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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2021

Temporeich, spannend und schwäbisch schräg

Tote Schwaben leben länger
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Bei Vermessungen werden im Federsee zwei Skelette entdeckt. Einschusslöcher belegen eine Mordtat, auch wenn sie wohl schon mehr als 30 Jahre zurückliegt. Lediglich ein orthopädischer Schuh, der bei einer ...

Bei Vermessungen werden im Federsee zwei Skelette entdeckt. Einschusslöcher belegen eine Mordtat, auch wenn sie wohl schon mehr als 30 Jahre zurückliegt. Lediglich ein orthopädischer Schuh, der bei einer Leiche lag, gibt der Polizei Hoffnung auf eine Identifizierung. Doch kurz danach werden zwei Obdachlose zum Mordopfer und dieser aktuelle Fall drängt sich in den Vordergrund.

Als dann noch ein vermögender Unternehmer offensichtlich dem gleichen Täter zum Opfer fällt, ist die Theorie eines Obdachlosen-Hasser hinfällig. Seltsam, auch hier taucht das Tattoo eines Kleeblatts auf.

Eugen Querlinger ist ein schwäbischer Sturkopf, wie er im Buche steht. Eigenwillig geht er seinen Weg, auch wenn er sich dafür dialekt- und schimpfwortreiche Dialoge mit seinem Team liefern muss. Aber dafür wird er ja auch von seinen Leuten geschätzt. Ich liebe dieses wunderbare Lokalkolorit, das Max Abele mit seinen schwäbischen Eigenheiten schafft. Einfallsreich ist nicht nur der Plot, einfallsreich sind die auch die Aktionen die Querlinger zum Erfolg führen.

Es ist schon Querlingers zweiter Fall, aber man kann getrost damit einsteigen. Vorkenntnisse sind überhaupt nicht nötig um sich sofort im Krimi zurechtzufinden.

Die Spannung bleibt das ganze Buch über hoch, auch wenn ich immer wieder schmunzeln oder sogar laut lachen musste, ist das beileibe kein ausgesprochener Humorkrimi. Querlinger ist hinter seiner Fassade des schrägen Schwabens ein ausgesprochen tüchtiger und intelligenter Ermittler, der schon früh Zusammenhänge sieht. Auch das übrige Team trägt viel zum Erfolg des Falls und des Buches bei. Absolut gelungen sind auch die Namen, die sich der Autor für seine Protagonisten ausgedacht hat, da stellen sich sofort Assoziationen ein.

Wieder ein gelungener Regionalkrimi aus dem Emons Verlag.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Verrückt

The Stranger Times
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Glaube nichts und niemandem, glaube nicht mal deinem eigenen Auge! Hannah hat ihren permanent fremdgehenden Ehemann verlassen und dabei versehentlich – wie sie glaubhaft beteurert – das Haus gleich mit ...

Glaube nichts und niemandem, glaube nicht mal deinem eigenen Auge! Hannah hat ihren permanent fremdgehenden Ehemann verlassen und dabei versehentlich – wie sie glaubhaft beteurert – das Haus gleich mit abgefackelt. Jetzt braucht sie einen Job und zwar schnell. Aber für eine Frau, die nur das Anhängsel am Arm des Mannes war und lediglich bei Charity glänzte, gar nicht so einfach.

Da findet sie das Inserat der „Stranger Times“ und betritt damit den Vorhof zur Hölle.

Nichts, aber auch gar nichts, folgte einer Logik, wie sie Hannah kennt. Der Chefredakteur ist ein überriechender Choleriker, der es nicht nur bei verbalen Angriffen lässt. Hier blitzte bei mir sofort der Chef der „Slow Horses“ auf, die Krimigeschichten von Mick Herron. Aber die Absurdität dieses Plots ist schon einmalig.
Seltsam, Hanna fühlt sich tatsächlich wohl in dieser chaotischen Gemeinschaft, bis – ja bis sich die spinnerten Artikel, die sie mit Augenzwinkern veröffentlicht, plötzlich real werden.

Were, (bei weitem nicht so harmlos wie ein Werwolf) geheimnisvolle Kräfte und Mächte bedrohen den Fortbestand der Stranger Times und ihrer Leute.

Aber die Fantasie von C.K. McDonnell kennt keine Grenzen, immer wieder fällt ihm ein besonderer Twist ein und immer wieder lässt er den Leser ratlos zurück.

Ist das jetzt Urban Fantasy oder Krimi? Auf alle Fälle gelungene Unterhaltung für Leser, die dieses Genre mögen.

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Frau Merkel greift ein

Gourmetkatz
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Wenn Kommissar Steinböck in München wieder einen neuen Fall zu lösen, den sechsten mittlerweile, darf natürlich auch Frau Merkel nicht fehlen. Sind Katzen schon von Hause aus ganz besonders kapriziöse ...

Wenn Kommissar Steinböck in München wieder einen neuen Fall zu lösen, den sechsten mittlerweile, darf natürlich auch Frau Merkel nicht fehlen. Sind Katzen schon von Hause aus ganz besonders kapriziöse Wesen, so ist Frau Merkel nochmal eine Ausnahmekatze. Mit Steinböck kommuniziert sie auf ihre Weise und lässt wirklich keinen Satz und keine Aktion von ihm unkommentiert, dabei weiß sie in der Regel alles besser und bringt tatsächlich Steinböck, der sie gern auch zu Ermittlungen mitnimmt, auf die richtige Spur.

An der Isar wird ein Toter gefunden, ein illegaler Arbeiter aus Moldawien. In der Gerichtsmedizin die große Überraschung: erst kürzlich wurde dem Toten eine Niere und ein Teil der Leber entnommen.

Kurz danach zeigt eine Journalistin Steinböck ein Handyfilmchen, dass sie auf dem Jakobsweg aufgenommen hat. Im Hintergrund ist deutlich ein Pilger zu sehen, der von einem Unbekannten die Klippen hinuntergestoßen wurde. Es handelt sich um den Münchner Sternekoch Kerbel. Nun hat Steinböck gleich Fälle zu bearbeiten.

Für Frau Merkel ist es ein sehr willkommener Nebeneffekt, dass Steinböck nun auch in der Gourmetszene ermitteln muss. Das eine oder andere vorzügliche Häppchen fällt da auch für sie ab. Wie sie feststellen kann, hat frischer Thunfisch in Sushi Qualität der üblichen Dosenkost doch einiges voraus.

Ich bin eigentlich kein großer Fan von ermittelnden Tieren, aber bei Frau Merkel mache ich eine Ausnahme. Es ist der große Witz und die Schlagfertigkeit, mit dem der Autor die tierische Protagonistin ausgestattet hat, zusammen mit dem recht speziellen Steinböck ist das ein überaus gelungenes Team. Natürlich gehören auch Mayer jr und Ilona Hasleitner dazu, die die Dienststelle abrunden.

Kaspar Panizza verbindet Humor und Ironie mit einer spannenden Krimihandlung, die ein aktuelles gesellschaftspolitisches Problem aufgreift: die zu geringe Bereitschaft sich als Organspender zu registrieren und den daraus entstehenden Mangel an Spenderorganen. Der Autor schafft es einen unterhaltsamen Krimi zu schreiben und trotzdem dem Thema gerecht zu werden. Das hat mich überzeugt.

Ich hoffe nur, dass Frau Merkel ihrer Namensvetterin nicht in den Ruhestand folgt.

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Veröffentlicht am 22.09.2021

Ein Pseudonym wird enttarnt

Fischland-Fluch
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Alexander Hardenberg soll mit einem bedeutenden Literaturpreis ausgezeichnet werden. Der blanke Horror für Paul Freese, der sein Pseudonym nie lüften wollte. Er schätzt einfach seine Ruhe auf dem Fischland.

Hätte ...

Alexander Hardenberg soll mit einem bedeutenden Literaturpreis ausgezeichnet werden. Der blanke Horror für Paul Freese, der sein Pseudonym nie lüften wollte. Er schätzt einfach seine Ruhe auf dem Fischland.

Hätte er gewusst, was er mit seiner Ablehnung auslöst, wären einige Pressetermine das reinste Zuckerschlecken gewesen. Es erscheinen widerliche Schmähartikel, immer knapp unter der Grenze zum Justizablen. So wird angedeutet, seine Großmutter sei eine Erpresserin, Diebin und Mörderin gewesen.

Nun beginnt Paul, zusammen mit den alten verlässlichen Freunden zu ermitteln und muss sich einigen Rätseln seiner Geschichte stellen.

Corinna Kastner hat mit ihren Fischland-Romanen meine Liebe geweckt und ich war seit dem schon zweimal dort in Urlaub. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, einige Schauplätze aufzusuchen und meine Fantasie schweifen zu lassen.

Dieses Mal hat mich der Plot aber nicht restlos überzeugt. Ich fragte mich wirklich, ob eine Straftat – wenn die Andeutungen stimmen – die fast 100 Jahre her sind, noch ein großes Interesse in der Öffentlichkeit hervorruft. Die Handlungsstränge, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, waren mir im wahrsten Sinn des Wortes zu theatralisch.

Aber davon abgesehen, hat die Autorin wieder einen Krimi geschrieben, der ihren vertrauten Figuren Raum gibt und die Sehnsucht nach dem Fischland neu entfacht.

Ein Krimi mit viel Familientragödie und sicher auch ein Versprechen auf weitere Fälle von Paul und Kassandra.

3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Gedanken eines Vaters

Reise durch ein fremdes Land
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„Die Reise durch ein fremdes Land“ ist ein sehr zurückgenommes, ja melancholisches Buch. Auch mich hat diese Stimmung beim Lesen erfasst. Wir begleiten einen Vater auf eine Autofahrt durch Schottland in ...

„Die Reise durch ein fremdes Land“ ist ein sehr zurückgenommes, ja melancholisches Buch. Auch mich hat diese Stimmung beim Lesen erfasst. Wir begleiten einen Vater auf eine Autofahrt durch Schottland in den Süden. Extreme Schneefälle haben fast alles lahmgelegt und er macht sich auf die Reise seinen Sohn Luke aus der Universitätsstadt über die Weihnachtstage nach Hause zu holen.

Während der Reise schweifen seine Gedanken immer wieder in die Vergangenheit. Er wollte einmal ein berühmter Fotograf werden, aber nun sind seine Aufträge Hochzeiten, Familienfeiern und ab und zu ein Werbeauftrag. Er denkt an die Bilder seiner Kinder und immer wieder kommt Daniel in seine Gedanken. Den Sohn, den er verloren hat, den er nicht beschützen konnte. Wie eine schwere Last liegt da sein Versagen auf den Schultern. Immer näher kommen wir dem Protagonisten.

Durch die eindrückliche Sprache und die Reduzierung auf einige Stunden im Auto bekommt der Roman eine ganz besondere Intensität. Er dringt tief in die Seelen seiner Figuren und dem konnte ich mich als Leserin auch nicht entziehen.

Eine sehr genaue Beobachtungsgabe und eine makellose Sprache machen dieses Buch besonders.

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