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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2019

Tod einer Fotografin

Ein kunstvoller Mord
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Die deutschstämmige Künstlerin Rosa Kontrapunkt nimmt an einer Art Performance teil. Das findet im leerstehenden Pariser Kaufhaus „Samaritaine“ statt. Plötzlich unterbricht ein Schrei das Happening und ...

Die deutschstämmige Künstlerin Rosa Kontrapunkt nimmt an einer Art Performance teil. Das findet im leerstehenden Pariser Kaufhaus „Samaritaine“ statt. Plötzlich unterbricht ein Schrei das Happening und Rosa findet die Teilnehmerin und Fotografin Solveig Brenner tot am Boden liegend.


Rosa ruft sofort ihren Sohn Quentin, einen Jazzgitarristen an. Der trifft dann gleich mit Polizist Brossard im Schlepptau am Tatort ein. Solveig wurde offensichtlich vergiftet und die Situation ist etwas skurril, denn die Teilnehmer kannten sich nicht, noch wissen sie wer hinter der Organisation der Veranstaltung steckt. Alles lief nur unter dem Pseudonym „ Silence“ ab.
Quentin und seine exzentrische Mutter beginnen zu ermitteln.


Der Krimi hat mich wirklich überrascht, aber nicht unbedingt im positiven Sinn. Das Setting ist zwar skurril, es beginnt gleich mit einem Geheimgang der von einer Kirche in das Kaufhaus führt (!) und streift die Pariser Kunstszene. Dort war Solveig als Fotografin aktiv, mit ihren provokanten S/W Fotos wollte sie die Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen aufzeigen. So führt dann auch eine Spur in die Bondage und SM Szene.


Aber wieso ein Musiker ganz selbstverständlich Ermittlungen anstellt und Befragungen durchführt und der zuständige Beamte das grummelnd akzeptiert, ihn sogar immer mal wieder informiert und einbezieht, wird nicht so klar. Auch Rosa Kontrapunkt – was für ein Künstlername – ist in ihrer Exzentrik übertrieben gezeichnet und bleibt doch als Persönlichkeit flach. Auch die übrigen Figuren werden zwar geheimnisvoll und zwielichtig dargestellt, bleiben aber trotzdem seltsam eindimensional und sind wenig interessant.
Die Geschichte versucht eine düstere Pariser Atmosphäre abseits der üblichen Touristenklischees zu erzeugen, ich fand das aber überhaupt nicht gelungen. Es wirkte eher konfus und konstruiert auf mich.


Ich war neugierig durch die Kurzbeschreibung auf das Buch geworden und die Handlung in der Kunstszene, den Galerien und unter eigenwilligen Künstlern ließ mich einen Paris Krimi ähnlich der Bücher von Leo Malet oder vielleicht auch Fred Vargas erwarten. Das wurde leider nicht eingelöst.


Schade, aber das war offensichtlich kein Buch für mich.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Drama

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer
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Flora MacKenzie ist nun schon seit einigen Monaten wieder auf ihrer schottischen Heimatinsel Mure. Sie hat dort ein kleines, aber feines Strandcafé eröffnet. Eigentlich ist sie Anwaltsgehilfin und mit ...

Flora MacKenzie ist nun schon seit einigen Monaten wieder auf ihrer schottischen Heimatinsel Mure. Sie hat dort ein kleines, aber feines Strandcafé eröffnet. Eigentlich ist sie Anwaltsgehilfin und mit ihrem Chef Anwalt Joel Binder auf die Insel gekommen, Binder arbeitet für den amerikanischen Milliardär Colton, dem inzwischen die halbe Insel gehört und der dort ein Ressort „The Rock“ eröffnen wollte und sich in Floras Bruder verliebte. Auch Joel und Flora sind nun ein Paar und Flora will ganz auf der Insel bleiben und ihr kleines Lokal betreiben.
Während dessen reibt sich Joel für seinen Job auf und Flora weiß nicht mehr, an welcher Stelle sie steht.
Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Handlungsstränge die Autorin noch in ihrer Geschichte untergebracht hat und einige Male dachte ich mir, weniger ist mehr! Zumal die Schreibweise ausufernd und abschweifend ist. Die Autorin verliert sich in langatmig beschriebenen Nebensächlichkeiten. Obwohl ja alle Zutaten zu einer spannenden und sogar dramatischen Beziehungsgeschichte gegeben sind, hat mich der Roman einfach nicht recht packen können. Ich hatte wirklich Mühe bei der Geschichte zu bleiben und hätte manchmal gerne einfach abgebrochen. Die Personen sind alle extrem gezeichnet, wie der geheimnisvolle Joel, der ein Trauma aus seiner Kindheit mit sich schleppt und nach außen den kalten, taffen Anwalt gibt. Oder auch der extrovertierte Milliardär Colton, der so portraitiert wird, wie man sich Milliardäre im Märchen vorstellt. Oder auch Flora, die öfters mit einer „Selkie“-Frau verglichen wird. (Eine Nixenfigur aus der schottischen Folklore) Differenziert geschilderte Figuren sucht man vergeblich.
Der ganze Roman hat etwas von einer Seifenoper, die auf mehrere Staffeln angelegt ist. Zusammengepresst in einem Roman ist es einfach von allen Zutaten zu viel. Flüchtlingsdramatik, traumatisierte Kinder, unglückliche Liebesgeschichten, schwere Krankheiten, finanzielle Probleme – es kommt fast alles vor.
Vielleicht hätte eine stringentere Erzählweise mir den Roman näher gebracht, so aber war es für mich kein sonderliches Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 09.05.2019

So gar nicht meins

Hannas Leichen
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Hanna Schmiedinger ist Kriminalhauptkommissarin in Traunstein und schon eine ganz spezielle Person. Sie steht auf schwarze Kleidung und einen grellroten Lippenstift, der natürlich nur aus Frankreich kommen ...

Hanna Schmiedinger ist Kriminalhauptkommissarin in Traunstein und schon eine ganz spezielle Person. Sie steht auf schwarze Kleidung und einen grellroten Lippenstift, der natürlich nur aus Frankreich kommen darf, da ist sie eigen und das wird auch mehrfach thematisiert.
Dann wird sie zu einem Todesfall gerufen. Im Pool eines eleganten Hauses dümpeln eine attraktive junge Frau und ein älterer, etwas schmerbäuchiger Mann. Bald stellt sich heraus, das war kein Badeunfall, da wurde nachgeholfen.
Ins Visier gerät natürlich der Ehemann der Frau, der auch noch Geschäftspartner des Toten war. Offensichtlich wurde er von beiden nach Strich und Faden betrogen, Rache ist ein starkes Motiv. Aber Hanna findet den Verdächtigen äußerst attraktiv und kann seinen kleinen Avancen kaum widerstehen.
Ja, was soll ich sagen? Ich bin voller Enthusiasmus in den bayrischen Krimi gestartet, aber das hat schnell nachgelassen. Was für ein Durcheinander, Slapstick Szenen direkt neben ernsten Vorfällen, eine Protagonistin, die ziemlich derb in der Sprache und manchmal übergriffig in ihren Handlungen ist. So lässt sie ihre alte Nachbarin verhaften und verhören, weil die ihre Gummistiefel entsorgt hat – was für ein Nonsens.
Der Krimi dümpelt so dahin, die Polizisten machen alles Mögliche, aber nicht unbedingt Ermittlungsarbeit, es wird so einfach gestochert und die Erkenntnisse werden eigentlich von Kommissar Zufall erbracht.
Schade, ich bin weder mit dem Plot, noch mit den Protagonisten, noch mit der Sprache klargekommen.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Nein - Ja - Vielleicht

Nein ist das neue Ja
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Ob zum Chef, in der Familie, beim Shoppen, in der Schule, beim Friseur oder im Kinderzimmer: Die bekennende Nein-Sagerin Désirée Nick analysiert scharfzüngig und anhand vieler persönlicher Anekdoten, warum ...

Ob zum Chef, in der Familie, beim Shoppen, in der Schule, beim Friseur oder im Kinderzimmer: Die bekennende Nein-Sagerin Désirée Nick analysiert scharfzüngig und anhand vieler persönlicher Anekdoten, warum wir ohne das entschlossene und bewusste NEIN nicht weiterkommen…… (Aus der Buchbeschreibung)
Ja, das musste mal gesagt werden und die Nick macht das geradeheraus und ebenso spitzzüngig und frech, wie wir sie aus ihren Live Auftritten kennen. Es sind viele Dinge, die jedem schon so begegnet sind und wo man sich später wünschte, man hätte Nein gesagt. Da gibt es viel Zustimmung von mir.
Dennoch ist das Buch kein Ratgeber, es ist mehr eine Auflistung persönlicher Begebenheiten und Erfahrungen, immer sehr witzig, aber auch mit reichlich derb-vulgären Ausdrücken garniert. Aber schließlich hat Désirée Nick auch einen Ruf zu verteidigen.
Dabei bleibt es nicht aus, dass nicht jedes Nein von ihr überzeugt. Sie propagiert Digital Detox, berichtet aber viel von ihren Posts und von mehreren Tausend, natürlich unbeantworteten, Freundschaftsanfragen. Warum löscht sie nicht ihre Accounts?
Sie sagt Nein zum Schönheitswahn und zur Körperoptimierung, wirkt aber auf dem Titelbild – Photoshop sein Dank – wie aus dem Jungbrunnen gestiegen, nicht anders wie bei ihren Live Auftritten. Sie kokettiert mit ihrem Alter, aber nein, ansehen darf man es ihr nicht. Ist ihr Nein da nicht vielleicht eher ein Ja?
Was für einen guten Auftritt gereicht hätte, wirkt in Buchform leicht aufgebläht. Vieles wiederholt sich und wird einfach abgewandelt wieder aufgeführt. Sie muss halt ein ganzes Buch füllen, auch wenn der Stoff ein wenig dünn ist.
Dennoch habe ich mich immer wieder amüsiert. Kann man lesen, muss man aber nicht.


Veröffentlicht am 16.07.2018

Zwischen Amrum und Amalfi

Zwischen dir und mir das Meer
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Lena lebt auf Amrum ein zufriedenes, aber auch zurückgezogenes Leben. Diese Ruhe wird jäh erschüttert, als ein junger Italiener, Matteo Forlani, auftaucht und nach Mariella fragt. Mariella ist die italienische ...

Lena lebt auf Amrum ein zufriedenes, aber auch zurückgezogenes Leben. Diese Ruhe wird jäh erschüttert, als ein junger Italiener, Matteo Forlani, auftaucht und nach Mariella fragt. Mariella ist die italienische Mutter Lenas, die schon vor Jahren im Meer ertrunken ist. Der Fremde bringt eine Saite in Lena zum Klingen und sie möchte nun mehr über die Herkunft ihrer Mutter erfahren. Zusammen mit ihrer Schwester Zoe – die Beiden sind wie Feuer und Wasser – reist sie zur Amalfiküste, die Heimat der Mutter. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass Lena gern Matteo wieder treffen möchte.

Dazwischen fügen sich die Kapitel aus Mariellas Sicht ein, wir lernen sie als Kind und junges Mädchen kennen, ihre Freundschaft mit Francesca und die enttäuschte erste Liebe. Das alles vor der malerischen Kulisse der Küste und inmitten von Zitronenhainen.
Die romantische Sommerlektüre punktet mit Stimmung und Umgebung. Die Spurensuche nach der der früh verstorbenen Mutter ist hübsch erzählt. In der Heimat der Mutter wird auch Lena zu ihren italienischen Wurzeln finden und dabei darf natürlich auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen.

Das Buch ist wirklich leicht geschrieben, ich habe es in einem Zug durchgelesen, genau das richtige für einen warmen Tag am Strand, wenn man nicht allzu viel Konzentration investiert. Allerdings störte es mich doch, dass die Geschichte nicht immer ganz logisch war. Warum Lena erst als erwachsene Frau durch den Besuch Matteos auf die Idee kommt, nach der Herkunft ihrer Mutter zu forschen, sie sich also nie für deren Heimat oder den Mädchenname interessierte, war nicht so glaubhaft. Auch die Beziehung der beiden Schwestern war mir zur oberflächlich und zu klischeehaft. Kurz gesagt, die Geschichte war etwas dünn. Da hätte es schon etwas mehr Tiefgang sein können, ohne dass die Unterhaltung zu kurz kommt.

Das hübsche Cover macht Lust zu diesem Buch zu greifen und leider wurde meine Erwartung nicht erfüllt.