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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2017

Wer schläft, sündigt nicht

Mordsmäuschenstill
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Hanna, eine erfolgreiche Therapeutin für Schlafstörungen, wird erschlagen. Vor ihrer Praxis stehen verstört drei Patienten, die nun umsonst auf ihren Termin warten. Nele, die gern schlafwandelt und dabei ...

Hanna, eine erfolgreiche Therapeutin für Schlafstörungen, wird erschlagen. Vor ihrer Praxis stehen verstört drei Patienten, die nun umsonst auf ihren Termin warten. Nele, die gern schlafwandelt und dabei ihren sexuellen Gelüsten freien Lauf lässt, Jenny, die am liebsten unsichtbar wäre und kaum eine Nacht schläft und Sascha, der noch was ganz anderes therapiert bekommen möchte.
Sie tun sich zusammen um Hannas Mörder zu finden. Dazu stehlen sie die Patientenakten, allerdings sind alle drei nun auch dringend tatverdächtig, denn beim Einbruch werden sie von Phil, dem ermittelnden Polizisten erwischt. Umso wichtiger wird es den wahren Täter zu finden und mit Finn, dem letzten Patienten, der mit Hanna sprach, ist die Runde perfekt.
Erzählt wird die Geschichte jeweils abwechselnd aus den Perspektiven der Patienten und aus Hannas Sicht, die hirntot im Koma liegt, deren Geist aber über ihren Schützlingen schwebt. Herausgekommen ist ein urkomischer Kriminalroman. Der Plot ist wirklich witzig und originell, die Dialoge komisch und die Pointen sind gut gesetzt. Die Macken der Möchtegern-Ermittler bieten auch reichlich Stoff dafür.
Die Krimikomödie ist ein perfektes E-Book für zwischendurch, schräg, frech und auch noch ein bisschen sexy.

Veröffentlicht am 10.10.2017

Rosinen, Mandeln, Mord

Frostkalt
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Adventszeit in Bremen. Hölzle würde gern mit seinen Kollegen die kulinarischen Freuden des Weihnachtsmarkts kosten. Doch dann wird in der Krippe des Doms ein Neugeborenes gefunden und zwei Tage später ...

Adventszeit in Bremen. Hölzle würde gern mit seinen Kollegen die kulinarischen Freuden des Weihnachtsmarkts kosten. Doch dann wird in der Krippe des Doms ein Neugeborenes gefunden und zwei Tage später wird das Kommissariat mit der Ermordung des bekannten Bäckers Brodbeck konfrontiert.
Viel Arbeit für Hölzle, zumal der Bäckermeister einige Feinde hatte. Durch seine Nachlässigkeit ist ein Junge an einem allergischen Schock gestorben, die Eltern sind wütend und haben Brodbeck bedroht. Einem Azubi wollte er die alleinige Schuld anlasten und hat ihn rausgeworfen. Der Bruder des Bäckers würde zu gern auch mit dem Traditionsrezept werben, wird aber von ihm ausgebremst und kämpft ums wirtschaftliche Überleben.
Hölzle, der Bremer Kommissar mit der schwäbischen Seele hat also mehr als genug zu tun. Und das tut er mit seiner unnachahmlich unaufgeregten Art zu ermitteln. Der Krimi vermittelt sehr viel Flair aus der Hansestadt und seinem Weihnachtsmarkt. Es scheint ein Muss zu sein, ihn zu besuchen. Bei mir hat jedenfalls die Beschreibung diesen Reflex ausgelöst.
Das Autorenduo Skalecki/Rist hat einen spannenden Krimi vorgelegt. Schon vom ausführlichen Personenregister war ich angetan, so taucht man sofort in die Dramaturgie des Krimis ein und die Personen erstehen bildlich vor Augen. Dann noch ein witziges Gedicht der Autorin als Appetithappen vorneweg, von der ersten Seite an war ich gefesselt. Die eingestreuten Rückblenden geben dem Leser immer einen kleinen Wissensvorsprung, das hat mein Lesevergnügen erheblich gesteigert. Die Spuren sind geschickt angelegt und lassen den Leser lange miträtseln. Es gelingt, die Spannung bis zum überraschenden, aber ganz logischen Finale zu steigern.
Immer wieder blitzt auch der trockene Humor der Autorinnen auf. Man spürt, dass ihnen die Figuren des Buches am Herzen liegen und das teilt sich auch dem Leser mit. Hölzle darf, zumindest in Gedanken, einige Male schwäbeln, was mir gut gefallen hat und mich schmunzeln ließ. Ein amüsanter und spannender Krimi mit gelungenem Regional- und Adventsflair.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Steinböck und Frau Merkel - unschlagbar

Teufelskatz
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Als Franz Gruber tot in seiner Wohnung aufgefunden wird, ist nur einem sehr aufmerksamen Spusi-Mitarbeiter zu verdanken, dass ein Mord erkannt wird. Gruber hatte von einem sehr vermögenden Onkel eine üppige ...

Als Franz Gruber tot in seiner Wohnung aufgefunden wird, ist nur einem sehr aufmerksamen Spusi-Mitarbeiter zu verdanken, dass ein Mord erkannt wird. Gruber hatte von einem sehr vermögenden Onkel eine üppige Erbschaft zu erwarten und da auch Grubers Mutter erst kürzlich einen sehr seltsamen tödlichen Unfall hatte, ist Kommissar Steinböcks Aufmerksamkeit geweckt. Doch dann findet sich ein Brief in der Wohnung, ein sterbender Priester wollte nicht mit der Last einer Beichte vor seinen Schöpfer treten und bat Gruber, selbst ein ehemaliger Priester, um Rat. Es handelt sich um Kindesmissbrauch in einem Klosterinternat, einem toten Pater und einen toten Schüler.
Diese zweite Spur führt Steinböck bis ins erzbischöfliche Ordinariat, wo er auf eine Mauer des Schweigens stößt.
Steinböck ist ein kauziger, aber aufrechter Beamter. Mit seinem Team, zwei originell gezeichneten Mitarbeitern und seinem Spiritus Rector, der Katze Frau Merkel, macht er sich auf die Suche.
Frau Merkel ist eine ganz besondere Katze, wie alle Vertreter ihrer Rasse. Sie hält Zwiesprache mit Steinböck, der aber immer ganz unbesonnen laut auf ihre Eingebungen antwortet. Kein Wunder, dass ihm dieser Umstand einen Termin beim Psychologen beschert.
Kaspar Panizza hat seinen zweiten Krimi um Steinböck und sein außergewöhnliches Team vorgelegt und was mir dabei ganz besonders gefällt, ist die leichte Hand mit der er schwere Themen angeht. Dabei gleitet die Geschichte nie in Klamauk und unpassende Komik ab, trotz des witzigen und hintergründigen Humors, der den Roman beherrscht. Er nimmt sich dem Thema Kindesmissbrauch mit Respekt und klarer Haltung an. Steinböck und seine Kollegen dürfen kauzig sein, Frau Merkel darf die Ermittlungen mal anschubsen und für Chaos sorgen. So wird ihre Bekanntschaft mit den Anhängern der „Pastafaris“ auch zu einer Erweiterung von Steinböcks Weltbild sorgen.
Ein paar urige Münchner Typen, die mit ihrem Dialekt noch für eine regionale Färbung sorgen, runden den gelungenen Krimi ab.
Es ist mein zweites Buch des Autors und ich finde es noch besser als den Vorgängerband. Man muss den ersten Band „Saukatz“ nicht kennen, um sich sofort in der Geschichte auszukennen, aber ich könnte mir vorstellen, dass man gleich den Ursprung der sonderbaren Freundschaft zwischen Steinböck und seiner Katze kennenlernen möchte.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Das hellblaue Kleid

Die Frau im hellblauen Kleid
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Die Frau im hellblauen Kleid ist die junge Käthe Schlögel, die in Wien gern beim Theater vorsprechen möchte. Das Kleid hat ihre Freundin geschneidert, denn die Eltern, gottesfürchtige, einfache Gemüsehändler, ...

Die Frau im hellblauen Kleid ist die junge Käthe Schlögel, die in Wien gern beim Theater vorsprechen möchte. Das Kleid hat ihre Freundin geschneidert, denn die Eltern, gottesfürchtige, einfache Gemüsehändler, dürfen von ihren Plänen noch nichts erfahren. Käthe bekommt eine kleine Rolle und ihr Talent und ihre Natürlichkeit machen sie bald zum Liebling des Wiener Publikums. Ihr Erfolg setzt sich fort, eine Hauptrolle in Prag, dann der Ruf nach Berlin. Käthe wird die Erste der berühmten Schauspielerdynastie, ihre Tochter Marianne begründet den Ruf der starken Altmann-Frauen.
Nun möchte Vera Altmann – als Schauspielerin nicht annähernd so erfolgreich wie Mutter und Großmutter – die Geschichte der Familie als Dokumentation verfilmen. Die vierte Altmann, ihre junge Tochter Sophie wartet schon auf die Titelrolle. Aber sie hat nicht mit den Geheimnissen gerechnet, die Käthe und Marianne gehütet haben.
Bislang war mir Beate Maxian als Krimiautorin bekannt und ich war sehr gespannt auf diesen Generationenroman. Sie lässt in sehr authentischen Beschreibungen die Vorkriegszeit in Wien und Prag aufleben, aber auch schon die leise heraufdämmernde Bedrohung durch die neue Partei. Die NS Zeit in Berlin, als Käthe für UFA einen Film nach dem anderen drehte, um sich und ihre Familie aus der Schusslinie zu bringen ist ein spannender Abschnitt des Buches. Hans Bleck, ein eifriger Nazi wird zu ihrem Widersacher, denn er weiß, dass Käthes Mann und Schwager im Widerstand sind. Während des Lesens kamen mir immer wieder die Filme aus dieser Zeit in den Sinn. Wenn ein Buch Kopfkino auslösen kann, dann diese Geschichte. Wobei die jüngste Altmann wohl nur als Figur geschaffen wurde, um auch jüngere Leser anzusprechen, fiel dieser Handlungsstrang eher etwas ab.
Der Roman ist unterhaltsam und die geschichtlichen Rückblenden haben mir gut gefallen. Ich hatte immer das Gefühl, hier wurde sehr gut recherchiert und dadurch ein lebendiges Zeitbild geschaffen. Auch wenn es sicher keine echten Vorbilder für die Altmann-Frauen gibt, hatte ich immer wieder die gleichen Schauspielerinnen vor meinem Auge. Für mich: ein gelungenes Frauenbuch mit Spannung und Anspruch. n

Veröffentlicht am 03.10.2017

Gelungen

Mausetot im Mausoleum
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Loretta Luchs zieht Leichen an! Dann kann sie der Versuchung nicht widerstehen, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Oft unterstützt von ihren loyalen Ruhrpott-Freunden. Nur Pascal, ihr Partner, kann ...

Loretta Luchs zieht Leichen an! Dann kann sie der Versuchung nicht widerstehen, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Oft unterstützt von ihren loyalen Ruhrpott-Freunden. Nur Pascal, ihr Partner, kann damit nicht umgehen und ist ausgezogen. Die Leere, die er hinterlässt, versuchen ihre Freunde zu füllen und schenken ihr eine tolle Kamera für ein neues Hobby. Doch just diese Kamera bringt sie schon wieder in Bredouille und sogar in große Gefahr. Aber Loretta ist wie immer schlagfertig – in jedem Sinn des Wortes – und meistert jede Situation.
Für die Loretta-Luchs-Krimis gibt es eine eigene Sparte: Krimödien. Eigenwillige Figuren, Situationskomik und immer auch ein wenig echter Ruhrpott-Slang machen den Charme der Bücher aus.
In diesem, nun schon 9. Band geht es etwas ernster zu. Das macht den Krimi spannender als seine Vorgänger und für mich ist immer noch genügend Humor dabei. Auch wenn die alte Truppe, den Stammlesern lieb und vertraut, nur noch kleinere Auftritte haben, Frank vom Büdchen ist immer für einen treffenden Spruch gut.
Loretta hat sich in den Jahren etwas entwickelt, nicht mehr ganz so schusselig, aber immer noch für spontane Aktionen zu haben und weiterhin loyale Mitarbeiterin von Dennis Sex-Hotline. Aber auch die neuen Protagonisten sind gut portraitiert und bringen Spannung in die Handlung. Die Autorin denkt aber auch an die Erstleser. Man braucht keine Vorkenntnis der früheren Fälle um einzusteigen und sich gut zu unterhalten. Die eine oder andere Anspielung auf frühere Ereignisse freuen mich als treue Leserin, sind aber kein Hindernis für Neulinge. Ich meine sogar, dass für Neueinsteiger dieser Band besonders geeignet ist.
Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen, gerade weil es dieses Mal mehr Krimi als Slapstick geworden ist. Dabei habe ich mich köstlich amüsiert und bin nun auch in der Blumensprache bewandert. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich Loretta weiter entwickelt.