Profilbild von Bibbey

Bibbey

Lesejury Star
offline

Bibbey ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bibbey über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2021

Eine schillernde Persönlichkeit!

Career Suicide
0

Inhalt
Bill Kaulitz resümiert in diesem Buch seine ersten dreißig Jahre. Wahrscheinlich hat jeder von uns zumindest einen Teil von diesen drei Jahrzehnten mitbekommen. Unbewusst oder bewusst. Das Phänomen ...

Inhalt
Bill Kaulitz resümiert in diesem Buch seine ersten dreißig Jahre. Wahrscheinlich hat jeder von uns zumindest einen Teil von diesen drei Jahrzehnten mitbekommen. Unbewusst oder bewusst. Das Phänomen Tokio Hotel wird an kaum einem von uns spurlos vorbeigegangen sein. In dieser Biografie beschreibt der Musiker nun den Aufstieg von sich und seiner Band, gibt Einblicke in Privates und Berufliches und ist dabei vor allem eins: schonungslos ehrlich.


Meinung
Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die Bill Kaulitz als Poster in ihrem Zimmer hängen hatte. Mehrfach. Ich war riesiger Fan, inklusive Bravo-Schnipsel ausschneiden. Irgendwann ist der Hype abgeebbt, aber deswegen war ich nicht weniger gespannt auf das, was Bill Kaulitz in seiner Biografie schreibt. Ich hatte schon vor dem Lesen einen Artikel in einer Zeitung gelesen, wo er selbst behauptet, an einigen Stellen wohl sehr unsympathisch rüberzukommen. Das hat mich nicht wirklich abgeschreckt, aber im Nachhinein weiß ich, was er damit gemeint hat. Dazu aber später.

Ich mag den Aufbau des Buches gerne. Er fängt im Kleinkind-Alter an und schon da gibt es viel zu berichten. Es ist spannend, wie einige Teile aus diesem frühen Leben sich schon auf den späteren Erwachsenen auswirken und wie gut und authentisch er das hier beschrieben hat.

Authentisch – das ist ohnehin das Wort, was diese Biografie wohl am besten beschreibt. Authentisch und schonungslos ehrlich. So ehrlich und unbeschönt, dass ich selbst manchmal schlucken musste. Man vergisst leicht, wie viele Schattenseiten diese Art von Leben hat. Und man kann sich schwer vorstellen, wie es sein muss, wenn deine ganze Jugend aus Hysterie besteht. Diese Biografie bringt es einem sehr nah.

Man bekommt Einblicke in die Entstehung der Band, in die Ängste und teilweise sogar Gefahren, die er erleben musste. Man erfährt mehr über ihn und seine Persönlichkeit. Ich denke, jeder Fan wird seinen Spaß an diesem Buch haben. Aber auch für alle anderen ist die Biografie sehr lesenswert.

Fazit
Bill Kaulitz lässt nichts aus in seiner Geschichte. Er schreibt gut, glaubhaft und ja, manchmal vielleicht ein bisschen unsympathisch. Aber ich finde, genau das macht es aus. Wer das Buch gelesen hat, wird verstehen, was damit gemeint ist. Und wir können uns einigen, dass er eine wahrlich schillernde Persönlichkeit hat, egal was man auch von ihm halten mag. Beeindruckend!

5 von 5 Buchherzen ♥♥♥♥♥
Danke an den Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.04.2021

Unsympathischer geht es kaum ...

Tote Vögel singen nicht
0

Inhalt
Cosinus Gauß ist als Anwalt trotz seiner Tricksereien nicht zu Reichtum gekommen. Er ist ein Mann in den besten Jahren, aber beziehungsunfähig, weil er aufgrund der tyrannischen Erziehung seines ...

Inhalt
Cosinus Gauß ist als Anwalt trotz seiner Tricksereien nicht zu Reichtum gekommen. Er ist ein Mann in den besten Jahren, aber beziehungsunfähig, weil er aufgrund der tyrannischen Erziehung seines Vaters keine Empathie empfindet. An POTS (Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom) leidend, ereilen ihn plötzliche Ohnmachten in den unpassendsten Momenten.

Als er eines Morgens in einem Hotel neben der blutüberströmten Leiche einer jungen Frau erwacht, versucht er krampfhaft die Geschehnisse des Vorabends in einem Club zu rekonstruieren. Er verschwindet unerkannt, aber eine unscharfe Aufnahme einer Überwachungskamera des Hotels taucht in den Medien auf. Die Polizei sucht jedoch vorerst nach einem abgetauchten Immobilientycoon, der Gauß ähnelt.


Meinung
Dieses vergleichsweise dünne Buch hat in mir gleich Interesse geweckt. Ein eigensinniger Charakter, dazu die Krankheit in Verbindung mit dem Genre Thriller. Für mich klang das nach einem spannenden Buch, das viel Potenzial hatte.

Der Schreibstil ist erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht zwingend schlecht. Man wird sehr rasch in die Geschichte hereingeworfen, was ich ebenfalls sehr gut fand. Allerdings kamen dann nach und nach immer mehr Punkte, die mich nicht nur haben stutzen lassen, sondern die mich sogar wütend gemacht haben.

Cosinus Gauß mag ein exzentrischer Mann sein und nicht jedermanns Geschmack treffen, aber rassistische Äußerungen gehören für mich niemals zu einem Charakter. Nicht im Spaß, nicht um seine Rolle zu verdeutlichen, nicht um ihn unbeliebt zu machen. Diese Art, einen Charakter aufzubauen, ist so falsch, dass es wehtut. Und Gauß hat hier an einigen Stellen Bemerkungen fallen lassen, die für mich eindeutig in diese Kategorie fallen. Schon da fiel es mir unendlich schwer, überhaupt weiterzulesen. Er behandelt seine Mitmenschen allesamt wie Müll. Seine Familie, seine Mitarbeiterin. Er hat Dreck am stecken – das muss wohl dazugehören, um wirklich alle Klischees zu bedienen – und ist selbst in jeglicher Hinsicht so unglücklich mit seinem Leben, dass man schlechte Laune davon bekommt. Er kommt sexbesessen daher, weil die restlichen Eigenschaften noch nicht gereicht haben. Und Spätestens, als er seinen demenzkranken Vater beleidigt, habe ich das Buch wutentbrannt zugeklappt. Das war ein Schlag ins Gesicht für jeden Menschen, der sich mit dieser fürchterlichen Krankheit auseinandersetzen muss.

Ich habe das Buch nicht zu Ende gelesen – was ich bei so dünnen Büchern eigentlich nie mache. Für mich kein besonders gelungenes Buch und die Einordnung als Thriller kann ich leider auch nicht recht verstehen. Ein unsympathischer, kratzbürstiger Charakter – okay, das haben wir häufig in diesem Genre und das kann gut sein! Aber hier war der Protagonist leider von schlechten Eigenschaften so erfüllt, dass ich nicht weiterlesen konnte.

Fazit
In meinen Augen kein besonders empfehlenswerter Thriller – wenn man ihn denn überhaupt so nennen kann. Die Idee an sich war gut, die Umsetzung leider überhaupt nicht.

1 von 5 Buchherzen ♥
Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2021

Fantastische Frauen!

Der silberne Elefant
0

Inhalt
Die junge Emilienne ist dem Bürgerkrieg in Ruanda entkommen und hat in London ein neues Leben begonnen. Die grausamen Erinnerungen an ihre Heimat versucht sie zu verdrängen. Vera hat in jungen Jahren ...

Inhalt
Die junge Emilienne ist dem Bürgerkrieg in Ruanda entkommen und hat in London ein neues Leben begonnen. Die grausamen Erinnerungen an ihre Heimat versucht sie zu verdrängen. Vera hat in jungen Jahren einen Fehltritt begangen und möchte ein guter und moralischer Mensch sein – wenn nur ihre quälenden Schuldgefühle nicht wären und die Unmöglichkeit, ihrem Verlobten davon zu erzählen. Und die 56-jährige Lynn ist schwer erkrankt und rechnet schonungslos mit den verpassten Chancen ihres Lebens ab. Alle drei Frauen werden von dunklen Geheimnissen und seelischen Verletzungen geplagt, doch auf sich allein gestellt, gelingt es ihnen nicht, die Dämonen ihrer Vergangenheit zu verscheuchen. Erst als sich ihre Wege eines kalten Winters kreuzen, bewegt sich etwas in ihnen – und langsam, ganz langsam, beginnen sie, einander zu stützen und für die Zukunft zu stärken.


Meinung
Ich glaube, ich hätte dieses Buch nicht unbedingt gekauft, wenn ich es im Handel gesehen hätte. Das Cover finde ich wunderschön, aber der Inhalt erschien mir erst einmal ziemlich nichtssagend, unansprechend. Aber das Buch war bei NetGalley im Adventskalender und da dachte ich: Gebe ich dem Buch doch einfach mal eine Chance.

Und dann habe ich begonnen und bin nur so über die ersten Seiten geflogen. Ich habe mich super schnell in der Geschichte verloren, habe die drei verschiedenen Lebensgeschichten von drei unglaublich interessanten Frauen verfolgt. Nach einem Drittel gab es einen kleinen Cut für mich, da habe ich ein wenig den Faden verloren und mich irgendwie nicht mehr ganz so zurechtgefunden im Buch. Dafür ging es danach für mich umso besser weiter – und das bis zum Schluss!

Dieser Roman berührt etwas in einem. Und zwar aus jeder der Erzählperspektiven. Jede der Frauen ist etwas ganz Besonderes. Und dabei werden so wichtige Themen miteinander verbunden. Krankheit, Flucht, Fehltritte, Sorgen und Zukunftsangst. Liebe, sowohl erfüllte als auch unerfüllte. Und alles, was zwischenmenschlich irgendwo dazwischen liegt.

Am Ende dieser knapp 420 Seiten bin ich einfach nur noch froh, dass ich diese Geschichte gelesen habe. Ich habe so viel mitgenommen, etwas gelernt, gelacht und ein bisschen geweint.

Fazit
Sehr lesenswertes Buch mit einem super angenehmen Schreibstil und vor allem mit drei wunderbaren Frauen, die alle ihren Platz finden.

4 von 5 Buchherzen ♥♥♥♥
Danke an den Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2021

Süß-schauriger Wahn

Der süße Wahn
0

Inhalt
David Kelsey lebt ein nahezu perfektes Leben. Er hat einen Job, der ihn gut über die Runden kommen lässt und vor allem hat er Annabelle. Die Liebe seines Lebens. Er kocht für sie, denkt jede freie ...

Inhalt
David Kelsey lebt ein nahezu perfektes Leben. Er hat einen Job, der ihn gut über die Runden kommen lässt und vor allem hat er Annabelle. Die Liebe seines Lebens. Er kocht für sie, denkt jede freie Sekunde an sie. Was er dabei verdrängt ist die Tatsache, dass Annabelle längst mit einem anderen Mann verheiratet ist. Und eben dieser steht eines Tages plötzlich vor Davids Haustür.


Meinung
1960 ist “Der süße Wahn” von Patricia Highsmith erschienen, aber er hat noch immer das Zeug zu einem Beststeller. Im neuen Gewand erscheinen im Diogenes Verlag nun diese Klassiker neu, haben aber nichts von ihrer Klasse verloren.

Es ist wirklich bewundernswert, wie die Autorin es schafft, David Kelsey so zu porträtieren, dass man an vielen Stellen bloß nur noch Gänsehaut hat. Sie schreibt so erschreckend authentisch, dass man die Gedanken des Protagonisten selbst im Kopf hat und dabei trotzdem nie vergessen kann, dass er unaufhaltsam einer Katastrophe entgegenschlittert. Man möchte ihn an den Schultern packen, fest schütteln, ihn anschreien und ihm die Wahrheit sagen, aber stattdessen kann man als Leser nur dabei zusehen, wie David an seinen eigenen Empfindungen kaputt geht.

Der Roman ist durchaus nichts für schwache Nerven. Nicht im Sinne wie es Thriller sind oder weil er besonders blutig wäre, aber dieses Buch beinhaltet ganz unterschwellig und ohne eine Unterbrechung einen Schauder, der sich nur schwer in Worte fassen lässt. Man weiß als Leser, dass jeden Moment etwas passiert, was David und sein Umfeld erschüttern muss und das macht einen durchaus befangen.

Psychologisch also ein wirklich fantastisch konstruierter Roman, der für mich sicherlich zu einem Meisterwerk gehört. Dennoch gab es im mittleren Teil des Buches auch ein paar Momente, die ich etwas in die Länge gezogen fand. Auch die konnten nicht aufhalten, was man über David Kelsey schon längst wusste und deswegen hätte es sie für mich nicht zwingend gebraucht.

Fazit
Erschreckend, spannend, schaurig. Patricia Highsmith stellt in diesem Roman alles auf den Kopf, spielt mit den Gefühlen der Leser und hat mit David Kelsey eine absolut einzigartige Figur geschaffen, die man gerne einmal packen würde, um ihm zu helfen.

4 von 5 Buchherzen! ♥♥♥♥
Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2021

Lehrreich und spannend!

Couchsurfing in Saudi-Arabien
0

Inhalt
Als Saudi-Arabien erstmals Touristen einreisen lässt, packt Bestsellerautor Stephan Orth sofort den Rucksack. Von Couch zu Couch erkundet er das Königreich und erhält Einblicke
in eine verschlossene ...

Inhalt
Als Saudi-Arabien erstmals Touristen einreisen lässt, packt Bestsellerautor Stephan Orth sofort den Rucksack. Von Couch zu Couch erkundet er das Königreich und erhält Einblicke
in eine verschlossene Gesellschaft, wie sie bisher keinem westlichen Besucher möglich waren. Er wird Zeuge eines radikalen Wandels, sieht Frauen Auto fahren und tanzt mit Zehntausenden beim Wüsten-Rave. Doch jenseits der Glitzerwelt gelten drakonische Strafen, und an der Grenze zum Jemen sind die Bomben nicht zu überhören. Stephan Orth berichtet von seiner bisher aufregendsten Reise.


Meinung
Saudi-Arabien. Ein Land, mit dem ich mich bisher nur sehr wenig beschäftigt habe und das man leider oft nur aus den Nachrichten kennt – und dann auch noch mit News, die für uns Europäer oft befremdlich, komisch, fast altertümlich erscheinen. Aber da ich selbst die Reisen nach Tunesien und Marokko zu den schönsten in meinem Leben zähle – und das vor allem wegen der Herzlichkeit der Menschen – wollte ich unbedingt wissen, wie es Stephan Orth in Saudi-Arabien ging.

Ich hatte zuvor kein Buch von Stephan Orth gelesen, aber nur Positives gehört. Den sehr angenehmen, teils witzigen und humorvollen Schreibstil, kann ich hier gleich an erster Stelle als richtigen Pluspunkt anführen. Es war super angenehm, seiner Reise in schriftlicher Form zu folgen. Und der Autor ist vor allem eins: authentisch. Denn er schreckt auch nicht davor zurück, auch mal etwas kritisch zu hinterfragen oder auch Situationen zu teilen, die ihm selbst vielleicht seltsam vorkamen. Er ist keinesfalls zwanghaft bemüht, dass immer alles Friede-Freude-Eierkuchen ist und das hat mir besonders gut gefallen.

Aber auch der Punkt, wegen dem ich mich so brennend für das Buch interessiert habe, kam nicht zu kurz. Denn vor allem alles Zwischenmenschliche war wunderbar echt und authentisch beschrieben. Darauf kommt es, finde ich, in solchen Büchern hauptsächlich an!

Ich finde es immer großartig, wenn man am Ende eines Buches das Gefühl hat, etwas mitgenommen zu haben. Im besten Fall hat man sogar etwas gelernt. Hier war beides der Fall. Ich habe ein Land kennengelernt, in dem ich noch nie war und von dem ich nicht weiß, ob ich es jemals bereisen werde. Ich hätte in jedem Fall riesige Lust dazu! Ich habe das Gefühl, dass ich Saudi-Arabien aus einer ziemlich sympathischen Sichtweise kennengelernt habe und seine coolen Sehenswürdigkeiten nun genauso kenne wie Regeln und Gesetze, die ich etwas kritisch sehe. Vor allem aber kann ich sagen, dass ich die Lektüre wirklich sehr genossen habe. Es war mal etwas ganz anderes – und es wird bestimmt nicht das letzte Mal sein, dass ich Stephan Ort auf seiner Couchsurfing-Reise begleite.

Fazit
Tolles und lehrreiches Buch, aus dem ich viel mitgenommen habe und durch das man durch einen lockeren und humorvollen Schreibstil nur so fliegt. Klare Empfehlung von mir!

5 von 5 Buchherzen! ♥♥♥♥♥
Danke an den Verlag und NetGalley für das Rezesionsexemplar!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere