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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2019

Unterhaltsam

Schwarzer Nachtschatten
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Maya Ursinius ist Apothekerin mit Leib und Seele. Schon auf der Uni haben sie besonders Heil- und Giftpflanzen interessiert. Doch dann wird ihr Liebhaber vergiftet und Maya gerät in das Visier der Mordkommission. ...

Maya Ursinius ist Apothekerin mit Leib und Seele. Schon auf der Uni haben sie besonders Heil- und Giftpflanzen interessiert. Doch dann wird ihr Liebhaber vergiftet und Maya gerät in das Visier der Mordkommission. Als kurz darauf noch ein zweiter Giftmord geschieht und es auch hier eine enge Verbindung zu Maya gibt, spürt sie deutlich das Misstrauen, dass ihr seitens der Polizei entgegenschlägt und sie beginnt auf eigene Faust nach Motiv und Täter zu suchen. Mayas Ermittlungen bringen eine ganze Menge zu Tage und es bleibt nicht aus, dass sie selbst in Visier des Mörders gerät.
„Schwarzer Nachtschatten“ ist ein durch und durch sympathischer Krimi, der in München spielt. Maya ein ebenso netter, wie liebenswerter Charakter. Vielleicht tat ich mich deshalb so schwer, sie mir als die Geliebte eines Weiberhelden und Fieslings vorzustellen, aber nicht in jeder Lebenslage regiert die Vernunft.
Eine weitere, sehr sympathische Figur ist der Ermittler Markus Brodtbeck. Auch er hat, ihm Gegensatz zu seinem Kollegen, erhebliche Zweifel an den Motiven und der Schuld von Maja. Vielleicht sieht er auch deshalb großzügig über ihre Einmischung hinweg und lässt ihr auch schon mal ein paar Bröckchen Information zukommen.
Jürgen Seibold, der sich eine große Fangemeinde mit seinen Allgäu Krimis gemacht hat, bringt hier eine neue Figur an den Start. Der Krimi ist unterhaltsam, auch wenn sich die Spannung im Rahmen hält und hier der urige Humor der Allgäu Krimis fehlt. Aber der angenehme Erzählton und die gelungenen Hauptfiguren sorgen für eine entspannt-spannende Lektüre. Nicht nur der Untertitel, auch das Ende und die Auflösung legen nah, dass Maya bald mal wieder mit Markus Brodtbeck auf Verbrecherjagd geht.
Schade nur, dass das Titelbild gar so düster aussieht.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Hat mir leider gar nicht gefallen

Als Luca verschwand
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Als Lucas Mutter Mel im Drogeriemarkt ganz aufgelöst bemerkt, dass ihr Baby aus dem Kinderwagen verschwunden ist, schlägt ihr zuerst Mitgefühl entgegen. Doch bald kommen Zweifel auf: warum ließ sie an ...

Als Lucas Mutter Mel im Drogeriemarkt ganz aufgelöst bemerkt, dass ihr Baby aus dem Kinderwagen verschwunden ist, schlägt ihr zuerst Mitgefühl entgegen. Doch bald kommen Zweifel auf: warum ließ sie an einem eisigen Januarmorgen den Kinderwagen draußen, dazu noch in einer uneinsehbaren Ecke? Warum ließ sie sich so viel Zeit um Kosmetika auszuprobieren, dass es sogar die Drogeriemarkt Kassiererin auffiel – allerdings dachte sie eher an Ladendiebstahl. Auch ihre Aussagen weisen einige Ungereimtheiten auf, aber als dann eine Lösegeldforderung eingeht arbeitet die Polizei unter Zeit- und Hochdruck. Kriminalkommissar Klinkhammer ist mit der Familie gut bekannt, dass macht seine Befragungen heikel.
Ich habe sehr lange für diesen Roman gebraucht und war mehrmals nahe dran, das Buch einfach zur Seite zu legen. Der Plot wäre durchaus spannend, wenn sich nicht Frau Hammesfahr in seitenlangen Beschreibungen der Lebenssituation ihrer Protagonisten erging, die bis in die Kinderzeit zurück reicht. Vielleicht wollte sie die psychologische Stresssituation ihrer Figuren besonders betonen, aber ich empfand es nur als langweilig und ausufernd. Vor allem, weil mir schon von Anfang an klar war, was hinter der Kindesentführung steckt. Zu vordergründig agieren hier die Protagonisten, zu sehr sind die einzelnen Charaktere schon festgelegt, als dass es da noch einen Überraschungseffekt geben könnte.
Ein langer Handlungsstrang führt mit vielen Rückblenden noch in die Esoterikszene und die betrügerischen Machenschaften einer Frau, die Leid und Trauer ausnützt um ihre Opfer um ihre Ersparnisse zu bringen. Auch das war mir viel zu weitschweifig und nichtssagend erzählt.
Der Krimi – ich weiß nicht, ob das die richtige Genrebezeichnung für das Buch ist – mäandert durch die Handlung, verliert sich in Nebensträngen und langatmigen Personenbeschreibungen. Wobei mir keine so recht nahe kam. Am ehesten noch die Polizeibeamtin Rita Voss als echter Charakter vor Augen stand.
Nein, leider hat mir der Roman kein Lesevergnügen bereitet und ich war froh, ihn „geschafft“ zu haben.

Veröffentlicht am 15.10.2019

Familienzwist

Grabesgrund
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Dr. Ruth Galloway ist mit einer Ausgrabung einer Bronzezeit-Siedlung beschäftigt, als ein Anruf von DCI Harry Nelson ihre Arbeit unterbricht. Das ist immer eine besondere Situation, denn Nelson ist der ...

Dr. Ruth Galloway ist mit einer Ausgrabung einer Bronzezeit-Siedlung beschäftigt, als ein Anruf von DCI Harry Nelson ihre Arbeit unterbricht. Das ist immer eine besondere Situation, denn Nelson ist der Vater ihrer Tochter. Es war eine Ausnahmesituation in der die Beiden sich damals befanden, denn Nelson ist glücklich verheiratet und Familienvater. Trotzdem besteht eine Bindung zwischen Nelson und Ruth und er nimmt seine Verpflichtung als Vater sehr ernst, viel zu ernst, wie Ruth manchmal denkt. Aber immer wieder bringt ihre Arbeit sie zusammen, denn Ruth arbeitet als forensische Archäologin für die Polizei und wenn Nelson dienstlich anruft, ist klar, dass ein besonderer Leichenfund vorliegt.
Ein Baggerfahrer hat bei Ausschachtungsarbeiten ein Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt und darin sitzt noch der Pilot. Die Identität des Mannes ist schnell geklärt, doch ein Geheimnis bleibt, denn Fred Blackstone ist tatsächlich im Krieg abgeschossen worden, aber in einer anderen Maschine und über dem Meer und galt als verschollen. Die Blackstones sind in der Gegend als Gutsbesitzer immer noch ansässig und es scheint, als ob die Entdeckung des Flugzeuges mit einem Familiengeheimnis zu tun hat.
Die Galloway-Krimis von Elly Griffiths mischen immer archäologische Ausgrabungen mit einer aktuellen Ermittlung und zwingen Ruth und Harry zur Zusammenarbeit. Aus ihrer privaten Verbindung entsteht auch immer eine ganz besondere Atmosphäre, in der das Prickeln nicht ausbleibt. Emotionen und Polizeiarbeit ergeben eine gute Mischung. Um die beiden Hauptpersonen, die sehr sympathisch und vielschichtig charakterisiert sind, entwickelt sich eine gewisse Konkurrenz in den Ermittlungen. Das macht mir immer viel Vergnügen. Die Dialoge zwischen ihnen sind besonders gelungen.
Wie Ereignisse aus der Vergangenheit, einmal ans Licht gekommen, die Handlungen in der Gegenwart auslösen ist ein wiederkehrendes Motiv bei den Ruth Galloway Krimis. Auch in diesem Band kommen wieder viele liebgewonnene Charaktere vor, für die Kenner der Serie sicher ein Plus, aber ich denke, auch Neueinsteiger kommen gut damit klar, da kleine Rückblenden und Erklärungen, die gut in die Geschichte passen, die Einordnung der Figuren leicht machen.
„Grabesgrund“ ist eine Empfehlung für alle Leser, die klassische englische Kriminalromane mögen.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Gefangen im Keller

Sterbekammer
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Eine Nachbarin bitte Frida um Unterstützung, der Hund des Eigenbrötlers Hader bellt wie verrückt. Als die beiden Frauen zur Deichmühle kommen, finden sie den alten Mann tot am Fuß der steilen Treppe. Ein ...

Eine Nachbarin bitte Frida um Unterstützung, der Hund des Eigenbrötlers Hader bellt wie verrückt. Als die beiden Frauen zur Deichmühle kommen, finden sie den alten Mann tot am Fuß der steilen Treppe. Ein Unfall, so wie es scheint. Doch bei der Besichtigung der alten Mühle fällt eine Bodenklappe auf, die in einen schallisolierten Kellerraum führt. Ein Gefängnis und noch nicht lange leer.
Frida Paulsen erster Arbeitstag unter dem neuen Chef Nick Wahler fängt nicht gut an. Eine staubedingte Verspätung von 5 Minuten zur ersten Teambesprechung reicht für einen Rüffel vor dem versammelten Team und einer anschließenden Standpauke im Personalgespräch. Ausgerechnet jetzt ist Fridas Mentor und Kollege Bjarne Haverkorn noch offiziell krankgeschrieben. Aber erinnert sich an einen alten, nie aufgeklärten Fall. Vor 10 Jahren verschwand eine junge Frau spurlos, alle Ermittlungen und Suchen liefen ins Leere – war der Kellerraum ihr Gefängnis?
Romy Fölck hat mit „Sterbekammer“ ihre Reihe um die junge und unangepasste Kriminalistin Frida Paulsen fortgeschrieben. Wie viele Leser habe auch ich schon auf das neue Buch gewartet und wurde nicht enttäuscht. Es entwickelt sich ein vielschichtiger Kriminalfall, der alle Beteiligten an ihre Grenze führt.
Die Sprache und der Erzählstil haben mich wieder überzeugt. Die Autorin schreibt einfach fesselnd und ihr gelingt es starke Bilder im Kopf zu erzeugen.
Ganz besondere Dynamik und Spannung ergibt sich durch Einschübe, die die Gedanken einer Frau schildern, die in einem dunklen Keller gefangen ist. Ihre Verzweiflung angesichts ihrer Hilflosigkeit, die Ausweglosigkeit ihrer Situation macht sie anfangs klein, doch immer stärker wird ihr Überlebensinstinkt. Diese Kapitel sind mir wirklich sehr nahe gegangen und haben mich tief berührt, weil sie natürlich auch die Erinnerung an reale Fälle geweckt haben.
Während Frida allmählich zu hoffen beginnt, das Opfer aus dem Keller könnte noch leben, nimmt das Tempo der Ermittlungen dramatisch zu. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und Frida steht gleich vor mehreren Zerreißproben. Denn so ganz kann sie ihr Privatleben nicht ausschalten. Der Apfelhof der Eltern steht nach zwei schwierigen Jahren vor der Pleite und einen Verkauf des Hofes, der seit Generationen im Besitz der Familie ist, kann sie sich nicht vorstellen. Aber sie versteht ihren immer älter werdenden Vater, der die Arbeit nicht mehr allein schafft. Wird sie da eine Lösung finden, ohne auf ihren Beruf zu verzichten?
Die Mischung zwischen spannend und realistisch erzählter Polizeiarbeit und Privatleben stimmt. Die Figuren bekommen dadurch noch mehr Tiefe und werden zu Menschen, in die man sich einfach gut einfühlen kann. Wobei mir Frida und auch Bjarne Haverkorn schon seit dem ersten Buch ans Herz gewachsen sind.
Sehr viel zur Atmosphäre trägt auch die Landschaft bei, die Elbmarschen im Herbst sind ein idealer Hintergrund für diesen Roman, der aber alles andere als ein Regionalkrimi ist.
Ein richtig guter Kriminalroman, fesselnd wie ein Thriller, mit einer furiosen und absolut schlüssigen Auflösung, den ich nur wärmstens empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
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  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 09.10.2019

Dreizehn Särge

Der dreizehnte Sarg
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In einem alten Atombunker, der seit Jahren wie vergessen scheint, wird die Leiche eines Obdachlosen gefunden. Die Kriminalpolizei wird eingeschaltet um ein Verbrechen auszuschließen. Als DCI Mark Lapslie ...

In einem alten Atombunker, der seit Jahren wie vergessen scheint, wird die Leiche eines Obdachlosen gefunden. Die Kriminalpolizei wird eingeschaltet um ein Verbrechen auszuschließen. Als DCI Mark Lapslie dazu gerufen wurde, macht er eine makabre Entdeckung. Weiter hinter im Bunker stehen Miniatursärge, 9 mit geschlossenen Deckeln und 3 offene Särge, bei denen Puppen in unterschiedlicher Kleidung davorstehen. Eine Braut in weißem Kleid, ein Armeeangehöriger in Uniform und ein Lehrer. Das weckt in Lapslie dunkle Vorahnungen, die prompt bestätigt werden, als eine junge Braut beim Verlassen der Kirche erschossen wird.
In der Höhle ist jetzt ein weiterer Puppensarg geschlossen, darin die Brautpuppe mit einem blutigen Kleid und einem Loch in der Brust!
Kleinteilige Polizeiarbeit und die Suche nach einem Motiv machen Lapslie zu schaffen, vor allem als ihm klar wird, dass auch er im Visier des Serienmörders steht.
Neben der durchgehenden Handlung geben Rückblenden aus dem Leben der noch unbekannten, früheren Opfer und den Gedankensplittern des Täters dem Plot eine ganz besondere Faszination. Die Spannung steigert sich kontinuierlich und die mysteriöse Geschichte der Puppen hat mich richtig gefangen genommen. Ganz besonders, als ich nachlesen konnte, dass es den Fund der Puppensärge tatsächlich gab und ihr Geheimnis bis heute nicht gelöst ist.
Die Interpretation des Autors ergibt einen fesselnden Krimi, der mich von der ersten Seite an überzeugte.
Ganz besonders gelungen charakterisiert fand ich die Hauptfigur. DCI Lapslie leidet an Synästhesie, seine Sinneseindrücke vermischen sich. Er nimmt Geräusche als Aromen wahr. So schmeckt er Stimmen fast unmittelbar im Gaumen, laute Geräuschkulissen brechen wie eine Geschmacksorgie auf ihn ein, die ihn bis zur Übelkeit reizt. Eine Einschränkung, die er nicht unterdrücken kann und die ihm im Polizeialltag auch zu schaffen macht.
Die Sprache des Buches liest sich flüssig und fesselnd und die Idee der Geschichte hat mich vollkommen überzeugt. Ein empfehlenswerter Krimi.