Imposant, Herausragend, Phänomenal
Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer MorgenInhalt: “Berlin, 1966: Die geteilte Stadt ist ebenso im Umbruch wie das Modekaufhaus Thalheim am Ku′damm. Die Jugend rebelliert, die Röcke werden kürzer, doch Chef-Designerin Miriam Feldmann hat alle Mühe, ...
Inhalt: “Berlin, 1966: Die geteilte Stadt ist ebenso im Umbruch wie das Modekaufhaus Thalheim am Ku′damm. Die Jugend rebelliert, die Röcke werden kürzer, doch Chef-Designerin Miriam Feldmann hat alle Mühe, Kaufhaus-Patriarch Friedrich davon zu überzeugen, dass die Frauen nun Knallfarben statt Pastell tragen wollen. Wenigstens ihr Privatleben läuft in gewohnt ruhigen Bahnen. Ihren Platz in der Familie Thalheim hat sie gefunden, Adoptivtochter Jenny wächst zu einer klugen jungen Frau heran. Als Miriam, die nie eigene Kinder bekommen konnte, mit Anfang vierzig schwanger wird, ist plötzlich auch ihr eigenes Leben im Umbruch. Dann begegnet sie einem Mann wieder, den sie im Krieg kennenlernte. Die Begegnung führt sie zu den dunkelsten Stunden ihres Lebens zurück …“
Was war ich aufgeregt, als ich diesen vierten Band in den Händen hielt. Kaum aufgeschlagen stimmt uns zunächst ein jüdisches Schlaflied auf einen ergreifenden Prolog ein.
Es geht dieses Mal um Miriam Feldmann (Miri), Halbschwester der drei anderen Thalheim-Schwestern Rieke, Sylvie und Flori. Miri, die als Jüdin in Berlin als sogenanntes U-Boot überlebte. Ich musste googlen, was es mit diesem Wort auf sich hatte, man bleibt erst einmal fassungslos zurück. So erleben wir Miri als Chefdesignerin im Thalheim Kaufhaus und liebevolle Mama in der Gegenwart und reisen mit ihr zurück ins dunkelste Kapitel ihres Lebens, in die Vergangenheit 1933 – 1945. Immer am Mann bzw. Frau: der Koffer mit den Schnittmustern ihrer Mama ….
Kein Autor/in schreibt so lebendige Historie wie Brigitte Riebe. Das ist Geschichte zum Anfassen! Mit einen überaus packenden Schreibstil nimmt sie uns von Anfang an mit auf eine ganz besondere Lesereise. Man schlägt das Buch auf und wird förmlich eingesogen. Der Leser bewegt sich in zwei Zeitebenen und es ist schon bemerkenswert, wie die Atmosphäre von schrill und bunt auf dunkel und beklemmend wechselt.
Die Thalheim-Familie ist mittlerweile auf eine ordentliche Größe angewachsen, es gibt sehr emotionale Abschiede, herzliche Willkomensgrüße und ein kunterbuntes Miteinander. Es wird gestritten bis aufs Blut, aber wenn es drauf ankommt, ziehen alle an einem Strang. Ich liebe die Familienbegegnungen, ihre Diskussionen, die nächste Generatin nach Rieke, Sylvie, Flori und Miriam mischen da kräftig mit und ich hab sie alle in mein Herz geschlossen. Brigitte Riebe hat so viele unterschiedliche Charaktere kreiert, die dieses Buch, diese Buchreihe ausmachen. Am liebsten würde man alle im realen Leben einmal kennenlernen.
Des weiteren knüpft Brigitte Riebe unzählige reale Begebenheiten aus Politik, Stars und Sternchen der Musik- und Filmbranche und andere bedeutende Vorkommnisse dieser Zeit in den Alltag der Thalheim Dynastie ein. Somit hat man das Gefühl dabei zu sein, wenn ein Jimmi Hendrix auftritt, wenn Ruth Brandt elegant das Thalheim Kaufhaus betritt oder verschiedenen Studentenprotestbewegungen aufbegehren. Und wir erleben hautnah die Neuwahlen im Herbst 1969 mit, bei denen es so einige Parallelen zur aktuellen Situation gibt. Brigitte Riebe trifft absolut den Zahn der Zeit. Das mag ich so sehr in ihren Büchern. Am Ende des Buches gibt es außerdem eine aussagekräftige Zeittafel von 1966 bis 1971.
Insgesamt ist “Die Schwestern vom Ku‘damm – Ein neuer Morgen“ ein imposantes Werk, was man einfach gelesen haben muss. Ich empfehle es mit Fünf Sterne plus uneingeschränkt weiter und bin reichlich stolz auf meine fünf „Thalheim-Bände“ im Bücherregal.