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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2020

Horrido und Halali

Waidmannsruh
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Ein kapitaler Einserhirsch sorgt im Mölltaler Revier von Aufsichtsjäger Flattacher für Aufregung. Vinzenz Hinteregger hatte ihn schon vor der Büchse, da kommt ihm ein Jäger zuvor, der ganz unwaidmännisch ...

Ein kapitaler Einserhirsch sorgt im Mölltaler Revier von Aufsichtsjäger Flattacher für Aufregung. Vinzenz Hinteregger hatte ihn schon vor der Büchse, da kommt ihm ein Jäger zuvor, der ganz unwaidmännisch den Hirsch aus dem Auto heraus erlegte. Aber wozu gibt es Handys, die wunderbar alles filmisch dokumentieren. Mit diesem Filmchen wird er Walter vor der Jägerschaft bloßstellen. Nur schlecht, dass Walter kurz danach ums Leben kommt und Vinzenz in Verdacht gerät.

Sepp Flattacher, nie ein diplomatisches Genie, fällt das Schlichten schwer, dafür läuft er beim Ermitteln zur Hochform auf. Für Martin Schober, dem örtlichen Postenkommandanten und sein Team, sind Sepps Einmischungen schon immer eine Heimsuchung gewesen, auch wenn er zugeben muss, dass Sepp schon mal den richtigen Riecher hat.

Das Mölltal und seine Jägerschaft sind ein idealer Hintergrund für die Kärntner Krimis von Alexandra Bleyer. Die urigen Typen, allen voran natürlich Sepp, bieten idealen Stoff für urkomische Szenen und Dialoge. Die sind übrigens oft im Kärntner Dialekt und dankenswerter Weise in einem sehr ausführlichen Glossar erläutert. Da komme ich schon manchmal in Versuchung ein paar Ausdrücke in meinen Wortschatz aufzunehmen Ihre Plots denkt sich die Autorin mit einem Augenzwinkern aus, spart dabei aber nie mit richtigen spannenden Krimiszenen. So hält sich der Humor mit dem Spannungsbogen gut die Waage und das macht für mich auch den Reiz dieser Krimiserie aus dem Emons Verlag aus.

Auch wenn Sepp Flattacher schon einige Male ermitteln durfte, bleibt jeder Fall in sich abgeschlossen und setzt keine Kenntnis der vorherigen Bände voraus. Aber besonderes Vergnügen macht es schon, wenn man die Ursachen der Kabbeleien zwischen Sepp und Piefke Heinrich kennt oder Sepps Reaktionen auf Jagdobfrau Irmi. Aber das kann man ja nachholen.

Für mich sind Alexandra Bleyers Krimis immer Lesespaß erster Güte und ich freue mich über jedes neue Abenteuer für Aufsichtsjäger Sepp.

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Veröffentlicht am 14.10.2020

Bonnie & Clyde 2.0

Love & Bullets
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Fiona und Bill – die zwei haben sich gefunden wie Bonnie und Clyde. Sie ergänzen sich prächtig und Fiona sagt, wo‘ s lang geht. Dass das krumme Geschäfte sind, ist klar und sie hätten eigentlich davon ...

Fiona und Bill – die zwei haben sich gefunden wie Bonnie und Clyde. Sie ergänzen sich prächtig und Fiona sagt, wo‘ s lang geht. Dass das krumme Geschäfte sind, ist klar und sie hätten eigentlich davon ganz gut leben können, auch wenn Bill schon sehr auf Luxus steht, wenn er nicht seinen Boss um ziemlich viel Kohle erleichtert hätte. Was nicht gut ankam, jetzt haben Bill und Fiona jede Menge Ärger am Hals und sie müssen fliehen. Quer durch die Vereinigten Staaten bis in die Karibik. Ein aberwitziger Roadtrip!

Hier fliegen die Dialoge genau wie die Patronen und Gags sind explosiv wie Granatenwerfer und Raketen. Von allem gibt es reichlich in diesem als Thriller bezeichneten Ganovenstück Es ist immer wieder witzig, wie sich das Pärchen auch aus den ausweglos erscheinenden Situationen befreit und immer noch eins draufsetzen.
Es ist sehr unterhaltsam, stellenweise auch sehr spannend, aber ich fand, das konnte der Autor nicht ganz durchhalten. Ich musste mich einige Male schon motivieren weiterzulesen. Vielleicht liegt es daran, dass der Verlag die drei Bände des amerikanischen Originals in einem Buch zusammengefasst hat. Da war die Dosis für mich etwas hoch.

Der flotte und flapsige Erzählton verstärkt den Eindruck von Tempo in der Geschichte noch und mildert gleichzeitig das harte und blutige Geschehen ab. Ein Thriller der etwas anderen Art.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Ein tödliches Date

Ringelpietz mit Abmurksen
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Loretta ist schon viel zu lange Single. Das ist jedenfalls die Meinung ihrer Freunde. So bekommt sie nicht nur einen Gutschein für drei Speed Datings, sondern sie lässt sich auch noch bereden, sich in ...

Loretta ist schon viel zu lange Single. Das ist jedenfalls die Meinung ihrer Freunde. So bekommt sie nicht nur einen Gutschein für drei Speed Datings, sondern sie lässt sich auch noch bereden, sich in einem Single Portal anzumelden. Nach einem feucht-fröhlichen Abend mit Freundin Diana ist gleich ein ansprechendes Profil erstellt und die ersten Mitteilungen lassen auch nicht lange auf sich warten.

Aber bis auf die Nachrichten von „Robin Hood“ ist ziemlich alles Schrott, was sich da tummelt. Auch beim Speed Dating scheint es nur einen einigermaßen ansehnlichen Typ zu geben, doch der ist beim zweiten Treffen leider tot. Und Loretta muss wieder ermitteln.

Loretta Luchs, ihre Clique und ihr Ruhrpott-Örtchen ist ein ganz eigener Kosmos, in dem ich schon seit den ersten Bänden heimisch geworden bin. Es gibt sogar ein ganz eigenes Genre für ihre Abenteuer, die „Krimödie“ nämlich. Ein Krimi, denn Loretta hat eine ganz besondere Spürnase, das muss auch die Intimfeindin Kommissarin Küppers zugeben und Komödie, denn es ist unglaublich, in welche Situationen sie immer gerät. Dieses Mal wird in der rosaroten Welt der Partnerportale, Speed Datings und Singlepartys ermittelt und es ist nicht nur für Loretta sehr erhellend, was sich dahinter alles verbergen kann.

Im Ernst, sollte ich je in die Lage kommen, mich dort einmal umzuschauen, werden mir Lorettas Erfahrungen eine große Hilfe sein.

Lotte Minck beherrscht ihr Handwerk aus dem Eff Eff. Sie erkennt die Absurdität in manchen Alltagssituationen und mit leichter Zuspitzung werden urkomische Szenen daraus. Außerdem hat sie ein Händchen für ihre Figuren. Immer wieder gelingen ihr wunderbare Charaktere, von denen man mehr lesen möchte. Kurz – ein gelungenes Krimivergnügen.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Missionieren

Schwarzrock
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Bereits 1987 erschien Brian Moores (1921-1999) Roman „Schwarzrock“ zum ersten Mal in deutscher Sprache. Dieses Jahr hat der Diogenes Verlag das Buch mit einem Nachwort von Julian Barnes neu aufgelegt.

Moore ...

Bereits 1987 erschien Brian Moores (1921-1999) Roman „Schwarzrock“ zum ersten Mal in deutscher Sprache. Dieses Jahr hat der Diogenes Verlag das Buch mit einem Nachwort von Julian Barnes neu aufgelegt.

Moore beschreibt die gefahrvolle Reise eines französischen Jesuitenpaters im frühen 17 Jahrhundert in den Norden zu den großen Seen. In einer abgelegenen Missionsstation soll er den Patres zur Hilfe kommen oder sie ihm schlimmsten Fall ersetzen. Pater Laforgue ist ein eifriger Diener Gottes, er träumte schon früh vom christlichen Helden- und Märtyrertum. Zusammen mit einem jungen Franzosen, der die Sprache der Stämme der Algonkin, Huronen und Irokesen spricht und einigen Algonkin Indianern, die ihn mit ihren Kanus zu seinem Ziel bringen sollen, bricht er zu Beginn des Winters auf. Die Reise ist strapaziös und gefährlich. Er wird mit Krankheit, Verrat, Lügen und Tod konfrontiert.

Brian Moore hat für seinen Roman aus dem Bericht des amerikanischen Historikers Francis Parkman „The Jesuits in North America in the Seventeenth Century“ geschöpft. Die Briefe der französischen Jesuiten und ihre Aufzeichnungen sind frühe Dokumente über die Ureinwohner Nordamerikas. Das verleiht dem Buch auch Authentizität und räumt auf mit dem Klischee der Wild West Romantik. Pater Laforgue ekelt sich vor dem Schmutz, dem Gestank der ungewaschenen Leiber, der zügellosen Sexualität und der unflätigen Sprache der „Wilden“. Aber das beflügelt ihn auch zu seiner Aufgabe, zu missionieren, zu bekehren und Seelen zu retten.
Die Konfrontation der Kulturen ist voller Konflikte. Die eingeborenen Indianerstämme verachten die Weißen und ganz besonders die „Schwarzröcke“ genannten Missionare. Sie machen sich über sie lustig, halten ihre religiösen Bräuche für faulen Zauber und betrügen sie, wo sie ihren Vorteil sehen.

Moore schildert diese Begebenheiten völlig wertfrei, aber ich hatte immer das Gefühl, dass zwischen den Zeilen seine Sympathie, zumindest sein Verständnis auf den Seiten der indianischen Stämme ist. Auch Laforgue wird am Ziel seiner Reise einen anderen Blick bekommen und zweifeln, aber seine Aufgabe annehmen.

Der Roman hat in vielen Passagen etwas Abenteuerliches, aber nichts von einer falschen Romantik des „edlen Wilden“. Es ist auch Blick auf eine Kultur, die von der ersten Begegnung an mit den weißen Pelzhändlern und Missionaren zum Untergang verurteilt wurde. Es lohnt sich diesen Roman wieder zu entdecken.

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Frostige Provence

Stille Nacht in der Provence
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Mit der Ehe von Andreas und Nicola Kantor steht es im Augenblick nicht zum Besten. Da kommt das Angebot eines Kollegen von Andreas gerade recht. Der besitzt ein Ferienhaus in einem abgelegenen Bergdorf ...

Mit der Ehe von Andreas und Nicola Kantor steht es im Augenblick nicht zum Besten. Da kommt das Angebot eines Kollegen von Andreas gerade recht. Der besitzt ein Ferienhaus in einem abgelegenen Bergdorf in der Provence, genau das richtige für romantische Weihnachtsfeiertage um wieder zu einem harmonischen Zusammenleben zu finden.

Miramas-le-Vieux ist ein typisch provenzalisches Dorf, fast alle Häuser sind zu Feriendomizilen umgebaut. Im Sommer wird das Leben dort pulsieren, aber nun, einige Tage vor Weihnachten, wirkt es wie ausgestorben. Einheimische sind kaum zu sehen und die meisten Läden und Restaurants geschlossen. Dann kommt zu den eisigen Temperaturen noch ein heftiger Schneefall. Als Andreas früh aus dem Haus tritt, sieht er, dass der Schnee die Decke eines alten Kellers zum Einsturz brachte und zwischen den Steinbrocken sieht er einen Sarg. Nicht taufrisch, aber auch noch nicht so alt, dass es sich um einen historischen Fund handeln könnte. Auch die Überreste im Sarg scheinen noch sehr alt zu sein. Auf der Suche nach Hilfe stößt er im Ort auf Schweigen, niemand öffnet die Tür und als er später zu seinem Haus zurückkommt, ist der Sarg verschwunden. Nur Autospuren zeigen, dass er nicht geträumt hat.

Der Einzige, der ihm Glauben schenken will, ist ein strafversetzter, dem Alkohol zugeneigter Flic. Da der Schneefall das mittelalterliche Dorf von der Außenwelt abgeschnitten hat, beginnen Nicola und Andreas mit ihrer eigenen Recherche und statt des lähmenden Schweigens zwischen den beiden, gibt es nur endlich wieder Gespräche und Nähe.

Eine winterlich-weihnachtliche Geschichte vom Bestseller Autor Cay Rademacher, die zwar nicht in romantisch-verklärte Weihnachtsstimmung versetzt, aber spannend und ein wenig geheimnisvoll zugleich ist. Der Weihnachtskrimi ist kein umfangreiches Buch und auch nicht mit seinen Provence-Krimis zu vergleichen, aber vom Setting und von der Atmosphäre her gelungen und mir viel Vergnügen gemacht. Was frostig verhalten beginnt, nimmt bis zum Schluss noch gehörig Fahrt auf und löst sich sehr überraschend auf.

Ein gelungener, kleiner Krimi zum Fest.

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