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Veröffentlicht am 12.11.2018

Das Haus an der Ostsee

Bluthaus
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Frida Paulsen verbringt auf dem Apfelhof ihrer Eltern eine Auszeit. Sie fühlt sich noch nicht richtig bereit für eine Rückkehr in den Polizeidienst. Da kommt Jo, eine Freundin aus der gemeinsamen Internatszeit ...

Frida Paulsen verbringt auf dem Apfelhof ihrer Eltern eine Auszeit. Sie fühlt sich noch nicht richtig bereit für eine Rückkehr in den Polizeidienst. Da kommt Jo, eine Freundin aus der gemeinsamen Internatszeit zu Besuch und bittet um Hilfe, aber da Frida keinen Zugang zu Ermittlungsakten hat, gibt Jo nichts weiter preis, als dass sie als Privatdetektivin an einem Fall arbeitet.
Kurz darauf wird Jo Zeugin eines Mordes, verwickelt sich allerdings in Widersprüche und gerät selbst unter Verdacht. Als sie dann noch spurlos verschwindet, ist Frida alarmiert.
Zusammen mit Kollege Haverkorn macht sich Frida auf die Suche, verfolgt dabei auch immer ihren eigenen Weg, das geht, da Haverkorn durch eine private Herausforderung nicht ganz bei der Ermittlung ist.
Voller Spannung habe ich den zweiten Krimi der Autorin Romy Fölck erwartet. Nahtlos geht die Handlung weiter und ich war sofort wieder in Fridas Welt angekommen. Ich mag es gern, wenn in Krimis auch weit zurückliegende Ereignisse Einfluss auf die Handlung haben, wie es hier meisterhaft ausgeführt wird.
Die Personen sind mir aus dem ersten Band alle noch präsent, aber auch neue Leser werden keine Schwierigkeiten haben, sich in die Handlung und die Charaktere einzufinden. Die Autorin beschwört eine düstere Atmosphäre herauf, die in einem einsamen reetgedeckten Haus an der See ihren Höhepunkt findet. Frida agiert wieder mehr als Einzelkämpferin, die nicht offiziell in die Ermittlungen eingebunden ist und dadurch auch wieder spektakuläre Aktionen durchführen kann. Das macht diesen Band auch wieder sehr spannend.
Haverkorn war durch eine private Nebenhandlung dieses Mal in anderer Form präsent, Er bekommt dadurch ein sehr menschliches Profil und gibt Frida damit Freiraum für ihre nicht ganz polizeikonformen Ermittlungen. Der zweite Band hat meine Erwartungen an die Autorin erfüllt und ich warte mit Spannung auf die weitere Entwicklung von Frida Paulsen. Das Potential hat die Figur allemal.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Ausgezeichnet

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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Nach einer mehrmonatigen Auszeit kehrt Eschenbach in seine Zürcher Dienststelle zurück. Aber es ist etwas anders geworden während seiner Abwesenheit, seine Stellvertreterin Ivy Köhler ist mehr als unterkühlt ...

Nach einer mehrmonatigen Auszeit kehrt Eschenbach in seine Zürcher Dienststelle zurück. Aber es ist etwas anders geworden während seiner Abwesenheit, seine Stellvertreterin Ivy Köhler ist mehr als unterkühlt und scheint nicht gern den Platz zu räumen.
Ein alter, schwerkranker Mensch, der mehrere Tage tot in der Wohnung lag, bevor er gefunden wurde, gibt Eschenbach ein Rätsel auf. Selbst wenn die Todesursache natürlich war, die Wohnung gibt ihm Rätsel auf. Sie ist unpersönlich, es gibt nichts, was auf den Menschen hinweist, keine Fotos, ein vollkommen leerer Kalender, es sieht sogar aus, als ob die Wohnung noch neue Böden bekommen hätte. Aber Eschenbach kommt nicht weiter, als er eine genauere Untersuchung anordnet, geht das Wohnhaus in Flammen auf. Seine Neugierde ist geweckt, vor allem als er versucht den Lebensweg des Toten, Walter Habicht, zu recherchieren. Überall stößt er auf Schweigen und gesperrte Akten.
Ewald Lenz, langjähriger Freund und Kollege Eschenbachs, ist verschwunden, aber auch über ihn muss er Dinge erfahren, die er noch nicht wusste. Aber er ist auf sich allein gestellt, Köhler schneidet ihn allmählich vom Informationsfluss ab, denn Lenz steht unter einen unglaublichen Verdacht.
Mein erster Kriminalroman um Eschenbach (es gibt nichts Näheres von ihm zu erfahren), aber ich hatte überhaupt keine Einstiegsschwierigkeiten. Es ist ein eher stiller Krimi, der mich an ein Kammerspiel erinnerte. Es sind im Grunde auch nur 3-4 Hauptpersonen um die sich alles dreht und deren Lebenswege sich seit Jahrzehnten kreuzten. Die Suche führt Eschenbach in Bereich der geopolitischen Ränke, es geht um Macht und Vorherrschaft, um Ressourcen und Politik. Die ganze Thematik wird sehr kenntnisreich erzählt und auch ohne Aktionismus baut sich ein Spannungsbogen auf, der zwar nicht sehr steil ist, aber bis zur letzten Seite anhält.
Besonders die Person Ewald Lenz hat mich fasziniert, aber auch die anderen Mitwirkenden sind sehr anschaulich charakterisiert. Mir gefiel auch der Stil, besonders gut auch, dass die kleinen Schweizer Sprachbesonderheiten in manchen Benennungen nicht wegfielen. Ich mag Krimis mit einer niveauvollen Sprache. Da bin ich auf meine Kosten gekommen.
Das Cover ist raffiniert. Der leuchtendrote Hintergrund, darauf ein weißes Kreuz, dessen untere Hälfte dunkel ist, das assoziiere ich sofort mit der Schweizer Landesfahne.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Neuer Krimi aus dem Elsaß

Straßburger Geheimnisse - Kommissar Sturnis erster Fall
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Das Leben als Kriminalkommissar im schönen Straßburg ist für Antoine Sturni kein Zuckerschlecken. Die Beanspruchung hat bereits seine Ehe zum Scheitern gebracht und über Wochenenden mit Sohn Christian ...

Das Leben als Kriminalkommissar im schönen Straßburg ist für Antoine Sturni kein Zuckerschlecken. Die Beanspruchung hat bereits seine Ehe zum Scheitern gebracht und über Wochenenden mit Sohn Christian hängt oft die Drohung eines Einsatzes. So auch dieses Mal, Christians Geburtstagswunsch, ein Tag im Europapark Rust, ist arg gefährdet. Der Tod eines hochrangigen Beamten im Europaparlament, ausgerechnet bei der Gedenkfeier zum Tod des ehemaligen Bundeskanzlers, lässt jedes Privatleben in den Hintergrund treten. Umso mehr, als eine erste Leichenschau den Verdacht auf Mord erhärtet.
Sturni ist Elsässer mit jeder Faser seines Herzens, er genießt das Leben in der Stadt, liebt die kleinen Gassen und die Gastronomie, da lässt der Autor die Leser mit ausführlichen Beschreibungen teilhaben, das ist stellenweise charmant, aber auch manchmal zu ausführlich beschrieben.
Die Ermittlungen, die bis nach Brüssel führen, sind für Sturni nicht einfach. Gut, dass er einen befreundeten Journalisten zur Seite hat, der ihn über Intrigen und politische Ränke auf dem Laufenden hält. Das fand ich auch sehr interessant beschrieben, ist das Europäische Parlament doch für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln.
Gestört haben mich allerdings die Beliebigkeit und die fehlende Originalität. Ich hatte ständig das Gefühl, das habe ich doch schon irgendwo gelesen. Wahrscheinlich hat das der Autor auch gemacht. Da gibt es die gescheiterte Ehe durch Arbeitsüberlastung und zu wenig Kommunikation. Auch eine neue leidenschaftliche Beziehung zu einer attraktiven Kollegin darf nicht fehlen, die Sturni zwar in seiner Männlichkeit bestätigt, aber auch weitere Probleme mit sich bringt. Und natürlich, wie so oft, ein cholerischer aufgeblasener Vorgesetzter, der schon zur Karikatur überzeichnet wirkt.
Auch sprachlich konnte mich der Krimi nicht völlig überzeugen. Das Buch ist durchaus spannend, aber es bleibt im Mittelmaß des Genres stecken.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Berge und Bomben

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt
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Weihnachten. Kommissar Jennerwein hat sein Team auf seine Berghütte geladen, dort soll in der Einsamkeit der Berge gefeiert werden, inklusive Überraschungsgast. Einzige Bedingung, es darf nicht gefachsimpelt ...

Weihnachten. Kommissar Jennerwein hat sein Team auf seine Berghütte geladen, dort soll in der Einsamkeit der Berge gefeiert werden, inklusive Überraschungsgast. Einzige Bedingung, es darf nicht gefachsimpelt werden.

Aber schon die Anreise gestaltet sich schwierig, Jennerwein verliert den Schlüssel im Tiefschnee, Maria und Nicole nehmen den falschen Weg und geraten auf einen Bergpfad, wo es nicht mehr weitergeht, aber alle gelangen endlich wohlbehalten zur Hütte, wo sich dann die Feier ganz anders gestaltet als geplant.

Eine Ahnung von Gefahr ist in der Atmosphäre, spürbar, aber nicht greifbar. So nimmt der Abend seinen Verlauf. Jennerwein erzählt aus seiner Schulzeit, von einem Streich in der Adventszeit der nie aufgeklärt wurde. Diese Berichte wechseln sich mit den Geschehnissen in der Hütte ab und bald wird klar, dass es einen Zusammenhang gibt. Außerdem sucht eine gejagte Frau Hilfe und verbirgt sich nahe der Berghütte. Dazwischen kurze Einschübe über Mordarten und Bombenentschärfung. So bewegt sich die Handlung auf drei – vier Ebenen, die sich allmählich verknüpfen.

Der neue Maurer ist eine Hommage an Jennerwein und sein Team, skurril und voller schräger Ideen. Alle liebgewonnen Personen bekommen einen kleinen Auftritt, auch die Graseggers dürfen natürlich nicht fehlen. Mauer gibt auch ein paar Einzelheiten aus Jennerweins bisher sehr geheimnisvollem Privatleben preis. Der Krimi – er ist wirklich einer und dazu noch spannend, auch wenn er anders beginnt, geht ein wenig die Grenzen des Genres hinaus. Hier schlägt wohl die kabarettistische Ader des Autors durch. Aber das sehr gekonnt und auch sehr witzig, besonders im zweiten Teil des Buches wird es immer turbulenter und temporeicher, streift aber manchmal die Grenze zum Klamauk.

Nach Startschwierigkeiten hat mir der neue Jennerwein gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Ein stummer Zeuge

Das Extrawurscht-Manöver
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Seit Sven Schäfer durch eine schmutzige Intrige aus dem Polizeidienst entlassen wurde, verdient er seine Brötchen als Privatdetektiv. Sein neuester Auftrag ist gut dotiert. Er soll für eine südafrikanische ...

Seit Sven Schäfer durch eine schmutzige Intrige aus dem Polizeidienst entlassen wurde, verdient er seine Brötchen als Privatdetektiv. Sein neuester Auftrag ist gut dotiert. Er soll für eine südafrikanische Geschäftsfrau die vermisste Iris Gulden finden, die nicht nur Mitarbeiterin der Diamantenhändlerin, sondern auch Freundin war. Die letzte Spur führt nach Augsburg, dort sollte Iris Gulden diverse Kunden besuchen.
Sven findet kaum Anhaltspunkte bis er einen heißen Tipp von einem Informanten erhält. Der führt ihn zwar zu Iris, aber zu spät. Er muss den Mörder haarscharf verpasst haben, aber am Tatort zurück blieb ein Mops, der einzige Zeuge. Gut, dass Schäfer seine Kontakte zu Elsa Dorn, der Ex-Kollegin aus dem Kommissariat, nützen kann. Allerdings hat Dorn im Augenblick viel um die Ohren. Im beschaulichen Augsburg scheint sich ein Bandenkrieg anzubahnen, es geht um die Vorherrschaft im Menschenhandel und illegaler Prostitution.
„Das Extrawurscht-Manöver“ mit dem Untertitel Schwabenkrimi und dem witzigen Cover verspricht einen Regionalkrimi mit hohem Humorfaktor. Das wird auch eingelöst, aber darüber hinaus ist es ein spannender Kriminalroman mit durchaus ernster Thematik. Die Spannung wird von Anfang an recht hoch gehalten und verführt zum Miträtseln. Die Dialoge haben mir gefallen, sie sind temporeich, manchmal lakonisch und immer auf den Punkt.
Einen Extrabonus bekommt der Krimi durch Alf, wie der Mops inzwischen genannt wurde. Um überhaupt einen Zugang zu den Ermittlungen zu bekommen, lässt Sven Schäfer nämlich durchblicken, dass er für den Mord an Iris Gulden einen „Zeugen“ gefunden hat, dass es sich um Alf handelt, lässt er wohlweislich unerwähnt.
Hier hat alles gepasst, eine originelle Handlungsidee, viel Tempo, Witz und Spannung und einen sympathischen Ermittler. Diesen Krimi habe ich sehr gern gelesen.

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