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Veröffentlicht am 01.03.2017

Rosengarten im Dornröschenschlaf

Ein Sommer im Rosenhaus
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Sandra ist seit kurzem verwitwet, die Kinder sind flügge geworden und genau jetzt gibt ihr das Schicksal einen Wink. Auf Usedom steht das Gärtnerhaus mit dem alten Rosengarten des Guts Bantekow zum Verkauf. ...

Sandra ist seit kurzem verwitwet, die Kinder sind flügge geworden und genau jetzt gibt ihr das Schicksal einen Wink. Auf Usedom steht das Gärtnerhaus mit dem alten Rosengarten des Guts Bantekow zum Verkauf. Wie oft sind sie und ihr Mann im Urlaub zu diesem Haus spaziert, haben den alten, verwilderten, wie verwunschen wirkenden Garten bewundert und davon geträumt, in diesem Haus zu wohnen. Nun ersteigert sie kurzentschlossen die Immobilie, sehr zum Missfallen ihrer Kinder und auch ihre Freundin steht dem Plan sehr skeptisch gegenüber.
Aber das Rosenhaus soll für Sandra ein Neubeginn werden und sie stürzt sich mit Entschlossenheit in die Aufgabe, das alte Haus zu sanieren und den Garten aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Aber sie muss erkennen, für diese gewaltige Aufgabe braucht sie sachkundige Hilfe. Die findet sie mit dem englischen Rosenspezialisten Julian Baker, aber der scheint ganz eigene Pläne zu haben.
Diese Geschichte macht einfach Freude zu lesen. Die Rosen bezaubern die Leserin, man freut sich am wiedererwachten Optimismus der Hauptfigur und möchte ihr am liebsten beim Gärtnern mit Hacke und Harke zur Seite stehen. Sandra mausert sich zur Frau, die weiß, was sie will und sich auch gegen alle Widerstände durchsetzen kann. Das ist das ideale Lesevergnügen für einige Stunden und lässt selbst graue Regentage strahlen. Locker und federleicht geschrieben, vielleicht manchmal mit etwas zu viel Zuckerguss, ist es ein echtes „Wohlfühlbuch“. Eine tragisch endende Liebe in der Vergangenheit und eine Liebe mit Happy End in der Gegenwart runden die Geschichte um den alten Rosengarten in Bantekow ab.
Ganz nebenbei habe ich noch viel über die Geschichte der alten Rosensorten erfahren, etwas über die Pflege und Zucht von Rosen gelernt und mich über die Rosenrezepte am Ende des Buches gefreut.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Tierschmugglern auf der Spur

Ausgerottet
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Klappentext: Die Gärtnerin Malie traut ihren Augen nicht - wie ist das artgeschützte Schuppentier auf die Insel Mainau gelangt? Gemeinsam mit der Tierschützerin Lioba versucht sie, dem Rätsel auf die Spur ...

Klappentext: Die Gärtnerin Malie traut ihren Augen nicht - wie ist das artgeschützte Schuppentier auf die Insel Mainau gelangt? Gemeinsam mit der Tierschützerin Lioba versucht sie, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Als ein chinesischer Arzt ermordet wird, und jemand versucht, bei ihr einzubrechen, wird klar, dass die beiden Frauen in ein Wespennest gestochen haben. Mehr und mehr verdichten sich die Hinweise, dass ein Malie nahe stehender Mann vom Aussterben bedrohte Tiere schmuggelt. Ein gefährliches Spiel beginnt...

Das Thema dieses Ökokrimis ist so brisant wie aktuell. Der Handel mit geschützten Exoten nimmt immer mehr zu und je bedrohter die Tierart, umso gieriger die Menschen solche Exemplare zu kaufen. Daneben ist auch der Handel mit sogenannten Naturmedizinen aus Rhino-Hörner und Tigergalle nicht auszurotten.

Malie und Lioba sind zwei sehr ungleiche Frauen, aber beiden liegt die Natur und die Tierwelt gleich am Herzen und sie gehen viele Risiken ein, um den Schmugglern und Händlern auf die Spur zu kommen. Die beiden Autorinnen Liliane Skalecki und Biggi Rist haben einen spannenden Krimi mit einer wichtigen Botschaft geschrieben. Ihre zwei Protagonisten sind sympathisch, kraftvoll geschilderte Frauen, die sich nicht abschrecken lassen und ihre Recherchen betreiben, obwohl sie spüren, dass die Schmuggler vor nichts, auch nicht Mord, zurückschrecken. Gerade für Malie, die bald ahnt, dass sie dichter am Geschehen ist, als ihr lieb ist, wird die Suche nach Beweisen zu einer persönlichen Herausforderung.

Ganz besonders interessant war die Schilderung der Schmuggelwege und der weit verzweigten Kartelle, die mit den Tieren ungeheure Summen verdienen. Bestechung und Bedrohung gehören für die Verbrecher zum Alltag. Die Botschaft dieses absolut lesenswerten Buches steht manchmal der Spannung im Weg, vor allem, da die Hintermänner und Schuldigen schon früh zu erkennen sind.

Ich fand den Krimi, auch durch seine Botschaft, lesenswert und dazu beigetragen haben die genauen Recherchen, die tollen Beschreibungen der Figuren und der lockere, flüssige Schreibstil. Immer wieder gab es Szenen, die mich schmunzeln ließen und auch das überraschende Ende ließ keine Wünsche offen.

Veröffentlicht am 17.02.2017

Die Wahrheit hinter der Wahrheit

Das Buch der Spiegel
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Erinnerungen sind wie Geschosse. Manche zischen vorbei und erschrecken dich nur. Andere reißen dich in Stücke. R. Kadrey Kill the Dead

Dieses Zitat ist dem Roman vorangestellt. Erinnerungen, die zerreißen, ...

Erinnerungen sind wie Geschosse. Manche zischen vorbei und erschrecken dich nur. Andere reißen dich in Stücke. R. Kadrey Kill the Dead

Dieses Zitat ist dem Roman vorangestellt. Erinnerungen, die zerreißen, das ist der Auslöser für Richard Flynn, ein Buch über Ereignisse zu schreiben, die sich während seiner Collegezeit zugetragen haben und die sein Leben nachhaltig veränderten. Professor Wieder, ein anerkannter Psychologe, bei dem Flynn einen Aushilfsjob hatte, wurde ermordet, er selbst stand auch unter Verdacht. Er schickt einige Probekapitel zusammen mit einem Anschreiben an den Literaturagenten Katz. Als der sich Wochen später bei Flynn meldet, erfährt er von der Lebensgefährtin, dass Richard kürzlich verstorben ist. Von einem Manuskript weiß sie nichts.

Katz bittet den Journalisten Keller, die Story zu recherchieren und das Manuskript zu finden. Er erkennt eine Menge Brisanz, denn der Roman scheint auf einem Mordfall und Skandal zu beruhen.
John Keller taucht tief in die Vergangenheit ein, fördert eine ganze Menge an Spuren und Personen zu Tage, kann jedoch kein ganzes Bild von Richard und den Geschehnissen bekommen. Zu unterschiedlich sich die Sichtweisen der Einzelnen, jeder hat einen ganz eigenen Blick auf die Ereignisse. Frustriert beendet Keller seine Suche und er übergibt eine Kopie seiner Notizen an Roy Freeman, dem pensionierten Cop, der seinerzeit die Ermittlungen führte.

Der Kunstgriff, ein Geschehnis aus der Sicht von verschiedenen Beteiligten zu erzählen und auch die journalistische einer polizeilichen Ermittlung gegenüber zu stellen, macht die Faszination aus. Der Leser bekommt keine lineare Geschichte vorgesetzt, er muss sich selbst immer wieder hinterfragen. Wem glaube ich? Wer lügt? Diese Fragen beschäftigten mich bis zum Schluss und raffiniert und sicher auch im Sinn des Autors war, dass mit jedem neuen Detail meine Meinung ins Wanken geriet. Das der getötete Wieder sich wissenschaftlich mit der Manipulation von Erinnerung beschäftigt hat, gibt der Geschichte noch eine ganz besonderen Kick.

Die Erzählweise ist außergewöhnlich und hebt den Roman auch aus der Masse heraus. Ich war von Anfang an gefesselt und dass ich immer wieder meinen Verdacht hinterfragen musste, fand ich besonders reizvoll. Dass ich mir manchmal einige Details und Nebenhandlungen stringenter gewünscht hätte und das der Schluss das Tempo nicht ganz durchhält, fällt als Kritik kaum ins Gewicht.

Ich habe meine Rezension mit einem Zitat aus dem Buch begonnen und möchte mit einem weiteren enden:
„Alle hatten sich geirrt und durch die Fenster, in die sie zu spähen versuchten, und die sich am Ende alle als Spiegel herausstellten, nur immer sich selbst und ihre eigenen Obsessionen gesehen“.

Veröffentlicht am 14.02.2017

Mord in Giesing

Zapfig
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Dr. Sofie Rosenhuth, ganz zu Unrecht die „Kalte Sofie“ genannt, denn sie ist ein durchweg sympathischer mitfühlender Mensch, muss sich in einem neuen Fall bewähren.
Nathalie, die ausgesprochen attraktive ...

Dr. Sofie Rosenhuth, ganz zu Unrecht die „Kalte Sofie“ genannt, denn sie ist ein durchweg sympathischer mitfühlender Mensch, muss sich in einem neuen Fall bewähren.
Nathalie, die ausgesprochen attraktive Sekretärin des Rößlbräu und Braut des Firmenerben hat ihren Junggesellinnenabschied nicht überlebt. Sie wurde Opfer einer Vergiftung. Nicht nur Mutter Roßhaupter war mit der Wahl ihres Sohnes nicht einverstanden, auch die übrige weibliche Belegschaft der Firma gönnte Nathalie nicht den Erfolg.
Sofie hat ja ihren eigenen Kopf bei Ermittlung, was Kommissar Joe Lederer nur zu gut weiß. Er ist schließlich die „An – Aus – Dauerbeziehung“ von Sofie. Jetzt haben sie nicht nur Stress bei der Wohnungssuche – Sofie hat endlich einer gemeinsamen Wohnung zugestimmt – sondern auch im Berufsleben. Dann wird auch noch die Seniorchefin Uschi Roßhaupter im Braukessel tot aufgefunden. Das macht den Kreis der Verdächtigen noch größer.
Bei den unterhaltsamen Lokalkrimis haben die Autorinnen Gesine Hirsch und Brigitte Riebe, die hinter dem Pseudonym Felicitas Gruber stehen, mit ihren Büchern um die Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth schon einen festen Platz. Die einprägsame Hauptfigur schließt jeder Leser gleich ins Herz. Dazu kommt der Wohlfühlfaktor der geschilderten Umgebung. In Giesing ist München noch so, wie man es sich gern vorstellt. Ein Dorf mit Herz, das aber auch schon von der Gentrifizierung schlimm bedroht wird.
Es machte mir Spaß diesen Krimi zu lesen, besonders weil ich ein Leser der ersten Stunde bin und mir Sofie nun schon zum vierten Mal begegnet. Natürlich ist das kein Krimi der realitätsnah ist, normale Ermittlungsarbeit oder logisches Abarbeiten von Hinweisen sucht man vergeblich. Aber dafür darf man miträtseln, sich seine eigenen Verdächtigen suchen und sich prächtig amüsieren. Ich mag die lockere Unterhaltung, den Münchner Charme und die liebenswerten Menschen, die hier agieren. Dialekteinsprengsel, wie der Titel „Zapfig“, sind einfach gelungen und wenn Sofie in tiefstem Münchnerisch lospoltert oder mit Tante Vroni spricht, gefällt mir das besonders.
Jetzt wünsche ich mir nur, dass sich Sofie in den nächsten Fällen noch etwas weiter entwickeln darf und entscheidungsfreudiger wird, damit auch das Private um Sofie wieder prickelt.

Veröffentlicht am 10.02.2017

Spannend wie ein Krimi

Das Geheimnis jener Tage
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Carrie Cassidy stößt nach dem tragischen Tod ihrer Eltern durch Zufall auf eine rätselhafte Geschichte aus der Vergangenheit ihrer Mutter Sylvie. Sie überwindet ihren ersten Impuls und beschließt, der ...

Carrie Cassidy stößt nach dem tragischen Tod ihrer Eltern durch Zufall auf eine rätselhafte Geschichte aus der Vergangenheit ihrer Mutter Sylvie. Sie überwindet ihren ersten Impuls und beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen: Was ist damals im Sommer 1980 wirklich passiert? (Verlagstext)
5 Jahre nach dem Tod ihrer Eltern durch einen Flugzeugabsturz beginnt Tochter Carrie allmählich sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Anlass ist der Besuch einer Schweizer Dame, die sie zu einem Besuch ihres Ehemanns, dem berühmten Pianisten Luis Meyer einlädt. Meyer ist todkrank und möchte unbedingt die Tochter jener Frau kennenlernen, die ihm 1980 das Leben rettete und mit der ihn eine ganz besondere Beziehung verband.
Das stellt alles auf den Kopf, was Carrie von ihrer Mutter Sylvie weiß. Aber sie überwindet sich und beginnt nachzuforschen und sich endlich ihrer Trauer und ihren Schuldgefühlen zu stellen. Sie war es, die ihre Eltern zu dieser verhängnisvollen Flugreise überredete und die so tragisch endete. Sie glaubt dadurch ihr Anrecht auf ein eigenes Glück verwirkt zu haben, was auch zum Bruch mit ihrem Verlobten führte.
Die Handlung, spielt in zwei Zeitebenen – 1980, als Sylvie und John Cassidy frisch verheiratet in Willow Hill an der Küste Corks leben, und wo auch Luis Meyer sich aufhält – und in der Gegenwart, als Carrie Cassidy mit der Geschichte ihrer Mutter konfrontiert wird. Dieser Erzählstil hat mir ausgesprochen gut gefallen, die Atmosphäre der 80iger in Irland, bedrückend engstirnig und katholisch geprägt, ist wunderbar eingefangen.
Es ist alles da, was ein spannender, unterhaltender Roman braucht. Ein Familiengeheimnis, das auch noch 30 Jahre später Auswirkungen zeigt, eine zarte berührende Liebesgeschichte und mitreißende menschliche Schicksale. Dieser Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen, die Autorin hatte mich fest an der Angel. Die Geschichte entwickelt sich allmählich, lädt zum Miträtseln und Mitfiebern ein und überraschte mich immer wieder mit einer fulminanten Wendung.
Die Autorin versteht es packend zu erzählen, einen Spannungsbogen aufzubauen, der sich vor keinem Krimi verstecken muss. Die subtile Bedrohung, die Carrie spürt, spürte ich auch, die Figuren sind facettenreich dargestellt und wirkten auf mich vielschichtig und real. Das war Unterhaltung auf hohem Niveau.