es mir viel zu schräg und an den Haaren herbei gezogen war. Aber vielleicht macht es gerade das zu einem grandiosen Ende, dass der Leser nicht weiß, was er jetzt mit dieser Information anfangen soll. Auf alle Fälle hat es mich zum Nachdenken gebracht und ist mir im Kopf geblieben.
Unterm Strich ein guter Thriller, mal etwas Anderes, kein klassischer Mordfall-Ermittlerteam-Thriller mit einem sehr unvorhersehbaren Ende, auf das man sich als Leser erst einlassen muss. Das Ergebnis der ersten Zusammenarbeit der Autoren gefällt mir gut, auch wenn ich die Thriller von Ursula Poznanski allein bisher großteils besser fand. Die beiden weiteren Projekte der beiden Autoren – anonym und invisible – werde ich aber auf alle Fälle lesen.