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Veröffentlicht am 27.03.2017

Goethe und Schiller auf Abwegen

Durch Nacht und Wind (Goethe und Schiller ermitteln)
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Diese Detektivgeschichte um die zwei deutschen Geistesgrößen führt ins Jahr 1797. Goethe erhält vom Fürstenhaus den Auftrag, sich um den als Gast im Schloss Belvedere weilenden abergläubischen Großherzog ...

Diese Detektivgeschichte um die zwei deutschen Geistesgrößen führt ins Jahr 1797. Goethe erhält vom Fürstenhaus den Auftrag, sich um den als Gast im Schloss Belvedere weilenden abergläubischen Großherzog zu kümmern. Dieser besitzt einen sehr wertvollen Smaragdring, der mit einem Fluch beladen scheint, der den Tod des jeweiligen Besitzers vorhersagt. Goethe lässt sich vom Freund Schiller begleiten, der die folgenden Ereignisse dann als Ich-Erzähler beschreibt. Das erinnert nicht von ungefähr an das berühmte Gespann Holmes und Watson.
Der naturwissenschaftlich denkende Goethe hält einen Fluch für ausgeschlossen, aber aus Zorn über den recht unhöflichen Empfang des Großherzogs, bestätigt er ihn in seinem Glauben. Doch dann stirbt der Herzog einen unnatürlichen, sehr geheimnisvollen Tod und der Ring zieht eine Spur von Todesfällen nach sich.
Die beiden Detektive wider Willen stürzen sich in die Spurensuche und gehen dabei auch recht unkonventionelle Wege um ihren geheimnisvollen Gegner zu entlarven.
Eine leise Ironie und viele Anspielungen auf die Zeit durchzieht diese amüsante Geschichte. Ganz im Stil der Zeit ist der Sprachduktus mit vielen fast vergessenen Vokabeln. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Wenn sich Goethe nur noch sehr dunkel an seine eigenen Verse erinnert, die hier als Spur gelegt wurden, oder sich Schiller mehr als einmal über die Dünkel seines Freundes ärgert, fand ich die Anspielungen auf die Werke und die Biografie der Dichter sehr amüsant.
Das Buch ist nicht nur eine Hommage an Conan Doyle, sondern auch eine Hommage an den so beliebten Schauerroman des 18. Jahrhunderts. Wenn es über Geheimtüren, dunklen Verliesen und gefährliche Verfolgungsjagden per Kutsche oder Montgolfiere zur Lösung des Rätsel um den verfluchten Ring führt, macht auch der Leser eine kleine Zeitreise.
Ich habe mich mit dieser Geschichte bestens unterhalten und mochte die altertümelnde Sprache genauso, wie mir die schöne Ausstattung mit den Scherenschnitten und der Titelgestaltung gefallen haben.

Veröffentlicht am 25.03.2017

Loretta im Einsatz

Voll von der Rolle
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Ein neues Abenteuer für Loretta Luchs. Frank hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und ein Büdchen übernommen. Als „Kropkas Klümpchenbude“ wird sie schnell ein Treffpunkt. Leider scheint Frank nicht ganz ...

Ein neues Abenteuer für Loretta Luchs. Frank hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und ein Büdchen übernommen. Als „Kropkas Klümpchenbude“ wird sie schnell ein Treffpunkt. Leider scheint Frank nicht ganz so glücklich damit zu sein und als Loretta mal stundenweise aushilft, merkt sie auch warum. Eine jugendliche Skater-Gang sucht das Büdchen regelmäßig heim und bedient sich an Zigaretten, Magazinen und Drinks ohne zu Bezahlen. Frank hat Angst vor den Drohungen der Kids und hält still. Aber das ist nichts für Loretta. Sie lässt sich doch nicht die Schneid von ein paar Halbwüchsigen abkaufen.
Als dann eines Morgens Loretta über den Anführer der Bande im wahrsten Sinn des Wortes stolpert – er liegt tot im Park gleich vor dem Büdchen – ist der berühmte Spürsinn gefragt.
Die Stärke von Lotte Minck ist die Ruhrpott Atmosphäre und ihre Fans lieben die unverwechselbaren Gestalten ihrer Bücher. Allen voran natürlich Loretta, aber auch Erwin, der pensionierte Polizist oder eben Frank, der kampfsporterfahrene Büdchenbesitzer. Die Sprache macht allein einen großen Teil der Unterhaltung aus. Wenn die Nachbarn die vierte oder fünfte falsch ausgesprochene Variation des Namens Keanu bringen, findet man Kevin schon ganz urdeutsch. Den rauen Charme des Ruhrgebiets wurde wieder sehr schön eingefangen. Der Unterhaltungswert ist auch in diesem, mittlerweile 8. Band der Reihe, sehr hoch. Ein bisschen habe ich den Rest der Freunde um Loretta vermisst, aber mit dem „infernalischen Rentnertrio“ ist eine echte Bereicherung dazugekommen. Ich würde mich freuen, auch im nächsten Band ihren Kommentaren zu lauschen.
Der Kriminalfall hat mich dagegen dieses Mal etwas enttäuscht. Ich fand es nicht immer logisch und mir fehlte dabei das Tempo und die Spannung. Zu vorhersehbar war der Ablauf, auch wenn die Auflösung noch eine Überraschung bot.

Veröffentlicht am 24.03.2017

Neue Heimat und neue Liebe

Heftiges Umarmen im Eingangsbereich der Pension verboten
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Cecilia steht vor den Trümmern ihrer gescheiterten Ehe. Nach Monaten der depressiven Lähmung beschließt sie, das alte Haus ihrer Großeltern zu ihrem neuen Wohnsitz zu machen. Das Haus stand jahrelang leer ...

Cecilia steht vor den Trümmern ihrer gescheiterten Ehe. Nach Monaten der depressiven Lähmung beschließt sie, das alte Haus ihrer Großeltern zu ihrem neuen Wohnsitz zu machen. Das Haus stand jahrelang leer und sie fühlt sich fast schuldig, ihr Erbe so lange vernachlässigt zu haben. Sie beschließt aus diesem Haus ein Heim für sich selbst und eine kleine Pension für Studentinnen der nahegelegenen Universität zu machen.
Damit beginnt ein neuer Abschnitt in ihrem Leben, nicht nur die ständigen Streitigkeiten mit dem Bauunternehmer bringen Aufregung in ihr Leben, auch der illegale Migrant Justice, der sich im Garten verborgen hat, stellen eine Herausforderung dar. Gegen alle Einwände von Andrés Leal, dem Bauunternehmer, setzt Cecilia durch, dass er Justice beschäftigt und schon bald bekommen die täglichen Streitereien zwischen Cecilia und Andrés eine neuen – gar nicht erwarteten Ton.
Auch mit den drei jungen Frauen, die das Heim Cecilias teilen, kommen neue Herausforderungen auf sie zu. Es gibt Geheimnisse, die lange verborgen waren, ein eingemauertes Schmuckkästchen, das bei der Renovierung gefunden wird, betrifft auch ganz unmittelbar Cecilias Familie.
Eine wirklich herzerwärmende Geschichte, die man einfach nur mit einem Lächeln lesen kann. Wie sich aus den zufällig zusammen gekommenen Personen eine neue Wahlfamilie bildet, die miteinander Freude und Leid teilen, kann man nicht ungerührt lesen. Dabei sind die Geschichten manchmal komisch, manchmal tragisch, aber immer ganz großes Kino. Die einzelnen Charaktere sind mir ganz schnell ans Herz gewachsen, auch grade dann, wenn ihre Schwächen beschrieben wurden.
Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, was Cecilia nicht mehr für möglich gehalten hätte, das Glück findet wieder Platz im alten Haus am Ufer des Manzanares. Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann die Häufung der Zufälle und der übertrieben dramatisch beschriebenen Begebenheiten im letzten Teil des Buches. Da mussten die diversen Schicksale und Handlungsfäden zu schnell verknüpft werden, was mir persönlich das Lesevergnügen etwas geschmälert hat.
Aber ich kann verstehen, dass viele Leserinnen die Bücher von Mamen Sánchez verschlingen und ich gespannt auf weitere Romane der Autorin.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Ein tolles Debüt

Lost in Fuseta
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Auszug Verlagstext: »Lasst uns die Besten austauschen« – so stand es in der Broschüre der europäischen Polizeibehörde Europol. Auf Wunsch seines Chefs hat sich Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, ...

Auszug Verlagstext: »Lasst uns die Besten austauschen« – so stand es in der Broschüre der europäischen Polizeibehörde Europol. Auf Wunsch seines Chefs hat sich Leander Lost, Kriminalkommissar aus Hamburg, für das Austauschprogramm beworben – und so landet er für ein Jahr bei der Polícia Judiciária an der Algarve. Doch schon bald gibt der merkwürdig gekleidete Lost seinen portugiesischen Kollegen aus dem Küstenstädtchen Fuseta Rätsel auf: Warum spricht er schon nach drei Wochen Sprachkurs fließend Portugiesisch – und versteht dennoch keinen ihrer Witze? Warum starrt er die Menschen so komisch an – und ist dennoch von so rührend altmodischer Höflichkeit?

Auf der schwierigen Suche nach dem Mörder eines Privatdetektivs, der mit seinem Boot auf einer vorgelagerten Atlantikinsel gestrandet ist, kommt das portugiesisch-deutsche Ermittlertrio um Sub-Inspektorin Graciana Rosado, ihren Kollegen Carlos Esteves und Leander Lost nicht nur den schmutzigen Geschäften eines Unternehmens auf die Spur, das die Wasserversorgung an der Algarve übernommen hat.

Wieder ein Krimi, der in einer schönen mediterranen Landschaft angesiedelt ist, wieder aus der Feder eines deutschen Autors. Wer jetzt denkt, das kennt man schon, der irrt sich!

Dieser Krimi macht von der ersten Seite an Laune, nicht nur durch den deutschen Kommissar Leander Lost, der so ganz anders ist, als man erwarten könnte. Seine Besonderheit – eine Form des Asperger Syndroms verstört seine portugiesischen Kollegen genauso, wie seine deutsche Korrektheit. Das Aufeinanderprallen zweier Kulturen ist witzig und kenntnisreich geschrieben. Nie werden einfach nur Vorurteile zitiert, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten ergänzen sich einfach.
Witzige Dialoge und vor allem eine liebevolle Charakterisierung der Protagonisten haben mir an diesem Krimi sofort gefallen. Man spürt, dass der Autor nicht nur die Gegend kennt, die er beschreibt, er schätzt auch die Menschen und ihren Lebensstil. Das gibt eine Authentizität, die dieses Buch hervorhebt.
Die Handlung ist wirklich spannend und brennend aktuell, Wirtschaftsinteressen, Korruption auf dem Rücken der Einwohner und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen sind die Hintergründe des Buches und es hat mich gefesselt der Spurensuche des ungleichen Teams zu folgen. Ich konnte den Roman – einmal angefangen – nicht mehr aus der Hand legen.

Das Buch ist der Auftakt einer neuen Reihe, das Debüt ist jedenfalls hervorragend gelungen und lässt mich ungeduldig auf die Fortsetzung warten.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Charmanter Krimi

Mord in Schönbrunn
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Verlagsinfo: In Schönbrunn wird ein grausiger Fund gemacht: Im Park des Schlosses liegt die Leiche einer Frau, liebevoll zwischen Grablichtern aufgebahrt. Der blasse Körper ist in ein Brautkleid gehüllt, ...

Verlagsinfo: In Schönbrunn wird ein grausiger Fund gemacht: Im Park des Schlosses liegt die Leiche einer Frau, liebevoll zwischen Grablichtern aufgebahrt. Der blasse Körper ist in ein Brautkleid gehüllt, das dunkle Haar mit Rosen geschmückt, die Lippen rot geschminkt – wie Schneewittchen. Wie sich herausstellt, ist die Ermordete keine andere als die vor fünf Jahren verschwundene Ex-Verlobte des prominenten Wiener Hoteliers Felix Beermann, der in wenigen Tagen seine neue Liebe heiraten will.

Auch die Journalistin Sarah Pauli, die für eine Sonderausgabe des Wiener Boten gerade über Hochzeitsbräuche recherchiert, fasziniert der Fall. Als ihr kurz darauf ein Strauß roter Rosen geschickt wird, glaubt sie zunächst an einen heimlichen Verehrer. Doch dann entdeckt sie, dass sich hinter den Blumen eine geheimnisvolle Verbindung zum Mord in Schönbrunn verbirgt. Sie beginnt zu ermitteln und stößt dabei auf weitere mysteriöse Spuren, die sie in gefährliche Nähe zum Täter bringen…..


Die Wien- Krimis der Autorin Beate Maxian haben auch in Deutschland eine wachsende Fangemeinde. Das liegt sicher an der pfiffigen „Ermittlerin“ Sarah Pauli. Sie ist Journalistin und betreut in ihrer Zeitung eine wöchentliche Rubrik, die sich mit Symbolen, Aberglauben und alte Bräuchen beschäftigt. Aber immer wieder stolpert sie bei den Recherchen auch über Mordfälle, bei denen sie zum Ärger des Kommissar Stein das Ermitteln nicht lassen kann.
An den Krimis gefällt mir der lockere Stil, der die Bücher so kurzweilig und unterhaltsam machen. Pauli ist eine taffe Journalistin, die sich nicht einschüchtern lässt und auch private Komplikationen in Kauf nimmt, wenn sie erst mal eine Spur gewittert hat. Ein Glück, dass der Herausgeber der Zeitung auch gleichzeitig ihr fester Freund ist, so kann sie öfters mal Grenzen überschreiten.


Eine wichtige Rolle nimmt der Schauplatz ihrer Krimis ein, Wien ist quasi die Hauptperson der Krimis und es gefällt mir, wie man mit dem Buch die Stadt kennenlernt. Das ist charmant und immer auch mit dem gewissen „Wiener Schmäh“. Ganz nebenbei kann man sein Wissen über überliefertes Brauchtum und alten Aberglauben auffrischen.