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Veröffentlicht am 30.04.2019

Hella Brandts erster Fall

Inselruhe
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Auf der beliebten Familien-Ferieninsel Spiekeroog wird im Naturschutzgebiet zufällig die skelettierte Leiche eines Mannes gefunden. Schnell ist die Identität ermittelt, es war Klaas Renken, das schwarze ...

Auf der beliebten Familien-Ferieninsel Spiekeroog wird im Naturschutzgebiet zufällig die skelettierte Leiche eines Mannes gefunden. Schnell ist die Identität ermittelt, es war Klaas Renken, das schwarze Schaf einer einflussreichen und alteingesessenen Inselfamilie, der vor 7 Jahren spurlos verschwand. Er hatte sich viele Feinde gemacht und kaum einer weinte ihm eine Träne nach.
Hella Brandt, die Hauptkommissarin beim LKA lässt sich nach einer gescheiterten Beziehung wieder in ihre alte ostfriesische Heimat versetzen und wird sofort mit diesem Fall konfrontiert. Zusammen mit einem jungen Kollegen versucht sie diesen Cold Case zu lösen. Dabei hat sie natürlich vor allem mit dem Tourismusmanager der Insel zu kämpfen, dem polizeiliche Ermittlungen in seinem Ferienidyll überhaupt nicht passen und mit der schweigsamen Familie Renken, die nach Jahren der Ruhe auch gern weiterhin über ihren missratenen Sohn schweigen möchte. Aber Hella wird schon sehr schnell klar, dass viele auf der Insel mit Klaas noch eine Rechnung offen hatten.
Ein Einstand für eine neue Ermittlerin, die mir gleich anfangs sympathisch geworden ist. Der Gegensatz Ferienidyll und Mördersuche bietet viel Stoff für schöne Landschaftsbeschreibungen und kontrastreiche Charakterisierung der Protagonisten. Ich fand das Flair der Nordseeküste sehr schön eingefangen und hätte mich am liebsten selbst wie Hella am Feierabend vor ihrer kleinen Kate am Deich niedergelassen. Aber je weiter die Kommissarin in der Vergangenheit wühlt, ihr Kollege bringt mit akribischen Recherchen einiges ans Licht, umso unheilvoller wird es. Hella, die sich in Surflehrer Leon verliebt hat, muss auch ihn bald zu den Verdächtigen zählen.
Wie ich es bei Regionalkrimis mag, spielt die Gegend und die typischen Inselbewohner eine Rolle, aber das geht nie auf Kosten der Spannung. Mir gefiel auch der schöne Erzählstil, sehr unterhaltsam und richtig gut zu lesen. Der Fall wird zwar sehr logisch aufgelöst und alle Spuren zusammengefasst, aber mit Hellas Entscheidung zum Schluss war ich nicht ganz einverstanden.
Ich bin gespannt, wie sich das neue Ermittlerteam in den Folgebänden entwickeln wird.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Tod in der Holledau

Tod im Hopfengarten
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Seit der Metzgermeister Wimmer seinen Betrieb an den Schwiegersohn übergeben hat, versucht er sich mit diversen Hobbys, denn dem Jungen dreinreden ist seine Sache nicht. Aber nichts hat ihn so recht fesseln ...

Seit der Metzgermeister Wimmer seinen Betrieb an den Schwiegersohn übergeben hat, versucht er sich mit diversen Hobbys, denn dem Jungen dreinreden ist seine Sache nicht. Aber nichts hat ihn so recht fesseln können, bis auf seine eher zufällig entdeckte Begabung als Hobbydetektiv. So hat er schon einige Fälle lösen können, nicht nur zur Freude der zuständigen Polizeidienststellen. Aber Kommissar Konrad erkennt durchaus, wo Wimmers Stärken liegen. Wenn der alte Herr in breitestem bayrisch mit eventuellen Zeugen schwatzt, erfährt er meist einiges mehr, als die „Offiziellen“.
Gleich zwei Fälle beschäftigen die Polizei in der Holledau. Zum einen die zunehmenden Kirchendiebstähle. Es gibt kaum einen Ort, der nicht den Verlust von Heiligenfiguren verzeichnen muss. Es gibt so gut wie keine Spuren. Zum anderen wurde zufällig am Rande eines Hopfenfeldes eine skelettierte Leiche gefunden. Bald gibt es Hinweise, die zu einem Vermissten führen, aber die Eltern wollen davon nichts wissen.
Konrad will Wimmer mit den Kunstdiebstählen beschäftigen, damit die Ermittlungen im Mordfall in amtlicher Hand bleiben. Aber es kommt anders als er denkt.
Wolnzach, das beschauliche Kleinstädtchen in der Holledau ist der Wirkungskreis dieses überaus sympathischen und auch erfolgreichen Ermittlers. Dabei agiert Wimmer nicht allein, zum Missfallen seiner Tochter hat er seine Enkelin mit dem Sherlock-Holmes-Fieber angesteckt und die zwei sind wirklich ein patentes Team. Wo bei Wimmer Lebenserfahrung und Leutseligkeit vorherrschen, kann Anna mit Computerkenntnissen punkten.
Ich finde die Geschichten einfach klasse geschrieben, lebensnah und realistisch, dabei immer mit Augenzwinkern und bodenständigem bayrischen Humor. Dazu tragen auch die Dialektpassagen bei, denn Wimmer kann alles, nur nicht Hochdeutsch. Der verzwickte Mordfall birgt menschliche Abgründe in sich und das wird sehr spannend erzählt.
Der Oberbayern Krimi hat mir wieder ausgezeichnet gefallen, die Mischung aus Regionalität, Humor, Spannung und gut dargestellten Charakteren ist perfekt.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Vibeke und Rasmus ermitteln

Nordlicht - Die Tote am Strand
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Nahe der deutsch-dänischen Grenze wird eine junge Frau erschossen am Strand gefunden. Erst nach einigem Suchen kann ihre Identität geklärt werden. Es ist Liva Jørgensen, von der man annahm, dass sie vor ...

Nahe der deutsch-dänischen Grenze wird eine junge Frau erschossen am Strand gefunden. Erst nach einigem Suchen kann ihre Identität geklärt werden. Es ist Liva Jørgensen, von der man annahm, dass sie vor 12 Jahren zu den Opfern eines Serienmörders gehörte. Da sich Liva die letzten unter falschem Namen Jahre in Deutschland aufhielt, wird Vibeke Boisen von der Mordkommission Flensburg hinzu gezogen. Zusammen mit Rasmus Nyborg versucht sie Licht in diesen Fall zu bringen. Aber schnell wird klar, dass der Mord seinen Ursprung schon viel früher hatte. Was ist wirklich geschehen, als Liva vor 12 Jahren spurlos verschwand.

Eine für mich neue Autorin, ein neues Setting und ein neues Ermittlerpaar. Voller Neugierde machte ich mich an diesen Fall und war schon nach wenigen Kapiteln völlig überzeugt. Mir gefiel die Schreibweise der Autorin außerordentlich gut. Wie sie mit wenigen Worten und Episoden ihre Ermittler vorstellt und ihnen eine lebendige Vita gibt, war sehr gut gelöst. Ermittler mit Ecken und Kanten, nicht ohne Probleme, aber nie überlagert das Privatleben den eigentlichen Fall. Trotzdem bleibe ich neugierig, wie sich die Zusammenarbeit von Vibeke und Rasmus weiter entwickeln wird.

Sehr geschickt wird das besondere dänische Gesellschaftsmodell mit einbezogen. Immer wieder nutzt die Autorin den Part des dänischen Kollegen um der Deutschen Dänemark und seine Besonderheiten zu erklären. So ist Vibeke anfangs etwas überfordert, wenn sich alle duzen. Vom kleinen Streifenbeamten bis hoch zur Leitung der Behörde. Auch bei den Zeugen gibt es keinen Unterschied, geduzt wird der Wirtschaftsboss, genau wie der kleinkriminelle Lagerarbeiter in einer Spedition.

Die Spannung bei diesem Fall ist anfangs schon hoch und geschickt steigert sich Spannung und Tempo, je weiter Vibeke und Rasmus in die Geschichte des Verschwindens von Liva vordringen. Ein komplexer Fall, der wendungsreich und realistisch erzählt wird und mich neugierig auf das weitere Werk der Autorin macht. Der Krimi bereichert meiner Meinung nach das Genre.

Ich hoffe, es wird eine Fortsetzung der deutsch-dänischen Polizeigemeinschaft geben.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Absolut empfehlenswert

Weiße Fracht
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Endlich hat das Warten ein Ende. Gleich am Erscheinungstag stand ich schon in der Buchhandlung und habe mir den dritten Band von „Lost in Fuseta“ gekauft. Ich war gespannt, ob meine hochgeschraubten Erwartungen ...

Endlich hat das Warten ein Ende. Gleich am Erscheinungstag stand ich schon in der Buchhandlung und habe mir den dritten Band von „Lost in Fuseta“ gekauft. Ich war gespannt, ob meine hochgeschraubten Erwartungen erfüllt werden.


Das Austauschjahr an der Algarve für Leander Lost nähert sich seinem Ende. Er sieht seiner Rückkehr nach Hamburg ungern entgegen. Seine deutschen Kollegen haben ihn schon für den nächsten Auslandseinsatz vorgemerkt, Hauptsache er bleibt ihnen fern. In Portugal dagegen hat er Anerkennung gefunden. Seine Chefin und die Kollegen wissen um sein Asperger und den daraus resultierenden Eigenheiten, aber auch um die besonderen Begabungen die Lost mitbringt. Sein fotografisches Gedächtnis, sein absolutes logisches Denken und damit verbunden die Fähigkeit schnelle Rückschlüsse zu ziehen, hat sich bei vergangenen Fällen als großes Plus erwiesen. Auch menschlich fühlt Lost sich angenommen, mit der Schwester seiner Chefin verbindet er ein ganz besonderes Gefühl.


In der trägen Julihitze macht ein Mord der Policia Judicária zu schaffen. Ein deutscher Aussteiger wurde tot in seiner Wohnung gefunden und die Vorgehensweise erinnert sehr an zwei weit zurückliegende Taten in Spanien. Hat ein Serienmörder wieder zugeschlagen? Dann stellt sich heraus, dass der Tote der Bruder eines ranghohen Hamburger Polizeibeamten war und nun hat die Dienststelle und auch Lost eine Abordnung seiner deutschen Kollegen am Hals. Bald wird auch klar, auf was sich der Titel „Weiße Fracht“ bezieht.


Was diesen Roman wieder so besonders macht, ist die Figur des Leander Lost. Mit viel Einfühlungsvermögen und auch Humor und Witz hat der Autor diesen Charakter ausgestaltet. Das Spannungsfeld das sich aus den Handlungen zwischen ihm und „neurotypischen“ Menschen ergibt, ist für mich außerordentlich gelungen. Aber auch alle anderen Figuren sind toll charakterisiert.


Ich finde den dritten Band mindestens genauso spannend, wie seine Vorgänger. Das Tempo ist bei den Actionszenen hoch und da der Leser die Gedankengänge Losts allmählich erkennt, bleibt diese Spannung bis zur letzten Seite erhalten.


Dazu gefällt mir einfach die wunderbare Beschreibung dieses Fleckens an der Algarve. Hier spürt man mit jedem Satz die große Sympathie, die der Autor mit der Landschaft und den Portugiesen hat. Das hat mich unmittelbar an die Schauplätze versetzt.


Gil Ribeiro und seine Krimis gehören inzwischen zu meinen großen Favoriten. Ja, das Buch hat alle meine Erwartungen erfüllt und jetzt beginnt wieder das Warten auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Traurige Heimkehr

Die Bildermacherin
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Die angesagte Modefotografin Amalia hält sich gerade in Kenia auf, als sie vom Tod ihrer Großmutter Zille erfährt. Sie hatte ein inniges Verhältnis zu ihr, denn nach dem Unfalltod der Eltern wurde sie ...

Die angesagte Modefotografin Amalia hält sich gerade in Kenia auf, als sie vom Tod ihrer Großmutter Zille erfährt. Sie hatte ein inniges Verhältnis zu ihr, denn nach dem Unfalltod der Eltern wurde sie von hier aufgezogen, erfuhr viel Liebe und Unterstützung. Sie kommt eben noch rechtzeitig zur Beerdigung und ist wie vor den Kopf geschlagen, als sie erfährt, dass ihre Großmutter erschossen wurde. Wahrscheinlich ein Querschläger eines unvorsichtigen Jägers, doch als diese These von der Polizei in vorsätzlichen Mord umgewandelt wird und Amalias Nachfragen bei Weggefährten der Großmutter auf Schweigen stößt, beginnt sie in der Vergangenheit zu stöbern.
Der Titel „Die Bildermacherin“ bezieht sich auf den Beruf der Großmutter, auch sie war Fotografin mit einem kleinen Atelier und Laden. Sie fotografiert auf Hochzeiten und bei großen festlichen Ereignissen, ihr Fotobestand ist fast ein kleines historisches Archiv für Pfunders.
Und tatsächlich spielt die Geschichte dieser kleinen Südtiroler Ortschaft eine große Rolle in diesem Kriminalroman. Südtirols Vergangenheit zwischen den Weltkriegen und die Nachkriegszeit ist von großen gesellschaftlichen Verwerfungen geprägt. Südtirol kam zu Italien und nicht zu Österreich, wie es der Wunsch der Bewohner gewesen wäre. Die neue Staatsmacht Italien versuchte ihren Einfluss zu festigen. Alle relevanten Stellen wurden mit „importierten“ italienischen Fachkräften besetzt, die deutschsprachen Südtiroler deutlich benachteiligt. Der Widerstand manifestierte sich in Anschlägen und Sabotageakten, vor allem die jungen Leute engagierten sich. Dabei wohl auch die Zille und ihre Freunde.
Das Autorinnenduo hat den historischen Hintergrund dieses Krimis unaufdringlich, aber sehr authentisch und interessant in die Handlung eingebaut. Das hat mir an diesem Buch sehr gut gefallen, ein Krimi, der nicht nur spannend unterhalten will, sondern auch viel Wissenswertes dem Leser mitgibt. Die Figuren sind allesamt sehr realistisch dargestellt, wobei ich allerdings anmerken möchte, dass sich Amalia für meinen Geschmack zu schnell von der weltgewandten, vielgereisten Fotografin zur Frau mit Sehnsucht nach ihren Wurzeln in den Südtiroler Bergen wandelt – den Wunsch nach Familie und Kindern eingeschlossen.
Sehr gut gefallen hat mir die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, das ist sehr schlüssig aufgebaut und bringt fortlaufend Spannung und Tempo in den Plot.
Natürlich bietet die wunderschöne Landschaft einen idealen Hintergrund für den Krimi und Südtirol Fans kommen mit den bildhaften Beschreibungen auf ihre Kosten.
Ein guter und klassisch aufgebauter Krimi, denn ich gerne empfehle.