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Veröffentlicht am 20.03.2017

Schöne Marmeladenrezepte

Das Brombeerzimmer
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Viel zu früh hat Nora ihren Mann verloren, statt des erhofften gemeinsamen Lebens, steht sie nach wenigen Ehejahren als Witwe allein da und weiß kaum, wie sie mit ihrer Trauer und ihrem Schmerz umgehen ...

Viel zu früh hat Nora ihren Mann verloren, statt des erhofften gemeinsamen Lebens, steht sie nach wenigen Ehejahren als Witwe allein da und weiß kaum, wie sie mit ihrer Trauer und ihrem Schmerz umgehen kann. Sie hat noch nicht mal die Kraft den Schreibtisch ihres Mannes aufzuräumen, statt-dessen flüchtet sie sich in ihre Arbeit und in das sonntägliche Ritual des Marmeladekochens.

Doch dann findet sie zufällig einen Brief einer alten Verwandten ihres Mannes mit einem ganz besonderen Rezept und sie beschließt spontan, diese Großtante aufzusuchen. Damit bringt sie fast die ganze Familie ihres Mannes gegen sich auf, denn es scheint eine alte Fehde und ein altes Familiengeheimnis zu geben.Diese Reise nach Vorpommern wird sich als Wendepunkt ihres Lebens herausstellen.

In dieser Geschichte geht es um große Gefühle, Liebe, Trauer und Vertrauen. Das ist emotional erzählt. Besonders einfühlsam wird die Trauer Noras geschildert, ihre Flash Backs, die immer wieder eine Tränenflut auslösen können, ihr langsames Wiederauftauchen in die Welt. Dabei spielt Freundschaft eine große Rolle. Ihre beste Freundin ist eine Stütze, immer für sie da, ohne zu fragen oder zu zögern. Auch die neu auftauchenden Frauenfiguren finden sofort in Freundschaft zusammen.

Das ist alles schön erzählt und trotzdem hat mich das Buch nicht richtig gepackt. Mir war das zu glatt, zu vorhersehbar. Es fehlte an keiner Zutat, wie bösen Nachbarn, liebevolle Hunde, attraktiven Singles usw, die zu diesem Genre gehören. Ich hätte nicht für jede Romanfigur ein passendes Happy End in 2-Wochenfrist gebraucht und ich fand manche Nebenhandlung dann doch sehr belanglos.

Ein Highlight dieses besonders hübsch gestalten Buches sind die Marmeladen- und Likörrezepte, alle machen Lust auf’s Ausprobieren und Nachkochen. Diesen süßen Verführungen kann man sich einfach nicht entziehen. Ganz sicher werde ich das ausprobieren und schon dafür hat sich das Buch gelohnt.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Luc Verlains erster Fall

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Verlagstext: Luc Verlain ist überzeugter Junggeselle und ein umtriebiger Lebemann. Der Leiter der Pariser Mordkommission liebt das pulsierende Leben in der Hauptstadt, gutes Essen und seine unverbindlichen ...

Verlagstext: Luc Verlain ist überzeugter Junggeselle und ein umtriebiger Lebemann. Der Leiter der Pariser Mordkommission liebt das pulsierende Leben in der Hauptstadt, gutes Essen und seine unverbindlichen Affären. Doch als sein Vater schwer erkrankt, kehrt Luc in seine Heimat an der französischen Atlantikküste zurück, wo nicht nur seine Vergangenheit auf ihn wartet, sondern auch eine Frau, die so ganz anders ist als die eitlen Pariserinnen. Und schon kurz nach seiner Ankunft ermittelt Luc in seinem ersten Mordfall: Am Strand liegt ein totes Mädchen…..
Der Auftakt zu einer neuen Reihe um einen französischen Kommissar in der Provinz liest sich wirklich überraschend frisch und ideenreich. Der Krimi ist spannend geschrieben und was mir auch sehr gefiel, aktuell und engagiert. Als ein Verdächtiger durch fremdenfeindliche Vorurteile und rechte Front Nationalanhänger bedroht wird, reagiert Verlain entschlossen und bezieht sofort Position.
Luc Verlain vermittelt viel französisches Savoir-Vivre und natürlich darf der Leser mit ihm die kulinarischen Spezialitäten Aquitaniens kennenlernen. Das gute Leben mit Wein, besonderen Restaurants und natürlich auch schönen Frauen kommt bei Monsieur le Commissaire nicht zu kurz. Für einen Krimileser, der mehr Action erwartet, könnten die Ausflüge ins Private vielleicht zu viel sein, aber Fans von Cosy-Krimis werden sich bestens dabei unterhalten.
Besonders spürt man die Liebe des Autors zu dieser Landschaft am Atlantik, man kann sich bei den Beschreibungen der Küste und der Stadt Bordeaux den Urlaubsgefühlen nicht entziehen. Sicher trägt dazu auch die liebevolle Ausstattung mit den Landkarten in der Umschlagsklappe bei.
Die Figuren sind mir manchmal ein wenig zu klischeehaft geraten, das Profil der einzelnen Protagonisten könnte etwas geschärfter sein. Dann wird sicher auch die Ermittlungsarbeit realistischer werden, ohne dass der Unterhaltungsfaktor zu kurz kommt.
Das ist ein idealer Urlaubskrimi, den ich mit großen Vergnügen gelesen habe und nach diesem Auftakt bin ich sehr gespannt, wie sie die Reihe entwickelt.

Veröffentlicht am 15.03.2017

Klassischer Krimi

Mörderische Insel
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Cass Lynch, eine leidenschaftliche Seglerin, lebt auf ihrem Boot, das im Hafen von Brae auf den Shetland Inseln liegt. Natürlich entgeht ihr nichts, was sich Hafen und an der Küste abspielt. Als zwei Luxusboote ...

Cass Lynch, eine leidenschaftliche Seglerin, lebt auf ihrem Boot, das im Hafen von Brae auf den Shetland Inseln liegt. Natürlich entgeht ihr nichts, was sich Hafen und an der Küste abspielt. Als zwei Luxusboote im Hafen anlegen, kann sie es nicht lassen, das seltsame Verhalten der beiden Paare zu beobachten und ihr seltsames heimliches Verschwinden. Als dann einer ihrer Segelschüler ums Leben kommt, will sie nicht an einen Unfall glauben und beginnt zu auf eigene Faust zu schnüffeln. Dabei begibt sie sich in große Gefahr. Gut, dass sie den zuständigen Kriminalbeamten vom schottischen Festland kennt, denn die Sache beginnt größere Kreise zu ziehen.
Bei diesem Krimi hat mir von Anfang an alles gefallen. Die raue Landschaft der Shetlands, wind- und sturmumtost, ist ein toller Hintergrund. Man erfährt sehr viel über der Geschichte der Inseln, über die frühere Armut und das raue Leben der Fischer , das inzwischen einem durch die Ölförderung entstandenem Wohlstand gewichen ist. Aber die Ölvorkommen sind nicht unendlich und diese ökonomische Delle ist auch in Brae zu spüren. Gut fand ich auch die Fußnoten, die bestimmte Ausdrücke oder Dialekte erklären. Dadurch war ich noch mehr mitten im Geschehen. Cass ist sympathisch und ihre Segelleidenschaft ist richtig ansteckend. Obwohl sie aus einer wohlhabenden Familie stammt, zieht sie ein ungebundenes Leben an Bord ihres kleinen Seglers vor. Das wirkt sicher deshalb so authentisch, weil die Autorin selbst segelt und ihre Törns sicher das Vorbild für Cass‘ Fahrten waren.
Die Handlung beginnt verhalten und steigert sich dann zunehmend. Bald führen die Beobachtungen von Cass und dem Hafenmeister Magnie, einer urig gezeichneten Nebenfigur, zu einem verwickelten Krimi und Familiendrama, in das Cass tiefer hineingezogen wird, als ihr lieb ist. Die Charakterisierung der Insulaner und die gelungene Landschaftsbeschreibung geben dem Krimi noch ein ganz besonderes Flair.
Ein klassischer, typisch englischer Krimi mit einer großartigen Landschaft und einer stimmigen Atmosphäre. Überzeugend!

Veröffentlicht am 13.03.2017

Geschichte ganz lebendig

Der grüne Palast
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Für ihren historischen Roman „Der grüne Palast“ wählt die Autorin Peggy Hohmann ein besonderes Stilmittel: den Brief. In Briefform erschließt sich die Geschichte der Erzherzogin Leopoldine von Österreich. ...

Für ihren historischen Roman „Der grüne Palast“ wählt die Autorin Peggy Hohmann ein besonderes Stilmittel: den Brief. In Briefform erschließt sich die Geschichte der Erzherzogin Leopoldine von Österreich. Wie bei den Habsburgern üblich, dienten die Töchter meist als Vertrags-und Verhandlungsobjekte. Nicht von ungefähr kommt der Ausspruch „Tu felix Austria nube“! (du glückliches Österreich heirate) Leopoldine wird durch Vermittlung des Fürsten Metternich mit dem portugiesischen Thronfolger Dom Pedro verlobt, der vom Gesandten des Landes in glühenden Farben geschildert wird. Der gebildeten Leopoldine, mehrsprachig erzogen, mit außergewöhnlichen Interessen an Naturwissenschaften und Musik, erscheint die Reise nach Brasilien, wo die portugiesische Königsfamilie im Exil lebt, als Aufbruch in ein neues abenteuerliches Leben.

Allerdings wird die Wirklichkeit sehr viel rauer sein, Dom Pedro ist ein ungebildeter, vulgärer Weiberheld, der seine unpassenden Liebschaften nie sehr diskret behandelt, Leopoldine ist isoliert und einsam. Geschwächt von jährlichen Schwangerschaften und Fehlgeburten, wird sie knapp 10 Jahre nach ihrer Ankunft sterben. Es ist ihr allerdings gelungen, trotz des schwächlichen Gatten, Brasilien in die Unabhängigkeit zu begleiten.
Dies alles erfährt der Leser aus den Briefen, die den Roman bilden. Die Schreiber sind Leopoldine selbst, ihre Hofdame, Fürst Metternich und portugiesische Gesandte. Aus deren jeweiligen Sicht erschließt sich die Geschichte der jungen Österreicherin in ihrer ganzen Dramatik.

Sehr gekonnt gelingt es der Autorin, jedem Schreiber eine unverwechselbare Sprache zu geben. Die Ränke des Fürsten und seine Neigung zu amourösen Anspielungen genauso, wie die diplomatischen Gemeinplätze des Gesandten. Ganz besonders die Briefe der Gräfin Lazansky an ihre Schwester und Fürst Metternich bilden das historische und gestalterische Gerüst des Romans. Die Autorin bleibt nahe an der Geschichte, fügt natürlich einige erdichtete Personen, wie die Hofdame Lazansky und Liebesverwirrungen der Dramatik wegen ein, was dem Romans über das Zeitbild hinaus noch lebendiger werden lässt. Die Briefe ermöglichen einen sehr persönlichen, vielschichtigen Zugang zu diesem Buch und erzeugen von Anfang an Spannung und Sogwirkung. Wenn ich anfangs noch zweifelte, ob dieses Stilmittel das ganze Buch trägt, war ich schon nach wenigen Seiten restlos überzeugt.

Veröffentlicht am 13.03.2017

Dorfkrimi

Erntedank in Vertikow
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Seit seinem Motorradunfall sitzt Peer im Rollstuhl. Die Situation überfordert ihn, er fühlt sich hilf- und mutlos. Selbst für kleine Alltagsdinge braucht er Hilfe. Im mecklenburgischen Dörfchen Vertikow, ...

Seit seinem Motorradunfall sitzt Peer im Rollstuhl. Die Situation überfordert ihn, er fühlt sich hilf- und mutlos. Selbst für kleine Alltagsdinge braucht er Hilfe. Im mecklenburgischen Dörfchen Vertikow, wo er bis zu seinem Unfall Organist war, hatte er auch nicht allzu engen Kontakt mit den Nachbarn. Orgelspielen fällt weg, wie soll er denn auf die Empore kommen?
Da beobachtet er einen Unfall, die Nachbarin Gertrud Kuhn wurde von einem Pick up angefahren, der Fahrer flüchtet mit hoher Geschwindigkeit. Peer Wesendonk ist sich sicher, das war Absicht, das war Mord! Allerdings sieht die Polizei das anders, seine Beobachtungen schiebt man auf sein Unfalltrauma, zudem geht das Gerücht im Dorf um, Getrud Kuhn wäre dem Alkohol nicht abgeneigt gewesen.
Also beginnt Peer auf eigene Faust zu ermitteln, sogar die Pastorenfrau Peggy und der Altbürgermeister unterstützen ihn dabei, vielleicht hoffen sie, dass er mit dieser „Beschäftigungstherapie“ seinen Lebensmut wiederfindet. Kommissar Andrea Templin ist ebenfalls nicht ganz dagegen und dazu kommt, dass es zwischen den beiden recht heftig knistert.
Ein Dorf, ruhig, abgelegen und eigentlich ein Idyll, aber hinter den Fassaden brodelt es recht heftig. Alte Animositäten, die bin in die Wendezeit zurückreichen, lauern unter der Oberfläche. Für den Wessi Peer ist das nicht immer leicht zu durchschauen. Das Stimmungsbild des Dorfes hat mir ausnehmend gut gefallen, die Atmosphäre ist realistisch geschildert, die Menschen so vielschichtig wie im normalen Leben. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß und Gut und Böse. Die Vergangenheit bestimmt noch häufig das Handeln der Nachbarn.
Der Krimi kommt eher leise daher, es ist durchaus spannend, was Peer im Lauf seiner Detektivspielerei erfährt, viel wichtiger ist aber, wie sich die Menschen und er selbst mit dem Wissen arrangieren. Besonders gut gefallen hat mir die Beschreibung Peers. Wie ein Mann mit der plötzlichen Hilflosigkeit umgeht, wie er sich zuerst auflehnt, dann fast resigniert und nach vielen Rückschlägen seinen Platz findet , war mir genauso spannend dargestellt, wie die Mördersuche.
„Erntedank in Vertikow“ ist ein Regionalkrimi im besten Sinn. Ein Psychogramm eines Dorfes und seiner Bewohner, das in eine spannende und immer mit leisem Humor und Ironie unterlegte Geschichte gebettet ist.