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Veröffentlicht am 20.10.2017

Jackpot

Herrn Haiduks Laden der Wünsche
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Herr Haiduks kleiner Laden ist wie eine Insel der Geborgenheit im quirligen Berlin. Klein, dunkel fast wie eine Höhle ist eine Anlaufstelle für viele Sonderlinge. Haiduk beobachtet, kennt seine Kunden ...

Herr Haiduks kleiner Laden ist wie eine Insel der Geborgenheit im quirligen Berlin. Klein, dunkel fast wie eine Höhle ist eine Anlaufstelle für viele Sonderlinge. Haiduk beobachtet, kennt seine Kunden und mischt sich doch nie in ihr Leben ein. Da ist Alma, eine scheue junge Frau, die nie ein Wort spricht, sich lange durch Zeitschriften blättert und sich fast unsichtbar macht, bis sie mit einem Magazin und einem Päckchen Kaugummi wieder. Es gibt einen Kettenraucher, einsame Alte und viele mehr. Doch plötzlich ändert sich alles, Alma findet einen Lottoschein, einen Jackpotgewinn und möchte den Besitzer finden. Als sie einen Aushang macht, wird sie plötzlich von allen möglichen Kunden belagert. Herr Haiduk greift ein um sie zu schützen. Die Suche nach dem Gewinner bringt ganz neue Seiten seiner Kunden zum Vorschein, die Aussicht auf das große Geld macht sie zu Lügnern und gierig.

Ein Schriftsteller der schon längst seine Hoffnungen auf einen Durchbruch aufgegeben hat und nun zurück nach Berlin kommt, besucht aus Sentimentalität den Laden und es scheint, dass nur Herr Haiduk den Glauben an seine Berufung nicht verloren hat. Er begrüßt ihn, wie einen alten Freund, als ob er nie fortgewesen wäre und beginnt ihm die Geschichte von Alma und dem Lottogewinn zu erzählen. Gleichzeitig gibt er ihm Notizbücher mit und den Auftrag die Geschichte aufzuschreiben.

Die leise, stille Geschichte wirkt wie aus der Zeit gefallen, es ist ein Märchen und zusammen mit dem erfolglosen Autor entwickelt sich aus dieser Rahmenhandlung der Roman. Es ist eine Geschichte voller Sympathie für die Sonderlinge, die Erfolglosen und die Menschen, die noch nicht ihren Platz gefunden haben.

Florian Beckerhoff erzählt in einfacher, aber gelungener Sprache von diesen Menschen. Es ist ein warmherziger Roman, in den man eintauchen kann. Die Empathie, mit der er Herrn Haiduk ausstattet, zeigt seine Sympathie für seine Figuren. Auch wenn die Aussicht auf Geld ihre unerfreulicheren Charaktereigenschaften zu Tage bringt, bleiben die Beweggründe verständlich und menschlich.

Ganz zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass das Ende des Romans etwas forciert und überhastet wirkt.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Weihnachtsmorde

Eine Leiche kommt selten allein
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Die Vorweihnachtszeit im beschaulichen Küstendörfchen Whitstaple konnte so sein, wie die Illustrationen auf kitschigen Weihnachtskarten. Im Pearl Nolans Seafood Restaurant ist es etwas ruhiger, sie könnte ...

Die Vorweihnachtszeit im beschaulichen Küstendörfchen Whitstaple konnte so sein, wie die Illustrationen auf kitschigen Weihnachtskarten. Im Pearl Nolans Seafood Restaurant ist es etwas ruhiger, sie könnte sich auf die Vorbereitungen für das Fest und den anstehenden jährlichen Wohltätigkeitsball konzentrieren, wenn es da nicht die anonymen hässlichen Botschaften gäbe, die einige ihrer Freunde und Nachbarn erhalten haben. Pearl ist ja nicht nur eine hervorragende Köchin, sie hat im Lauf des letzten Jahres auch ihre Begabung für die Detektivarbeit entdeckt. Davon konnten sich schon die Leser des Buches „Pearl Nolan und der tote Fischer“ überzeugen.
Doch leider bleibt es nicht bei diesen Botschaften, ausgerechnet beim Ball stirbt Diana Marshall, Pearls Steuerberaterin, es ist kein Unfall – ihr wurde Gift in den Drink gemischt. Nun ist Pearl klar, da kann sie nicht untätig bleiben, auch wenn Inspector McGuire ihre Arbeit immer mehr als kritisch sieht. Andererseits funkt es zwischen den Beiden ganz gewaltig, also wäre gegen ein Wiedersehen nichts einzuwenden.
Julie Wassmer hat einen richtigen Weihnachtskrimi geschrieben, humorvoll, warmherzig und spannend. Genau die richtige Lektüre vor einem prasselnden Kamin, wahlweise mit einem Punsch oder Tee zu genießen. Die Beschreibung des kleinen Küstendörfchens und ihrer Bewohner, die einen kleinen Kosmos von englischen Typen darstellen, gehört genauso dazu, wie die englischen Advents-und Weihnachtsbräuche. Es macht Spaß mit Pearl auf Tätersuche zu gehen, an ihren familiären und amourösen Reibereien teilzunehmen und nicht zuletzt zu rätseln, wer denn nun alles ein Motiv zu diesem Mord hätte.
Es ist ein locker und unterhaltsam geschriebenes Buch, das unblutig daherkommt und sicher eher die Fans von englischen Landhausidyllen, als von harten Krimis ansprechen wird.
Mir hat es jedenfalls ausgesprochen gut gefallen und mir angenehme Lesestunden beschert. Ich freue mich, dass schon einige weitere Bücher von Julie Wassmer noch auf die Übersetzung warten.

Veröffentlicht am 16.10.2017

Berührend

Nachtlichter
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Amy ist auf den Orkneys aufgewachsen. Die kargen, rauen, sturmumtosten Inseln im Norden Schottlands. Ihr Vater litt seit seiner Jugendzeit unter manisch-depressiven Schüben, verbrachte oft viele Monate ...

Amy ist auf den Orkneys aufgewachsen. Die kargen, rauen, sturmumtosten Inseln im Norden Schottlands. Ihr Vater litt seit seiner Jugendzeit unter manisch-depressiven Schüben, verbrachte oft viele Monate in Kliniken auf dem Festland. Die Mutter flüchtete sich immer mehr in eine übersteigerte Religiosität, wurde eine „wiedergeborene Christin“. Die Verhältnisse waren prekär, die langen Abwesenheiten des Vaters führten den kleinen Bauernhof oft bis an den Rand des Ruins. Kein Wunder, dass Amy gleich nach Schule und Ausbildung die Flucht nach London antrat. Sie wollte unbeschwert leben, Freunde und ihren Platz in der Welt finden. Doch zwischen Studium und kleinen Jobs überwiegen bald die Partys, die Drogen und der Alkohol. Immer mehr verliert Amy ihr Ziel aus den Augen. Dies alles erfahren wir aus den Rückblenden, inzwischen ist Amy nach langer Alkoholsucht auf die Orkneys zurückgekehrt. Sie sucht in der Einsamkeit seelische Heilung und einen Neuanfang.
In ihrem autobiographischen Roman lässt mich die Autorin Amy Liptrot teilhaben an ihrem Leben, ihren Nöten und den Weg zurück in eine fragile Normalität. Das hat eine ganz besondere Eindringlichkeit, der ich mich nicht entziehen konnte. Wie die Natur ihr hilft, wieder in ein seelisches Gleichgewicht zu kommen, ist berührend geschrieben. In ihrem Bericht schont sie sich nicht, sie legt ihr Leben offen. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch auch ein Baustein zur ihrer Heilung war, vielleicht habe ich deshalb so unmittelbar von ihrer Ehrlichkeit angesprochen gefühlt.
Dazu kommt die raue, abweisend wirkende Natur der Inseln, die wunderschön beschrieben werden. Man spürt den ewigen Wind, die salzige Luft auf der Haut, sieht mit Amy das magische Strahlen der Nordlichter, so eindringlich und lebendig ist die Schilderung.
Das Buch hat mich sehr berührt, wie Amy in gefundenem Treibholz oder im Vogelzug eine Parallele zu ihrem Leben zieht, sind schöne Bilder, die lange nachklingen.

Veröffentlicht am 15.10.2017

Veilchen in Bestform

Veilchens Rausch
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Valerie Mauser ist eine Polizistin mit Ecken und Kanten. Mehr Ecken als ihrer Karriere gut tun, deshalb ist ihr ehemaliger Mitarbeiter auch jetzt ihr Vorgesetzter, was sich nicht sonderlich gut auf die ...

Valerie Mauser ist eine Polizistin mit Ecken und Kanten. Mehr Ecken als ihrer Karriere gut tun, deshalb ist ihr ehemaliger Mitarbeiter auch jetzt ihr Vorgesetzter, was sich nicht sonderlich gut auf die Stimmung auswirkt.
Da wird auf der Umbrüggler Alm eine junge Serviererin ermordet. Ausgerechnet nach einem Abend, an dem die Innsbrucker Society ausgiebig die Gewinne der TYROVALUE feiern. Die Firma ist wegen ihrer Immobilienspekulation nicht unumstritten und Victoria Schwarz nützt den Kellnerinnen Job um Flugblätter der „Occupartie“ einer NGO, unter die Gäste zu werfen. Das kann Landeshauptmann Freudenschuss nicht dulden und befördert die junge Frau sehr unsanft nach draußen. Freudenschuss ein Mörder? So scheint es, jedenfalls schießen sich alle auf ihn ein. Nur Valerie „Veilchen“ Mauser hat Bedenken.
Joe Fischler hat mit Veilchen, der unangepassten Polizistin mit Temperament und Gerechtigkeitssinn, eine Figur geschaffen, die ich nicht nur originell, sondern auch sehr sympathisch finde. Sicher liegt es auch daran, dass ich als Leserin auch viel über ihr private Seite erfahre. Aber darüber verliert sich nie der Faden des Krimis und der Spurensuche. Nur geht Veilchen eben nicht immer sehr regelkonform vor.
Was ich aber hier besonders gut geschildert fand, ist die Verflechtung von Politik und Geschäftemacherei. Wenn ein Vorteil winkt, ist jeder dabei und dann wird schon mal die Rechtsauffassung sehr weit ausgelegt. Das ist realistisch, man wird überall Vorbilder für die TYROVALUE finden. Geldgier, Eitelkeit und Machtwillen, das entlarvt Joe Fischler in seinem Krimi und verliert dabei nie aus den Augen, dass sein Buch auch unterhalten will.
Das ist meiner Meinung nach auch hervorragend gelungen. Ein sehr spannender Krimi, mit durchaus kritischer Haltung, aber auch dem Quäntchen Ironie und Humor, die das lesen sehr vergnüglich macht.

Veröffentlicht am 14.10.2017

Kindgerechtes Leseabenteuer

Der falsche Zauberer
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Für Erst-und Zweitklässler ist die Geschichte um die verzauberten Zootiere gedacht. Eines Nachts fällt eine Sternschnuppe über dem Zoo zur Erde und 4 Tiere bekommen etwas Sternenstaub ab und entwickeln ...

Für Erst-und Zweitklässler ist die Geschichte um die verzauberten Zootiere gedacht. Eines Nachts fällt eine Sternschnuppe über dem Zoo zur Erde und 4 Tiere bekommen etwas Sternenstaub ab und entwickeln ganz besondere Fähigkeiten.
Der Löwenjunge Erik kann plötzlich noch besser hören und riechen, das Kängurumädchen Lana zaubert plötzlich wunderbare Dinge aus ihrem Beutel, der schüchterne Pinguinjunge Kim wird zum gewitzten Erfinder und Affe Anton, weiß und kann plötzlich Dinge, die sonst nur Menschenkinder können.
Eines Tages erreicht sie der Hilferuf eines kleinen Jungen, dessen Kaninchen verschwunden ist und natürlich machen sie alle Vier zur Rettung von Kaninchen Hugo auf.
Ich habe diese Geschichte mehrmals vorgelesen, auch größeren Kinderkreisen als Vorlesepatin und hatte jedesmal eine Schar gebannter Kinder um mich herumsitzen. Die Wortwahl ist verständlich, die unterschiedlichen Charaktere bieten sich zur Identifikation an und die Botschaft „Gemeinsam sind stark“, kommt sehr gut an.
Zum Selberlesen und besseren Verständnis kann man einige Aufgaben lösen, für größere Gruppen habe ich die Fragen zum Quiz umfunktioniert. Mir hat diese Geschichte rundum gefallen, auch die Möglichkeit sich auf der Internetseite die passenden Tiermasken zum Basteln auszudrucken, finde ich schön.
Als kleine Anmerkung: Mir als erwachsener Vorleserin fiel auf, dass die Tierjungen alle tatkräftig und pfiffig und klug sind, nur das Kängurumädchen Lana im entscheidenden Moment Bauchweh hat und nicht mehr zaubern kann. Da hätte ich mir ein anderes Mädchenbild gewünscht. Denn schließlich festigt sich die Geschlechterrolle schon früh. Deshalb habe ich mich auch für ein halben Stern Abzug entschieden.
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