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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2017

Verloren

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
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Mr. Peardew ist ein fast zwanghafter Sammler verlorenen Gegenstände. Egal wie trivial sie sein mögen - ein gelbes Haargummi, ein blauer Mantelknopf, ein Puzzleteil – er hebt sie auf und katalogisiert sie ...

Mr. Peardew ist ein fast zwanghafter Sammler verlorenen Gegenstände. Egal wie trivial sie sein mögen - ein gelbes Haargummi, ein blauer Mantelknopf, ein Puzzleteil – er hebt sie auf und katalogisiert sie um irgendwann den Besitzer wieder zurückzugeben. Auch eine Keksdose findet er, der Inhalt ein graues körniges Pulver, könnte es Asche sein?
Peardew selbst leidet sein ganzes Leben an einem Verlust, am Tag als seine Verlobte starb, verlor er ihr Medaillon und seine Hingabe an Fundstücke resultiert aus seinem Verlust. Aber sie inspirieren ihn auch zu kleinen, anfangs heiteren Geschichten, die ihm als Schriftsteller zu Erfolg und Vermögen verhelfen. Er lebt in einem wunderschönen Haus, umsorgt von seiner liebevollen Haushälterin und Assistentin, der vom Leben enttäuschten Laura. Sie soll nach seinem Tod seine Aufgabe vollenden.
Ein Fundstück findet sich nicht in seiner Sammlung, Eunice die grade zu einem Bewerbungsgespräch unterwegs ist, findet ein kleines Schmuckstück auf der Straße und steckt es ein. Es scheint ihr Glück zu bringen, sie bekommt die Stelle in einem kleinen Verlagshaus und ihr Chef Bomber wird ihr Freund fürs Leben. Es wird eine fast symbiotische Beziehung, auch wenn Eunices bald erkennt, dass Bombers Liebe eine andere ist, als sich Eunice erhoffte.
Eine liebevoll, sehr anrührende Erzählung, mit vielen kleinen Geschichten in der Geschichte und Nebenhandlungen, die gleich ahnen lassen, dass sich alle Stränge miteinander verknüpfen werden. Es ist, trotz vieler kleiner komischer Anekdoten ein wehmütiger, fast sentimentaler Stil, den ich gern gelesen habe, trotz der kleinen Längen und Wiederholungen. Der Roman ist eines der Bücher, die man gern an einem regnerischen Tag mit einer Tasse Tee genießt und bei dem man auch mit einem Lächeln ein Tränchen wegwischt und man sich eingesteht, dass es manchmal auch ein wenig kitschig sein darf.
Dem List Verlag ist dem zarten Cover und der schönen Gestaltung des Buches ein passender Rahmen für das Buch gelungen.

Veröffentlicht am 22.05.2017

Mit Augenzwinkern ins nächste Jahrzehnt

Ich will so bleiben, wie ich war
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Die Autorin Monika Bittl scheint mit ihrem ersten Buch „Ich hatte mich jünger in Erinnerung“ einen Nerv getroffen zu haben, sonst wäre es nicht in Windeseile die Spiegel Bestsellerliste hochgeklettert. ...

Die Autorin Monika Bittl scheint mit ihrem ersten Buch „Ich hatte mich jünger in Erinnerung“ einen Nerv getroffen zu haben, sonst wäre es nicht in Windeseile die Spiegel Bestsellerliste hochgeklettert. Nun habe ich die Fortsetzung gelesen – „ich will so bleiben, wie ich war“ und habe mich auch in diesem Buch auf vielen Seiten wiedergefunden.
In kleinen Kapiteln wird uns der Spiegel vorgehalten: ob es über die Versprechungen der Pharma- und Kosmetikindustrie geht, ob es die Erwartungen an uns selbst und vieles mehr. Aber es nicht der 100. Ratgeber zum Thema Älterwerden, der alles besser weiß, es sind humorvolle kleine Episoden, wie sie jede Frau kennt. Dass man vielleicht das Eine oder Andere für entdeckt, dass man sich aneignen kann, worüber man schon immer mal nachdenken wollte, ist der durchaus positive Nebeneffekt.
Es ist viel Lebensweisheit in den kurzen Episoden versteckt und es lohnt sich immer mal wieder reinzuschauen. Die meisten Geschichten machen viel Spaß zu lesen, einige erschienen mir fast wie eine Wiederholung aus dem Vorgängerband.
Eine liebevoll-ironische Lektüre für sich oder als Geschenk für die gute Freundin geeignet.


Veröffentlicht am 22.05.2017

Sylter Feinkost

Sylter Intrigen
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Kari Blom arbeitet als verdeckte Ermittlerin für das LKA. Ihr neuester Einsatz führt sie in ein Feinkostgeschäft auf der Insel Sylt. Eine Reihe von Kreditkartenbetrügereien scheint von diesem Geschäft ...

Kari Blom arbeitet als verdeckte Ermittlerin für das LKA. Ihr neuester Einsatz führt sie in ein Feinkostgeschäft auf der Insel Sylt. Eine Reihe von Kreditkartenbetrügereien scheint von diesem Geschäft auszugehen. Denn in allen Fällen war die Karte vorher bei Feinkost Freund eingesetzt worden. Es ist Karis zweiter Einsatz auf der Insel, was ihr nicht ganz angenehm ist, denn dem örtlichen Polizisten Jonas Voss ist sie beim ersten Mal fast ein wenig zu nahe gekommen. An die Schmetterlinge im Bauch kann sie sich noch gut erinnern.
Bei Feinkost Freund übernimmt sie eine Stelle als Kassiererin und lernt schon gleich den widerlichen Geschäftsführer Elmar Bruns von seiner üblen Seite kennen. Er schikaniert und mobbt seine Mitarbeiter auf übelste Weise, wird aber immer wieder vom Eigentümer Freund gebremst. Kari wird ziemlich schnell klar, dass der Betrüger aus dem Kreis der Mitarbeiter kommen muss und Bruns steht auf ihrer Liste ganz weit oben. Dumm nur, dass er gleich am zweiten Tag ermordet wird. Nun kommt es zum gefürchteten Treffen mit Voss, der ihre wahre Identität immer noch nicht kennt. Außerdem scheint Alexander Freund, zwar verheiratet, aber sehr charmant einem Flirt ebenfalls nicht abgeneigt.
Eine verdeckte Ermittlerin, die plötzlich in einem Mordfall als Verdächtige dasteht, das ist die Ausgangslage für diesen amüsanten Krimi. Spannung und Humor halten sich dabei perfekt die Waage. Der Verdächtigenkreis ist überschaubar und ich war immer wieder überrascht, wie einfallsreich der Autor seine Haken und Wendungen einbaut und die Leser beim Miträtseln aufs Glatteis führt. Gleich mit dem ersten Mord nimmt der Krimi Fahrt auf und die Spannung steigt im Lauf der Handlung. Der Kreis der Mitarbeiter bei Feinkost Freund ist sehr unterschiedlich, vom charmanten Chef, über die übergewichtige, schlichte Verkäuferin an der Frischtheke bis hin zum feurigen Koch, der das Edelcatering macht, sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten vertreten. Diese Charakterisierung – manchmal auch ein wenig überzeichnet – ist dem Autor ganz besonders gelungen.
Ich habe diesen Sylt-Krimi, der mit witzigen Einfällen und einigen Seitenhieben auf die Sylter Feriengäste punktet, sehr gern gelesen. Für mich war das perfekte Unterhaltung, locker und kurzweilig geschrieben, dazu viel lokale Atmosphäre und nicht zu vergessen, die Gastauftritte der „Häkelmafia“ als Running Gag.
Von Kari Blom werde ich sicher noch mehr lesen.

Veröffentlicht am 19.05.2017

Klasse Krimi

Tödliches Treibgut
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DCI Jim Daley wird zu einem Leichenfund an der Küste der Kintyre-Halbinsel gerufen. Eine Frauenleiche, entstellt von Tierfraß und Strömung ist in Kinloch an Land gespült worden. Statt in Glasgow zu ermitteln, ...

DCI Jim Daley wird zu einem Leichenfund an der Küste der Kintyre-Halbinsel gerufen. Eine Frauenleiche, entstellt von Tierfraß und Strömung ist in Kinloch an Land gespült worden. Statt in Glasgow zu ermitteln, findet er sich in einem Fischerdörfchen wieder, dass seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Die Dorfgemeinschaft ist verbittert und hält zusammen, da wird kein Wort zu viel gesagt, vor allem, da die junge Ermordete einen denkbar schlechten Ruf hatte. Keine einfache Situation für Daley und seinen Partner Scott, vor allem, da Kinlochs Polizisten ihnen gern Knüppel zwischen die Beine werfen. Was wie ein Mord an einer Gelegenheitsprostituierten aussieht, scheint nicht ganz so klar zu sein, wie es die örtliche Polizei gern hätte.
„Tödliches Treibgut“ ist ein Krimi der wirklich „Old School“ ist. Die Polizei ermittelt in einer rauen Männerwelt und die Glasgower Polizisten müssen mit stürmischen Seegang und widrigen Bedingungen zurechtkommen. Eine sehr spannende und sehr stringente Handlung machen den Reiz des Krimis aus. Die Figuren, vor allem Scott und Daley sind toll gezeichnet, ihre Charaktere wirken absolut lebensecht. Manchmal hätte mir es mir etwas weniger Privatprobleme zwischen Daley und seiner Liz sein können, die ich in ihrer ständigen Wiederholung ein bisschen anstrengend fand. Dagegen ist die Landschaft, der schottische Menschenschlag und die harte Welt der Fischer ausgezeichnet eingefangen.
Der Krimi macht durch sein Tempo und die mitreißende Handlung Spaß und Lust auf mehr Fälle, vor allem da der letzte Abschnitt des Buches ein echter Cliffhanger ist und der Geschichte nochmal rückwirkend einen Drive versetzt.

Veröffentlicht am 17.05.2017

Ein Klassiker

Die letzte Stunde naht
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Der Dicke, wie er genannt wird, ist mehr Dampfwalze als Mensch. Unmäßig beim Essen und Trinken und völlig ungeniert, was bloße Höflichkeitsformen angeht, merkt man seine Feinfühligkeit, seine Intelligenz ...

Der Dicke, wie er genannt wird, ist mehr Dampfwalze als Mensch. Unmäßig beim Essen und Trinken und völlig ungeniert, was bloße Höflichkeitsformen angeht, merkt man seine Feinfühligkeit, seine Intelligenz und seine Empathie für Mitmenschen erst auf den zweiten Blick.
Nach einem Sprengstoffattentat verbrachte er Wochen in der Reha und kämpft sich nun in seine Stellung zurück. Es versetzt ihm dabei einen schweren Schlag, dass er Sonntag mit Montag verwechselte und dass er nicht bemerkte, dass ihm ein Wagen folgte.
Die Handlung dieses Buches ist auf einen Tag beschränkt und wenn er morgens auch noch an seiner Geisteskraft zweifelte, im Lauf dieser 24 Stunden läuft er wieder zur Bestform auf.
Gina Wolfe, seine Verfolgerin, ist die Ex-Frau des Polizisten Alex Wolfe. Der verschwand vor 7 Jahren spurlos, der Tod seiner kleinen Tochter und die Ermittlungen wegen Korruption, haben ihn aus der Bahn geworfen. Gerade jetzt will Gina ihn offiziell für tot erklären lassen - sie möchte einen ehemaligen Kollegen ihres Mannes heiraten - da erhält sie ein Zeitungsfoto, das ihn in einer Menge zeigt. Deshalb bittet sie Dalziel um Hilfe.
Alex Wolfe hat sich seinerzeit ganz besonders um einen König der Unterwelt gekümmert. Goldie Gidman, inzwischen ein mehr als erfolgreicher Geschäftsmann, dem man alles zutraute, aber nie etwas beweisen konnte. Es lag immer nahe, dass bei der Polizei jemand eine schützende Hand über Goldies Geschäfte hielt. Inzwischen ist Gidmans Sohn der Hoffnungsträger der Politik und seine Wahl zum Premierminister scheint nicht ausgeschlossen, inoffizielle Ermittlungen können selbst ein Schwergewicht wie Dalziel zum Straucheln bringen. Eine spannende Tour de Force beginnt und Andy Dalziel bringt dabei nicht nur sich in Gefahr.
Die Kriminalromane von Reginald Hill sind keine Krimis nach dem altbekannten Muster: Tat – Täter-Suche. Sie sind vielschichtig, gesellschaftspolitisch und kritisch und dabei durchzogen vom typisch englischen schwarzen Humor. Wenn der Dicke mit wenigen Handgriffen sein Büro wieder in Chaos verwandelt, weiß das ganze Revier, dass sich der Nachfolger noch weiter gedulden muss. Was aber in Ordnung ist, denn Pascoe hat ein ganz besonderes Verhältnis zu seinem Chef aufgebaut und Loyalität steht ganz oben an.
Eine unbedingte Leseempfehlung für diesen Krimi und den Autor, der für mich schon längst zu den Klassikern des Genres zählt.