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Veröffentlicht am 23.01.2019

Morbide Faszination

Der Atem einer anderen Welt
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Dieses Buch besteht aus drei einzelnen Teilen, die schon als Novellen veröffentlicht und hier zusammengeführt wurden. Im Zentrum steht Miss Eleanor Wests Haus für Kinder auf Abwegen, was bedeutet, dass ...

Dieses Buch besteht aus drei einzelnen Teilen, die schon als Novellen veröffentlicht und hier zusammengeführt wurden. Im Zentrum steht Miss Eleanor Wests Haus für Kinder auf Abwegen, was bedeutet, dass hier Kinder ein Zuhause finden, die sich in der realen Welt nicht mehr wohlfühlen bzw. zurechtkommen. Sie alle sind schon einmal durch geheime Türen in andere Welten gelangt, hinter denen ihre ganz persönliche Freiheit lag und kamen aus unterschiedlichen Gründen meist unfreiwillig von dort wieder zurück. Fast alle sehnen sich nach ihrer jeweiligen Welt und hoffen darauf, ihre Tür wieder zu finden, bevor sie erwachsen sind und eine Rückkehr unmöglich wird.

Im ersten Teil begegnet man Nancy, die neu an die Schule kommt und aus einer Totenwelt zurückgekehrt ist, in der sie gelernt hat, so bewegungslos wie eine Statue zu sein. Ausgerechnet die quirlige Sumi aus einer Unsinnswelt wird ihre Zimmergenossin. Kurz darauf passiert ein grausamer Mord...

Mich hat die Idee, die hinter der Handlung steht, sehr angesprochen, werden doch Bücher wie "Alice im Wunderland", "Die Chroniken von Narnia" oder "Die Insel der besonderen Kinder" verknüpft und in ungewöhnlicher Art und Weise fortgesetzt. Dieses Kunststück ist der Autorin auch gelungen, da sie die verschiedenen Welten mit viel Fantasie und aus neuen Blickwinkeln beleuchtet hat. Die Grundstimmung ist fast durchgängig etwas düster und man muss einige makabre bis eklige Schilderungen über Leichen, Morde und deren Auswirkungen hinter sich bringen, kann sich aber der morbiden Faszination der Ereignisse kaum entziehen.

Besonders der zweite Teil, der von den Zwillingen Jack und Jill erzählt, die in eine Vampirwelt geraten sind, hat mir gut gefallen. Er spielt zeitlich vor ihrer Aufnahme in das Internat und man lernt sie bereits als Babys in ihrem schwierigen Verhältnis zu den Eltern kennen. Hierbei kann man die Entwicklung ihrer Charaktere sehr gut beobachten und nachvollziehen, was in den anderen Teilen bei den übrigen Kindern leider zu kurz geraten ist. Da die Kinder alle sehr seltsam sind und skurrile Angewohnheiten aus den fremden Welten haben, fällt es schwer, sich in sie hineinzudenken und zu verstehen. Ich hätte gerne ausführlichere Beschreibungen ihrer Vorgeschichten wie bei Jack und Jill gehabt.

Erwähnen möchte ich noch die sehr stimmungsvollen und ausdrucksstarken Zeichnungen, die bedeutsame Situationen der Handlung zeigen und die düstere Atmosphäre des Buches unterstreichen und hervorragend bereichern.

Insgesamt war diese Geschichte überraschend und ganz anders als ich es erwartet hatte, sie konnte mich aber in ihren Bann ziehen und überzeugen.

Veröffentlicht am 21.11.2018

Spannende Abenteuer an der Forscher Akademie

Explorer Academy - Das Geheimnis um Nebula (Band 1)
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Dies ist der erste Teil einer Abenteuer-Serie von National Geographic. Der fast 13-jährige Cruz wird an der Explorer Academy, einer Schule für angehende Forscher und Entdecker, aufgenommen. Seine Tante ...

Dies ist der erste Teil einer Abenteuer-Serie von National Geographic. Der fast 13-jährige Cruz wird an der Explorer Academy, einer Schule für angehende Forscher und Entdecker, aufgenommen. Seine Tante ist dort Lehrerin und auch seine Mutter war Mitarbeiterin an einem geheimen Projekt, bevor sie nach einem Unfall im Labor dort ums Leben kam. Deshalb ist sein Vater auch nicht gerade begeistert davon, dass Cruz nun auch dahin geht. Auch seine beste Freundin Lani ist traurig, dass er nicht mehr in ihrer Nähe lebt, aber durch eine kleine sprachgesteuerte Computerbiene können sie jederzeit in Kontakt bleiben. Die Academy stellt hohe Anforderungen an ihre neuen Schüler, die sie auf ihre erste Expedition vorbereiten sollen. Cruz hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Fragen aufwerfen, ob hinter dem Tod seiner Mutter nicht mehr steckt, als vermutet. So gibt es einige Rätsel zu lösen und zum Glück findet er neue Freunde, die ihm dabei zur Seite stehen.

Das Buch ist mit vielen farbigen Zeichnungen und Skizzen sehr ansprechend gestaltet und lässt sich deshalb leicht und unterhaltsam lesen. Die Handlung ist spannend und wartet mit einigen interessanten Fakten und Erfindungen auf, die in einem wissenschaftlichen Anhang beschrieben und erläutert werden. Leider wird gleich zu Beginn ein grober, aber verbreiteter Fehler gemacht, indem im Zusammenhang mit dem Tauchen von "Sauerstoffflaschen" geschrieben wird. Das ist schlichtweg falsch, denn getaucht wird mit Pressluft bzw. Pressluftflaschen. Reiner Sauerstoff wird ab einer Tiefe von ca. 6 Metern toxisch und wäre für Taucher somit tödlich. Dieser grobe Schnitzer dürfte in einem Buch, das sich eines wissenschaftlichen Anspruchs rühmt, eigentlich nicht vorkommen...

Insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen, denn man hat das Gefühl, die Abenteuer von Cruz hautnah mitzuerleben. Auch die anderen Charaktere sind mit ihren unterschiedlichen Begabungen interessant und sympathisch. Der aufmerksame Leser kann auf den Seiten außerdem eine versteckte Botschaft entschlüsseln, die noch zusätzlich zur Spannung beiträgt. Das Ende des Buches ist offen gehalten und nur ein Teil des Rätsels wird darin aufgelöst. Die Erlebnisse von Cruz und seinen Freunden an der Academy werden in weiteren Bänden fortgesetzt.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Das Spiegelei auf dem Panzer

Piccola Sicilia
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Die Archäologin Nina steckt gerade in einer deprimierenden Scheidung, als ihr Jugendfreund Patrice sie zu einem sensationellen Fund nach Sizilien einlädt. Das entdeckte Flugzeugwrack könnte das Geheimnis ...

Die Archäologin Nina steckt gerade in einer deprimierenden Scheidung, als ihr Jugendfreund Patrice sie zu einem sensationellen Fund nach Sizilien einlädt. Das entdeckte Flugzeugwrack könnte das Geheimnis ihres seit dem Krieg verschollenen Großvaters Moritz lüften. Als sie dort auf die sympathische Joelle trifft, taucht sie durch deren Erzählungen ganz tief in die damalige Zeit ein und erfährt nach und nach, was mit ihrem Großvater geschehen ist. Als Fotograf war er mit dafür verantwortlich, welche Bilder aus Tunis in den Wochenschauen zu Hause gezeigt wurden. Ein immer wiederkehrendes Motiv waren dabei Soldaten, die ein Spiegelei auf einem Panzer braten - harmlos und unterhaltsam - doch wie war es wirklich?

Der Roman wechselt zwischen zwei Zeitebenen, wobei mir Joelles Erzählungen von Yasmina, Victor und Moritz aus der Vergangenheit besser gefallen haben, als die Gegenwart. Doch als Brücke zwischen den Generationen und den Verknüpfungen der Familie hat sie natürlich eine wichtige Funktion. Piccola Sicilia war damals ein buntes, italienisches Viertel in Tunis, in dem die doch so unterschiedlichen Kulturen und Religionen vor dem Krieg friedlich zusammen gelebt haben. Davon zu lesen hat mich erstaunt und begeistert, da ich das bisher noch nicht wusste. Auch vom Vorgehen der Deutschen gegen die Juden in Afrika hatte ich noch nie gehört. In der Schule wurden immer nur die Gräueltaten in Europa erwähnt. So bringt das Buch auch noch ganz nebenbei geschichtliches Wissen nahe.

Der Schreibstil des Autors ist angenehm und doch fesselnd zu lesen, obwohl ich eigentlich Bücher, die mit Krieg zu tun haben, nicht mag. Das Geschehen ist hier so spannend und greifbar dargestellt, dass ich trotz einiger Längen und manchen unverständlichen Reaktionen der Charaktere froh bin, dieses Buch gelesen zu haben. Es war sehr interessant, die Geschichte des 2. Weltkriegs mal aus einer anderen Perspektive erzählt zu bekommen und erschreckend zu erfahren, wie die Wahrheit verdreht wurde. Ebenso die traurige Erkenntnis, dass sich damals wie heute, durch den gezielten Einsatz der Medien die Meinung der Menschen beeinflussen und manipulieren lässt.

Insgesamt konnte mich der Roman überzeugen und ich finde es gut, dass zum Schluss noch einige Fragen offen blieben und es kein komplettes Happy End gab. So kann man sich noch seine eigenen Gedanken darüber machen.

Veröffentlicht am 01.09.2018

Vergnügliches Chaos

Auf Liebe gebaut
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BeBe ist nach drei gescheiterten Ehen keineswegs von den Männern enttäuscht, sondern verliebt sich spontan in den smarten Reddy, der ihr in den sich plötzlich häufenden, schwierigen Situationen ihres Lebens ...

BeBe ist nach drei gescheiterten Ehen keineswegs von den Männern enttäuscht, sondern verliebt sich spontan in den smarten Reddy, der ihr in den sich plötzlich häufenden, schwierigen Situationen ihres Lebens beisteht. Dummerweise meint er es aber nicht so gut mit ihr, sondern nutzt ihr Vertrauen schäbig aus und erleichtert sie fast um ihr gesamtes Vermögen, samt ihrem Zuhause. Doch statt zu verzagen, krempelt BeBe die Ärmel hoch und versucht mit der Renovierung des heruntergekommenen Motels, das ihr noch geblieben ist, wieder auf die Beine zu kommen. Ob der dort vorübergehend wohnende, mürrische Harry ein Glücksfall oder eine ärgerliche Belastung ist, muss BeBe erst noch herausfinden. Und dann ist ja auch noch Reddy, an dem sie sich rächen will...

Zu Beginn des Romans jagt eine Katastrophe die nächste und bringt BeBes Leben gehörig durcheinander. Obwohl sie eine gestandene und erfolgreiche Geschäftsfrau ist, wirft sie bei dem charmanten Reddy alle Bedenken über Bord und übersieht sämtliche Warnsignale. Was ihr in dieser kurzen Zeit alles passiert ist so absurd, dass man gar keine Zeit hat, sich mit ihr zu identifizieren oder mit ihr zu leiden. Die turbulenten Entwicklungen produzieren ein vergnügliches Chaos, dass man aus der Distanz beobachtet und über ihre Naivität nur den Kopf schütteln kann. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, verläuft die Handlung dann in ruhigeren Bahnen und man lernt die Charaktere besser kennen und mögen.

Mir haben die lustigen Szenen mit BeBes Großvater am meisten Spaß gemacht, der mit seinen Eigenheiten zunächst ein wenig verpeilt und vertrottelt erscheint, sich aber später als patenter Helfer in der Not erweist. Als sehr angenehm empfand ich, dass die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund steht und gänzlich ohne kitschige oder schlüpfrige Szenen die Handlung bereichert hat. Die Glaubwürdigkeit bei der Renovierung des Motels und des Rettungsplans für BeBes Vermögen hinkt zwar an etlichen Stellen und sollte nicht zu ernst genommen werden, aber insgesamt lässt sich dieser heitere Sommerroman leicht lesen und hat mich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Anspruchsvolle Tier-Fantasy!

Podkin Einohr, Band 1: Der magische Dolch
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Wie es der Titel schon beschreibt, ist der einohrige Kaninchenjunge Podkin der unfreiwillige Held der Geschichte. Als Nachfolger des Stammesführers glaubt er, sich ein faules Leben leisten zu können und ...

Wie es der Titel schon beschreibt, ist der einohrige Kaninchenjunge Podkin der unfreiwillige Held der Geschichte. Als Nachfolger des Stammesführers glaubt er, sich ein faules Leben leisten zu können und schwänzt viele Unterrichtsstunden im Schwertkampf und andere für Kaninchen lebenswichtige Lektionen. Doch sein beschauliches Dasein im behaglichen Bau endet jäh, als das schreckliche Volk der Gorm den Bau stürmt und er mit seinen Geschwistern fliehen muss. Ihnen bleibt nur ein magischer Dolch und so schlagen sie sich, immer gejagt von den bösen Gorm-Kriegern, allein durch eine kalte und gefährliche Welt...

Das Buch beginnt sehr harmonisch damit, dass ein wandernder Barde zu Frostnachten einigen Kaninchenkindern die Geschichte von Podkin erzählt. Doch spätestens wenn er von den grausamen Taten der Gorm berichtet, merkt man, dass es keine harmlose und niedliche Kindergeschichte wird. Auch die spätere Erklärung, wie Podkin sein Ohr verloren hat, ist schon heftig und könnte sensible Kinder verstören.

Ein wenig verwirrend für junge Leser könnte auch die verschachtelte Handlung sein, die zum Teil aus der Erzählung einer Geschichte aus einer Geschichte besteht. Ansonsten ist es eine großartig konstruierte und gut durchdachte Story mit liebenswerten Charakteren, in die man sich hineinfühlen kann. Dabei nehmen vor allem Zusammenhalt, Freundschaft und Hilfsbereitschaft einen großen Stellenwert ein und zum Schluss gibt es noch eine große Überraschung, wenn das Geheimnis um den erzählenden Barden gelüftet wird.

Mir hat die sehr anschauliche und sprachlich toll formulierte Fantasy-Geschichte aus dem Kaninchenreich ausgesprochen gut gefallen, aber ich würde sie nur für schon leseerfahrene und nicht zu zartbesaitete Kinder empfehlen.