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Veröffentlicht am 30.11.2020

Weisse Weihnacht mit Hindernissen

Mission: Weisse Weihnachten
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Das Seniorenheim „Abendrot“ ist längst nicht so idyllisch, wie der Name suggeriert. Es ist keine edle Residenz für betuchte Silberköpfe, sondern ein kommunales Haus für Menschen deren Rente nicht ganz ...



Das Seniorenheim „Abendrot“ ist längst nicht so idyllisch, wie der Name suggeriert. Es ist keine edle Residenz für betuchte Silberköpfe, sondern ein kommunales Haus für Menschen deren Rente nicht ganz so üppig ausfällt.

Hans, Inge, Frida und Luky wollen ihrer todkranken Freundin Maria den letzten Wunsch erfüllen. Noch einmal Weihnachten in den verschneiten Bergen feiern, wie früher, als es noch Familie gab. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht, auch ein Überfall bei einem Juwelier um das nötige Geld zu bekommen.
Natürlich geht alles schief, was schiefgehen kann, aber dafür gelingt etwas viel Wichtigeres: Zusammenhalt und Freundschaft zu zeigen und Maria noch ein wenig Glück schenken.

Diese kleine Geschichte von Andreas Benz hat alles, was in die Weihnachtszeit passt: stille, besinnliche Augenblicke, verschmitztes Schmunzeln und hin und wieder ein befreites Lachen. Ich habe diesen Roman um die „Seniorengang“ mit großes Vergnügen gelesen und beim Schluss – ich gebe es gern zu – auch einige Tränen wegwischen müssen. Aber es ist nicht nur eine Weihnachtsgeschichte der besonderen Art, sondern auch ein Denkanstoß für mich. Sprechen wir alten Menschen nicht zu schnell ihre Mündigkeit ab? Bestimmen ihr Leben mit der Begründung, dass alles nur zur ihrem Wohl ist? Darüber sollten wir uns auch Gedanken machen.

Aber vor allem kann man sich mit dieser warmherzigen und turbulenten Geschichte so richtig wohlfühlen.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Der Tote vom Goloring

Sturm über der Eifel
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Am Goloring, auch Eifel-Stonehenge genannt, lehnt ein Toter am Stamm einer Eiche, er ist barfuß und in Fellkleidung. Kein Ötzi, sondern Leonhard Schmidt, Naturkundler, Esoteriker und selbsternannter Schamane. ...

Am Goloring, auch Eifel-Stonehenge genannt, lehnt ein Toter am Stamm einer Eiche, er ist barfuß und in Fellkleidung. Kein Ötzi, sondern Leonhard Schmidt, Naturkundler, Esoteriker und selbsternannter Schamane. Ein seltsamer Fall für Kommissarin Tanja Marx, zur Unterstützung holt sich sie sich Dorfsheriff Peter Claes. Der ist zwar behäbig – um es nett auszudrücken – und meist in Gedanken an eine nächste Eroberung, aber kennt sich aus mit dem Dorfgefüge und den Eiflern.

Die beiden offiziellen Ermittler können wenig Sympathiepunkte verbuchen. Tanja ist einfach kein Landmensch, bei ihr muss es schnell gehen und genauso schnell bildet sie sich ihre Meinung. Dabei ist sie im Augenblick auch privat sehr abgelenkt, ihr Bruder, ein BW-Soldat, kehrte schwerverwundet aus Afghanistan zurück und Claes hat meist eh nur sein nächstes Date im Kopf.

Für Ella Danz scheint der Mordfall in ihrem Dorf wie ein Déjà vu. Sie ist nach einem Burnout in die Eifel gekommen um wieder zu sich selbst zu finden hat sich inzwischen als „Kräuterhexe“ schon einen Namen in der Umgebung gemacht. Sie kannte Leonhard von einer kurzen Begegnung und fühlte sich von ihm angezogen, eine verwandte Seele, wie ihr schien. Nun beginnt sie, wie schon beim letzten Fall, in den sie involviert war, auf eigene Faust zu ermitteln. Denn der harschen, kurz angebunden Tanja Marx und dem bequemen Claes traut sie nicht. Die Spuren sind weit verzweigt, war Leonhard als engagierter Naturschützer dem neuen Energieriesen im Weg?

Auch in ihrem zweiten Fall lässt Katja Kleiber der Eifel und ihren Bewohnern breiten Raum. Sie schildert die Landschaft, die Menschen und ihre Befindlichkeiten. Das lässt die Umgebung ihres Krimis sehr deutlich werden und gibt einen schönen Rahmen. Ella Danz ist eine Sympathieträgerin, wie sie ihr neues Leben eingerichtet hat, gefällt mir. Sie wirkt zwar immer noch ein wenig angeschlagen, aber man spürt, dass sie in der Eifel geerdet ist. So gelingt es ihr so manche Spur zu finden, die die Polizei nicht verfolgte. Allerdings bringt sie sich auch in Gefahr, wie ein Überfall auf sie bestätigt.

Ein wenig mehr Tempo hätte dem Krimi zwar nicht geschadet, trotzdem habe ich das Buch ganz genussvoll gelesen. Katja Kleiber schreibt unterhaltsam und flüssig, verliert sich dann doch manchmal ein längeren Beschreibungen oder Nebensächlichkeiten. Das trägt aber durchaus zum Lokalkolorit bei. Ich würde den Krimi fast gemütlich nennen, ohne einen negativen Eindruck erwecken zu wollen.

Der Plot wurde sehr schlüssig und in manchen Teilen auch sehr überraschend aufgeklärt, ein stimmiges Ende für diesen Eifelkrimi.

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Veröffentlicht am 26.11.2020

Ziemlich langweilig

Brennende Liebe
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Manchmal halten Bücher was die Titel versprechen. Jürgen Klahn hat seinem Dänemark Krimi „Brennende Liebe“ den Untertitel Hygge Krimi gegeben. Und hyggelig war es, viel zu hyggelig.

Kurz zum Inhalt: Jens ...

Manchmal halten Bücher was die Titel versprechen. Jürgen Klahn hat seinem Dänemark Krimi „Brennende Liebe“ den Untertitel Hygge Krimi gegeben. Und hyggelig war es, viel zu hyggelig.

Kurz zum Inhalt: Jens Peter Jensen ist Kommissar, seit einigen Monaten verwitwet und noch tief in seiner Trauer. Da erreicht ihn eine Einladung zur Hochzeit seiner ehemaligen Mitschüler Gregers und Inge. Natürlich reist er an, doch Gregers ist just am Vortag der Hochzeit in seinem Bett verbrannt, ein Kurzschluss wie es scheint. Aber Jens nicht umsonst seit Jahrzehnten Kriminalist, er traut dem Braten nicht, vor allem als er Otto, Gregers Neffen kennenlernt. Denn hätte die Hochzeit stattgefunden, hätte Inge das beträchtliche Vermögen geerbt.

So tapst Jens durch das dörfliche Rinkenæs um einen Täter zu finden. Das amüsiert weder die Polizei, noch den Neffen, noch Inge. Überhaupt Inge, damals hatte er seinen ersten Kuss mit ihr erlebt und es scheint, dass Inge sich noch genau so lebhaft daran erinnert, wie er. So knistert es bald zwischen dem Witwer und der Beinahe-Witwe.

Das Buch plätschert sehr geruhsam vor sich hin, ein wenig Landschaft, ein wenig Dänisch und ansonsten seltsame Dialoge und Einfälle. Wenn sich Inge mit ihrer Angestellten in einer Art Kindersprache unterhält, frage ich mich wirklich, was der Autor mit dieser Idee ausdrücken wollte.Dänischen Humor, Lebenslust ?

Die Geschichte ist wirklich schnell gelesen, allzu hoch wird die Spannung nicht, es gibt nur den einfach geradeaus erzählten Plot mit einer Handvoll Protagonisten und einem schnell erratenen Ende.

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Geständnis eines Mörders

Wittgensteiner Schatten
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Die Rückkehr ins Elternhaus ist für Caroline König ein Scheitern. Nach einer indiskutablen Fehleinschätzung von ihrer Dienststelle, dem BKA einstweilen beurlaubt, bezieht sie ihr ehemaliges Mädchenzimmer. ...

Die Rückkehr ins Elternhaus ist für Caroline König ein Scheitern. Nach einer indiskutablen Fehleinschätzung von ihrer Dienststelle, dem BKA einstweilen beurlaubt, bezieht sie ihr ehemaliges Mädchenzimmer. Bad Laasphe hat sie nach dem Tod des Vaters überstürzt verlassen, genau so überstürzt wie sie ihre Beziehung zu Alex beendete.

Der letzte Fall des Vaters war die Überführung des Serienmörders Robert Hellmar, allerdings wies der Fall viele Fragen auf und nur den letzten Mord an Hellmars Frau konnte im Caros Vater nachweisen. Nun will der totkranke Häftling mit Caro sprechen und sie steigt in den alten Fall ihres Vaters ein.

Der Krimi ist sehr interessant aufgebaut und rollt Motiv und Fall von hinten auf. Denn Caro kann sich auf ausführliche Notizen und Akten stützen, doch allmählich schleicht sich ein Zweifel ein. War das wirklich alles so glasklar, wie ihr Vater es beschrieb oder könnte er womöglich Spuren übersehen haben? Zudem findet sie die Person Hellmar trotz anfänglicher Abscheu interessant und sie geht auf ihn ein. Für jedes Detail, das er ihr erzählt, gibt sie ein wenig von sich preis. Das wird zu einem fesselnden Katz und Maus Spiel.

Ich fand diesen Plot sehr spannend aufgebaut und merkte, dass es mir wie Caro ging. Allmählich wuchs in mir die Sympathie für den Täter und es kamen Zweifel an der Ermittlung auf.

Die Figuren – allen voran – Caro, haben mir sehr gut gefallen. Ihre Persönlichkeiten wurden vielschichtig angelegt und wirkten sehr authentisch auf mich. Oft finde ich Ermittler, deren Privatleben den Fall überlagern, nervig. Aber hier gehörten die privaten Ereignisse um Caro und vor allem die Ermittlungen ihres Vaters ganz unmittelbar zur Geschichte und das fand ich sehr reizvoll.

Den Schreibstil der Autorin fand ich lebendig und flüssig zu lesen. Ihr gelingt es, den Spannungsbogen gleichmäßig hochzuhalten und damit hat sich mich von der ersten Seite an gepackt. Caro König hat auch in Bad Laasphe Potential für weitere Fälle.

Auch dieses Mal ist dem Emons Verlag mit dem Titelfoto ein stimmiges Cover gelungen. Mit den erleuchteten Fenstern wirken die Fachwerkfassaden geheimnisvoll, das passt zum Thema, denn auch im Roman lauern hinter schönen Fassaden Geheimnisse.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Vielversprechender Reihenauftakt

Der Petticoat-Mörder (Lemke-von Stain-Serie 1)
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1958 kommt der junge Fred Lemke zur Berliner Kriminalpolizei. Obwohl er den Lehrgang sehr schlecht abgeschlossen hat, ist der Personalmangel so groß, dass er eine Stelle als Assistent im Morddezernat bekommt. ...

1958 kommt der junge Fred Lemke zur Berliner Kriminalpolizei. Obwohl er den Lehrgang sehr schlecht abgeschlossen hat, ist der Personalmangel so groß, dass er eine Stelle als Assistent im Morddezernat bekommt. Eine zweite Quereinsteigerin fängt gleichzeitig mit ihm an. Die geheimnisvolle Ellen von Stain, für die besondere Regeln zu gelten scheinen. Offensichtlich hält jemand mit Einfluss seine schützende Hand über sie.

Fred bekommt es in den ersten Tagen sofort mit einem Tötungsdelikt zu tun, ein Mann wurde erschossen am Ufer eines Sees aufgefunden. Sein Chef findet die Deklaration als Raubmord sehr schlüssig und weil es vage Verdächtigen gibt, möchte er den Fall schnell abschließen. So hat man es vor anderthalb Jahrzehnten auch gemacht und ist nach seiner Meinung nicht schlecht dabei gefahren. Aber das kann Fred nicht hinnehmen, sein Ehrgeiz ist geweckt und mit einem Fundstück, aus Tatortnähe, einem befleckten Petticoat, macht er sich auf eigene Spurensuche. Die Ehefrau des Opfers, genau wie die Geliebte, scheinen nicht allzu betrübt über den Tod und als Lemke auch noch von dessen NS-Vergangenheit erfährt, ergeben sich ganz neue Ansätze.

Mit diesem ersten Roman um den jungen, nicht angepassten Fred Lemke, möchte der Autor eine Reihe etablieren. Die späten 50iger und frühen 60iger sind ja auch ein interessanter Hintergrund, bereits historisch, aber noch nicht allzu fern in unserem Gedächtnis. Der Kriminalroman ist in Berlin angesiedelt und das ist sehr farbig und detailreich erzählt. Die Stadt zeigt noch deutliche Trümmerwunden, aber auch das Wirtschaftswunder ist schon zu spüren. Immer mehr Automobile bevölkern die Stadt und jede Menge Leute mit Vermögen machen ihre Geschäfte. Das wirkt sehr gut recherchiert und das Buch bekommt dadurch viel Authentizität. Auch das Opfer gehörte zu den Gewinnern der Nachkriegszeit. An vielen Schaltstellen der Behörden und der Wirtschaft, ja auch bei der Polizei sitzen noch genügend Ewiggestrige, für die der verlorene Krieg nur ein Unfall war. In diese Kategorie gehört auch Freds Chef.

Ich fand die Story spannend erzählt, es verführte zwar nicht zum Nägelknabbern, hatte aber eine eigene Dynamik. Als Reihenauftakt geplant, ist natürlich der Hintergrund von Fred Lemke und Ellen von Stain besonders ausgeleuchtet worden, was dem Krimi ein wenig Tempo nahm. Der Kriminalfall selbst entwickelte sich eher langsam, aber immer sehr schlüssig. Als Leser war ich immer auf Wissens- und Augenhöhe von Fred Lemke.

Mir hat dieser gut geschriebene Krimi sehr gefallen und auf eine Fortsetzung bin ich schon gespannt. Die Epoche bietet noch viel Stoff für weitere Fälle des sympathischen jungen Ermittlers, denn er hat – genau wie die geplante Serie – eine Menge Potential.

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