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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2018

Das Haus im Wald

Das Haus der Malerin
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In den 70iger Jahren lebt Rose Martineau mit ihrer Familie in Surrey ein behagliches und harmonisches Familienleben. Diese Welt gerät jäh aus den Fugen, als Robert Martineau in einen unappetitlichen Skandal ...

In den 70iger Jahren lebt Rose Martineau mit ihrer Familie in Surrey ein behagliches und harmonisches Familienleben. Diese Welt gerät jäh aus den Fugen, als Robert Martineau in einen unappetitlichen Skandal verwickelt wird und Rose erkennen muss, wie betrogen und belogen sie seit Jahren wurde. Nun ist auch ihre Großmutter verstorben und zum Erbe gehört ein Haus, von dem Rose nie etwas wusste. „The Egg“ ist ein Werk des als Architekt berühmten Urgroßvaters. In den Unterlagen erfährt sie, dass es ursprünglich ihrer Großtante gehörte, von deren Existenz sie nicht mal wusste. Es ist eine Ablenkung für sie, auf den Spuren der Schwestern nachzugehen.
So pendelt die Handlung zwischen den 40iger und 70iger Jahren. Beide Zeitebenen sind geschickt verwoben und je mehr Rose über die Geschichte ihrer Familie erfährt, desto mehr findet sie auch Parallelen zu ihrem Leben.
Ein Frauenroman, der wirklich gut unterhält. Die zwei Protagonistinnen werden für die Leser immer plastischer, je weiter man in ihr Schicksal eintaucht. Judith Lennox weiß, wie sie ihr Publikum fesseln kann und ich habe das Buch gerne gelesen. Besonders farbig und spannend sind die Abschnitte in der Vergangenheit, die die junge unangepasste Künstlerin Sadie zum Thema haben.
Bei Rose habe ich mich etwas schwerer getan, ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass der Handlungsstrang in 1970 auch schon fast historisch ist. Denn wie sich Rose emanzipiert und nach dem Betrug ein selbst bestimmtes Leben aufbaut, erschien mir wenig zu betulich, aber es ist auch der Zeit geschuldet. Spannung wird durch die geheimnisvolle Atmosphäre im alten Haus erzeugt, die auch Rose bei ihren Erkundigungen spürt.
Ich fand das Buch sehr angenehm zu lesen und es hat mich auch gut unterhalten, aber trotzdem wollte der Funke einfach nicht überspringen und ich bin den beiden Frauen nie so wirklich nahe gekommen.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Perfekt geröstet

Der letzte Caffè
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Mit diesem Buch habe ich den Protagonisten Dr.Dr.Dr. Adalbert Bietigheim kennengelernt, es gibt schon einige Vorgängerbände, aber man braucht sie keinesfalls um einen Einstieg in die Geschichte zu bekommen.
Bietigheim ...

Mit diesem Buch habe ich den Protagonisten Dr.Dr.Dr. Adalbert Bietigheim kennengelernt, es gibt schon einige Vorgängerbände, aber man braucht sie keinesfalls um einen Einstieg in die Geschichte zu bekommen.
Bietigheim ist ein sehr von sich selbst eingenommener Kulinaristik Experte, sein übersteigertes Selbstbewusstsein macht ihn zu einem unangenehmen Zeitgenossen, was er selbst allerdings ganz anders sieht. Zusammen mit seinem verfressenen Foxterrier Benno von Saber reist er nach Triest. Seine Jugendliebe Giulia hat ihn gerufen, ihr Mann, ein berühmter Barista, ist verschwunden und sie hofft nun auf Adalberts überragende kriminalistische Fähigkeiten um ihn zu finden. Doch zuerst findet er eine Leiche, aber er kann Giulia trösten, es ist zwar ebenfalls ein berühmter Barista, aber nicht der geliebte Gatte.
Triest, das Rilke Schloss Duino und natürlich der Kaffee, der in Triest ganz besonders zelebriert wird, spielen in ein große Rolle in diesem eher humorvollen Krimi. Die Figur des Bietigheim ist derart überzeichnet und mit vielerlei Spleens und Marotten ausgestattet, dass es mich öfters zum lauten Lachen reizte. Doch manchmal ist weniger mehr! So hat sich dieses Element nach gut einem Drittel doch ziemlich abgenutzt und begann mich zu langweilen. Bei der Stange gehalten mich das Thema Kaffee, das ungemein kenntnisreich in Szene gesetzt wird. Natürlich ist Bietigheim auch auf diesem Gebiet einer Könner und Kenner und lässt den Leser nur zu gern an seinem Wissen teilhaben. Das gefiel mir und macht Lust auf eine „perfekte Crema“. Der Kriminalfall plätscherte eher so dahin, als Bietigheims Freund Pit auftaucht um dem Professor unter die Arme zu greifen – Bietigheim der Kopf, Pit die Hand – so meint es Adalbert zumindest, kommt noch ein wenig Action ins Spiel.
Ach, und dann gab es noch tolle Rezepte rund um Kaffee am Ende des Buches. Die gefielen mir ganz ausgezeichnet.

Veröffentlicht am 23.11.2018

Raffinierter Krimi

Club der Romantiker
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Peter Becker kommt vor 24 Jahren zum ersten Mal nach Oxford, mit einem Stipendium fürs renommierte Jesus College. Die Begegnung mit der faszinierenden Kommilitonin Louise bringt ihn in den „Club der Romantiker“, ...

Peter Becker kommt vor 24 Jahren zum ersten Mal nach Oxford, mit einem Stipendium fürs renommierte Jesus College. Die Begegnung mit der faszinierenden Kommilitonin Louise bringt ihn in den „Club der Romantiker“, dort werden Gedichte rezitiert und einiges mehr. Diese Begegnung sollte für Peter weitreichende Folgen haben.
24 Jahre später trifft Peter zu einem Ehemaligentreffen in Oxford ein, die er bisher gemieden hat, aber kürzlich wurde die Leiche der mehr als zwei Jahrzehnte vermissten Laureen Mills gefunden, die nun beigesetzt wird. Peter will zu dieser Beerdigung, denn mit Laureen verbindet ihn eine alte Schuld.
Auf diesen zwei Zeitebenen spielt dieser Oxford Roman. Man kann mit dem Frischling Peter in die Studentenwelt Oxfords eintauchen, über die seltsamen Rituale dieser berühmten Universitätsstadt lächeln oder sich wundern. Obwohl Peter schon bald in die Studentenclique aufgenommen wird, bleibt er doch auch Außenseiter, ein Stipendiat aus Europa – schon damals zählten sich manche Briten nicht dazu – außerdem fehlt ihm der familiäre und finanzielle Background.
Im Wechsel dazu die Handlung in der Gegenwart. Inspector Osmer sitzt über den Akten im Fall Mills. Wurde damals etwas übersehen? Zusammen mit seinem Kollegen Irvine beginnt er stochern und siehe da, er scheint die Ehemaligen ganz schön nervös zu machen.
Wer englische Romane und ganz besonders die Oxford Krimis um Inspektor Morse und die TV Serie Lewis liebt, wird an diesem Buch seine helle Freude haben, denn Osmer ist auch eine Hommage des Autors an Colin Dexters Kriminalisten. Oxford als Handlungsort ist für mich immer ein Muss und hier habe ich ganz besonders die Beschreibung der studentischen Welt genossen. Das Ambiente stimmt. Das ist ein intelligenter Kriminalroman mit ausgefeilten Psychogrammen seiner Protagonisten und einer sehr genauen Milieustudie. Gut gefallen haben mir auch die kleinen Seitenhiebe zum Brexit und zur „Splendid Isolation“, die die Briten so gern zelebrieren.
Ein wenig Geduld braucht man am Anfang, die Handlung baut ihre Spannung sehr allmählich auf, aber das habe ich nicht als Nachteil empfunden.
Für Englandfans eine echte Empfehlung.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Abschied statt Flitterwochen

Dein Bild für immer
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Für Sophie ist es wie eine Botschaft aus dem Jenseits als sie per Post die Reiseunterlagen für einen Flitterwochenurlaub in Bali erhält. Es war eine Überraschung ihres Verlobten, doch er starb vor wenigen ...

Für Sophie ist es wie eine Botschaft aus dem Jenseits als sie per Post die Reiseunterlagen für einen Flitterwochenurlaub in Bali erhält. Es war eine Überraschung ihres Verlobten, doch er starb vor wenigen Wochen bei einem Unfall. Er war Sophies große Liebe und ein Leben ohne ihn ist für sie kaum auszuhalten. In Gedanken daran tritt sie die Reise allein an, doch schon der Hinflug wird zur Mutprobe. Maximilians Platz wurde vergeben und nun sitzt ein junger Mann neben ihr, der so gar kein Einfühlungsvermögen hat. Allerdings kreuzen sich ihre Wege auch nach der Landung und Sophie beschließt einen kleinen Teil der Reise mit diesem Niklas zu machen, denn der ist ihr an Reiseerfahrung sehr überlegen. Sophies Mission auf dieser Reise hat sie nämlich tief im Herzen verschlossen: sie möchte an jedem ganz besonderen Platz ein Foto Maximilians hinterlassen.
Die Reise nach Bali ist ein sehr gefühlvoller Roman über Trauer, Loslassen und Lebensmut. Ich muss gestehen, ich hatte einige Male Tränen in den Augen obwohl ich sonst nicht so nahe am Wasser gebaut habe. Es gibt viele rührende Szenen, die mich sehr angesprochen haben, aber nie wurde die Geschichte rührselig. Das verhindert schon die Zweckreisegemeinschaft, denn Sophie kann auch recht kratzbürstig sein. Überhaupt wuchsen mir Niklas uns Sophie sehr schnell ans Herz, sie waren liebevoll und realistisch beschrieben. Der Reisetramp und freischaffende Fotograf, der sich eine sehr raue Schale zugelegt hat und die behütete Sophie, da aber auch schnell lernt auf eigenen Beinen zu stehen, ergänzen sich bald, obwohl sie sich das nicht eingestehen würden.
Dazu hat mich die Beschreibung der Bali Reise überzeugt, ich kenne zwar das Land nicht, aber die Autorin hat farbige Beschreibungen gefunden, die die Landschaft bildlich vor meinen Augen erstehen ließ. Das weckte richtige Reisesehnsucht.
Das Buch hat mich richtig gepackt, ich mochte nicht aufhören zu lesen. Es war eine wunderschöne, anrührende und warmherzige Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 19.11.2018

Tödliche Entspannung

Monaco Horizontale
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Schon zum zweiten Mal verstirbt in den Armen Violettas ein Kunde. Kein gutes Gefühl für die Dame des Gewerbes und vor allem keine Werbung für das renommierte Haus im Rotlichtviertel Münchens. Sie und ihre ...

Schon zum zweiten Mal verstirbt in den Armen Violettas ein Kunde. Kein gutes Gefühl für die Dame des Gewerbes und vor allem keine Werbung für das renommierte Haus im Rotlichtviertel Münchens. Sie und ihre Kolleginnen sind verunsichert, auch in einem anderen Club gibt es einen Toten und da beschließt Violetta einen Detektiv einzuschalten.

Hans Josef Strauß betreibt zusammen mit Kumpel Quirin eine Privatdetektei und dieser Auftrag ist so ganz nach ihrem Geschmack, vor allem was die Vorort-Recherchen angeht.

Monaco Horizontale ist ein kleiner und frecher Krimi mit hohem Humorfaktor. Der Autor - den Kabarettisten kann er nicht ganz verleugnen - baut viele urkomische Szenen ein und spielt mit Sprache und Dialekten. So bei Hans Josef, der zwar aus Westfalen stammt, sich aber durch und durch bayrisch fühlt und seinen Kumpel Quirin mit seiner Interpretation von Dialekt auf die Palme bringt.

Ein Restaurantbesuch beim Inder birgt ebenfalls viel Raum für Sprachwitz, genau wie die Akzente der diversen Damen. Die Recherchen in den betroffenen Clubs bringen nicht nur Quirin viel Erkenntnisgewinn zu den Feinheiten des Gewerbes, sie bringen die beiden Detektive auch auf eine heiße Spur.

Ein Krimi mit ganz viel München Feeling, unterhaltsam, ein bisserl pikant und ein bisserl spannend, manchmal auch hart an der Grenze zum Klamauk. Eher eine Hommage an die Stadt und die Menschen, die allesamt als witzige und schlagfertige Typen gezeichnet sind, was ich bei meinen Aufenthalten in der Stadt allerdings nicht unbedingt so erleben durfte.
Also nicht so ganz ernst nehmen, sondern sich unterhalten lassen.