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Veröffentlicht am 16.03.2021

Lesenswert

Kronsnest
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Kronsnest, ein kleines Dorf in der Elbmarsch in den Zwanziger Jahren. Hannes lebt mit seinen Eltern auf einem kleinen Hof. Die Arbeit ist hart und trotz Schule arbeitet er wie ein Mann. Anerkennung findet ...

Kronsnest, ein kleines Dorf in der Elbmarsch in den Zwanziger Jahren. Hannes lebt mit seinen Eltern auf einem kleinen Hof. Die Arbeit ist hart und trotz Schule arbeitet er wie ein Mann. Anerkennung findet er selten. Sein Vater ist ein harter, unberechenbarer Mann, der schnell die Fäuste fliegen lässt, auch Hannes ist sein Opfer. Mehr als einmal liegt er mit Prellungen und Knochenbrüchen nach einer Attacke seines Vaters im Bett. Die Mutter versucht zu vermitteln, den Vater zu beruhigen und Hannes um Verständnis zu bitten. Eine harte Jugend und der Krieg haben den Vater so verändert.

Dann trifft Hannes mit Mara ein junges Mädchen, das so ganz anders ist, als die Mädchen, die Hannes aus dem Dorf kennt. Träumerisch, fantasievoll, mutig, rebellisch – mit Mara bekommt seine Welt einen bunten Anstrich. Aber Mara hat auch andere Seiten, sie schleppt ebenfalls eine Menge Sorgen und Ängste mich sich, die sie doch gut verbergen kann.

Das Buch hat mich Tage nach dem Lesen noch beschäftigt. Ich war hin und her gerissen. Mir gefiel die Sprache des Autors, seine stimmungsvollen Landschafts- und Naturbeschreibungen, die ungeschönte Wirklichkeit auf einem kleinen, alten Bauernhof. Dieser Teil hat eine große Anziehungskraft auf mich gehabt. Womit ich weniger gut zurecht kam, waren die Protagonisten. Anfangs dachte ich noch, dass ihre Handlungsweise nachvollziehen kann, wenn ich sie besser kenne. Aber sie blieben mir fremd. Besonders traf das auf Hannes‘ Mutter zu. Ihre stille, schweigsame Art, ihre Unentschiedenheit störte mich, vielleicht auch, weil ich erwartete, dass sie ihren Sohn besser schützt, verteidigt….

Wobei ich die Wortkargheit durchaus als Stilmittel erkannte. Ein verschlossener Menschenschlag, der alles mit sich selbst ausmacht und Missernten und Schicksalsschläge stoisch hinnimmt. Florian Knöppler lässt dies zwischen den Zeilen anklingen ohne die Gefühle seiner Figuren immer auszuformulieren.

Das war schon eine Herausforderung für mich, aber wenn mich ein Buch so lange beschäftigt und ich mir auch nach dem Lesen immer wieder Gedanken über die Figuren mache, bedeutet es auch, dass der Text etwas in mir angesprochen hat. Insofern war es ein positives Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Ein dunkles Kapitel in Kanadas Geschichte

Der gefrorene Himmel
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Richard Wagamese ist ein indigener kanadischer Autor, dessen Buch „Der gefrorene Himmel“ nun auch in deutscher Übersetzung erschien.

Was für ein gewaltiges und wichtiges Buch. Er lässt seinen Protagonisten ...

Richard Wagamese ist ein indigener kanadischer Autor, dessen Buch „Der gefrorene Himmel“ nun auch in deutscher Übersetzung erschien.

Was für ein gewaltiges und wichtiges Buch. Er lässt seinen Protagonisten Saul Indian Horse von seinem Leben berichten. Das geschieht rückblickend, als Saul in einer Suchtklinik in Therapiegesprächen von seiner Vergangenheit berichtet, er will nicht sprechen, er schreibt seine Geschichte auf. So taucht der Leser unmittelbar in sein Leben ein. Die ersten Jahre noch in der Obhut der Großmutter, die das traditionelle Leben der Objiewe aufrechterhalten will. Sauls Eltern sind gebrochene Menschen, beide haben die grausamen kanadischen Residential Schools durchlaufen und nach Großmutters Tod, macht auch Saul seine Erfahrungen mit dieser Institution. Unter dem Deckmantel der Erziehung werden die Kinder den Eltern entrissen, Sprache, Tradition, Kultur – das alles soll ausgemerzt werden. Die Schulen selbst sind Verwahranstalten, ein bisschen Lesen und Rechnen, ansonsten wartet harte Arbeit auf Saul. Er sieht die Kinder an Krankheiten sterben, sieht die Suizide der Mitschüler, die keinen Ausweg mehr sehen, wenn die Übergriffe der Patres zuviel werden. Der kleine, schmächtige Saul findet einen Ausweg im Eishockey, das die Kinder im Winter auf dem gefrorenen Feld spielen. Sein Talent fällt auf, er kommt so einer Pflegefamilie und bald werden auch weiße Talentscouts auf ihn aufmerksam.

Ich konnte dieses Buch nicht aus der Hand legen und musste doch immer wieder Pausen einlegen, sonst hätten mich Grausamkeiten, die Saul er- und überleben muss, überwältigt. Das Buch ist ein Roman, aber wenn man die Lebensgeschichte Richard Wagameses liest, erkennt man durchaus Parallelen. Einen solchen Roman kann man sicher nicht schreiben, wenn man nicht selbst oder aus erster Hand von den Erfahrungen der Indigenen mit den staatlichen Institutionen weiß.
Aber genauso beeindruckend sind die Schilderung der Natur und der arktischen Kälte auf den Natureisflächen, da findet Wagamese wunderschöne, poetische Beschreibungen, die mich durchatmen ließen.

Der Autor klagt nicht an, aber als Leser kann ich nicht umhin, den institutionellen Rassismus zu sehen, den die weiße Bevölkerung sicher noch heute zeigt. Ein bemerkenswertes Nachwort ergänzt den Roman.

Mir fiel auf, dass auch der Gender-Sprache Rechnung getragen wird. So ist der Objiwe Medizinmann ein Medizinmensch, ob das Wagamese im Original so schrieb?

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Weniger kann mehr sein

Sieben Quadratmeter Glück
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Der Trend zu Caravan und Wohnmobilen ist ungebrochen, ja sogar immer weiter steigend. Nicht nur für Ferien, gerade während der Beschränkungen waren Urlaubsreisen damit noch länger möglich. Aber immer mehr ...

Der Trend zu Caravan und Wohnmobilen ist ungebrochen, ja sogar immer weiter steigend. Nicht nur für Ferien, gerade während der Beschränkungen waren Urlaubsreisen damit noch länger möglich. Aber immer mehr Menschen wählen den Caravan oder ein Mobilheim zum Zuhause auf längere Zeit.
Sei es als Wohnung bei persönlichen Krisen – wenn Jobverlust oder Trennung zum Verlust der Wohnung führten, oder ganz bewusst als Rückbesinnung auf eine einfachere und auf das Wesentliche reduzierte Lebensform.
Die Autorin macht genau diesen Schritt. Nachdem sie schon ihre große Wohnung gegen eine kleinere tauschte und durch die geringere finanzielle Belastung auch ihre Arbeitszeit reduzieren konnte, ist der Caravan die logische Fortführung. Auf ein Jahr sollte dieses Experiment, von dem sie in ihrem Tagebuch erzählt, angelegt sein.
Ein altes Gefährt im Schick der 90iger Jahre, in Eigenleistung ein wenig aufgemöbelt, wird ihr Zuhause auf Zeit. Der Stellplatz ist eine Parzelle direkt am See auf einem Campingplatz im beginnenden Winterschlaf. Außerhalb der Saison gibt es nur wenige Dauercamper, nur während der Messezeiten, sieht man mehr Besucher. So genießt sie die Stille und das morgendliche Bad im See. Sie muss sich in vielen Dingen umstellen, Ordnung auf 7qm ist unabdingbar. Nur wirklich unverzichtbare Dinge finden ihren Platz, das gilt für Kleidung, genau wie für Hausrat. Allerdings ist die Autorin eine erfahrene Camperin, das ist sicher von Vorteil.
Ein spannender Bericht über eine ungewöhnliche Lebensform, den ich sehr informativ fand. Auch die Begegnungen der Autorin mit anderen Dauercampern und deren Gründe für diese Wohnform sind interessant.
Das Buch bietet im Anhang noch jede Menge praktische Tipps für Camper, wichtigen Adressen, praktische Tipps, Rezepte und vieles mehr. Auch ein Camping-Knigge fehlt nicht und den scheint es auch auf Campingplätzen zu brauchen, wenn man an die Erfahrungen der Autorin mit den Nasszellen denkt.
Für mich war dieser Bericht ein Ausflug in eine andere Lebenswelt, vieles wird für mich nicht in Frage kommen, aber Denkanstöße habe ich mitgenommen. Brauchen wir wirklich so viel von allem? So viel Platz, so viel Energieverbrauch, so viel Kleidung, so viel Hausrat?
Weniger kann manchmal sehr viel mehr sein, das ist mein Fazit aus den Erfahrungen der Autorin.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Unterwegs

Wohin die Reise geht
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Mit seinen 72 Jahren macht sich Jakob auf den Weg in die Schweiz, sein Sohn drängte ihn 1Million Schwarzgeld zu schmuggeln, da er doch so unverdächtig aussieht. Ohne vom Zweck der Reise und dem Geld zu ...

Mit seinen 72 Jahren macht sich Jakob auf den Weg in die Schweiz, sein Sohn drängte ihn 1Million Schwarzgeld zu schmuggeln, da er doch so unverdächtig aussieht. Ohne vom Zweck der Reise und dem Geld zu wissen, begleitet ihn sein Freund Matthias, ein Kriminalbeamter. Schon bei der ersten Pause an einer Autobahnraststätte, nimmt Jakob mit dem großen Herzen, eine ältere, etwas verwirrte Dame mit und die junge Alex mit. Beide haben angeblich ihre Reisegruppe verloren.

Damit beginnt eine abenteuerliche, auch gefährliche Reise, die für alle Beteiligten eine Menge Überraschungen bereithält und ganz neue Freundschaften reifen lässt.

Tilda weiß nicht, wie sie zur Raststätte gekommen ist, immer öfters bemerkt sie Aussetzer, aber bei Jakob fühlt sie sich gut aufgehoben und in Jakob erwacht ein Beschützerinstinkt. Während Matthias über die ungebetenen Reisebegleiter anfangs nicht sehr erfreut ist, erst recht, als er von Jakobs Grund für die Reise erfährt.

Eine humorvolle Reise nimmt nun ihren Verlauf, die auch viele leise und melancholische Momente hat. Während der Fahrt lernen sich die vier Personen kennen, das erfahren wir immer aus der jeweiligen Perspektive und das lässt auch den Leser immer mehr Vertrautheit spüren.

Marlies Ferber entwickelt ihre Figuren sehr behutsam, man spürt die Herzenswärme mit der sie die Charaktere zeichnet. Das ließ mich fast zum Teil dieser Gemeinschaft werden. Sie hat nicht nur eine spannende Geschichte geschrieben – eine ganze Menge Abenteuer müssen alle Vier bestehen – der Leser macht sich auch Gedanken über die Spannungen zwischen den Generationen, die unterschiedlichen Lebensentwürfe, Hoffnungen und Enttäuschungen.

Alex, mit 18 noch ein Teenager, Matthias in der Mitte seines Lebens und Jakob und Tilda schon im letzten Lebensabschnitt, alle wird dies Reise verändern.

Was für eine liebenswerte und schöne Geschichte, die Autorin hat ihr Können ja schon mehrfach unter Beweis gestellt. Die Mischung aus Heiterkeit und Tiefgang, aus Unterhaltung und

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Der Tote von Bargsand

Mordsand
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Ein behutsamer Beginn lässt die Zeit, die Protagonisten und das Umfeld kennenzulernen und sich die Entwicklung von Frida und Bjarne Haverkorn in Erinnerung zu rufen. Für Neuleser finde ich das sehr gut ...

Ein behutsamer Beginn lässt die Zeit, die Protagonisten und das Umfeld kennenzulernen und sich die Entwicklung von Frida und Bjarne Haverkorn in Erinnerung zu rufen. Für Neuleser finde ich das sehr gut und obwohl ich alle Bände der Elbmarsch-Serie kenne, ist das eine prima Aktualisierung.

Am Ufer einer Elbinsel hat die Flut ein Skelett freigespült. Kein aktuelles Geschehen, die Knochen liegen seit 30 Jahren im Schlick, aber die Haltung und die Seilreste zeigen, dass es ein Mordopfer war. Dann wird nur wenige Tage danach ein weiterer Toter gefunden, ebenfalls auf eine Elbinsel, die gleiche Haltung, die gleiche Fesselung. Die zweite Leiche führt die Ermittler auf eine erste Spur und die weist in die ehemalige DDR und zwar zu den Jugendwerkhöfen genannten Erziehungsheime. Besonders der Hof in Torgau scheint eher einem Arbeitslager geglichen zu haben, im Volksmund damals auch Margots (Honecker) Kinder-KZ genannt.

Die Autorin lässt ihren Roman auf zwei Zeitebenen spielen, die gegenwärtigen Ermittlungen von Frida und ihren Kollegen ergänzen die Erlebnisse einiger Jugendlicher im Jugendwerkhof zu DDR-Zeiten. Besonders dieser Handlungsstrang ist eindringlich und schwer auszuhalten.

Neben den Ermittlungen lässt Romy Fölck auch Einblicke in Frida und Bjarnes Privatleben zu, vielleicht mehr als in den vorangegangen Bänden, aber immer in perfekter Mischung zu den Ermittlungen. Das hat mir sehr gut gefallen, Frida und Bjarne Haverkorn werden dadurch noch menschlicher. Auch die Ereignisse auf dem Apfelhof der Paulsens sind eine unterhaltsame Ergänzung.

Romy Fölck hat einen sehr wendungsreichen Plot komponiert, der die Spannung kontinuierlich steigern kann. Dabei gefielen mir auch die abwechselnden Erzählperspektiven. Was die Beamten über die Jugendwerkhöfe herausfinden, ist ein interessanter, zeitgeschichtlicher Aspekt, den man mit dem beigefügten Link im Nachwort noch vertiefen kann. Die genaue Recherche der Themen ihrer Kriminalromane finde ich bei der Autorin immer bemerkenswert.

So hat mich auch das neue Buch von Romy Fölck überzeugt.

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