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Veröffentlicht am 06.04.2021

Blumenkohl und Kopfsalat

Fertig ist die Laube (Die Online-Omi 15)
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Renate Bergmann ist die Online-Omi, die mit 80 die Freuden des „Interweb“ kennengelernt hat und seit dieser Zeit ihre wachsende Fangemeinde mit Alltagsweisheiten, Haushaltstipps und Ratschlägen für’s Leben ...

Renate Bergmann ist die Online-Omi, die mit 80 die Freuden des „Interweb“ kennengelernt hat und seit dieser Zeit ihre wachsende Fangemeinde mit Alltagsweisheiten, Haushaltstipps und Ratschlägen für’s Leben begeistert.

Hinter Renate Bergmann aus Spandau steckt der nicht minder erfolgreiche Buchautor Torsten Rohde, der mit seinem Alter Ego die Bestsellerlisten stürmt.

Nun verlegt sich Renate aufs Gärtnern, ich ganz freiwillig, aber ihre Freundin Gertrud braucht Hilfe, weil Lebensgefährte Gunter ins Krankenhaus und anschließend in die Reha musste. In dem Alter kann sich das schon mal ziehen und solange kann Gunter den Schrebengarten nicht alleine lassen. Dafür sorgt schon der Platzwart, der gern mal die Hecken und Rasenhöhe mit dem Lineal nachmisst.

Ach was wartet da für Arbeit auf Renate, aber sie wäre ja nicht die gewitzte Omi, wenn sie nicht wüsste, wie man so einen Schrebergarten mit Unterstützung der tüchtigen Nachbarn und ein paar Jugendlichen auf Sozialstunden wieder in Schuss bekäme.

Das Rezept ist einfach und funktioniert auch bei diesem Band wieder recht prächtig. Natürlich bekommt der eine oder andere Gag inzwischen Bart und man hat es auch schon in den vorhergehenden Bänden gelesen. Aber eine Kleingartenkolonie ist halt ein besonderes Biotop und Omi Renate so liebenswert, dass man ihr auch gern bei Wiederholungen zuhört. So ist es ja auch im echten Leben mit der Omi, nicht wahr.

3,5 Sterne die ich extra für Omi aufrunde.

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Veröffentlicht am 01.04.2021

Zitronen aus Capri

Bittersüße Zitronen
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Als Enrico Rizzi von einem nächtlichen Einsatz heimkehrt, wird er zufällig Zeuge eines Autounfalls, eine Ape kommt mit hoher Geschwindigkeit von der Straße ab und stürzt die Böschung hinab. Als Rizzi das ...

Als Enrico Rizzi von einem nächtlichen Einsatz heimkehrt, wird er zufällig Zeuge eines Autounfalls, eine Ape kommt mit hoher Geschwindigkeit von der Straße ab und stürzt die Böschung hinab. Als Rizzi das Wrack erreicht, kann die Fahrerin nur noch „kein Unfall“ sagen, bevor sie an ihren Verletzungen verstirbt. Rizzi kennt sich mit Apes aus, schließlich gehört dieses praktische Gefährt zu jedem italienischen landwirtschaftlichen Betrieb und Rizzi hilft viel auf dem elterlichen Hof. So erkennt er schnell, dass das Fahrzeug manipulierte Bremsen hatte.

Elisa Constantini ist die Tote, die zusammen mit ihrer Schwester eine große Zitronenplantage leitet, die ihre Früchte traditionell der Limoncello-Fabrik der Familie Bellini liefern, aber die Schwestern haben neue Pläne.

Landschaft, Landschaft, Landschaft! Das ist das hervorstechenste Merkmal dieses Capri-Krimis. Ventura beschreibt einen Sehnsuchtsort mit allen Attributen, die man sich vorstellt. Wunderbar blaues Meer, herrliche Küsten, Sonne und Vegetation und über allem der Duft des Mittelmeers. Das kann in diesen Zeiten fast schon eine kleine Reise ersetzen.

Für meinen Geschmack kam die Krimihandlung darüber ab und zu ins Hintertreffen. Rizzi ist ein fähiger Polizist, fast verschwendet an die kleine, untergeordnete Dienststelle in Capri, aber er widersteht der Abwerbung aus Neapel. Mit seiner Kollegin, Antonia Cirillo, die wegen einer Verfehlung in den Süden versetzt wurde, bildet er ein gutes Team. Chef Lombardi mischt sich zwar gern ein, kann aber von Rizzi immer mit ein paar Schmeicheleinheiten abgelenkt werden.

Zwei Familien, seit Generationen verbunden – in Süditalien ergibt das oft schon den Hintergrund für Kriminalfälle. Rizzi und seine Kollegin beschäftigen sich also mit der Geschichte der beiden Familien und merken schon bald, dass da nicht nur Harmonie herrschte.

Ventura ist ein italienisch klingendes Pseudonym eines deutschen Autors und er weiß, wie er seine Leser unterhalten kann. So ist sein zweites Buch, die „Bittersüßen Zitronen“ wieder ein flott lesbarer, unterhaltsamer Cosy-Crime.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Kreuzfahrt mit Mord

Dampfer ab Triest
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Mit seinem historischen Krimi „Dampfer ab Triest“ führt der Autor in die Glanzzeit der K&K Monarchie, als Triest eine österreichische Hafenstadt mit großer europäischer Bedeutung war. Hier arbeitet Bruno ...

Mit seinem historischen Krimi „Dampfer ab Triest“ führt der Autor in die Glanzzeit der K&K Monarchie, als Triest eine österreichische Hafenstadt mit großer europäischer Bedeutung war. Hier arbeitet Bruno Zabini als Inspektor 1. Klasse bei der Polizei. Mit seiner österreichischen Mutter und seinem italienischen Vater ist er das beste Beispiel für das Habsburger Völkergemisch.

Ab Triest soll der Vergnügungsdampfer „Thalia zu einer Mittelmeer-Kreuzfahrt mit internationalen Gästen in See stechen. Auch an Bord der einflussreiche Graf Urbanau, ein Oberst und Militärattaché im Ruhestand und seine junge, charmante Tochter. Ein Attentat auf den Grafen kurz vor Ablegen tötete zwar den Fahrer des Grafen, aber selbst will weder von Schutz noch von der Absage der Reise etwas wissen. So wird Zabini undercover als Schiffsingenieur an Bord beordert um für Schutz zu sorgen.

Zabini ist ein gutaussehender Mann, der einigen Erfolg bei Damen hat. So unterhält er gern Verhältnisse mit verheirateten Damen und auch auf dem Dampfer ist ihm das Interesse der weiblichen Gäste gewiss. Das gefährdet durchaus sein Inkognito, aber auch viele andere Strömungen sind zu spüren. So hat die Komtess Urbanau ihrem heimlichen Geliebten, dem mittellosen Schriftsteller Friedrich, die Passage bezahlt und ein Steward behauptet, der uneheliche Sohn des Grafen zu sein.

Eine vielschichtige Handlung, mit vielen kleinen Exkursionen verästelt, die zeigt, dass der Autor viel Spass an seinem historischen Sittengemälde hatte. Dazu wählt er die passende Sprache, altmodisch mit einigen fast vergessenen, österreichischen Vokabeln. Das fand ich sehr stimmig und unterhaltsam, auch wenn ich manches nachschlagen musste. Während die „Thalia“ immer weiter gen Süden fährt, gibt es auch genug Gelegenheit für einige landschaftliche und historische Einsprengsel. Der Krimi verbreitet eine sehr angenehme Atmosphäre, das geht zwar einige Male auf Kosten der Spannung, aber dennoch hat der Autor immer noch einige Twists in petto, die mich richtig überraschen konnte.
Die Figuren sind ebenfalls sehr liebevoll ausgestaltet, ein ganzes Panoptikum entfaltet da Günther Neuwirth. Vom Lemberger jüdischen Kaufmann samt mannstoller Gattin (Achtung Bruno!!) bis zum etwas schwärmerischen amerikanischem Ehepaar auf Europatrip, ist alles dabei. Zabini ist mir da vielleicht ein wenig zu ideal geraten: gut aussehender Frauenbeglücker, einfühlsam, empathisch, klug, polyglott und auch an modernen Kriminalistik interessiert. Fast ein zu viel des Guten!

Ein interessanter und unterhaltsamer historischer Krimi, den ich gern gelesen habe. Erwähnenswert auch das Nachwort mit Erläuterungen zum geschichtlichen Hintergrund, dafür gibt es den halben Stern.

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Familiendrama

Die vier Gezeiten
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Im Hotel de Tiden auf Juist herrscht Hektik. Dr. Eduard Kießling und seine Familie absolvieren die Generalprobe für seine Ehrung. Der Ministerpräsident persönlich will ihm für seine Verdienste um die Insel ...

Im Hotel de Tiden auf Juist herrscht Hektik. Dr. Eduard Kießling und seine Familie absolvieren die Generalprobe für seine Ehrung. Der Ministerpräsident persönlich will ihm für seine Verdienste um die Insel das Große Verdienstkreuz überreichen. Da platzt die junge Helen aus Neuseeland herein, sie ist auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter und hat als Anhaltspunkt ein Strandfoto ihrer Großmutter. Sofort erkennen alle Adda, Kießlings Ehefrau und Mutter von vier Töchtern. Die Aufregung ist groß, die Ähnlichkeit unverkennbar und die Frage bleibt, welche Tochter hat ein Kind zur Adoption freigegeben.

Wanda, die Älteste, ist im Wattenmeer ertrunken, der Prolog – ein Tagebucheintrag von Wanda – legt nahe, dass sie Suizid begangen hat.

Frauke lebt nach einer gescheiterten Ehe wieder allein auf der Insel und auch Theda ist nach einer unglücklichen Liebe wieder zurückkehrt. Die jüngste, Marijke ist die umtriebigste der Töchter. Als Fotografin hat sie große Bekanntheit erlangt und reist durch die Weltgeschichte. Aber allen ist gemeinsam, dass sie Helen mit großer Skepsis, gar Ablehnung begegnen. Vielleicht könnte Addas Mutter Johanne Licht ins Dunkel bringen. Doch seit 3 Jahren leidet sie an Demenz und ihre klaren Momente werden weniger. Adda ist entschlossen, diese Augenblicke zu nutzen. Bis zur ihrer Erkrankung war Johanne das unbestrittene Oberhaupt der Familie und alle hatten sie sich unterzuordnen.

Eine Familiensgechichte über drei Generationen, die fest mit der Insel Juist verknüpft ist, erzählt Anne Prettin aus wechselnden Perspektiven und wechselnden Zeitebenen Wobei die Gegenwart die Rahmenhandlung für Rückblenden bildet, bei denen vor allem Johannes und Addas Schicksal im Vordergrund stehen. Ich muss gestehen, mir sind die Frauen nicht recht nahe gekommen. Die Töchter blieben farblos und ihre Geschichte mochten mich nicht recht fesseln und bei Johanne schlug mein anfängliches Interesse bald in Abneigung um.

Der Roman spart nicht an Dramatik, alles was passieren kann, widerfährt dieser Familie. Unglückliche Lieben, Verrat und Betrug, gebrochene Versprechungen und unerfüllte Liebe, keine Tochter bleibt verschont.

Prettin schreibt unterhaltsam und ich fand das Buch durchaus spannend, aber mir fehlte der Zugang zu den Protagonisten. Das hat mein Lesevergnügen auch geschmälert. Ich meine, weniger Verwicklungen und weniger dramatische Zufälle hätten dem Buch gut getan.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Noch ein Weihnachtskrimi

Mord in Dingley Dell
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Der englische Weihnachtskrimi ist etwas ganz typisches, fast jeder der klassischen Krimiautoren hat sich in diesem Genre verewigt. So auch Reginald Hill (1936 – 2012), der zu meinen Lieblingskrimi-Autoren ...

Der englische Weihnachtskrimi ist etwas ganz typisches, fast jeder der klassischen Krimiautoren hat sich in diesem Genre verewigt. So auch Reginald Hill (1936 – 2012), der zu meinen Lieblingskrimi-Autoren zählt. So war die Neuauflage von „Mord in Dingley Dell“ ein Muss für mich, auch wenn Weihnachten nun schon vorbei sit.
Im edlen Hotel in Dingley Dell wird eine echte „Dickens Weihnacht“ angeboten, ausgewählte, internationale Gäste haben gebucht. Sie werden vom Zeremonienmeister Mr. Wardle empfangen, der mit heißem Punsch und Unmengen Roastbeef empfängt. Die Gäste werden ganz zeitgemäß mit der Kutsche vom Bahnhof abgeholt. Die Garderobe ist dem frühen 19. Jahrhundert angepasst und auch das Personal ist entsprechend kostümiert. Arabella Allen, eine junge Engländerin ist unter den Gästen und stolpert prompt am ersten Abend über eine Leiche. Und nun zeigt sich, dass hinter dem heimeligen Schein, Abgründe lauern. Sie ist offensichtlich in ein geheimes Agententreffen geraten.
Hill hat das Buch 1972 verfasst und das spürt man tatsächlich. Der Kalte Krieg ist allgegenwärtig, die alliierten Mächte belauern sich und die Vorbehalte der Briten gegen die Kontinentaleuropäer ist genau so ausgeprägt wie heute. Die deutschen Gäste sind ungeschlachte Vielfraße ohne Stil, das französische Ehepaar leichtlebig und ständig zum Flirt aufgelegt und der Italiener hat statt Ehefrau natürlich die Geliebte dabei und an den englischen Braten mäkeln sie natürlich auch. Vorurteile, die mir beim Lesen schon unangenehm aufgefallen sind.
Mr. Boswell, ein Universitätsprofessor der als Sachverständiger mit als Gastgeber fungiert, hat nicht nur sehr schnell ein Auge auf Arabella geworfen, er spielt auch eine Doppelrolle in dieser weihnachtlichen Agentengeschichte.
Ganz vergnüglich erzählt und wenn man die dick aufgetragenen Klischees ausblendet ist es ein spannender und unterhaltsamer Weihnachtskrimi. Jedem Kapitel ist eine Dicken Zitat vorangestellt, was ich ganz stimmig fand.
Ebenso stimmig ist die Gestaltung des Buchs, ein hübsches Hardcover mit Lesebändchen und winterlich gestaltetem Cover. Es ist sicher kein Krimi, den man lesen muss, aber ich freute mich trotzdem meine Hill-Sammlung damit abzurunden.

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