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Veröffentlicht am 26.04.2020

Barcelona Krimi

Mord in Barcelona
2


„Mord in Barcelona“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe einer deutschen Autorin (Brigitte Pons) die dafür das passende Pseudonym Isabella Esteban wählte, wie es so schon eine Reihe Autoren für ihre ...


„Mord in Barcelona“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe einer deutschen Autorin (Brigitte Pons) die dafür das passende Pseudonym Isabella Esteban wählte, wie es so schon eine Reihe Autoren für ihre in Urlaubsländern angesiedelten Romane machen.

Auf dem bekannten Friedhof Montjuic wird eine Tote gefunden, offenbar eine deutsche Touristin. Der ruhige Comissari Jaume Soler übernimmt den Fall, der sich schwierig gestaltet. Es gibt wenig Anhaltspunkte und tagelang war nicht einmal die Identität der Frau zu klären. In seinen Ermittlungen gibt es einen besonderen Störfaktor. Seine umtriebige Schwester Montse beginnt, aufgestachelt durch die neugierige Mutter, auf eigene Faust zu recherchieren. Dabei funkt sie ihrem Bruder gewaltig dazwischen, vor allem weil es ihr gelingt, Kontakt mit dem angereisten Sohn der Toten aufzunehmen, der sich schon sehr bald intensiviert. Zu intensiv, wie es scheint, da Montse von ihrem Bruder erfährt, dass auch der Sohn zum Kreis der Verdächtigen gehört.

Die Autorin braucht Zeit um ihre Protagonisten einzuführen und den Hintergrund zu entwerfen, inklusive diverser Familienprobleme. Das ist sicher im Hinblick auf die geplante Serie zu sehen, aber dadurch erschienen mir die ersten Kapitel etwas langatmig. Aber die Spannung steigt im Verlauf des Buches und rundet einen interessanten Plot ab, der bis in die jüngere spanische Geschichte zurück reicht.

Man merkt, dass die Autorin die Stadt kennt und liebt und Aktuelles miteinfließen lassen kann. So wird der mehrfach der überbordende Nationalstolz der Katalanen thematisiert. Solers Ehefrau kommt aus Madrid und spricht „hochspanisch“ was natürlich Mutter und Schwester nicht sonderlich gefällt. Auch die Lage der jungen spanischen Generation ist Thema, so arbeitet Montse bei der Straßenreinigung und lebt immer noch bei der Mutter, weil sie nach ihrem Ingenieurstudium einfach keine adäquate Stelle findet.

Natürlich kreuzen sich die Ermittlungen der Geschwister, was Solers Laune nicht grade hebt. Seine Schwester ist ja das genaue Gegenteil von ihm. Wo er besonnen und ruhig agiert, lässt sich Montse von ihrem Temperament leiten und ihre spontanen Aktionen sind ein rotes Tuch für ihn. Diese Szenen sind recht witzig.

Überhaupt ist der Krimi sehr unterhaltsam, lebendige und farbige Stadtbeschreibungen erzeugen viel Flair und wer Barcelona vielleicht schon mal bereiste, wird vieles wiedererkennen. Dennoch hatte ich das Gefühl, das beim Krimi noch Luft nach oben ist. Manche Figuren hätte ich mir noch besser charakterisiert gewünscht. Der Krimi ist angenehm zu lesen, die Sprache gefiel mir und auch das die Autorin mit kleinen Details viel Atmosphäre erzeugt, trägt zu Unterhaltung bei.

Ich bin gespannt auf eine Fortsetzung.

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  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzähltstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 24.04.2020

Warmherzig, witzig, lebensecht

Die Mitte ist ein guter Anfang
1

20 Jahre sind Eva und Arne schon ein Paar, haben eine gemeinsame Teenager-Tochter und eine formale Ehe war nie ein Thema zwischen ihnen. Doch dann überrascht Arne Eva mit einem Verlobungsring und einem ...

20 Jahre sind Eva und Arne schon ein Paar, haben eine gemeinsame Teenager-Tochter und eine formale Ehe war nie ein Thema zwischen ihnen. Doch dann überrascht Arne Eva mit einem Verlobungsring und einem Heiratsantrag. Aber damit ist Eva nicht glücklich, im Gegenteil, sie fühlt sich überrumpelt und weiß nicht, was sie von Arnes Argumenten halten soll. Besonders, weil er ihr im gleichen Atemzug mitteilt, dass er ein verlockendes Jobangebot hat, das ihn für mindestens 3 Jahre nach Kiew führt. Auslandskorrespondent zu werden, war und ist sein Lebenstraum.

Heirat und dann räumliche Trennung – das ist der erste Gedanke, der Eva durch den Kopf schießt. Sie stimmt zwar zu, aber je näher der Termin rückt, umso gerät ihre Gefühlswelt ins Trudeln. Im Freundeskreis sind Trennungen an Tagesordnung und auch in der langjährigen Ehe der Eltern kriselt es. Und was ist eigentlich mit ihrer Liebe passiert? Leben Arne und sie eigentlich noch zusammen oder nebeneinander her? Als dann noch ein Grund zur Eifersucht aufkommt, beginnt Eva auch ihre Wünsche und Sehnsüchte zu hinterfragen und will sie wirklich eine Fernbeziehung?

Mein erster Roman von Franka Bloom und gleich ein Volltreffer! Die Geschichte ist wunderbar leicht zu lesen und gibt doch immer wieder Stoff zum Nachdenken. Eva ist eine Protagonistin, die mir altersmäßig nahe steht und viele ihrer Gedanken könnten auch von mir sein. Die Autorin weiß ihre Geschichte mit Lebenserfahrung zu füllen und weil sie dabei auch die komischen und skurrilen Begebenheiten mit einbezieht, wird es manchmal auch urkomisch. Lachen und Weinen, Liebe und Eifersucht liegen manchmal eben nahe beieinander. Viele der Szenen schienen wie aus dem Leben gegriffen und mehr als einmal merkte ich, wie innerlich zustimmend nickte.

Vielleicht hätte ich nicht ganz so viel Details aus Brautmoden, Hochzeitsfrisur und Hochzeitsmessen gebraucht, allerdings sorgten diese Szenen auch für einige spontane Schmunzler bei mir.

Ich habe mich bestens unterhalten, weil neben Humor auch Warmherzigkeit und neben Witz auch Tiefgang zu spüren ist.

Eine schönes, empfehlenswertes Buch für Leserinnen im besten Alter.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Leider nicht Erste Sahne

Sylt oder Sahne
1

„Sylt oder Sahne“ ist das zweite Buch der Autorin für mich. Nachdem ich „Mit James auf Sylt“ ganz unterhaltsam und witzig fand, war ich auf ihren neuen Roman gespannt.

Gleich vorweg, meine Erwartungen ...

„Sylt oder Sahne“ ist das zweite Buch der Autorin für mich. Nachdem ich „Mit James auf Sylt“ ganz unterhaltsam und witzig fand, war ich auf ihren neuen Roman gespannt.

Gleich vorweg, meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt.

Nele ist übergewichtige Frau, die schon die 50 überschritten hat. Glücklich ist sie nicht mit ihrer Figur, aber sie kann sie einfach nicht beherrschen. Alles was greifbar ist, schiebt sie sich in den Mund. Aber als auf einer Bahnreise ein Schaffner sie wegen ihres Bauchumfangs für schwanger hält, ist das Maß für sie voll. Dabei hätte sie sich doch auch freuen können, dass sie jung genug für eine Schwangerschaft aussieht!!

Eine Fastenkur auf Sylt, in der Seemöwe scheint ihr ein guter Beginn. Die jungen Besitzer verbrämen ihr Angebot mit allerlei Gesundheits- und Achtsamkeitsschnickschnack. Für den Preis eines luxuriösen Einzelzimmers teilt man sich den Raum mit zwei weiteren Frauen (Gemeinschaftsgefühl), das Gemüse und Obst für die Smoothies werden aus dem örtlichen Supermarkt aus dem Regal für „nicht mehr ganz frisch, aber noch gut“ zum halben Preis gefischt (Nachhaltigkeit) und die Helfer im Haus sind Asylbewerber (Menschenfreudlichkeit). Nele durchschaut das Geschäftsmodell recht schnell, aber den Witz, den man aus dieser Konstellation hätte machen können, habe ich vermisst. Oder meinte die Autorin das womöglich ernst?

Ich habe an diesem Roman sehr viel vermisst, Charme und Esprit und vor allem Witz, den man aus diesem Plot ziehen hätte können. Innerhalb einer Woche wird Nele vom Vielfraß zum Genußmenschen und die Heißhungerattacken spielen keine Rolle mehr und sie findet dann noch ganz zufällig eine Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen.

Der Plot hat eine ganze Menge Potential, das ich überhaupt nicht ausgeschöpft sehe. Auch die Figuren wirkten nicht stimmig, die Wandlung, die Nele auf Sylt genommen hat, wirkt unecht und die ganze Geschichte nicht sehr rund.

Die Sylt-Schilderungen und die Landschaftsbeschreibungen reichen leider nicht für ein echtes Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Stella in Pelati

Dorf ist Mord
1

Stella, die temperamentvolle Italienerin fühlt sich eigentlich sehr wohl in ihrer neuen deutschen Heimat. Sie ist gerne Krankenschwester und das Ansehen und die Bezahlung in ihrem Beruf ist in Deutschland ...

Stella, die temperamentvolle Italienerin fühlt sich eigentlich sehr wohl in ihrer neuen deutschen Heimat. Sie ist gerne Krankenschwester und das Ansehen und die Bezahlung in ihrem Beruf ist in Deutschland einfach besser. Wenn nur das verflixte Heimweh nicht wäre! Was liegt da näher, als sich ein kleines Feriendomizil in Norditalien zu kaufen, das nur ein paar Autostunden von ihrer süddeutschen Arbeitsstelle entfernt ist. Natürlich gibt es in ihrer Preisklasse nur sehr renovierungsbedürfte Angebote, aber das schreckt sie nicht.

So ist sie nun in Pelati angekommen und genießt das Leben, die dicken Komplimente ihrer Landsleute, (so viel geschmeidiger als in Deutschland) und das Cafè, in dem so schon nach der ersten Bestellung zur Stammkundin wurde. Bekanntschaften hat sie schon eine Menge gemacht, natürlich an erster Stelle der fesche Maresciallo Michele Michelotte, der schon mal bei Strafzetteln ein Auge zudrückt und Marta, eine sympathische Frau aus dem Nachbardorf.

Doch eines Tages wird Martas Boot leer aufgefunden, sofort kommt die alte Sage der Seehexe im Dorf auf, die sich ein Opfer holte. Aber daran glaubt Stella nicht. Sie ist überzeugt, es war ein Verbrechen. Zusammen mit Michelotti und ihrer reichen Erfahrung in Kriminalfällen – sie ist eine eifrige Krimileserin – beginnt sie zu ermitteln.

Dieser Dorfkrimi hat Charme und eine liebenswerte Protagonistin. Ich bin nur zu gern ihren Ermittlungen gefolgt und wenn sie sich über die italienische Langsamkeit ärgert, weil sie inzwischen deutsche Effizienz schätzt, ärgert sich gleich darauf über uncharmante deutsche Männer und genießt die Aufmerksamkeit ihrer Landleute. Die Autorin kann auf diese Weise sehr witzig die üblichen Vorurteile einbauen und gleichzeitig entlarven. Ich habe mich wirklich an das Ufer eines oberitalienischen Sees versetzt gefühlt, die Atmosphäre ist einfach nur stimmig und sonnig. Der lockere Schreibstil der Autorin, der Wortwitz und das Temperament, das sie ihrer Hauptfigur mitgegeben hat, machen das Lesen zum reinen Vergnügen.

Es ist ein gelungener Sommerroman mit kriminalistischen Einschlägen und einer sehr überraschenden Auflösung.

Grade jetzt, wo wir alle in der Wohnung festsitzen und Reisepläne in weiter Ferne sind, war das Buch ein kleiner Lichtblick.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Witzig und spannend

Makrelenblues
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Hanna Hemlokk verdient ihr Geld mit „Sülzletten“, das ist ihr eigener, etwas despektierlicher Ausdruck für Liebesromane im Heftchenformat, die sie unter diversen Pseudonymen verfasst. Doch ihre wahre Bestimmung ...

Hanna Hemlokk verdient ihr Geld mit „Sülzletten“, das ist ihr eigener, etwas despektierlicher Ausdruck für Liebesromane im Heftchenformat, die sie unter diversen Pseudonymen verfasst. Doch ihre wahre Bestimmung ist ihre detektivische Spürnase. Als ihre Freundin Marga sie auf Todesfälle im luxuriösen Seniorenpark Elysium aufmerksam macht, die nicht nur gehäuft, sondern auch ziemlich unerwartet kommen, fängt ihre Nase auch an zu kribbeln. Nun sind Todesfälle im Altenheim eigentlich ein Naturgesetz – aber Marga hat schon Recht, irgendwas stinkt da gewaltig.

Freund Harry Gierke hat derweil die Nase voll von den ewigen Berichten aus Tauben- und Kaninchenzüchtervereinen, die sein journalistisches Alltagsgeschäft ausmachen. Er wittert die große Story, denn er hat sich in den Kopf gesetzt, die Wahrheit über den Barschel-Fall herauszufinden. Für Hanna also Stress an allen Fronten.

Der Titel „Makrelenblues“ weist schon die Himmelsrichtung. Hoch im Norden, in der beschaulichen Probstei, nahe der Ostsee, spielt dieser Krimi. Mit viel trockenem Humor und unverwechselbaren Figuren hat er einen besonderen Charme. Hanna Hemlokk, die nun schon zum neunten Mal ihrer Spürnase folgen darf, ist eine überaus sympathische und zupackende Person, Freunde können sich auf sie verlassen. Bei ihren Recherchen ist sie recht unkonventionell, aber als Privatperson hat sie ja auch alle Freiheiten. Schon bald merkt Hanna, dass es gar nicht so ungefährlich ist, sich auf die Ermittlungen im Altenheim einzulassen und hatte Freund Harry vielleicht richtig gelegen, als er von organisiertem Verbrechen faselte? Die Geschichte entwickelt sich zu einem wirklich spannenden Fall, bei dem auch nie die Situationskomik zu kurz kommt. Ute Haese kann beides sehr locker und flüssig verbinden und deshalb machte mir das Lesen auch sehr viel Spaß.

Regionalkrimis leben auch von ihren Landschaften und die hier sind die Beschreibungen sehr farbig und lebendig. Der Küstenwind weht quasi aus den Seiten. Die Autorin hat einen sehr schönen Erzählstil. Ich mag auch in humorvollen und unterhaltenden Krimis eine gute Sprache und das ist oft nicht selbstverständlich, umso schöner, dass hier alles passt.

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