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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2019

Trauerkarten Mord

Warte nur ein Weilchen
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Das Team um Hauptkommissar Völxen plagt sich mit einem ungelösten Fall. In der Presse hat den Mord schon bald zum „Trauerkarten-Fall“ aufgebauscht. Schließlich fand man am Tatort eine Karte, die zum baldigen ...

Das Team um Hauptkommissar Völxen plagt sich mit einem ungelösten Fall. In der Presse hat den Mord schon bald zum „Trauerkarten-Fall“ aufgebauscht. Schließlich fand man am Tatort eine Karte, die zum baldigen Ableben kondolierte.
Als dann noch ein weiterer Mordfall dazu kommt, ausgerechnet Oberkommissarin Jule Wedekins Mutter ist das Opfer, wird es chaotisch im Team. Denn Sturkopf Jule denkt gar nicht daran, sich freistellen zu lassen. Sie will den Täter überführen – sie will Rache!
Als ich vor einiger Zeit den letzten Band aus dieser Reihe um das sympathische Hannoveraner Ermittlerteam las, war mir klar, dass ich die vorangegangenen Bände unbedingt lesen muss. So rolle ich jetzt die Geschichten eben von hinten auf.
Susanne Mischkes Krimis passen genau in mein Leseschema: intelligente Ermittlerkrimis mit Hand und Fuß, gut erzählte Polizeiarbeit – auch manchmal kleinteilig, wie es in der Realität eben ist und ein bodenständiger Humor. Ihre Figuren sind allesamt liebenswert, mit Schrullen und Ecken und Kanten, aber nie überzeichnet.
Die Geschichte ist vielschichtig und so aufgebaut, dass die Spannung – auch bei privaten Dingen, die verhältnismäßig viel Raum einnehmen dürfen – nie nachlässt. Der Kriminalfall ist logisch aufgebaut und die Spuren, die die Autorin gelegt hat, haben mir beim Enträtseln Spaß gemacht.
Ich freue mich schon auf die weiteren Bücher, die inzwischen auf meinem SUB liegen.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Legendäre Ermittler

All die unbewohnten Zimmer
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Im neuen Krimi von Friedrich Ani wird der größte Part aus der Sicht der jungen Kommissarin Fariza Nasri geschildert. Acht Jahre war sie in die Provinz zwangsversetzt, eine vermeintliche Dienstverfehlung, ...

Im neuen Krimi von Friedrich Ani wird der größte Part aus der Sicht der jungen Kommissarin Fariza Nasri geschildert. Acht Jahre war sie in die Provinz zwangsversetzt, eine vermeintliche Dienstverfehlung, aber in Wirklichkeit eine Intrige des Vorgesetzten gegen die junge, impulsive Deutsch-Syrerin. Der legendäre Ermittler Polonius Fischer hat sie für sein Truppe zurückgeholt.
Es beginnt mit einem rätselhaften Attentat auf eine Frau, aus einem Fenster heraus wurde sie erschossen, ein Polizeibeamter zufällig schwer verletzt. Dann wird am Rande einer Demo aus der rechten Ecke ein Streifenbeamter getötet, ein zufälliges Opfer oder steckt mehr dahinter? Der Partner des toten Polizisten ist Tim Gordon, der Sohn des Mannes, der Fariza damals zu Unrecht beschuldigte.
Es tauchen dann noch weitere Figuren aus dem Kosmos des Friedrich Ani auf. Jakob Franck, der aus dem Ruhestand heraus immer noch Todesnachrichten überbringt und nach Verschwundenen sucht und Tabor Süden, der inzwischen als Privatermittler arbeitet. Zusammen agieren die unterschiedlichen Charaktere auf ihre ganz besondere Weise.
Zuerst muss ich feststellen, dass Anis neuer Roman weniger ein Krimi, als vielmehr ein aktueller Gesellschaftsroman ist, der Stellung zu den unterschiedlichen Strömungen unserer Republik nimmt. Das hat mir sehr gut gefallen, denn es zwingt zum Nachdenken und zum Hinterfragen. Deshalb setzt der Autor auch nicht unbedingt auf vordergründige Spannung. Die Spannung entsteht aus diesen unterschiedlichen Arbeitsweisen der Ermittler und auch aus der gebrochenen Biografie der jungen Nasri.
Anis anspruchsvoller Schreibstil zwingt zum aufmerksamen Lesen, es ist kein Kriminalroman zum schnellen Konsum zu unterschiedlich und verschachtelt sind die Handlungsstränge. Aber der Leser, der sich davon nicht beeindrucken lässt, wird mit einem ausgezeichneten Roman und niveauvoller Lektüre belohnt.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Ein spannender Ostseekrimi

Letzte Hoffnung Meer
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Der Tod einer Frau erschüttert Boltenhagen und die Region. Es ist tragisch, war sie doch Patientin in einer Krebsklinik und es schien, sie hätte die Krankheit besiegt um nun einem Mörder in die Hände zu ...

Der Tod einer Frau erschüttert Boltenhagen und die Region. Es ist tragisch, war sie doch Patientin in einer Krebsklinik und es schien, sie hätte die Krankheit besiegt um nun einem Mörder in die Hände zu fallen.


Da es zwei ähnlich gelagerte Fälle gibt, wird Dr. Ernst Bender – auf seinen Titel legt er großen Wert – aus Schwerin in die kleine Gemeinde beordert. Wie es der Zufall will, die Polizeipsychologin Ruth Keiser verbringt hier einen Arbeitsurlaub um ihr Buch abzuschließen. Außerdem hat sich der Norderneyer Kollege Martin Zieger zusammen mit seiner Lebensgefährtin im kleinen Ferienpark eingemietet. Die Welt ist manchmal klein, aber hier wird das zufällige Aufeinandertreffen zum Glücksfall.


Der Ostsee Krimi „Letzte Hoffnung Meer“ bietet ein ganzes Spektrum an Emotionen. War doch das Opfer Patientin in einer der Reha Kliniken für Krebspatienten, wo Hoffnung und Verzweiflung dicht beieinander liegen. Gekonnt werden die Gefühle beschrieben, wenn der Arzt den Patienten die Diagnose mitteilen muss, oder wie Patienten immer wieder ein Hoffnung daraus ziehen, dass es den Anderen noch schlechter geht. Klar, dass die Patienten nach jedem Strohhalm greifen, auch wenn Therapien zweifelhaft und unerprobt sind.
Es ist ein ernstes Thema als Hintergrund eines spannenden Krimis, aber nicht bedrückend geschildert. Die Autorin geht sehr gekonnt damit um, sie beschönigt nie, lässt die Thematik aber auch nicht nur Folie sein.


Das gelingt ihr auch mit dem Spektrum ihrer handelnden Figuren, deren Charaktere sehr differenziert und tiefgründig dargestellt sind. Ich habe den Vorgängerband nicht gelesen, war deshalb ganz dankbar für das Personenregister am Anfang des Buches. Ruth Keiser, als Psychologin setzt man das fast voraus, war sehr reflektiert. Dr. Bender erschien mir skurril, aber in seinen Macken eigentlich sehr liebenswert und auf altmodische Weise charmant.


Ich habe das Ostseefeeling sehr genossen, vor allem durch die realen Schilderungen der Umgebung. Es ist ein gelungener Regionalkrimi, viel Atmosphäre, ein gutes Thema, sich stetig steigernde Spannung und eine sehr schlüssige Auflösung. Ganz besonders hat es mich gefreut, dass ich mit meinem eher aus dem Gefühl heraus entstandenen Verdacht auch noch richtig lag.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Beste Krimiunterhaltung

Helle und der Tote im Tivoli
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Helle Jespers ist eine Landpolizistin, übergewichtig und von Wechseljahrsbeschwerden geplagt. Aber ganz so in die Landei – Ecke, wie es der Kopenhagener Kollege Sören möchte, lässt sie sich nicht schieben.

Gunnar ...

Helle Jespers ist eine Landpolizistin, übergewichtig und von Wechseljahrsbeschwerden geplagt. Aber ganz so in die Landei – Ecke, wie es der Kopenhagener Kollege Sören möchte, lässt sie sich nicht schieben.

Gunnar Larsen ist im Tivoli umgebracht worden, grausam entstellt und so zur Schau gestellt, dass es den Anschein hat, dass es etwas mit dem Pädophilie Milieu zu tun hat. Helle soll der Witwe die Todesnachricht überbringen und erste Fragen stellen, damit wäre der Part ihres Kleinstadt-Kommissariats erledigt. Aber Helles Gespür sagt etwas anderes, sie kennt den überaus korrekten und steifen Gunnar als Lehrer ihrer Kinder, er war immer auf der Seite der Schüler und nie war etwas Zweideutiges dabei. So beginnt sie selbst zu ermitteln und Spuren nachzugehen, die den Kopenhagenern entgangen oder zu unwichtig schienen.
Wie ein Terrier – so die Beschreibung ihres Mannes – verbeißt sie sich in die Ermittlung.

Der Titel „Helle und der Tote im Tivoli“ stellt Helle Jespers nicht von ungefähr an die erste Stelle. Die Figur dieser Kommissarin prägt den ganzen Krimi. Sie ist menschlich, mit all den Unzulänglichkeiten einer Frau in den mittleren Jahren, die Bequemlichkeit über Aussehen stellt. Dabei geerdet und voller Empathie für ihre Mitmenschen. Aktuelle Zeitbezüge fließen mit ein, wie der enorme Rechtsruck in Dänemark und dessen Auswirkungen auf ihre Arbeit.

Der Kriminalfall entwickelt eine ganz besondere Dynamik und selten habe ich Polizeiarbeit so gespannt und interessiert verfolgt, wie bei Helle und ihrem Team. Die Protagonisten neben Helle werden genauso liebevoll und menschlich dargestellt. Es gibt den temperamentvollen Jungspund, den desillusionierten und ausgebrannten Kollegen und die junge Mitarbeiterin mit Migrationshintergrund, also ein realistischer Querschnitt durch den Polizistenalltag. Der sehr angenehm zu lesende Stil hat mich überzeugt, die Sprache gefiel mir: unterhaltsam und niveauvoll.

Der Untertitel „der erste Fall…“ verspricht eine Reihe, die ich aufmerksam verfolgen werde.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Schokoladenkuchen und Himbeersahne

Schmetterlinge aus Marzipan
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Nina ist über Vierzig und merkt, dass sie ihre eigenen Lebenspläne nie richtig verfolgen konnte. Noch während des Studiums lernte sie ihren späteren Mann kennen und wurde gleich Hausfrau und Mutter. Doch ...

Nina ist über Vierzig und merkt, dass sie ihre eigenen Lebenspläne nie richtig verfolgen konnte. Noch während des Studiums lernte sie ihren späteren Mann kennen und wurde gleich Hausfrau und Mutter. Doch die Ehe hielt nicht, mit ihrem Biologiestudium ohne jegliche Berufserfahrung kann sich nichts mehr anfangen und der Job als Arztsekretärin in einer Klinik ist eher ein Alptraum. Das Mobbing durch den Oberarzt ist kaum noch erträglich.

Ein kleines Schild „Praktikantin gesucht“, das sie im Schaufenster einer Konditorei sieht, löst etwas in ihr aus. Sie nimmt einen Monat unbezahlten Urlaub und steht am nächsten Tag mit klopfendem Herzen in der Backstube vor ihrem neuen, wortkargen Chef Sven. Außerdem hat ihre beste Freundin sie bei einem Dating Portal angemeldet und die Nachrichten und Treffen mit den Männern bringt ungeahnte Möglichkeiten in ihr Leben.

Das ist eine – im wahrsten Sinn des Wortes – süße Geschichte. Wenn Nina sich an Kuchen und Torten versucht, steigt mir beim Lesen der Duft einer Backstube in die Nase. Amüsant und warmherzig wird erzählt, wie sich Nina aus dem Kokon befreit, ihre unterdrückte Kreativität wieder entdeckt und nicht nur bei Tortenkreationen, auch bei der Männerwelt tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf. Diese Neuerfindung einer Frau in den besten Jahren hat mir gut gefallen.

Die Liebesgeschichte, die bis zum Happy End noch einige Verwicklungen durchlaufen muss, hat mich gut unterhalten. Sie ist natürlich etwas vorhersehbar, aber das liegt einfach in der Natur dieses Genre. Dabei hält sich, vor allem durch einige wirkliche witzige Situationen aus den Internetbekanntschaften, der Kitschfaktor in Grenzen.

Leicht und locker geschrieben, ist das Buch eine gelungene Sommerunterhaltung.