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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2017

Poetisch

Schnee
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„Schnee“ ist eine Novelle des französischen Autors Maxence Fermine und das schmale Buch hat mich beeindruckt, wie selten ein Debüt.

Die Sprache ist federleicht und reduziert. Wie ein Haiku, um dessen ...

„Schnee“ ist eine Novelle des französischen Autors Maxence Fermine und das schmale Buch hat mich beeindruckt, wie selten ein Debüt.

Die Sprache ist federleicht und reduziert. Wie ein Haiku, um dessen Vollkommenheit der Held des Buches, Yuko, ringt.


Für Yuko ist Schnee das vollkommenste Element, unendlich vielfältig, geheimnisvoll und voller Schönheit. Dem will er in seiner Poesie nahekommen. Dafür nimmt er Entbehrungen und Kälte auf sich. Dann findet er einen Lehrmeister, der ihm die Augen öffnet für das, was ihm noch fehlt.


Bei Fermine fehlt es an nichts: die Sprache ist geschliffen und ihrer Einfachheit wunderschön, er wählt Bilder, die Kälte, Eis und Schnee sichtbar werden lassen. Er malt mit Worten wie eine japanische Tuschezeichnung. Das Buch ist eine kleine literarische Perle, poetisch und zart.

Veröffentlicht am 05.01.2017

Englischer Krimi in Bestform

Mord mit spitzer Feder
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Nach dem Erfolg der Krimiserie um die Partner Mitchell & Markby macht auch die neue Reihe um Jess Campbell richtig Lesespaß.

In diesem Band sorgt die durch Hochwasser angeschwemmte Leiche einer jungen ...

Nach dem Erfolg der Krimiserie um die Partner Mitchell & Markby macht auch die neue Reihe um Jess Campbell richtig Lesespaß.

In diesem Band sorgt die durch Hochwasser angeschwemmte Leiche einer jungen Frau für Probleme. Ausgerechnet im Bootssteg eines neu aus London zugezogenen Schriftstellers wird der Körper gefunden. Seltsam, dass Neil die junge Frau auch noch erkennt, wo sich doch ihre Leben eigentlich kaum berühren und was ist mit diesem seltsamen Kreis selbsternannter Schriftsteller, die sich regelmäßig treffen?

Ann Granger ist vielleicht d i e Autorin für den klassischen englischen Kriminalroman. Meistens geht es verhältnismäßig unblutig zu, auch wenn es nicht an Opfern mangelt, aber viel wichtiger ist der Autorin die genaue Beschreibung der Menschen und ihrer Umgebung. Oft tun sich im wohlsituierten englischen Landleben Abgründe auf, die Fassaden bröckeln schnell, wenn die Autorin ihre Ermittler auf die Jagd schickt. Dazu kommt das sehr menschlich geschilderte Team um die Kommissarin Jess Campbell, die ich sehr sympathisch und gleichzeitig taff finde.
Der Krimi ist spannend, die Typen so schön englisch exzentrisch vom strickenden Möchtegernschriftsteller bis hin zum Eulenbeobachter und das Ende absolut überraschend.


Veröffentlicht am 04.01.2017

Amüsant

Die Toten von der Falkneralm
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Wie bei allen Schauspielern gehören auch bei Miroslav Nemec Lesungen zum Broterwerb. Ein Engagement zu einem „Mörderischen Wochenende“ führt ihn auf die Falkneralm, ein neues Hotel in den Bergen bei Berchtesgaden. ...

Wie bei allen Schauspielern gehören auch bei Miroslav Nemec Lesungen zum Broterwerb. Ein Engagement zu einem „Mörderischen Wochenende“ führt ihn auf die Falkneralm, ein neues Hotel in den Bergen bei Berchtesgaden. Der Titel der Veranstaltung wird anscheinend wörtlich genommen, denn schon kurz nach der Ankunft des Schauspielers wird ein Teilnehmer tot im Pool aufgefunden, augenscheinlich ein Unfall.
Neben Nemec, den fast alle mit seiner Rolle des Kommissar Batic im Tatort gleichsetzen, ist noch ein pensionierter „echter Kommissar“ im Hotel anwesend. Ein böser Sturm, der alle Leitungen unterbricht, trägt noch zur bedrohlichen Stimmung bei. Es bleibt nicht bei einem Unfall und Nemec alias Batic fühlt sich persönlich herausgefordert.
Der kurze Krimi spielt mit der Spannung die sich aus Nemecs Paraderolle ergeben, da wohl alle, vielleicht sogar er selbst, eine Erwartungshaltung an den „Kommissar“ haben. Immer wieder spielt Nemec, der Ich-Erzähler, selbstironisch mit dieser Konstellation.
Herausgekommen ist ein witziger Krimi mit vielen Anspielungen auf den Schauspielbetrieb, die Eitelkeiten am Filmset und dem Schauspieler Nemec, alias Batic, als Erzähler und Darsteller zugleich.

Veröffentlicht am 02.01.2017

Pendelt unentschieden zwischen den Genres

Das Geheimnis der Schneekirsche
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Das Geheimnis der Schneekirsche ist deren Zähigkeit auch unter widrigsten Umständen zu überleben. Insofern passt der Titel gut zur Hauptfigur Selma, die mit Zähigkeit, Mut und Menschlichkeit viele Hindernisse ...

Das Geheimnis der Schneekirsche ist deren Zähigkeit auch unter widrigsten Umständen zu überleben. Insofern passt der Titel gut zur Hauptfigur Selma, die mit Zähigkeit, Mut und Menschlichkeit viele Hindernisse in ihrem Lebensweg überwinden muss.

Dieser historische Roman ist im China ab 1913 angesiedelt und zwar zur Zeit der deutschen Verwaltung in der Hafenstadt Tsingtau, einem Stützpunkt der kaiserlichen Marine. Interessanterweise hat die Autorin aus den Erinnerungen ihrer Vorfahren schöpfen können. Das ist auch die Stärke dieses Romans, ein Einblick in ein Kolonialgebiet, das fast ganz aus dem Gedächtnis verschwunden ist. Wie sich die deutschen Kaufleute und Militärs ein kleines Stück wilhelminische Biederkeit in China erschaffen haben, klingt in manchen Begebenheiten an. (Einkochwettbewerb, Frau Minger in der deutschen Schule uvm) Sehr interessant fand ich auch die Schilderung der Lage der deutschen Bewohner nach Ausbruch des 1. Weltkriegs.

Die versprochene sinnliche Liebesgeschichte habe ich bis zum Ende des Romans vergeblich gesucht. Überhaupt waren mir die Personen über lange Strecken einfach fremd und zu oberflächlich angelegt. Die geschilderten Charakterzeichnungen änderten sich manchmal von Kapitel zu Kapitel. Tante Mireille zum Beispiel ist mal die kapriziöse, schon überzeichnete komische Alte mit fatalem Hang zu Likör, um dann plötzlich zur patenten Hausfrau zu mutieren. Figuren und Verwicklungen, die theatralisch eingeführt worden (Gödecke, Komaanfall, versteckte Briefe, ) versanden in der Geschichte.

Für mich war die Geschichte leider nicht aus einem Guss, es pendelte zwischen historischem Gesellschaftsroman und Familiendrama und Liebesgeschichte und konnte letztlich keinem Thema gerecht werden. Ich habe das sehr bedauert, denn gerade in den Szenen um Selma in Berlin und in China sind der Autorin sehr schöne Genrebeschreibungen gelungen, von denen ich wirklich gern mehr gelesen hätte.


Veröffentlicht am 01.01.2017

Ein Bild und seine Folgen

Rendezvous im Café de Flore
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Zwei Frauen und eine ganz besondere Stadt: das sind die Hauptfiguren in diesem warmherzigen und unterhaltsamen Roman.
Marléne reist mit ihrem Mann nach Paris. Ein romantischer Urlaub in soll die schal ...

Zwei Frauen und eine ganz besondere Stadt: das sind die Hauptfiguren in diesem warmherzigen und unterhaltsamen Roman.
Marléne reist mit ihrem Mann nach Paris. Ein romantischer Urlaub in soll die schal gewordene Ehe wieder neu beleben. Marléne hat an der Sorbonne studiert und das waren die aufregendsten Jahre ihres Lebens. Aber Jean-Louis‘ Interessen decken sich nicht mit den ihren, so geht sie allein ins Museum und entdeckt dort ein Frauenportrait, das ihr bis aufs Haar gleicht. Auch Etienne, Kunsthändler und Auktionator ist über die Ähnlichkeit verblüfft und spricht Marléne an.
Natürlich möchte sie wissen, wer diese Frau ist, ob es sich gar um eine Ahnin handelt und ihre Spurensuche wird zu einem Abenteuer, das Jean-Louis nicht teilen kann und möchte.
Vianne, die Portraitierte kam ebenfalls aus dem Süden nach Paris um sich ihrer Leidenschaft der Botanik zu widmen, sie verliebt sich in den englischen Maler David und wird Teil der quirligen, aufregenden Boheme im Paris der dreißiger Jahre.
Anrührend und unterhaltsam ist dieser Roman, der mich sofort in Bann gezogen hat. Die Spurensuche in der Vergangenheit und das Künstlerleben auf dem Montmartre sind kenntnisreich beschrieben. Marlénes Suche ist auch eine Rückbesinnung auf ihre eigenen Sehnsüchte. Die Verknüpfung der beiden Zeitebenen hat mir gut gefallen, wobei ich die Figur der Vianne noch stärker fand. Marléne blieb mir als moderne Frau zu unentschieden. Die Geschichte hat aber sehr viel Charme und Esprit, ist geradezu mit französischer Leichtigkeit geschrieben, genau das Richtige für einige sehr anregende Lesestunden