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Veröffentlicht am 15.06.2019

Riskantes Spiel

Dunkles Arles
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Capitaine Roger Blanc unterhält ein gefährliches und schwieriges Verhältnis mit der Untersuchungsrichterin Aveline. Nicht nur, dass sie seine Vorgesetzte ist, ihr Mann, der Staatssekretär Vialaron-Allègre ...

Capitaine Roger Blanc unterhält ein gefährliches und schwieriges Verhältnis mit der Untersuchungsrichterin Aveline. Nicht nur, dass sie seine Vorgesetzte ist, ihr Mann, der Staatssekretär Vialaron-Allègre ist Blancs Intimfeind. Ihm hat er seine Strafversetzung zu verdanken und was passieren würde, käme seine Liaison ans Licht, möchte er sich gar nicht ausdenken. Ihre Treffen finden immer sehr heimlich statt. So auch dieses Mal für ein Wochenende in Arles. Doch dann passiert unter ihren Augen ein Mord und Aveline muss verschwinden, dabei verliert sie ihre Tasche, in der wichtige Dokumente für ihren Mann sind – so lässt sie es jedenfalls Blanc wissen.


Nun hat er also 51 Stunden um seiner Herzdame aus der Patsche zu helfen und gleichzeitig sich aus der Schusslinie zu nehmen.
Ich mag die Provence Krimis von Rademacher sehr gern lesen, sie sind spannend, haben mit Roger Blanc einen interessanten Protagonisten, der durch seine Unbestechlichkeit und seine Gradlinigkeit überzeugt. Die gefährliche Amour fou mit Aveline bringt da immer zusätzliche Würze. Obwohl ich manchmal denke, dass Roger da eher ein Spielball für ihre Leidenschaft ist.


Aber dieses Mal war mir die wilde Verfolgungsjagd durch Arles mit all den gestohlenen Autos, heimlichen Unterkünften und Nachforschungen zu sehr wie ein Hollywood Blockbuster gestaltet. Verschwörungstheorien, rechte Bruderschaften, Politikklüngel, alles ist mit in den Plot eingeflossen, dazu das rätselhafte Verhalten der Madame Aveline, bei der ich nie weiß, ob sie ein ehrliches Spiel mit ihrem Lover Blanc spielt.


Mir war diese Geschichte ein wenig zu konstruiert und erschien mir nicht immer logisch. Zwar hält das rasantes Tempo der Story die Spannung hoch und auch werden zum Ende hin, alle losen Fäden einigermaßen verknüpft, aber insgesamt war es für mich nicht das beste Buch aus der Reihe.
Trotzdem warte ich gespannt auf den nächsten Band, ich will schon wissen, wie es mit Blanc und Madame le Juge weitergeht.

Veröffentlicht am 15.06.2019

Nett

Hamish Macbeth ist reif für die Insel
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Weihnachten steht vor der Tür. Hamish Macbeth hat Männerschnupfen, zum Weihnachtsfest hat sich eine nervige Tante angesagt – da kommt der Vorschlag seiner alten Freundin Priscilla grade recht. Ihre Bekannte ...

Weihnachten steht vor der Tür. Hamish Macbeth hat Männerschnupfen, zum Weihnachtsfest hat sich eine nervige Tante angesagt – da kommt der Vorschlag seiner alten Freundin Priscilla grade recht. Ihre Bekannte Jane betreibt ein Wellness Hotel auf der kleinen Insel Eileencraig und fühlt sich bedroht. Zwei seltsame Unfälle und die Weissagung einer Hellseherin, die ihr den nahen Tod prophezeit, haben sie verunsichert.

Constable Hamish hat eh Urlaub und gegen einen kostenlosen Hotelaufenthalt hat ein Schotte noch nie etwas einzuwenden gehabt. Als er allerdings die anderen Hotelgäste kennenlernt, bereut er seinen Entschluss doch. Eine bunte Mischung Exzentriker hat sich dort eingefunden, die Stimmung ist nicht unbedingt harmonisch, auch Janes Ex-Mann ist dabei. Die Bevölkerung der Insel hat wirklich nicht viel für die Hotelbesitzerin übrig, das merkt Hamish sehr schnell, es liegt aber wohl eher an ihrem Auftreten: zu kurze Röcke, zu tiefe Ausschnitte, Stiefel bis übers Knie und glänzende Strumpfhosen. Wenn sich jetzt der Leser die Augen reibt, dann sollte er ins Impressum schauen. Das Buch ist schon gut 30 Jahre alt.

Aber tatsächlich kommt eine Frau ums Leben, sie trug bei einem Spaziergang über die Klippen ausgerechnet Janes Regenjacke – war es ein Unfall oder Mord wegen einer Verwechslung?

Wenn je das Prädikat „Cosy Crime“ passt, dann auf dieses Buch. Es passiert eigentlich nicht viel, die Geschichte lebt von den skurrilen Begebenheiten und kauzigen Charakteren. Ein wenig merkt man dem Text das Alter an, denn wenn man unterwegs ist muss zum Telefonieren ein Pub oder Hotel aufgesucht werden. Auch die Anspielungen auf Agatha Christie sind charmant, so merkt ein Hotelgast an, dass es der Vorfall einem ihrer Krimis ähnelt.

Die Autorin ist bekannt für ihre eher unterhaltsamen Krimis, wobei ich denke, dass sie grade noch die Kurve zwischen Komik und Albernheit geschafft hat.

Für Schottland Fans, am besten vor dem Kamin mit einem schönen Whisky konsumiert.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Istrien

50 Dinge, die man in Istrien getan haben muss
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Die Covergestaltung zeigt schon, dass das Buch kein Reiseführer im herkömmlichen Sinn sein will. Kartoniert und mit einem farbigen Streifen, der die Anmutung eines Gummibands hat, wie man ihn bei Tage-und ...

Die Covergestaltung zeigt schon, dass das Buch kein Reiseführer im herkömmlichen Sinn sein will. Kartoniert und mit einem farbigen Streifen, der die Anmutung eines Gummibands hat, wie man ihn bei Tage-und Notizbüchern kennt, wirkt es wirklich wie die Notizen einer gut informierten Reisenden, die sie gerne weitergibt.


Und genau das macht das Buch aus. Silvia Trippolt-Maderbacher kennt und liebt den Landstrich und zählt nicht einfach nur Sehenswürdigkeiten auf. Sie hat die Dinge aufgespürt, die man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt und der bekannte Spruch „Man sieht nur, was man weiß“ wird bestätigt.
Mir war zum Beispiel gar nicht bewusst, das Istrien eine alte, geschichtsträchtige mediterrane Kulturlandschaft mitten im Herzen Europas ist. Römische und osmanische Einflüsse, die Venezianer und die Habsburger haben auch mitgemischt und alle haben ihre Spuren hinterlassen.


Eine Region, die man mit Fug und Recht als „ Genussregion“ bezeichnen kann. Dafür sorgen viele junge und engagierte Winzer und Olivenbauer, die alte Küche wird neu interpretiert und am liebsten würde ich mich sofort irgendwo am Wasser in einem Restaurant niederlassen.


Die Auswahl der 50 Orte ist ganz subjektiv und jeder Ort hat etwas ganz Besonderes, eine kleine geschichtliche Anekdote oder eine besondere Spezialität, oder …..
Jeder kann sich herauspicken, was für ihn bei seiner nächsten Istrienreise zu seinem Lieblingsort werden kann.


Ein handliches Format, eine überreiche Bebilderung (die meisten Fotos stammen wohl von der Autorin) und nützliche Abschnitte, farbig unterlegt und mit Info betitelt, sind echter Mehrwert. Bei den Infos finden sich nützliche Adressen, Tipps für kleine Ausflüge und Zwischenstopps, immer mal wieder ein Restauranttipp und vieles mehr.


Mich hat dieses Buch bei der Ferienplanung inspiriert und um auf den Beginn meiner Rezension zurückzukommen: ein echtes Gummiband hätte ich gut gefunden, denn dann finden auch persönliche Notizzettel, Eintrittskarten oder ähnliches einen Halt.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Tod einer Fotografin

Ein kunstvoller Mord
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Die deutschstämmige Künstlerin Rosa Kontrapunkt nimmt an einer Art Performance teil. Das findet im leerstehenden Pariser Kaufhaus „Samaritaine“ statt. Plötzlich unterbricht ein Schrei das Happening und ...

Die deutschstämmige Künstlerin Rosa Kontrapunkt nimmt an einer Art Performance teil. Das findet im leerstehenden Pariser Kaufhaus „Samaritaine“ statt. Plötzlich unterbricht ein Schrei das Happening und Rosa findet die Teilnehmerin und Fotografin Solveig Brenner tot am Boden liegend.


Rosa ruft sofort ihren Sohn Quentin, einen Jazzgitarristen an. Der trifft dann gleich mit Polizist Brossard im Schlepptau am Tatort ein. Solveig wurde offensichtlich vergiftet und die Situation ist etwas skurril, denn die Teilnehmer kannten sich nicht, noch wissen sie wer hinter der Organisation der Veranstaltung steckt. Alles lief nur unter dem Pseudonym „ Silence“ ab.
Quentin und seine exzentrische Mutter beginnen zu ermitteln.


Der Krimi hat mich wirklich überrascht, aber nicht unbedingt im positiven Sinn. Das Setting ist zwar skurril, es beginnt gleich mit einem Geheimgang der von einer Kirche in das Kaufhaus führt (!) und streift die Pariser Kunstszene. Dort war Solveig als Fotografin aktiv, mit ihren provokanten S/W Fotos wollte sie die Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen aufzeigen. So führt dann auch eine Spur in die Bondage und SM Szene.


Aber wieso ein Musiker ganz selbstverständlich Ermittlungen anstellt und Befragungen durchführt und der zuständige Beamte das grummelnd akzeptiert, ihn sogar immer mal wieder informiert und einbezieht, wird nicht so klar. Auch Rosa Kontrapunkt – was für ein Künstlername – ist in ihrer Exzentrik übertrieben gezeichnet und bleibt doch als Persönlichkeit flach. Auch die übrigen Figuren werden zwar geheimnisvoll und zwielichtig dargestellt, bleiben aber trotzdem seltsam eindimensional und sind wenig interessant.
Die Geschichte versucht eine düstere Pariser Atmosphäre abseits der üblichen Touristenklischees zu erzeugen, ich fand das aber überhaupt nicht gelungen. Es wirkte eher konfus und konstruiert auf mich.


Ich war neugierig durch die Kurzbeschreibung auf das Buch geworden und die Handlung in der Kunstszene, den Galerien und unter eigenwilligen Künstlern ließ mich einen Paris Krimi ähnlich der Bücher von Leo Malet oder vielleicht auch Fred Vargas erwarten. Das wurde leider nicht eingelöst.


Schade, aber das war offensichtlich kein Buch für mich.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Umwege sind auch schön

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
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Nele hat sich von ihrem Freund Tobi getrennt, höchste Zeit konstatieren ihre Freunde. Aber wenn es mit der Liebe nicht klappt, gibt es immer noch ihren Beruf. Da sieht es nämlich toll aus. ...


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Nele hat sich von ihrem Freund Tobi getrennt, höchste Zeit konstatieren ihre Freunde. Aber wenn es mit der Liebe nicht klappt, gibt es immer noch ihren Beruf. Da sieht es nämlich toll aus. Nele hat einen Job in einer PR Agentur ergattert, den sie schon immer haben wollte. Vier Bewerbungen waren vergeblich und nun hat es geklappt. Sie ist happy und wird auch gleich mit einer Kampagne betraut. Sie soll einem Hamburger Politiker vor der Wahl zu besseren Umfrage- und Sympathiewerten verhelfen. Eine Herausforderung, wie sie erkennt, als sie den Mann kennenlernt.


Aber auch in ihrer Familie wird es turbulent. Ihr Bruder Lenny, ein junger Mann mit Trisomie 21 möchte sich endlich von den Eltern abnabeln und eine eigene Wohnung beziehen, das geht aber nur mit Neles Hilfe, denn die Eltern sind davon nicht begeistert. Die wiederum möchten nach dreißig Jahren Partnerschaft nun endlich heiraten und stützen sich auf Neles Organisationstalent. Und dann ist da noch Claas, Neles Chef – der ihr viel mehr Herzklopfen verursacht, als gesund ist.


In Petra Hülsmanns Romanen ist man gleich nach einigen Seiten wieder mitten in der großen Familie. Besonders, wenn man einen oder zwei der Vorgängerbücher kennt. Es ist eine liebenswerte Gewohnheit, dass immer mal eine Figur einen kleinen Auftritt bekommt, wie Knut der Taxisfahrer aus dem Kiez, der immer eine Lebensweisheit in petto hat. Wenn ich zu einem neuen Buch der Autorin greife, weiß ich also immer was mich erwartet: einige Stunden leichter und amüsanter Unterhaltung mit genau dem Ende, das man sich vorgestellt hat. Witzige Szenen lockern auf und sorgen dafür, dass der Roman nicht unter die Kitschgrenze rutscht.


Mit Kindern und knuddeligen Tieren kann man auch immer punkten. In diesem Buch ist es eine niedliche Mischlingshündin namens Sally und Part des Kindes nimmt der liebenswerte Lenny mit seinem sanften, kindlichen Gemüt ein.


Der Roman war genau die richtige Lektüre für einen sonnigen Tag auf dem Balkon. Es war alles dabei, was ich an Hülsmanns Romane mag, allumfassendes Happy End inklusive.