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Veröffentlicht am 27.01.2020

Familienbande

Der Sunday Lunch Club
2

Regelmäßig am Sonntag treffen sich die Geschwister der Familie Piper mit Freunden und Partnern zum Essen. Hier soll die alte Familientradition fortgeführt werden, auch wenn Großmutter Dinkie inzwischen ...

Regelmäßig am Sonntag treffen sich die Geschwister der Familie Piper mit Freunden und Partnern zum Essen. Hier soll die alte Familientradition fortgeführt werden, auch wenn Großmutter Dinkie inzwischen im Heim lebt und die Eltern in Florida leben. Es wird aufgetischt, gelästert, gestritten und doch merkt man die tiefe Verbundenheit der vier Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Annie hat an einem Tag auch eine besondere Ankündigung zu machen. Sie ist schwanger, ungewollt nach einem „Ausrutscher“ ausgerechnet bei einem Lunch Club Treffer mit einem Gast ihres Bruders. Und ausgerechnet jetzt verliebt sie sich in Luca, den ihr Bruder zum Treffen mitgebracht hat.

Jedes Kapitel erzählt die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel und so lerne ich nach und nach die einzelnen Mitglieder des Sunday Lunch Clubs besser kennen. Den Focus legt die Autorin auf Anna, die zusammen mit ihrem Bruder Neil den viel jüngeren Geschwistern immer eine Art Elternersatz war.

Die episodenhaft angelegte Geschichte ist sehr charmant geschrieben, hat Witz und dabei immer auch Tiefgang. Mancher Charakter erschließt sich erst im Lauf der Handlung, die verhalten beginnt, aber immer mehr an Tempo und Brisanz gewinnt. Die Lebensläufe der Geschwister sind gebrochen und als Klammer gibt es Dinkie, die als stille Patriarchin auch mit einer Lebenslüge lebt.

Ich habe den Roman als wunderbar und warmherzig empfunden, alle Figuren sind mir gleichermaßen ans Herz gewachsen, auch wenn Annas Geschichte den meisten Raum einnimmt. Wichtig war mir die Aussage, dass Familie zusammenhalten muss und egal wie unterschiedlich man ist – es gibt nichts, was die Bindung zwischen Geschwistern trennen sollte. Die Autorin gelingt es ausgezeichnet mich mit ihrem Buch zu unterhalten, ich zum Schmunzeln und zum Lachen zu bringen und gleichzeitig auch nachdenklich zu stimmen, denn alle Geschwistern hat das Schicksal auch herausgefordert.

„Die Seele bleibt immer gleich“, das wird gleich zu anfangs erwähnt und zieht sich als Motto durch das ganze Buch.

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Veröffentlicht am 24.01.2020

Der falsche Wein

Tote trinken keinen Rosé
2

Rachel Lewis erfährt aus der Zeitung vom außergewöhnlichen Tod Edgar Bowens. Bei Tisch erlitt er einen Herzanfall und erstickte mit dem Gesicht in der Suppe. Edgar ist kein Unbekannter für Rachel, natürlich ...

Rachel Lewis erfährt aus der Zeitung vom außergewöhnlichen Tod Edgar Bowens. Bei Tisch erlitt er einen Herzanfall und erstickte mit dem Gesicht in der Suppe. Edgar ist kein Unbekannter für Rachel, natürlich kennen sich alle Amerikaner, die in Paris heimisch geworden sind. Aber bei Edgar kommt noch was dazu: Rachel war seine Petite Amie. Als sie frisch in Paris ankam, mit den hochfliegenden Plänen eine bekannte Schriftstellerin zu werden, sich aber den kärglichen Unterhalt mit kellnern verdienen musste, war es Edgar, der sie unterstützte und ermutigte. Zwar hielt die Liebe nicht, inzwischen ist Rachel seit Jahren glücklich verheiratet und tatsächlich Autorin geworden, aber sentimental stimmt sie die Nachricht schon. Als sie allerdings von der Flasche Rosé liest, die neben der Suppe stand, klingeln ihre Alarmglocken. Edgar verabscheute Rosé!

Zusammen mit Magda, ihrer besten Freundin, auch eine Ex-Pat, beginnt sie ihre Nase in den Fall zu stecken. Begünstigt wird das durch ein kleines Vermächtnis. Edgar beauftragte Rachel in seinem Testament, die Bibliothek zu katalogisieren und sich dafür ein Buch der Wahl auszusuchen. Das ist eine wunderbare Gelegenheit täglich in der Wohnung aufzutauchen und die anderen Erben unter die Lupe zu nehmen.

Eine reizende Ausgangsidee, die amüsant und im Plauderton ihren Lauf nimmt. Viel pariserisches Flair breitet sich aus, wenn sich Rachel fast täglich mit Magda in Cafés und Bistros trifft, um ihre Erlebnisse und Vermutungen zu besprechen. Natürlich stochert sie vollkommen im Nebel und Leserinnen die schon einige Krimis gelesen haben, werden sich wundern, wie wenig Rachel Augenscheinliches zur Kenntnis nimmt.

Trotzdem liest sich dieser kleine Krimi sehr angenehm, die Dialoge sind witzig und pointiert und Rachel und Magda zwei liebenswürdige Damen mit zu viel Freizeit, die sich als "Detekteusen" - eine Wortschöpfung Rachels - betätigen. Auf große Spannung ist das Buch auch sicher nicht angelegt, eher auf leichte Unterhaltung, bei der Paris als Hintergrund leuchten kann.

Das drückt auch das Titelbild auf gekonnte Weise aus.
.
Zu vier Sternen reichte es allerdings nicht ganz.

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Veröffentlicht am 22.01.2020

Gelungenes Finale

Jenseits von tot
0

Eddie, die durch ihren Teilzeitvertrag von ihrem Chef Adrian eher als Schreibkraft eingesetzt wird, bekommt eine Chance ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die ältliche und unscheinbare Mitarbeiterin ...

Eddie, die durch ihren Teilzeitvertrag von ihrem Chef Adrian eher als Schreibkraft eingesetzt wird, bekommt eine Chance ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die ältliche und unscheinbare Mitarbeiterin einer Wohnungsbaugesellschaft wird ermordet aufgefunden. Das Opfer war keine angenehme Person, unbeliebt bei Kollegen und bei den Handwerksfirmen, die auf ihre Aufträge angewiesen waren, direkt verhasst.
Die Wohnungsbaugesellschaft gehört zu den Heuschrecken: möglichst viel Gewinn aus dem Bestand zu ziehen, nur die notwendigsten Sanierungsarbeiten nach monatelangen Missständen auszuführen und bei den Handwerker mit ständigen Reklamationen die Zahlungen hinauszuzögern, so funktioniert das Geschäftsmodell. Und Sigrid Funke war da als stellvertretende Abteilungsleiterin ganz vorne mit dabei.
Aber ein Pflegedienst für Wachkoma-Patienten scheint sich gut damit arrangiert zu haben, hier gehen die Sanierungsarbeiten schnell über die Bühne und auch ein Bauunternehmen taucht bei fast allen Arbeiten auf, ohne dass es hier zu Problemen kommt. Viele Ansatzpunkte also für Eddies Arbeit.
Doch dann kreuzen sich Zombies frühere Verbindungen ins Boxmilieu mit Eddies Ermittlungen und der Fall wird plötzlich sehr persönlich.
Lucie Flebbe hat die Geschichte um Kommissarin Eddie und den Security-Chef Jo-Zombie Reinhardt als Trilogie angelegt und das hat bestens funktioniert. So war ausreichend Raum die Entwicklung der Figuren zu schildern und doch war es kompakt für eine spannende Geschichte. Ich denke, man kann den Band durchaus auch einzeln lesen, aber es ginge für die Leser dabei einiges verloren. Wie eine dysfunktionale Familie (Jo und seine Töchter) mit Eddie und ihrem Kind zu einer Patchworkfamilie werden, ist realistisch und ohne Schönfärberei erzählt. Dem Milieu, in dem Zombie sich bewegt und der Brennpunktsiedlung, in die Eddie nach der Trennung von ihrem Mann auch aus finanziellen Gründen einzieht, ist die manchmal raue Sprache geschuldet. Aber das ist immer authentisch und wirkt nie aufgesetzt.
Die wechselnden Erzählperspektiven mal aus Eddies, mal aus Zombies Sicht, erhöhen das Tempo und die Spannung zusätzlich.
Mit „Jenseits von tot“ findet die Trilogie um Teilzeitkommissarin Eddie Beelitz und ihrem Lebensgefährten Jo Reinhardt, genannt Zombie, ihren gelungenen Abschluss.

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Veröffentlicht am 20.01.2020

Sarajewo 1914

Der Attentäter
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Am 28. Juni 1914 in Sarajevo starben der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie bei einem Attentat. Die Kugeln des Mörders trafen sie in einem offenen Automobil, das ...

Am 28. Juni 1914 in Sarajevo starben der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie bei einem Attentat. Die Kugeln des Mörders trafen sie in einem offenen Automobil, das sie an der neugierigen und jubelnden Menge vorbeiführte.
Dieses geschichtliche Ereignis hat die Welt verändert und jeder hat wohl schon im Geschichtsunterricht von diesem Attentat und seinen Auswirkungen gehört.
Ulf Schiewe hat daraus einen überaus fesselnden Thriller gemacht, der mit hohem Tempo und Spannung auf den Höhepunkt zusteuert.
In den einzelnen Kapiteln, die Datums-und Zeitangabe eine Chronologie des Geschehens bilden, führt er uns in das Leben des Vielvölkerstaats. Es gärt überall, serbische Separatisten, bosnische Muslime – fühlen sich nicht heimisch unter der österreichischen Krone. Zwar brachte die Verwaltung Fortschritt, Straßen wurden gebaut, Eisenbahnlinien durchziehen das Land, aber die Separatisten träumen von der Unabhängigkeit. Ganz besonders junge Menschen sind den Ideen zugewandt. So auch der spätere Mörder Gavrilo Princip, der ein romantisch verklärtes Weltbild hat und von der Revolution träumt. An Schwindsucht erkrankt, hat er nicht viel zu verlieren. Er und seine Mitstreiter sind also leicht zu verführen und sie erinnern mich daran, dass es auch in der Gegenwart genug Beispiele gibt, wie schnell junge Menschen instrumentalisiert werden können.
Aber wie die Politik Österreichs diese Strömungen in den Völkern ignoriert und wie dadurch erst die Pläne für einen Umsturz entstanden sind und wie Geheimdienste und Militär von solchen Plänen erfuhren, aber durch Engstirnigkeit, Überheblichkeit und Hybris, alles als Hirngespinste abtun, wird vom Autor mit minutiöser Genauigkeit erzählt. Dabei bleibt er ganz dicht an den historischen Ereignissen und alles, was er schreibt, ist belegt. Natürlich werden einige fiktive Figuren erdacht um eine Rahmenhandlung zu schaffen, die sich in die Geschehnisse nahtlos einfügen und für zusätzliche Spannung sorgen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ein Spannungsroman gleichzeitig eine Geschichtsstunde sein kann und wurde mit Ulf Schiewes Buch eines Besseren belehrt. Toll geschrieben und absolut empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 17.01.2020

Tod eines Reporters

Hättest du geschwiegen
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Auf den neuen Band aus der Hannover Serie von Susanne Mischke habe ich gespannt gewartet. Gleich nach den ersten Seiten fühle ich mich wieder wie zu Besuch bei alten Bekannten. Das Team um Kommissar Völxen ...

Auf den neuen Band aus der Hannover Serie von Susanne Mischke habe ich gespannt gewartet. Gleich nach den ersten Seiten fühle ich mich wieder wie zu Besuch bei alten Bekannten. Das Team um Kommissar Völxen ist eine tolle Mischung, jeder hat seine Stärken und Schwächen.

Bodo Markstein, der Reporter von der „Bild“ wurde erschlagen aufgefunden. Auch wenn er allen Beamten gehörig auf die Nerven ging, sind sie doch von seinem Tod betroffen. Arbeitete er an einer heißen Story? – viel gibt ja das Hannover Umfeld nicht her, wenn man vom natürlichen Tod der Unterwelts- und Rotlichtgröße Hannes Piekenbrock absieht.

Was ich bei Mischkes Krimis so ganz besonders mag, ist die bodenständige Spannung, die aus der Ermittlungsarbeit entsteht. Das klingt alles ganz realistisch, wird aber immer effektvoll in Szene gesetzt. Dazu kommt die gelungene Mischung aus kleinen, wirklich witzigen Alltagsbegebenheiten, die den Krimi würzen. Wenn Kommissar Rodriguez zum Beispiel seiner Mutter beispringt, deren kleine spanische Tapasbar in das Visier von Radikalveganern und Tierschützern kommt. Was er da mit seiner Operation Schinken veranstaltet, ist schon ganz großes Kino.

Aber dabei wird die Krimihandlung nie aus den Augen verloren und die hat es in sich, ob Mord oder Russenmafia, Rotlichtgrößen oder Rocker. Völxen und sein Gruppe wird ganz schön auf Trab gehalten.

Eine größere Rolle darf diesmal Kommissarin Rifkin spielen, die für Jule Wedekin, die jetzt im LKA arbeitet, ins Team gekommen ist. Sie ist die ideale Partnerin für den immer noch machohaften Rodriguez. Erwin Raukel kann immer noch nicht an einem Kiosk vorbei gehen, ohne sich mit einem kleinen Schluck zu versorgen und bei Völxen ist die Sorge um seine Miniherde Schafe nicht weniger geworden, seit der Wolf auch nach Niedersachsen zurückgekehrt ist.

Man merkt schon, dass die Ermittler eine wichtige Rolle in diesem Kriminalroman spielen und das funktioniert bei Susanne Mischkes Erzählstil hervorragend.

Für alle Leser, die gerne richtig gute deutsche Krimis lesen und bei aller Spannung auch gern mal schmunzeln, ist das neue Buch von Susanne Mischke sicher erste Wahl.

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