Interessanten Lebensgeschichten
Wohin dein Traum dich führtDer ehrgeizige und ungestüme Nigel erbt von seinem Vater statt des erhofften Familienanwesens lediglich den Titel des Barons von Stullwood und eine einmalige Abfindung. Seiner hochfliegenden Träume beraubt ...
Der ehrgeizige und ungestüme Nigel erbt von seinem Vater statt des erhofften Familienanwesens lediglich den Titel des Barons von Stullwood und eine einmalige Abfindung. Seiner hochfliegenden Träume beraubt und in seiner Ehre gekränkt, verlässt er England mit dem nächsten Schiff in Richtung Amerika. Um dort Erfolg und genügend Startkapital zu haben, verdreht er mit seiner charmanten Art auf der Reise der reichen Erbin Elizabeth den Kopf. Um sein Ziel, sie schnellstens zu seiner Frau zu machen, zu erreichen, schreckt er auch vor drastischen Schritten nicht zurück. In ihrer Verliebtheit willigt sie in eine überstürzte Hochzeit ein und folgt ihm nach Palm Springs, ohne zu ahnen, welcher wahre Charakter in ihrem Gatten schlummert.
Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an gefesselt. Die anschaulichen und stimmungsvollen Beschreibungen der Landschaft und der Natur, aber auch die interessanten Einblicke in die Lebensgewohnheiten und Weisheiten der Indianer, standen in ausgewogenem Verhältnis zur Handlung. Durch die eingängige Darstellung der Protagonisten und der Nebenfiguren, hatte man das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein und konnte sich in die jeweiligen Lebensgeschichten sehr gut hineinfühlen. Auch die Zeit der 1920er Jahre, in der der Roman spielt, war interessant, weil vieles in unserer heutigen Welt so absurd erscheint. Zum Beispiel dass Ärzte ins Gefängnis kamen, wenn sie Frauen über Verhütung aufklärten oder Alkohol nur auf gesetzeswidrigen Wegen zu bekommen war. Ebenso die beginnende Ära des Tonfilms spielt eine Rolle, weil er eine bis dahin erfolgreiche Schauspielerin wegen ihres Unterschichtakzents in tiefe Verzweiflung stürzt.
Es werden einige bemerkenswerte Nebengeschichten erzählt, die unter anderem von der alten Geistseherin Luisa, der treuen Zofe Fiona, dem Quacksalber "Doc Perry" oder dem Cowboy Cody handeln. Sie alle haben ihre eigenen Sorgen und Probleme, sind jedoch eng mit dem Schicksal von Elizabeth verbunden und tragen zu ihrer Entwicklung hinaus aus der Opferrolle bei. Auch wenn sie für meinen Geschmack zu passiv blieb und noch mutiger gegen Nigel hätte kämpfen können.
Die Probleme, die die Indianer durch das Auftauchen und die Übermacht der Weißen bekommen, werden eindrucksvoll und verständlich dargestellt. Der Kampf um ihre Rechte und die schwierige Gratwanderung zwischen dem Erhalt ihrer Traditionen und der Akzeptanz der modernen Welt haben mich besonders beeindruckt. Insgesamt hat mich der Roman richtig gut unterhalten und die Atmosphäre des Landes und der Zeit sehr anschaulich eingefangen.