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Veröffentlicht am 20.09.2021

Großartiger Abschluss

Die Hafenschwester (3)
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Mit „Als wir an die Zukunft glaubten“ endet die großartige Trilogie um die Hamburger Krankenschwester Martha Studt. Das Buch behandelt die Jahre zwischen den Kriegen bis 1955. Während der Inflation hat ...

Mit „Als wir an die Zukunft glaubten“ endet die großartige Trilogie um die Hamburger Krankenschwester Martha Studt. Das Buch behandelt die Jahre zwischen den Kriegen bis 1955. Während der Inflation hat die Familie all ihre Ersparnisse verloren. Es wird immer schwieriger den Kindern die gewünschte Ausbildung zu ermöglichen. Besonders Ella, die unbedingt Ärztin werden will, muss ihre Pläne ändern. Sie entschließt sich in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten und erst eine Schwesternausbildung zu machen um die Familie finanziell zu unterstützen. Doch dann kommen die Nazis und ihre Ideologie sieht die Frauen im Haus, nicht im Beruf.

Die unbeugsame Haltung der Studts ist nicht ungefährlich, es warte harte Bewährungsproben und schlimme Zeiten auf die Familie.

Von Band zu Band hat sich meine Begeisterung für die Geschichte der Familie gesteigert. Ich fühlte mich fast wie ein Teil von ihnen und habe mit ihnen gelitten und auch gefreut. Mit den Figuren ist der Autorin ein großer Wurf gelungen. Sie verkörpern einen Kosmos, in dem sich alles spiegelt, was in dieser Zeit passiert. Überhaupt spürt man die akribische Recherche der Autorin, die in die Trilogie eingeflossen sind und für mich wie eine lebendige Geschichtsstunde waren. Sehr interessant fand ich auch die medizinischen Hintergründe dieser Zeit.

Melanie Metzenthin schreibt farbig und lebendig und zieht damit ihre Leser in Bann. Mir ist es jedenfalls so ergangen und obwohl der letzte Band wirklich sehr umfangreich war, hätte ich einfach nur weiterlesen mögen. Ich hoffe sehr, dass ich der einen oder anderen Figur in einem neuen Buch der Autorin wieder begegnen kann.

Wenn es mehr als 5 Sterne gäbe, hätte es dieser ausgezeichnete Roman verdient. Wie die Romanhandlung mit den geschichtlichen Ereignissen verknüpft werden ist ganz großes Kino. Apropos Kino – das wäre wirklich mal ein Stoff für eine Verfilmung.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Salzburger Advent mit Mörderjagd

Salzburger Rippenstich
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Als Arzthelferin ist Rosmarie immer mit dem neuesten Wartezimmerklatsch vertraut und was sie da nicht hört, ergänzt ihre Schwiegermutter. So erfährt sie von einem unbekannten Toten mit entstelltem Gesicht. ...

Als Arzthelferin ist Rosmarie immer mit dem neuesten Wartezimmerklatsch vertraut und was sie da nicht hört, ergänzt ihre Schwiegermutter. So erfährt sie von einem unbekannten Toten mit entstelltem Gesicht. Rosmarie, die sich selbst als begabte „Miss Marple“ sieht und genauso neugierig ist, begibt sich auf Mörderjagd und muss sich schon bald um eine zweite Leiche kümmern. Sie hat einen Verdacht und je tiefer sie gräbt, umso sicherer ist sie sich, dass sie einen dritten Mord verhindern muss.

Was für ein origineller und frischer Krimi. Ich habe mehrfach lauthals lache müssen, wenn Rosmarie aus der Praxis erzählt und ihre Schlussfolgerungen zum Besten gibt. Unverzichtbar bei ihren Ermittlungen ist ihre gute Freundin und natürlich nutzt sie die Praxis um an Informationen zu kommen, während die Polizei sich eher träge zeigt.

Anfangs dachte ich ja, ich hätte schon lange den Plot enträtselt, aber die Autorin hat mich interessanten Wendungen noch einige spannende Überraschungsmomente eingebaut. Die Figuren sind witzig, besonders bei den Nebenfiguren, die ja immer das Salz in der Suppe sind, hat sich Katharina Eigner viel einfallen lassen und damit sehr zu meinen Vergnügen beigetragen. Lediglich bei Rosmaries Ehemann, ein Macho, wie er eigentlich schon ausgestorben sein sollte, haben sich mir öfters die Haare aufgestellt.

Ein Regionalkrimi mit hohem Unterhaltungswert und ein Debüt, das mich überzeugt hat.

Besonders gelungen fand ich auch das Titelbild, ein kleine Stickerei, die auch Bezug zum Inhalt hat. Das rundet meinen guten Eindruck ab.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe

Max und Moritz - Was wirklich geschah
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Tante Dörte macht sich große Sorgen um Max und Moritz. Ihr Vater hat die Witwe Bolte aus Finsterwalde in der tiefsten Mark Brandenburg geehelicht und ist nur kurz nach der Eheschließung verstorben. Seine ...

Tante Dörte macht sich große Sorgen um Max und Moritz. Ihr Vater hat die Witwe Bolte aus Finsterwalde in der tiefsten Mark Brandenburg geehelicht und ist nur kurz nach der Eheschließung verstorben. Seine beiden Jungs, die auf Betreiben der Stiefmutter in ein Internat verfrachtet wurden, sind nach der Beisetzung spurlos verschwunden. Auch ein seltsames Testament macht Tante Dörte stutzig. So bittet sie Karl-Dieter und dessen Freund Mütze, passenderweise Kriminalkommissar, mal nach dem Rechten zu sehen.

Finsterwalde – der Name passt, es gibt eine Mühle, eine Schneiderwerkstatt, das Gasthaus und die Kirche und die kleine Pension der Witwe. Schon bald stoßen die Freunde auf allerlei Ungereimtes und Gereimtes und kommen einer Geschichte auf die Spur, die so ganz anders war, als uns die Reime vorgaukeln.

Max und Moritz von Wilhelm Busch sind schon oft Thema von Neuinterpretationen gewesen und wurden auch schon aus strafrechtlicher Sicht untersucht. Das ist durchaus ein Zeichen von Anerkennung und der Leser, der seinen Wilhelm Busch kennt, wird die Abenteuer von Karl-Dieter und Mütze und nicht zu vergessen dem Spitz der Witwe Bolte, mit Vergnügen lesen.

Ein ausführliches Nachwort zur Entstehungsgeschichte und ein wenig aus den Jugendjahren Wilhelm Buschs – einige Streiche sollen dem jungen Wilhelm und seinem Jugendfreund Erich eingefallen sein – runden die Hommage an Max und Moritz ab.

Eine vergnügliche kleine Kriminalgeschichte.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Symbol einer Liebe

Das Geheimnis der Hyazinthen
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Um ihrer krebskranken Mutter die letzten Monate so schön wie möglich zu gestalten, reibt sich Lilly auf. Einen letzten Wunsch äußert die Mutter, Lilly soll nach Portree auf der Insel Skye reisen und aus ...

Um ihrer krebskranken Mutter die letzten Monate so schön wie möglich zu gestalten, reibt sich Lilly auf. Einen letzten Wunsch äußert die Mutter, Lilly soll nach Portree auf der Insel Skye reisen und aus ihrem früheren Zuhause, einem alten Cottage, eine seltene Hyazintenzwiebel ausgraben, mit der sie besondere Erinnerungen verbindet.

Das Cottage steht schon lange leer, sieht genauso verwahrlost aus wie der Garten. Wie soll sie da die Blumenzwiebel finden? Unterstützung erhält sie von unerwarteter Seite. Liam, an den sie aus ihrer Kindheit keine guten Erinnerungen hat, hilft ihr. Auf Skye muss sich Lilly auch ihrer Vergangenheit stellen, dem lieblosen Vater, der die Familie im Stich ließ, dem Verlust ihrer Heimat und ein Geheimnis, dass ihre Mutter lange bewahrte.

Claudia Romes hat eine romantische und liebenswerte Geschichte erzählt. Ihre Figuren rühren den Leser an. Die Erwartungen die das zauberhafte, idyllische Titelbild weckt, werden in erfüllt. Eine schöne Liebesgeschichte, ein zartbitteres Schicksal und die Gewissheit, dass sich alles zum Guten wenden wird, macht das Lesen perfekt.

Ich habe die Geschichte sehr genossen, spielt sie doch auf einer Insel, die ich schon einmal kennenlernen konnte und die Erinnerungen an den Schauplatz waren ein besonderer Pluspunkt für mich.

Ein sehr schöne, anrührende Geschichte, die warmherzig und gefühlvoll erzählt wird.

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Ein Mann wie ein Dinosaurier

Barbara stirbt nicht
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Ach Walter, möchte ich unwillkürlich ausrufen, als er am frühen Morgen aufwacht und den vertrauten Kaffeeduft vermisst. Wo ist Barbara? Die sich doch immer um alles gekümmert hat, den Haushalt gestemmt, ...

Ach Walter, möchte ich unwillkürlich ausrufen, als er am frühen Morgen aufwacht und den vertrauten Kaffeeduft vermisst. Wo ist Barbara? Die sich doch immer um alles gekümmert hat, den Haushalt gestemmt, die Kinder großgezogen und vor allem Walter jeden Wunsch von den Lippen abgelesen hat.

Barbara liegt im Bad, sie ist gestürzt, kann sich kaum noch bewegen. Walter schafft sie wieder ins Bett und überdenkt nun seine Lage. Wie war das mit dem Kaffee, wo ist das Pulver, wieviel Wasser braucht er und vieles mehr. Und Barbara will einfach nicht mehr aufstehen.

Die Kinder machen sich Sorgen, unausgesprochen klingt auch immer ein Vorwurf an Walter mit.

Walter ist ein Dinosaurier, eine Gattung Mann, die man ausgestorben glaubte, von denen es sicher noch einige Exemplare gibt. Eine Ehe, die mehr als ein halbes Jahrhundert andauerte und von der Walter überzeugt ist, dass es das Beste war, was seiner Frau passieren konnte. War er nicht großzügig, als er sie heiratete, als sie schwanger wurde, obwohl seine Mutter nichts von Frauen aus dem Osten hielt. Den Akzent und die Neigung seltsame Dinge zu kochen hat er ihr abgewöhnt, aber hat er sich einmal gefragt ob Barbara glücklich war?

Walter erfindet sich neu, ganz langsam zwar, aber nun lernt er seine Frau aus einer neuen Perspektive kennen. Erstaunt stellt er fest, was für Anker, ein Halt sie für ihn war und nun will er das für sie sein.

Ein tolles Buch, bitterböse in weiten Teilen, wird Walter aber nicht nur an den Pranger gestellt. Die Autorin berichtet und überlässt mir die Deutung. Aus vielen kleinen Rückblicken und Gedanken Walters ersteht das Bild dieser Ehe. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Wandlung eines nicht sehr empathischen Mannes ist sehr schön ausgefallen. Alina Bronsky kann die Menschen in all ihren Facetten sehr wahrhaft beschreiben und stellt damit für den Leser eine Nähe zu den Protagonisten her.

Ich war von „Barbara stirbt nicht“ restlos begeistert und konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

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