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Veröffentlicht am 12.08.2020

Schön erzählt

Das Leben ist ein wilder Garten
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Das Leben ist ein wilder Garten – was für ein schöner Titel und was für ein einnehmender Klappentext.

Das nicht sehr umfangreiche Buch ist Carlos Sicht erzählt. Seine Frau Ana hat ihn verlassen, was ...

Das Leben ist ein wilder Garten – was für ein schöner Titel und was für ein einnehmender Klappentext.

Das nicht sehr umfangreiche Buch ist Carlos Sicht erzählt. Seine Frau Ana hat ihn verlassen, was er auch nach Jahren bedauert und nicht recht versteht, die Tochter studiert in London, ist ihm längst entfremdet. Seine Mutter lebt im Altersheim.
Er ist Gartenarchitekt und seine Firma läuft wohl gut. Einer seiner Angestellten ist Agon, ein Schrank von Mann mit einem sensiblen Charakter und so wie es scheint, sein einziger Vertrauter.

Eines Tages verschwindet die schon leicht demente Mutter aus dem Heim und Carlo findet sie im Heimatdorf in den Bergen, in einem Luxushotel. Den Bezug erfährt er ganz allmählich und erkennt, dass seine Mutter ein Leben vor Ehe und Mutterschaft hatte, sogar ein amouröses Verhältnis mit einem Hotelgast.

So mäandert das Geschichte durch die Seiten. Es passiert nicht viel, aber das auf eine schöne Weise. Buti hat einen sehr rhythmischen Sprachstil, das macht das Lesen wirklich angenehm. Aber trotzdem: mir fehlte was. Gedanken und Szenen werden angerissen und verlieren sich dann. Warum, zum Beispiel, wurde Agon angegriffen? Ein roter Faden, der die Geschichte vielleicht gestützt hätte, fehlt völlig, aber so plätscherte die Geschichte angenehm vor sich hin.

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Veröffentlicht am 05.08.2020

Zimmerpflanzen für jede Ecke

Plant Love
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immerpflanzenbücher gibt es fast unüberschaubarer Auswahl, doch hat mich die Neuerscheinung aus dem Ulmer Verlag „Plant Love“ von Alys Fowler neugierig gemacht. Hauptsächlich wegen des Untertitels: Pflanzen ...

immerpflanzenbücher gibt es fast unüberschaubarer Auswahl, doch hat mich die Neuerscheinung aus dem Ulmer Verlag „Plant Love“ von Alys Fowler neugierig gemacht. Hauptsächlich wegen des Untertitels: Pflanzen für jede Ecke. Denn ich habe einige Ecken in meiner Wohnung, die durch ungünstige Lichtverhältnisse nicht einfach sind.

Das quadratische Paperback liegt gut in der Hand und ist reichhaltig illustriert. Es beginnt mit einem Pflanzenfinder, der nach den Standortwünschen wie Sonne, Halbschatten, Schatten sortiert ist. Kleine Symbole kennzeichnen die Herkunft der Pflanzen – ob Wüsten oder Regenwald. Im folgenden Teil „Zimmerpflanzen ein Zuhause geben“ erzählt die Autorin eher allgemeines und da hatte ich das Gefühl dass hier eher Anfänger angesprochen werden. Genau wie das Kapitel „Pflanzennachwuchs aus der Küche“, denn mit Zitronen-,Orangen- und Avocadokernen haben es schon viele versucht.

Wichtig und ausführlich sind die Pflanzenportraits. Hier werden Zimmerpflanzen und ihre Varietäten vorgestellt, ihre Ansprüche an Licht und Wasser erklärt, auf häufige Pflegefehler hingewiesen und vieles mehr. Da kann ich mir vorstellen, dass ich hier öfters nach Rat suchen werde.

Gut gefallen hat mir auch, dass sich die Autorin auf Zimmerpflanzen beschränkt, die man im gut sortierten Gartenfachhandel bekommt. Was nützen die schönsten Beschreibungen, wenn es sich um Exoten handelt, die normal Sterbliche kaum erwerben können.

Ein wenig ausführlicher hätte auf Krankheiten und Schädlinge eingegangen werden können. Hier vermisste ich Fotos von Blattschäden und unerwünschten Bewohnern.

Insgesamt macht das Buch einen kompetenten Eindruck, was man beim renommierten Ulmer Verlag auch voraussetzt. Ich würde es eher als Buch für Anfänger ansehen, die wenig Erfahrung haben und an ihrem „Grünen Daumen“ arbeiten möchten. Aber auch erfahrene Zimmergärtner finden noch viele hilfreiche Tipps.

Veröffentlicht am 03.08.2020

Heikle Fälle

Das Dezernat für heikle Fälle
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Da habe ich jetzt ein Buch gelesen, dessen Autor ich schon lange kenne und schätze und bin ziemlich ratlos, wie ich meine Eindrücke zusammenfassen kann.

Das Dezernat für heikle Fälle ist Malmö angesiedelt, ...

Da habe ich jetzt ein Buch gelesen, dessen Autor ich schon lange kenne und schätze und bin ziemlich ratlos, wie ich meine Eindrücke zusammenfassen kann.

Das Dezernat für heikle Fälle ist Malmö angesiedelt, einen harten Schwedenkrimi darf man aber nicht erwarten. Aber das ist ja schon aus der Beschreibung ersichtlich. Es geht um Menschliches-Allzumenschliches, das McCall Smith in seinen Fällen thematisiert. Ob ein unerklärlicher Messerstich in die Kniekehle eines Markthändlers, der angebliche Mord an einem imaginären Freund oder die seltsamen Begebenheiten um ein einsames Wellnesshotel, so unwahrscheinlich es klingt, so „normal“ ist die Auflösung.

Ulf Varg geht seine Fälle anders an. Er umkreist sie, lässt seine Gedanken schweifen, greift Gespräche mit seinem Therapeuten auf, bis er zu einer logischen Erklärung kommt. Dabei wird er von einem Team unterstützt, das genau zur Skurrilität der Fälle passt. Das alles beschreibt der Autor mit intelligenten Finten in seiner eleganten Sprache. Seine Figuren sind schon sehr eigen, aber meist sehr menschlich in all ihren Fehlern oder Eigenheiten.
Es ist amüsant für einen gemütlichen und entspannten Nachmittag, es unterhält mit einem Augenzwinkern, aber Spannung sollte man nicht erwarten.

Ich denke, ich werde mir wieder einmal meine alten Mma Ramotswe –Fälle aus dem Regal ziehen.

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Veröffentlicht am 28.07.2020

Hochzeitsvorbereitungen

Der Trauzeuge - Liebe und andere Handicaps
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Kirby Matthews ist leid immer nur Single Gast bei den Hochzeiten ihrer Freunde zu sein und mitleidig betrachtet zu werden, wenn sie den Brautstrauß fängt. Dabei ist sie seit einem Jahr mit Ted zusammen, ...

Kirby Matthews ist leid immer nur Single Gast bei den Hochzeiten ihrer Freunde zu sein und mitleidig betrachtet zu werden, wenn sie den Brautstrauß fängt. Dabei ist sie seit einem Jahr mit Ted zusammen, doch leider in einer Fernbeziehung. Er arbeitet und lebt in Silicon Valley, sie in Jersey City. Die wenigen gemeinsamen Wochenende und die Bildtelefonate sind kein guter Ersatz. Doch dann macht Ted ihr den ersehnten Heiratsantrag und voller Freude stürzt sich Kirby zusammen mit Teds bestem Freund John auf die Hochzeitsvorbereitungen. John ist eine Überraschung für sie, er sitzt im Rollstuhl, ist abweisend und zynisch und doch hat er vieles gemeinsam mit Kirby, wie sie allmählich feststellt.

Die Geschichte ist locker und unterhaltsam geschrieben und hat doch etwas Besonderes, was ich bei dieser Art Romane nicht unbedingt erwartet hätte: Sie thematisiert Behinderung und unseren Umgang damit.

Die Autorin lässt abwechselnd Kirby in der Ich-Form von ihren Begegnungen erzählen und beide haben natürlich vollkommen unterschiedliche Auffassungen. Bei John dominiert anfangs der zynische und abweisende Ton, er stößt Kirby immer wieder vor den Kopf, was aber auch Selbstschutz für ihn ist. Sein Zustand wird nicht romantisiert und beschönigt, er ist in vielem auf fremde Hilfe angewiesen und verabscheut das gleichzeitig.

Kirby dagegen ist erst mal glücklich und es dauert eine ganze Zeit, bis sie bemerkt, dass sie mit Ted überhaupt keine Gemeinsamkeiten hat, dass ihre Beziehung eigentlich auf die Distanz möglich war. Während Ted immer ein wenig von oben herab über ihren Filmgeschmack und ihre Vorlieben urteilte, ist sie mit John auf Augenhöhe.

Ich finde es ganz gelungen, wie die Autorin in ihren Unterhaltungsroman auch ein ernstes Thema einbringt, das mich berührte ohne dass die Geschichte in Kitsch abgleitet. Besonders mit John ist ihr auch eine gute Personenzeichnung gelungen. Bei Kirby fragte ich mich allerdings, warum in so vielen Romanen die Heldinnen immer Cupcake Bäckerinnen sein müssen.

Ich bin auf dieses Buch durch einige Rezensionen aufmerksam geworden und kann den positiven Eindruck dieser Besprechungen nur bestätigen.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Obst ist nicht immer gesund

Schneewittchen und die sieben Särge
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Robert Mondrian ist Buchhändler in einer verträumten Kleinstadt im Rems-Murr Kreis. Er kann es sich leisten, seine Buchhandlung ganz nach seinen Wünschen zu bestücken, denn es gab ein aufregendes Leben ...

Robert Mondrian ist Buchhändler in einer verträumten Kleinstadt im Rems-Murr Kreis. Er kann es sich leisten, seine Buchhandlung ganz nach seinen Wünschen zu bestücken, denn es gab ein aufregendes Leben davor. Davon kündet der Prolog, der spannend wie ein Thriller-Auftakt daher kommt. Als ehemaliger Geheimagent scheint Mondrian mit allen Wassern gewaschen, aber sein Mut verlässt in regelmäßig, wenn er der attraktiven Obsthändlerin Sonja begegnet.

Doch dann wird Sonjas Obstlieferant mit einem vergifteten Apfel ermordet und sie selbst gerät in das Visier der Polizei. Robert macht sich auf eigene Faust daran, den wahren Täter zu finden. Er ist aber nicht allein, sein etwas verpeilter Buchhandelsgehilfe Alfons leistet mit erstaunlichen Einfällen Hilfe.

Schon aus dem Titelbild und dem Klappentext wird klar, dass dieser Krimi mit einer gehörigen Portion Humor aufwartet. Auch der Märchenbezug klang interessant.

Jürgen Seibold hat schon mit seiner witzigen Allgäu-Serie sein Können unter Beweis gestellt und dass das Buch der Auftakt zu einer neuen Reihe um Robert Mondrian wird, ist vielversprechend.

Er spart nicht mit Humor und witzigen Szenen, außerdem sind die Gags durchweg lesenswert. Vor allem mit Buchhändler Alfons und Kundin Marie sind ihm neben der Hauptfigur zwei vielversprechende Charaktere gelungen. Seibold schreibt einfach flüssig und unterhaltsam und dieses Buch macht Spaß. Zwar habe ich den Märchenbezug vermisst und auch den Titel finde ich zwar pfiffig und einprägsam, aber er spiegelt nicht unbedingt den Inhalt wider. Aber das Cover ist richtiger Hingucker und im Lauf des Plots erkennt man die vielen kleinen Details und Hinweise wieder.

Der Plot ist vielfach verschlungen, aber klärt sich nach einem fulminanten Endspurt schlüssig auf. Ich bin schon gespannt, wie sich Robert Mondrian in den folgenden Bänden schlägt.

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