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Veröffentlicht am 30.09.2016

Anders als ich erwartet habe

Jenseits des Weges
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Liz hat bisher einige Umwege in ihrem Leben genommen. Sie gibt sich die Schuld am Unfalltod ihres Mannes Gabriel und in ihrer neuen Beziehung mit Dante fehlt es an Vertrauen und Offenheit. Mit einer langen ...

Liz hat bisher einige Umwege in ihrem Leben genommen. Sie gibt sich die Schuld am Unfalltod ihres Mannes Gabriel und in ihrer neuen Beziehung mit Dante fehlt es an Vertrauen und Offenheit. Mit einer langen Wanderung auf dem harten und berühmten John-Muir-Trail hofft sie zu sich selbst zu finden, alte Verletzungen zu überwinden und ihren Lebensweg klarer sehen zu können. Deshalb ist sie anfangs überhaupt nicht glücklich, dass sich Dante nun kurzentschlossen anschließt
Der Weg wird Liz und Dante viel abverlangen, nicht nur an körperlichen Strapazen, sondern auch an emotionalen Erschütterungen und Gefahren. Der Weg entwickelt sich fast zu einem Horror Trip, denn schon nach einigen Tagen machen sie unliebsame Bekanntschaft mit zwei Mitwanderern, deren Motive sehr undurchsichtig sind. Aber die Gefahren, denen Liz und Dante ausgesetzt sind, werden ihre Beziehung auf den Prüfstand stellen.
Das Titelbild, das übrigens sehr gelungen ist und die Einsamkeit und innere Einkehr der Hauptperson abbildet und der Klappentext haben mich ein anderes Buch erwarten lassen. Ab der Mitte des Buches nehmen nach und nach Spannung und Bedrohung überhand und aus einer Selbstfindungsgeschichte wird mehr ein Spannungsroman.
Trotz meiner enttäuschten Anfangserwartung habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen, es liest sich leicht und spannend wie ein Krimi. Aber die Hauptthemen: der Trail und seine grandiose Landschaft, die innere Einkehr und Aussöhnung von Liz mit ihrem Leben standen ganz im Schatten der realen Gefahren, die ihnen begegnen.
Deshalb blieben mir auch die Hauptpersonen immer etwas fremd, durch die Rückblenden konnte ich die Persönlichkeit von Liz noch eher verstehen als den Charakter von Dante, der mir blass und eindimensional erschien.
Eine schöne Idee wäre es gewesen in der Klappenbroschur eine Landkarte des Trails abzubilden, das hätte mir den Weg und seine Stationen noch näher gebracht.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Opfer und Täter

Wintertod
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Eisige Winterluft liegt über Berlin und eisig ist auch der Empfang, den der frisch versetzte Kommissar Arne Larsen von seiner Kollegin auf der Dienststelle erfährt.
Auf einem alten aufgelassenen Friedhof ...

Eisige Winterluft liegt über Berlin und eisig ist auch der Empfang, den der frisch versetzte Kommissar Arne Larsen von seiner Kollegin auf der Dienststelle erfährt.
Auf einem alten aufgelassenen Friedhof wird eine Leiche gefunden, offensichtlich sorgsam in ein Leichentuch gebettet und vergraben. Bald darauf findet Arne, den sein „Bauchgefühl“ noch mal zum Fundort führt, noch eine weitere Tote in der Nähe, ein kleines Mädchen. Verwunderlich, dass das der Spurensicherung entgangen ist.
Eine Berliner Schule, übles Mobbing ist an der Tagesordnung. Doch das Kollegium schaut gerne weg, der Ruf der Schule soll nicht leiden. Lediglich Lea Zeisberg, eine Lehrerin, der nach einem „Vorfall“ einige Monate ausgefallen ist, will mehr wissen. Warum fehlen Merle und Kolja so oft in der Schule, warum gibt es kaum Atteste und was bedeutet der Hilferuf in einem Heft von Merle? Da sie niemand anhört, will sie auf eigene Faust mehr über die Familie Großmann erfahren.
Berlin, Waldsiedlung, 80iger Jahre: was geht in dieser hermetisch abgeschlossenen Wohnsiedlung der DDR Bonzen vor sich, Martin lebt dort mit seinem strengen Stiefvater und der kranken Mutter. Martin eifert seinem Stiefvater nach, er ist sein Vorbild an Stärke, Mut und Macht.
Düster, kalt, bedrückend – das ist der Grundton dieses Kriminalromans. Gewalt gegen Frauen, Gewalt gegen Kinder, Repressionen, Mobbing, Ausgrenzung, alles was zur allgegenwärtigen, alltäglichen Erfahrung der Polizei gehört, wird thematisiert. Es gibt viele Handlungsstränge und Zeitebenen, die auf sehr geschickte und anspruchsvolle Weise verknüpft werden. Dabei kommt der Roman ganz ohne explizite Gewaltszenen aus, sehr viel subtiler geht der Autor vor. Er lässt allein durch seine Sprache die Geschichte im Kopf der Leser entstehen, was oft viel eindrücklicher ist, als eine Beschreibung.
Mir persönlich war das etwas zu viel an Düsternis und Hoffnungslosigkeit, es fehlte mir ein positives Gegengewicht. Die Konstruktion der Geschichte war mir auch zu verwinkelt, manche gewichtig dargestellte Szenen verlieren sich im Lauf der Geschichte, aber alle Handlungsstränge verknüpfen sich am Ende zu einer schlüssigen Lösung.
Ich war von diesem Roman fasziniert und wurde komplett in den Sog der Handlung gezogen. Die beschriebenen Szenen lösten bei mir ein sehr lebhaftes Kopfkino aus, das Buch hat mich noch lange nach dem Lesen beschäftigt. Ein wirklich bemerkenswerter Krimi.

Veröffentlicht am 27.09.2016

Ein 5 Sterne Brotbackbuch

Brot backen in Perfektion mit Hefe
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Brotbacken in Perfektion kommt schon in perfekter Ausstattung daher. Das Titelbild lässt sofort das Wasser im Munde zusammenlaufen. Einfach und puristisch sind die Fotos, das Layout ist ebenfalls gelungen.
Gleich ...

Brotbacken in Perfektion kommt schon in perfekter Ausstattung daher. Das Titelbild lässt sofort das Wasser im Munde zusammenlaufen. Einfach und puristisch sind die Fotos, das Layout ist ebenfalls gelungen.
Gleich zu Beginn wird das Plötz-Prinzip erklärt und das sollte man sorgfältig verinnerlichen. Es ist eigentlich ganz einfach. Nur eine Handvoll Zutaten und Gerätschaften und einem schmackhaften Brot steht nichts mehr im Weg.
Die Grundteige und ihre Behandlung sind ein klaren Schritt-für-Schritt Bildern erklärt und lassen keine Fragen offen. Da kann sich auch ein Anfänger heranwagen. Das Einzige was man braucht, ist etwas Geduld.
Ich habe schon öfters Brot gebacken, auch Sauerteigbrote (keine Fertigmischung) aber immer wieder musste ich Abstriche am Aussehen mache, meist ist es zu fest und zu feucht geworden. Deshalb war ich neugierig auf diese Rezepte, die mit besonders wenig Treibmittel auskommen. 0,5 gr Hefe konnte ich gar nicht glauben, aber ich habe mich exakt an die Angaben gehalten und mich sofort an ein französisches Landbrot gewagt.
Nun, es ist nicht so ganz fotogen in der Kruste gebrochen wie im Buch, aber es ist wunderbar aufgegangen, die Krume ist luftig und großporig und die Rinde richtig knusprig.
Nach diesem ersten Brot kann ich nur sagen: Ein 5 Sterne ***** Brotbackbuch.

Veröffentlicht am 26.09.2016

Unter dem Nordlicht

Das Geheimnis der Mittsommernacht
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Das Cover dieses Buch macht schon viel Appetit auf den Roman, das sanfte Licht des Nordens, ein typisch rot-weißes Schärenhäuschen, geradezu idyllisch.

Allerdings beginnt der Roman dann nicht ganz so ...

Das Cover dieses Buch macht schon viel Appetit auf den Roman, das sanfte Licht des Nordens, ein typisch rot-weißes Schärenhäuschen, geradezu idyllisch.

Allerdings beginnt der Roman dann nicht ganz so idyllisch:
Bevor Olaf Ordal mit seiner deutschen Frau Clara und dem Sohn Paul eine berufliche Herausforderung in Samoa annimmt, führen dringende Familienangelegenheiten die Familie nach Norwegen. Doch kaum bei den Eltern angekommen, erleidet Olaf eine tödliche Herzattacke und Clara bleibt mit dem Sohn völlig mittellos und von den Schwiegereltern verachtet in Norwegen zurück.

Da Paul das Grab des Vaters nicht verlassen möchte, beschließen sie erstmal in Norwegen zu bleiben und mit Hilfe einer netten Pensionswirtin und eines deutschstämmigen Mitarbeiters im Bergwerk, kann Clara eine Stelle annehmen und ein bescheidenes Auskommen erwirtschaften. Trotz der Ablehnung der „besseren Gesellschaft“ des Ortes findet sie mit ihrer bescheidenen und hilfsbereiten Art schnell auch Freunde.
Gleichzeitig spielt Ivar Svartstein, dem das Bergwerk gehört, eine große Rolle in der Stadt und damit auch in Claras Leben. Mit Sofie, der jüngeren Tochter, verbindet Clara allmählich Freundschaft. Es liegt ein Geheimnis über der Familie Svartstein und das betrifft auch die Familie Ordal. Clara findet bald eine Spur zu den schicksalshaften Ereignissen der Vergangenheit.

Der Roman ist ein breit angelegter Familien- und Schicksalsroman, der ins Norwegen des 19. Jahrhunderts führt. Die Beschreibungen des Ortes, der Lebensumstände usw sind sehr ausführlich erzählt und gleiten manchmal arg ins Nebensächliche ab. Dafür wird das Gesellschaftsleben des Ortes interessant erzählt und die Autorin bringt sogar leise Ironie an den "feinen" Damen unter.


Clara und Sofie sind die Hauptpersonen dieses Familiendramas und beide sind sehr starke, sympathische und aufgeschlossene Frauen, die für den Wandel der Gesellschaft stehen und deshalb auch etwas klischeehaft charakterisiert sind.

Aber auch die Dramatik kommt nicht zu kurz, aber mir waren es zu viele Wendungen und Nebenhandlungen, die den Roman breiter, aber nicht tiefer machten.

Manchen Handlungsstrang fand ich unglaubwürdig und auch nicht immer logisch.

Ich habe mich im Großen und Ganzen gut unterhalten, aber so richtig gepackt hat mich das „Geheimnis der Mittsommernacht“ nicht.

Allerdings werde ich den Roman in einiger Zeit noch einmal in einem Zug lesen, denn die auseinandergezogene Leseweise der Leserunde hat dem Buch nicht gut getan. Ich denke, dann wird die eine oder andere Unebenheit in der Handlung gar nicht mehr so stark ins Gewicht fallen.


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