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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2017

Ein gelungener Einstieg

Die Mädchen von Strathclyde
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Jim Daley ist ein junger Streifenpolizist, der sich seine ersten Sporen verdienen will. Nicht ganz einfach bei seinen Vorgesetzten, die eher Lust auf eine ruhige Kugel haben und die Zeit bis zur Pensionierung ...

Jim Daley ist ein junger Streifenpolizist, der sich seine ersten Sporen verdienen will. Nicht ganz einfach bei seinen Vorgesetzten, die eher Lust auf eine ruhige Kugel haben und die Zeit bis zur Pensionierung absitzen möchten.
Als er zu einem Einbruch gerufen wird, findet er die tote Mieterin auf dem Bett. Offensichtlich ein Drogentod, aber es ist die dritte junge Frau, die so gefunden wird, das kann kein Zufall sein.
Durch seine clevere Art macht er den Kriminalbeamten Burns auf sich aufmerksam und darf –leihweise - bei der Kripo mitermitteln.
Die Geschichte ist sehr kurz, als Prequel für einen in Kürze erscheinenden Krimi des Autors gedacht und das Kalkül geht auf. Man bekommt Lust mehr von Daley und seinen Kollegen zu lesen. Der Kurzkrimi ist im Glasgow der 80iger angesiedelt, die Stadt ist weit entfernt vom Image der zukünftigen Kulturhauptstadt. Die Arbeitslosigkeit ist hoch nachdem immer mehr Werften und Industriefirmen geschlossen wurden. Die Stadt ist heruntergekommen und Hotspot für Drogen und Kriminalität geworden. Dieses Zeitbild wird schon auf wenigen Seiten sehr gekonnt in Szene gesetzt und machte für mich mit Reiz der Geschichte aus.
Ein gelungener Einstieg, wie ich finde und ich werde den Autor im Auge behalten.

Veröffentlicht am 26.04.2017

Kein Glück für die Kinder

Sauglück
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Dorli und Lupo, das erfolgreiche Ermittlerpaar aus Buchau bekommt einen neuen Auftrag. Sandra, die Enkelin und Erbin des alten Adametz-Bauern engagiert sie, um die Hintergründe seines Todes recherchieren ...

Dorli und Lupo, das erfolgreiche Ermittlerpaar aus Buchau bekommt einen neuen Auftrag. Sandra, die Enkelin und Erbin des alten Adametz-Bauern engagiert sie, um die Hintergründe seines Todes recherchieren zu lassen. Jahrelang hat Sandra ihre Familie nicht gesehen, schon als junges Mädchen ist sie abgehauen, wollte sich aus diesem Umfeld von Hass, Habgier und Gefühlskälte befreien. Ihre ältere Schwester hat es nicht geschafft und sich umgebracht. Zurück kam sie nur, als ihre Großmutter starb und ihr Großvater sie zur Beisetzung herbeizitierte. Nun ist er auch tot, ertrunken in der Güllegrube.
Als dann im Keller des alten Hofes noch ein eingemauertes Babyskelett gefunden wird, ist klar, dass es in der Familie schreckliche Geheimnisse gibt, die weiter zurückreichen, als sich Sandra vorstellen kann.
Für den 4. Band ihrer erfolgreichen Reihe hat die Autorin einen neuen Ton gefunden. Nicht mehr der Wortwitz und die Situationskomik der Vorgänger stehen im Vordergrund. Viel zu ernst ist das Thema dieses spannenden Kriminalromans. Auch Dorli und Lupo sind reifer geworden, eine Entwicklung die gut nachzuvollziehen ist. Die Autorin greift für ihren Krimi ein Thema aus der Nachkriegszeit auf, das erst in den letzten 15 Jahren in den Fokus geraten ist: Kriegswaisen, Besatzungs-und andere Kinder die in die Hände der öffentlichen „Fürsorge“ geraten sind. Beeindruckt war ich von der Recherche zu diesem Fall, die die Autorin in einem Nachwort noch einmal zusammenfasst hat.
Das Zeitkolorit und die Personenbeschreibungen haben mir in ihrer Vielschichtigkeit und Tiefe sehr gut gefallen. Und immer wenn die Geschichte zu beklemmend wurde, konnte ich durch eine witzige Passage wieder eine Atempause einlegen. Denn so ganz haben Dorli und Lupo ihren Schmäh nicht verloren und durften mit lakonischen Dialekteinsprengseln punkten.
Nicht ganz passend gewählt fand ich den Titel, auch wenn er an die erfolgreiche „Sau-Reihe“ anknüpft, Sauglück hatten nur die wenigsten der beteiligten Personen.
Ein empfehlenswerter Krimi mit Tiefgang, spannend und realistisch erzählt.

Veröffentlicht am 22.04.2017

Falsche Lebensentscheidung

Erzähl mir was von Liebe ...
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Was passiert, wenn man einmal im Leben einen falschen Abzweig wählt…..

Rachel und Liam sind Freunde, beste Freunde seit Kindergartenzeiten. Sie kann sich auf ihn verlassen, er versteht ihre Träume und ...

Was passiert, wenn man einmal im Leben einen falschen Abzweig wählt…..

Rachel und Liam sind Freunde, beste Freunde seit Kindergartenzeiten. Sie kann sich auf ihn verlassen, er versteht ihre Träume und Wünsche. Sie blickt mit einem Lächeln auf seine amourösen, kurzfristigen Abenteuer, auch wenn es ihr manchmal einen kleinen Stich versetzt. Doch kurz vor Rachels lang geplantem Urlaub in den USA passiert es, in Feierlaune und Alkoholstimmung schlafen sie miteinander. Am nächsten Morgen sind beide gehemmt, Liam tut die Episode ab, Rachel ist gekränkt und verunsichert und vielleicht deshalb auch so empfänglich für die Werbung Erics, der ihr in New York gleich am Anfang über den Weg läuft.

Rachel bleibt in den USA und beginnt ein Studium – unausgesprochen gibt es eine immerwährende Sehnsucht nach Irland, zu Liam. Doch als sie ein Kind erwartet und heiratet, scheint es keine Möglichkeit mehr zu geben, bis ein halbes Leben später sich alles ändert.

Wir erfahren die Geschichte zum größten Teil aus Rachels Perspektive und leider war sie mir nie so ganz nah gekommen. Eigentlich sind alle Personen recht eindimensional angelegt, das hat mir ein „Einfühlen“ in Charaktere erschwert. Rachel hätte viele Möglichkeiten gehabt, ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen und lässt sie alle verstreichen. Die Gefühle von Liam und ihr sind zart erzählt, die Geschichte ist zwar hochemotional, aber sie gleitet nicht oft ins Kitschige ab. Das hat mir gefallen.
Die Zeit in den USA, die Rachel aber geprägt hat, war mir zu sehr im Zeitraffer erzählt. Ich konnte die Entwicklung von der schüchternen jungen Irin zur erfolgreichen amerikanischen Geschäftsfrau nicht nachvollziehen. Als dann gegen Ende des Buches, Rachels Tochter als Erzählerin in die Geschichte eintritt, schien es mir einen Bruch zu geben. Auch beim gereiften Familienmensch Liam kam mir seine Entwicklung zu kurz.

Insgesamt fand ich die Grundidee dieser Geschichte gut. Sie war anrührend und emotional erzählt, hielt aber immer die Balance und wurde nie gefühlsduselig. Ich hätte mir nur gewünscht, dass es etwas sorgfältiger lektoriert gewesen wäre.

Ich danke der Autorin für diese Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 19.04.2017

Guernsey - eine Entdeckung

Cyrus Doyle und der herzlose Tod
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Cyrus Doyle ist ein echter „Guernseyman“. Vor zwanzig Jahren hat er die Kanalinsel verlassen um in Paris Karriere bei der Kriminalpolizei zu machen. Er wollte sich von dem übermächtigen Vorbild seines ...

Cyrus Doyle ist ein echter „Guernseyman“. Vor zwanzig Jahren hat er die Kanalinsel verlassen um in Paris Karriere bei der Kriminalpolizei zu machen. Er wollte sich von dem übermächtigen Vorbild seines Vaters lösen, der jahrelang Leiter der Guernsey Kriminalpolizei war. Nun ist sein Vater hinfällig, braucht ihn und auch für ihn wird es Zeit für einen Neuanfang, auch in seinem Liebesleben.
Doch sein Einstand ist überschattet, die Leiche seines Vorgängers wird gefunden, es deutet alles auf eine Art Rache – oder Sühnemord hin. Kurz danach gibt es zweiten, auf die gleiche Weise hingerichteten Polizisten und auch Cyrus gerät in das Visier des Täters. Hat es was mit alten Seilschaften der Beamten während der deutschen Besatzung zu tun? Auch in amourösen Dingen gerät Cyrus in einen Wirbelsturm, seine erste Liebe ist wieder Single und war auch Anwärterin auf den Posten als leitende Kriminalbeamtin, seine Freundin aus Kindertagen übt ebenfalls einen verführerischen Reiz auf ihn aus und seine Ex-Freundin aus London hat ihn auch noch nicht aufgegeben. Kein leichter Beginn für Doyle.
Guernsey als Schauplatz eines Krimis, aus der Feder eines deutschen Autors, reiht sich ein in die Kriminalromane, die ich „Urlaubskrimis“ nenne. Die Landschaft spielt eine sehr große Rolle, mit zauberhaften und kenntnisreichen Beschreibungen der Insel, die sofort Lust auf die Kanalinseln machen. Fast exotisch wirkt das Setting. Dazu kommen die Ausflüge in die Geschichte der Insel, nicht nur während der deutschen Besatzung, sondern auch in die Zeit der großen Piraten- und Schmugglerkapitäne. Im Plot vermischt sich Privates und Verbrechen zu einer spannenden Handlung. Cyrus Doyle, ein attraktiver Mann mit einem Faible für schnelle Autos – seine Sportwagenmarke musste ich erst googeln – ist eine Figur, mit der man sich durchaus auch weitere Fälle vorstellen kann. Das Buch ist flott und unterhaltsam geschrieben, ein gelungener Krimi, der solide aufgebaut ist. Für mich gab es ein oder zwei Logikmängel, die aber durch das Tempo gut ausgeglichen wurde.
Ein wirklich unterhaltsamer Urlaubskrimi und keine schlechte Werbung für Guernsey.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Leon Ritter ermittelt wieder

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
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Dr. Leon Ritter lebt nun schon einige Jahre in Le Lavandou in der Provence. Er hat sich für ein Leben in der Heimat seiner Mutter entschieden und arbeitet als Rechtsmediziner im Krankenhaus. Seine Arbeit ...

Dr. Leon Ritter lebt nun schon einige Jahre in Le Lavandou in der Provence. Er hat sich für ein Leben in der Heimat seiner Mutter entschieden und arbeitet als Rechtsmediziner im Krankenhaus. Seine Arbeit bringt ihn immer wieder mit Kriminalfällen in Berührung, verstärkt auch dadurch, dass seine Freundin Isabelle bei der Polizei arbeitet.
Im nun dritten Fall liegt der Körper des seit einigen Tagen vermissten Richters Lambert auf seinem Tisch. Viele Spuren deuten auf eine extreme Art von Folter hin, es bleibt nicht bei einem Folteropfer und Leon Ritter mischt sich auf seine unkonventionelle Art in die Ermittlungen ein.
Der Rechtsmediziner als Ermittler auf Spurensuche bietet sich im Krimi häufig an, er sieht Spuren, die in die Polizeiarbeit einfließen können, er hat die Möglichkeiten auch außerhalb des Polizeiapparats zu ermitteln. Besonders, wenn er durch persönliche Bindungen auch noch an Insiderinformationen kommt. Ritter setzt sich oft über die kleinlichen Zuständigkeitsstreitereien zwischen Kriminalpolizei, Gendarmerie und Staatsanwaltschaft hinweg und lässt die obrigkeitshörigen, immer nach Paris schielenden Beamten oft alt aussehen. Das gefällt mir an den Provence-Krimis von Remy Eyssen.
Auch der schöne Landschaftshintergrund spielt dabei eine Rolle. Le Lavandou hat alle Vorzeige der südfranzösischen Küste, ohne so quirlig zu sein, wie die Hot Spots Saint Tropez und der Cote d’Azur. So findet er zum Beispiel beim abendlichen Boulespiel oder bei einem Café Creme in einer Bar mit den Alteingesessenen Hinweise, die ihm den entscheidenden Vorsprung bei den Ermittlungen geben. Die kleinen Querelen zwischen dem unbequemen Deutschen und den französischen Beamten habe ich immer sehr gern gelesen. Spaß haben mir auch die Ausflüge ins Privatleben gemacht, Leon kommt bestens mit der pubertierenden Tochter seiner Lebensgefährtin zurecht, was immer wieder zu amüsanten Wortgefechten führt, wenn Isabelle die strenge Mutter geben möchte.
Der Kriminalfall ist aber ernst und das Thema geht unter die Haut. Es bleibt nicht nur beim Urlaubsfeeling in der Provence. Die Ermittlungen führen Leon Ritter durchaus in gefährliche Situationen, die sehr spannend geschildert werden und mich lange im Dunkeln gelassen haben.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Mischung aus Spannung, Realität und Provence-Atmosphäre ist gut gelungen.