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Veröffentlicht am 04.04.2021

Freundinnen halten zusammen

Pension Herzschmerz
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Eine beste Freundin ist wie eine Laterne am Weg. Sie macht ihn zwar nicht kürzer, aber heller.

Wenn eine gute Freundin Liebeskummer hat hält man zusammen. Das gilt auch für Lou, als Anna ihre Hilfe braucht. ...

Eine beste Freundin ist wie eine Laterne am Weg. Sie macht ihn zwar nicht kürzer, aber heller.

Wenn eine gute Freundin Liebeskummer hat hält man zusammen. Das gilt auch für Lou, als Anna ihre Hilfe braucht. Nur ihr Freund Nils kann das nicht ab, denn er verlangt Louises komplette Aufmerksamkeit und tönt sofort „sie oder ich“. Dann doch lieber sie – und weil die dritte im Bunde grade auf Norderney Hilfe nach einem Beinbruch braucht, steht einem Inselaufenthalt nichts im Weg. Die prickelnde Seeluft bringt eine Geschäftsidee: Eine Pension für alle, die nach Liebeskummer eine Auszeit brachen und schon ist die „Pension Herzschmerz“ geboren.

Ein Wohlfühlroman für Frauen – so wird der Roman beworben und das ist er auch. Nicht über Logik nachdenken, sondern einfach nur genießen. Das alles wunderbar glatt geht und gleich auch schon die neue Liebe um die Ecke lugt, ist selbstverständlich. Bei Sonne und Meer bleibt das natürlich nicht aus. Das ist sehr nett geschrieben und wirklich leicht zu lesen. Die Autorin schreibt locker und bringt die Inselatmosphäre auch prächtig rüber. Für mich wäre es die ideale Strandlektüre oder in diesen Zeiten genau das Richtige für ein paar entspannte Stunden auf dem Balkon.

Das Buch folgt den Phasen der Trauerbewältigung: Schock – Begreifen – Wut – Trauer und Sehnsucht – Heilung. Aber für die Freundinnen ist das im Lauf einer Woche bewältigt. Ich hatte nach der Beschreibung schon einen leichten Sommerroman erwartet, auch das wirklich gelungene Cover weist in diese Richtung, aber ein paar Klischees weniger hätten auch nicht geschadet.

Nichts desto trotz, war es eine nette Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Yogi-Tee und Riesling

Rieslingmord
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Wenn Carlos Herb, der Ex-Polizist und nun Privatermittler, von der Bildfläche verschwinden muss, bietet sich das Pfälzer Weinörtchen Elwenfels an. Ein Fall hat ihn vor einiger Zeit zum ersten Mal dorthin ...

Wenn Carlos Herb, der Ex-Polizist und nun Privatermittler, von der Bildfläche verschwinden muss, bietet sich das Pfälzer Weinörtchen Elwenfels an. Ein Fall hat ihn vor einiger Zeit zum ersten Mal dorthin gebracht und seitdem ist für ihn alles anders geworden. Als er nun wieder in Elwenfels steht, auf der Flucht vor der Mafia, der er zu nahe kam, wundert er sich über eine Grüppchen Yogi-Jünger, die sich um ihre spirituelle Führerin Amana scharen. Aber auch die Pfälzer Urgesteine trinken jetzt Yogi-Tee statt Schorle aus dem Dubbeglas.

Und ausgerechnet Charlotte scheint ein Auge auf einen der Yogis zu werfen. Das allein macht Carlos schon misstrauisch, als dann ein Mitglied der Gruppe von einem Felsen stürzt, Amana spricht von Suizid, beginnt Carlos ein bisschen tiefer zu graben.

Endlich ist er da, der dritte Band aus der Elwenfels-Krimi-Reihe. Diese Bücher haben einen gewissen Suchtfaktor. Dieser genialen Mischung aus Märchen, Krimi und Magie kann ich nicht widerstehen. Vielleicht weil dieses Elwenfels ein Sehnsuchtsort ist, der nie auf der Landkarte gefunden werden kann.

Britta und Christian Habekost haben mit ihren Büchern den unterhaltsamen Regionalkrimis noch eine ganz besondere Facette hinzugefügt und damit ein Alleinstellungsmerkmal. Ihre menschlichen und tierischen – ich denke da an den Fuchs Barbarossa – Protagonisten sind allesamt ganz besondere Charaktere. Manchmal nicht ganz von dieser Welt, aber immer Pfälzer Urgesteine, offen und herzlich. Ich könnte mir keine besseren Botschafter für die Pfalz vorstellen, als die Habekosts.

Und sie beherrschen auch die komisch-satirische Seite, die diese Krimis unverwechselbar machen. Die Gags sitzen und ihre Plots sprühen vor Ideen.

Bevor ich jetzt aber weiter schwärme – einfach lesen!

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Veröffentlicht am 01.04.2021

Zitronen aus Capri

Bittersüße Zitronen
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Als Enrico Rizzi von einem nächtlichen Einsatz heimkehrt, wird er zufällig Zeuge eines Autounfalls, eine Ape kommt mit hoher Geschwindigkeit von der Straße ab und stürzt die Böschung hinab. Als Rizzi das ...

Als Enrico Rizzi von einem nächtlichen Einsatz heimkehrt, wird er zufällig Zeuge eines Autounfalls, eine Ape kommt mit hoher Geschwindigkeit von der Straße ab und stürzt die Böschung hinab. Als Rizzi das Wrack erreicht, kann die Fahrerin nur noch „kein Unfall“ sagen, bevor sie an ihren Verletzungen verstirbt. Rizzi kennt sich mit Apes aus, schließlich gehört dieses praktische Gefährt zu jedem italienischen landwirtschaftlichen Betrieb und Rizzi hilft viel auf dem elterlichen Hof. So erkennt er schnell, dass das Fahrzeug manipulierte Bremsen hatte.

Elisa Constantini ist die Tote, die zusammen mit ihrer Schwester eine große Zitronenplantage leitet, die ihre Früchte traditionell der Limoncello-Fabrik der Familie Bellini liefern, aber die Schwestern haben neue Pläne.

Landschaft, Landschaft, Landschaft! Das ist das hervorstechenste Merkmal dieses Capri-Krimis. Ventura beschreibt einen Sehnsuchtsort mit allen Attributen, die man sich vorstellt. Wunderbar blaues Meer, herrliche Küsten, Sonne und Vegetation und über allem der Duft des Mittelmeers. Das kann in diesen Zeiten fast schon eine kleine Reise ersetzen.

Für meinen Geschmack kam die Krimihandlung darüber ab und zu ins Hintertreffen. Rizzi ist ein fähiger Polizist, fast verschwendet an die kleine, untergeordnete Dienststelle in Capri, aber er widersteht der Abwerbung aus Neapel. Mit seiner Kollegin, Antonia Cirillo, die wegen einer Verfehlung in den Süden versetzt wurde, bildet er ein gutes Team. Chef Lombardi mischt sich zwar gern ein, kann aber von Rizzi immer mit ein paar Schmeicheleinheiten abgelenkt werden.

Zwei Familien, seit Generationen verbunden – in Süditalien ergibt das oft schon den Hintergrund für Kriminalfälle. Rizzi und seine Kollegin beschäftigen sich also mit der Geschichte der beiden Familien und merken schon bald, dass da nicht nur Harmonie herrschte.

Ventura ist ein italienisch klingendes Pseudonym eines deutschen Autors und er weiß, wie er seine Leser unterhalten kann. So ist sein zweites Buch, die „Bittersüßen Zitronen“ wieder ein flott lesbarer, unterhaltsamer Cosy-Crime.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

70 Jahre Schweigen

Fritz und Emma
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Fritz und Emma kennen sich seit ihrer Kindheit und schienen von Anfang an füreinander bestimmt. Doch dann kam der Krieg und als Fritz in ihr Dorf Oberkirchbach zurückkehrt, ist nichts mehr so, wie es war.

Emma ...

Fritz und Emma kennen sich seit ihrer Kindheit und schienen von Anfang an füreinander bestimmt. Doch dann kam der Krieg und als Fritz in ihr Dorf Oberkirchbach zurückkehrt, ist nichts mehr so, wie es war.

Emma hat auf ihn gewartet und war überglücklich, Fritz wieder gesund in die Arme schließen zu können, sie wollten doch heiraten. Doch gesund ist Fritz nur körperlich, seine Seele hat großen Schaden genommen.

In Oberkirchbach, viele Jahrzehnte später, versucht Marie, die Frau des neuen Pfarrers heimisch zu werden. Das ist nicht ganz einfach, das Dorf scheint gespalten, im Zentrum die alten Bewohner und im Neubaugebiet die jungen Familien, aber es gibt kein Miteinander mehr. Ein Dorffest soll es richten, wenn da nicht die zwei unversöhnlichen Einwohner wären: Emma und Fritz, die nie wieder ein Wort gewechselt haben.

Das Buch ist eine Liebesgeschichte, eine traurige und tragische dazu, aber es ist auch eine Geschichte vom Verschwinden der Dörfer. Wenn das Dorfzentrum stirbt, es keine Geschäfte und kein Wirtshaus mehr gibt, bleiben nur noch die Kirche und der Friedhof. Auch Neubaugebiete bringen kein Leben in die Dorfstruktur und die meisten Menschen, die jungen, genau wie alten, leben nebeneinander her.

In dieser Geschichte hat mir ganz besonders die junge Pfarrersfrau Marie gefallen, die mit ihrem Mann gleich noch ein Stück vom Beruf geheiratet hat. Denn an „Frau Pfarrer“ sind große Erwartungen geknüpft. Für alle eine offenes Ohr, in den Vereinen präsent und unbezahlte Seniorenberaterin soll sie auch noch sein. Kein Wunder, dass sie mit der Rolle hadert. Die Autorin schildert das Ankommen und Heimischwerden auf eine mitreißende Art und ihr gelingt die Verknüpfung zwischen der alten Liebesgeschichte und dem heutigen Handlungsstrang. Beide sind warmherzig erzählt, der Stil der Autorin gefiel mir außerordentlich gut.

Ihr gelingt auch noch eine kleine Hommage an das Dorf, ich konnte es mir gut vorstellen und gleichzeitig kamen auch die Erinnerungen an das Dorf meiner Kindheit hoch, dessen Schicksal dem von Oberkirchbach gleicht – nur dass es keine Marie gibt.

Die Autorin ließ auch wichtige Themen einfließen: die Kriegstraumata, die damals nicht erkannt und behandelt wurden, der Umgang mit Ostflüchtlingen und in der Gegenwart der Strukturwandel der Dörfer. Das alles gelingt mir mit Empathie und Herzenswärme und so ist der Roman von der ersten Seite an ein ganz besonderer Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Einfühlsame Roman-Biografie

Astrid Lindgren. Helle Nächte, dunkler Wald
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Wer kennt sie nicht, die große Astrid Lindgren? Sie hat die Kinderliteratur umgekrempelt und ich glaube, es gibt kaum jemanden, der sich nicht von ihren Geschichten verzaubern ließ. Ob es das idyllische ...

Wer kennt sie nicht, die große Astrid Lindgren? Sie hat die Kinderliteratur umgekrempelt und ich glaube, es gibt kaum jemanden, der sich nicht von ihren Geschichten verzaubern ließ. Ob es das idyllische Bullerbü ist, das sogar unser Schwedenbild nachhaltig geprägt hat oder die bärenstarke Pippi, die endlich die artigen Mädchen aus den Büchern verdrängte.

Auch als Erwachsener kam und kommt man um Astrid Lindgren nicht herum,zahllos sind ihre Sätze die Eingang in Zitatensammlungen gefunden haben und zu Recht!

Wenn ich an die Lindgren dachte, denke ich automatisch eine glückliche Kindheit, an Geborgenheit, wie sie nur eine liebevolle Familie geben kann. Ja, ich wusste von einem unehelichen Kind, aber das alles nur am Rande.

Dass es eine andere, dunklere Seite an dieser bemerkenswerten Frau gibt, erzählt Maria Regina Kaiser in ihrer sehr empathischen Romanbiografie. Einsamkeit, Melancholie und schwierige Familiensituationen, auch damit musste Lindgren fertig werden. Auch deshalb finde ich es gut, dass die Autorin das Genre eines Lebensromans gewählt hat, damit kann sie Lindgrens Innenleben sehr viel besser interpretieren, als es in einer Biografie möglich gewesen wäre. Der Titel, „Helle Nachte, dunkler Wald….“ weist sehr schön darauf hin.

Ich habe sehr viel Neues über die Schriftstellerin und die Frau Astrid Lindgren erfahren, obwohl ich dachte, ihr Leben schon gut zu kennen. Es hat sie mir noch näher gebracht und menschlicher gemacht. Das ist ausgezeichnet recherchiert und besonders Astrids Reisen ins Nachkriegsdeutschland, als ihre Bücher übersetzt wurden, boten viel Wissenswertes. Es liegt sicher auch an der Art, wie die Autorin sich ihrer Figur annäherte, man spürt die Sympathie und den Respekt.

Es gibt ein sehr umfangreiches Nachwort, das mein Interesse sogar noch gesteigert hat. Auch hier wird klar, wieviel Wissen und Recherche die Autorin einfließen ließ. Ich denke, für Astrid Lindgren Fans ist dieses Buch ein Muss.

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