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Veröffentlicht am 15.06.2019

Nett

Hamish Macbeth ist reif für die Insel
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Weihnachten steht vor der Tür. Hamish Macbeth hat Männerschnupfen, zum Weihnachtsfest hat sich eine nervige Tante angesagt – da kommt der Vorschlag seiner alten Freundin Priscilla grade recht. Ihre Bekannte ...

Weihnachten steht vor der Tür. Hamish Macbeth hat Männerschnupfen, zum Weihnachtsfest hat sich eine nervige Tante angesagt – da kommt der Vorschlag seiner alten Freundin Priscilla grade recht. Ihre Bekannte Jane betreibt ein Wellness Hotel auf der kleinen Insel Eileencraig und fühlt sich bedroht. Zwei seltsame Unfälle und die Weissagung einer Hellseherin, die ihr den nahen Tod prophezeit, haben sie verunsichert.

Constable Hamish hat eh Urlaub und gegen einen kostenlosen Hotelaufenthalt hat ein Schotte noch nie etwas einzuwenden gehabt. Als er allerdings die anderen Hotelgäste kennenlernt, bereut er seinen Entschluss doch. Eine bunte Mischung Exzentriker hat sich dort eingefunden, die Stimmung ist nicht unbedingt harmonisch, auch Janes Ex-Mann ist dabei. Die Bevölkerung der Insel hat wirklich nicht viel für die Hotelbesitzerin übrig, das merkt Hamish sehr schnell, es liegt aber wohl eher an ihrem Auftreten: zu kurze Röcke, zu tiefe Ausschnitte, Stiefel bis übers Knie und glänzende Strumpfhosen. Wenn sich jetzt der Leser die Augen reibt, dann sollte er ins Impressum schauen. Das Buch ist schon gut 30 Jahre alt.

Aber tatsächlich kommt eine Frau ums Leben, sie trug bei einem Spaziergang über die Klippen ausgerechnet Janes Regenjacke – war es ein Unfall oder Mord wegen einer Verwechslung?

Wenn je das Prädikat „Cosy Crime“ passt, dann auf dieses Buch. Es passiert eigentlich nicht viel, die Geschichte lebt von den skurrilen Begebenheiten und kauzigen Charakteren. Ein wenig merkt man dem Text das Alter an, denn wenn man unterwegs ist muss zum Telefonieren ein Pub oder Hotel aufgesucht werden. Auch die Anspielungen auf Agatha Christie sind charmant, so merkt ein Hotelgast an, dass es der Vorfall einem ihrer Krimis ähnelt.

Die Autorin ist bekannt für ihre eher unterhaltsamen Krimis, wobei ich denke, dass sie grade noch die Kurve zwischen Komik und Albernheit geschafft hat.

Für Schottland Fans, am besten vor dem Kamin mit einem schönen Whisky konsumiert.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Saison in Cannes

Das tiefe blaue Meer der Côte d'Azur
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Christine Cazon lässt ihren Ermittler Leon Duval nun schon zum sechsten Mal an der Côte d’Azur ermitteln. Ich kenne nicht jeden Band, habe sie wohl auch nicht in der Reihenfolge gelesen, war aber ganz ...

Christine Cazon lässt ihren Ermittler Leon Duval nun schon zum sechsten Mal an der Côte d’Azur ermitteln. Ich kenne nicht jeden Band, habe sie wohl auch nicht in der Reihenfolge gelesen, war aber ganz schnell wieder im Geschehen.

Cannes, die Stadt der Reichen und Schönen, hat auch noch andere Seiten. Da sind die Fischer, die von der Stadtverwaltung eher als malerische Staffage im Hafen gesehen werden. Die Konflikte zwischen Strandbesuchern und Yachtbesitzern sind vorprogrammiert.
Raphaël Picoult, ein junger Fischer, der wie viele andere einen zweiten Job zum Überleben braucht, wird tot in einem Ferienappartement aufgefunden. Neben der Waffe ein Abschiedsbrief an seine Geliebte. Ein klarer Fall – bis Duval erkennt, wer Raphaëls Geliebte war.

Der Leser weiß zu diesem Zeitpunkt schon mehr, denn er war Zeuge der letzten Lebensminuten des jungen Mannes. Deshalb hatte ich mir eigentlich keine große Spannung mehr erwartet, sondern dachte, dass es sich nun auf die Klärung des Falles und die Ermittlerarbeit beschränkt.
Aber schnell stellte sich heraus, dass sich die Autorin einige ganz gelungene Wendungen ausgedacht hat, die mir ganz gut gefallen hat.
So führt der Kriminalroman bald auch in die private Vergangenheit von Duval und es scheint sich plötzlich eine ganz neue Deutung zu ergeben. Dadurch zieht die Spannung auch in der zweiten Hälfte des Krimis noch einmal an.

Gefallen hat mir das durchaus realistische Setting. Cannes im Schnittpunkt zwischen Touristen und Einheimischen, zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Dazu kommen sehr schöne Exkursionen in das Savoir Vivre des Südens, seiner Landschaft und seiner Küche. Cazon beherrscht das Genre perfekt und liefert einen grundsoliden Kriminalroman, der für mich in das Genre der „Urlaubskrimis“ passt. Also perfekt als Lektüre für Côte d’Azur Urlauber oder für die kleine „buchige“ Auszeit zwischendurch, ohne ganz besonders herauszuragen.

Ein klassischer Krimi, der erst verhalten beginnt, aber dann mit interessanten Wendungen überrascht.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Whisky, Rock und alte Schmuggler

Whisky für den Mörder
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Vor einem halben Jahr erbte Abigail Logan eine Whiskybrennerei in Balfour. Die Erbschaft war mit vielen Schwierigkeiten, auch einem Mordfall verbunden, bei dessen Lösung sie in Lebensgefahr kam.
Jetzt ...

Vor einem halben Jahr erbte Abigail Logan eine Whiskybrennerei in Balfour. Die Erbschaft war mit vielen Schwierigkeiten, auch einem Mordfall verbunden, bei dessen Lösung sie in Lebensgefahr kam.
Jetzt kehrt sie nach einem Auslandseinsatz wieder in die Highlands zurück und stolpert gleich am ersten Tag wieder über eine Leiche. Aber schnell ist klar, das ist ein historischer Knochenfund und Abi kann sich ganz ihrem neuen Heim widmen. Die Geschäfte laufen gut, dafür sorgt schon ihr äußerst attraktiver Geschäftspartner Grant, dessen leuchtend grüne Augen für einiges Herzklopfen bei ihr sorgen.


Doch der Aufenthalt wird wieder ein Abenteuer. Vor kurzem hat der berühmte Rockmusiker Rory in Balfour niedergelassen. Rory, der Frontmann der legendären „Rebels“ war der Schwarm ihrer Teeniejahre und nicht nur ein exzellenter Gitarrist, auch als Womanizer brach er Rekorde. Nun sind kürzlich sein Keyboarder und sein Drummer Opfer von Anschlägen geworden und Rory fürchtet ebenfalls um sein Leben und das seiner Tochter. Als Kriegsfotografin hat sich Abi auch in gefährlichen Situationen bewährt und Rory bittet sie, bei einem geplanten Open Air Konzert eine Fotodokumentation zu machen und auch für die Sicherheit von ihm und seiner Tochter zu sorgen.


Es schien mir etwas weit hergeholt, dass Rory – umgeben von Securityleuten – eine Fotografin zu seinem Schutz anheuert, ohne sie zu schon vorher zu kennen. Die Ausflüge in die Welt der Rockmusik, großes Geschäft auf der einen Seite und umgeben von einem besonderen Nimbus auf der anderen Seite, haben mir gut gefallen. Besonders die Rückblicke in die wilde Zeit der Rockmusik, als niemand an die Zukunft dachte, alle nur für den Augenblick lebten mit Drogen, Alkoholexzessen und Sex, erinnerte mich an Versatzstücke aus den Biografien der realen legendären Bands und Gitarristen.


Dazwischen findet Abi wieder einige Spuren der alten historischen Whiskyschmuggler und Schwarzbrenner aus dem 18. Jahrhundert. Balfour ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort und auch ihr eigenes Haus hat eine bewegte Vergangenheit. Diese Spuren und alte Dokumente ergeben einen zweiten Handlungsstrang, der sehr im Kontrast zu den Ereignissen aus der Gegenwart stehen, aber ideenreich damit verbunden ist.


Den zweiten Band nach einem Debut Krimi zu lesen, finde ich besonders interessant. Man merkt, wie sich eine Figur entwickelt und vielleicht offene Fäden aus dem ersten Band abgeschlossen werden. Allerdings habe ich von diesem Buch mehr versprochen. Man trifft auch hier auf originelle, kauzige Figuren, Hunter ist einer davon. Er werkelt bei Abi in Haus und Garten und sorgt dafür, dass sie langsam als echte Einheimische anerkannt wird. Dann natürlich Grant, bei dem ich mich wundere, wieso ein solches Prachtexemplar von Mann, dazu noch ein adliger Gutsbesitzer, noch zu haben ist. Zwar funkt es gewaltig zwischen ihm und Abi, aber so ganz mag sie ihren Beruf nicht aufgeben.


So bleibt noch reichlich Stoff für einen weiteren Band und weitere ungezählte Gläser besten Whiskys, über den man nebenbei auch noch einiges lernt.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Starke Frauen

Vom Himmel zum Meer
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Agnes Martin, die im Waisenhaus in Straßburg aufgewachsen ist, wird nach Hamburg geschickt. Dort soll sie eine Anstellung als Gesellschafterin einer Pastorenwitwe annehmen. Doch dort muss sie erfahren, ...

Agnes Martin, die im Waisenhaus in Straßburg aufgewachsen ist, wird nach Hamburg geschickt. Dort soll sie eine Anstellung als Gesellschafterin einer Pastorenwitwe annehmen. Doch dort muss sie erfahren, dass sie nicht erwünscht ist, die Witwe Bevenkamp will weiterhin im Lebenswerk ihres verstorbenen Mannes, dem Hamburger Waisenhaus, mitmischen, was dem Nachfolger Pastor Sörensen überhaupt nicht gefällt. Doch die Cholera, die in Hamburg 1892 ausbricht, zwingt die beiden Frauen zum Handeln. Sie fliehen zusammen mit einigen Kindern an die Ostseeküste, wo Tilly Bevenkamps elterliche Kate steht. Agnes versucht nun den Unterhalt für sie alle zu verdienen, indem sie am Strand kleine Backwaren an die reichen Kurgäste verkauft. Ein leerstehendes Herrenhaus mit einer großen Küche wäre ideal für sie, doch die Besitzer, die adlige Familie von Reikers stehen den Plänen sehr abwehrend gegenüber.
Der historische Roman lebt von seinen starken Frauengestalten. Agnes und Tilly nähern sich nur langsam an einander an, denn Tilly trägt schwer an ihrer Trauer und ihrer unglücklichen Familiengeschichte und auch Agnes wird an der Ostseeküste vor schwierige Entscheidungen gestellt.
Die Autorin hat eine spannende und auch emotionale Geschichte geschrieben, die man wirklich in einem Zug auslesen möchte. So sehr wird man von den Ereignissen in Bann gezogen. Das ist leicht und flüssig geschrieben und vor allem die Frauenfiguren sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen.
Das historische Ambiente war mir allerdings ein wenig durch die rosarote Brille gesehen. Standes- und Bildungsunterschiede spielen keine Rolle und besonders die junge Agnes als gerade erwachsen gewordenes Findelkind, verfügt über beeindruckend viel Tat- und Entscheidungskraft und Lebensweisheit. Alle Schwierigkeiten lassen sich schnell und manchmal auch durch Zufälle beseitigen, was mir ein wenig zu weichgezeichnet vorkam. So wirkt das Historische eher als farbige Folie für ein Art Emanzipationsgeschichte.
Der Lesefluss und das Vergnügen an dem Roman werden dadurch aber nicht geschmälert. Die Geschichte hat mir trotzdem gut gefallen und das Leben an der Ostseeküste war stimmungsvoll eingefangen. Bei all den Back- und Kochkünsten von Agnes ist mir der Mund so wässrig geworden, dass ichdie sonst üblichen Rezepte im Anhang fast vermisste.
Ein schönes, stimmiges Happy End rundete die Geschichte dann perfekt ab und was das wunderschöne Titelbild versprach, wurde eingelöst.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Drei Schwestern in New York

Eine eigene Zukunft
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Duenas beschreibt in ihrem Roman das Schicksal dreier Schwestern, die auf die harte Tour lernen müssen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Sie leben in den 30iger Jahren in Spanien, in Armut und ohne ...

Duenas beschreibt in ihrem Roman das Schicksal dreier Schwestern, die auf die harte Tour lernen müssen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Sie leben in den 30iger Jahren in Spanien, in Armut und ohne große Aussichten. Der Vater ist ein Abenteurer, der es nie lange an einem Ort aushält. Er kam nur sporadisch in die Heimat und brach nach einigen Monaten wieder auf, nicht ohne seine Ehefrau schwanger zurückzulassen. Nun will er sein Glück in New York gefunden haben und befiehlt seiner Familie nachzukommen. Dort erwartet sie das gleiche Leben, wie in Spanien – nur eben in der Fremde. Der Vater stirbt und Mutter und Töchter bleiben entwurzelt zurück. Doch die spanische Community funktioniert, sie nehmen die Frauen auf und weisen ihnen einen Weg. Hier möchte ich vor allem die Figur der Nonne Lito nennen, die für mich die stärkste und farbigste Protagonistin ist.

Das Buch ist interessant geschrieben und die Autorin versteht es wirklich mit Worten Bilder zu malen. Die geschichtlichen Einsprengsel aus dem spanischen Bürgerkrieg und dem New York der dreißiger Jahre haben mir gefallen. Allerdings hat sie bei mir nie richtiges Interesse für die Schwestern Victoria, Luz und Mona wecken können. Nach dem Klappentext hatte ich mir einen spannenderen Weg für drei tatkräftige Frauen erwartet, aber das hat das Buch nicht richtig erfüllt. Zu sehr nehmen sie alle Schicksalsschläge hin und arrangieren sich. (Wer schreibt eigentlich die Klappentexte?) Den Weg zur Freiheit erkämpfen sie sich eigentlich nicht richtig, er passiert ihnen. Auch als erwachsene Frauen ist das Wort der Eltern für sie Gesetz, ob logisch oder nicht.

Duenas hat einen überreichen Figurenkosmos in das Buch eingeführt. Jede Person wird ausgiebig charakterisiert, wir erfahren von Wünschen und Hoffnungen, Irrungen und Wirrungen. Aber dann verschwinden sie im Lauf des Romans in der Versenkung. Ich fand das manchmal verwirrend.

Ich kannte die Schriftstellerin schon von einem früheren Buch. „Eine eigene Zukunft“ konnte mich nicht so überzeugen.