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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2019

Die echte Spannung fehlte

SOG
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Zwölf Jahre nach der Vergewaltigung und dem Tod eines Mädchens wird an einer Schule eine Zeitkapsel geöffnet, die vor zehn Jahren vergraben wurde. Neben Briefen von Schülern, die beschreiben, wie sie sich ...

Zwölf Jahre nach der Vergewaltigung und dem Tod eines Mädchens wird an einer Schule eine Zeitkapsel geöffnet, die vor zehn Jahren vergraben wurde. Neben Briefen von Schülern, die beschreiben, wie sie sich Island im Jahr 2016 vorstellen, wird auch eine Liste mit Initialen von zukünftigen Mordopfern gefunden, eindeutig geschrieben von einem Kind. Komissar Huldar, nach seinem letzten Fall von seinen Leitungsaufgaben entbunden, soll der Sache nachgehen. Wenig motiviert macht er sich an die Arbeit. Aber dann tauchen in einem Hot Tub zwei abgetrennte Hände auf und nach einer ersten, brutal ermordeten Leiche bekommen es die Ermittler bald mit einer zweiten zu tun. Und was hat das Ganze mit dem Kinderschänder Jon Jonsson zu tun, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde? Huldar wird klar, dass die Nachricht aus der Zeitkapsel doch wohl ernster zu nehmen ist als gedacht und holt außerdem die Kinderpsychologin Freyja dazu, die seit dem letzten gemeinsamen Fall bei ihrer Dienststelle ebenfalls in Ungnade gefallen ist.

Gleich vorweg: Ich kenne den ersten Teil der Reihe nicht, aber wie ich festgestellt habe, ist das auch nicht unbedingt notwendig. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, aber angesichts des Titels hatte ich etwas mehr Spannung erwartet. In einen Lese-"Sog" hat es mich nicht direkt gezogen. Ich kenne von der Autorin ein paar andere Bücher, die mir besser gefallen haben, "Geisterfjord" zum Beispiel.

Die Geschichte ist auf jeden Fall von Anfang bis Ende gut geschrieben und schlüssig durchdacht. Bei manchen Gedankengängen der Figuren musste ich auch mal schmunzeln.
Huldar war mir durchaus sympathisch, Freyja auch. Obwohl ich ihr ziemlich gleichgültiges Verhalten Molly gegenüber nicht gut fand, aber das ist mein Problem. g

Ich würde sagen, es ist ein guter Krimi, aber als Thriller würde ich "Sog" nicht bezeichnen, denn dafür fehlte mir die durchgehende Spannung, das "Ich muss jetzt unbedingt weiterlesen".

Veröffentlicht am 23.05.2019

Pia Korittkis neuer Fall

Ostseeangst
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Eine Gruppe Jugendlicher stößt bei einer Kajaktour auf eine abgetrennte Hand. Dann verschwindet in der darauffolgenden Nacht eine der Betreuerinnen spurlos aus der Jugendherberge. Als dann in einer abgelegenen ...

Eine Gruppe Jugendlicher stößt bei einer Kajaktour auf eine abgetrennte Hand. Dann verschwindet in der darauffolgenden Nacht eine der Betreuerinnen spurlos aus der Jugendherberge. Als dann in einer abgelegenen Scheune ein Unterarm gefunden wird, stellen die Ermittler fest, dass dieser nicht zu der gefundenen Hand passt. Pia Korittki und ihre Kollegen von der Lübecker Polizei werden mit dem Fall betraut. Schließlich rufen weitere Ereignisse auch ermittelnde Kollegen vom LKA auf den Plan, was zu weiteren Reibereien führt, da sich keiner "seinen" Fall wegnehmen lassen will. Nach dem Tod Ihres Freundes vor fast einem Jahr ist Pia allerdings noch nicht wieder ganz bei der Sache und ihr Vorgesetzter behält sie besonders im Auge und möchte sie am liebsten zu einer Auszeit überreden. Aber dann werden in einem See weitere Leichenteile entdeckt und jeder verfügbare Ermittler wird dringend gebraucht.

"Ostseeangst" ist mittlerweile der 14. Teil der Reihe, ich selbst habe auch nur die letzten fünf Teile gelesen. Es ist also kein Problem, mittendrin einzusteigen. Obwohl es im letzten Teil natürlich schon ein sehr einschneidendes Erlebnis in Pia Korittkis Leben gab. Und ehrlich gesagt, frage ich mich immer noch, warum das sein musste. Aber gut, es ist eben so passiert und die Hauptfigur muss nun damit klar kommen.
Die volle Punktzahl kann ich hier leider nicht vergeben, denn so wirklich richtig gut gefallen hat mir der Fall dieses Mal nicht. Es war teilweise ein wenig zu konstruiert, finde ich. Es gab ein paar Längen, dann wiederum aber auch überraschende Wendungen.

Was ich von der Sache mit dem LKA-Kollegen halten soll, weiß ich auch noch nicht so recht.

Und dieses Mal fehlte mir auch ein wenig die sonst sehr lebendige Beschreibung der Stadt Lübeck, das kam ein bisschen zu kurz.

Gute Krimiunterhaltung ist "Ostseeangst" aber trotzdem, wenn ich auch von der Reihe Besseres gewohnt bin.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Familiengeheimnisse in Australien

Am dunklen Fluss
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Australien, New South Wales. Ruby Cardel ist 12 Jahre alt, als ihre ältere Schwester nahe der elterlichen Farm stirbt. Ruby war bei ihr, kann sich aber weder an das Ereignis selbst erinnern, noch an den ...

Australien, New South Wales. Ruby Cardel ist 12 Jahre alt, als ihre ältere Schwester nahe der elterlichen Farm stirbt. Ruby war bei ihr, kann sich aber weder an das Ereignis selbst erinnern, noch an den Zeitraum des ganzen Jahres danach. Inzwischen lebt sie ihr Leben in einer kleinen Küstenstadt, führt einen Buchladen und ist seit ein paar Jahren mit einem erfolgreichen Autor zusammen. Doch die Unwissenheit über das, was damals mit ihrer Schwester passiert ist, quält sie immer wieder. Als sie nach achtzehn Jahren zurück nach Lyrebird Hill reist, dem Haus ihrer Kindheit, stürmen Erinnerungsfetzen auf sie ein und Stück für Stück setzt Ruby die Puzzleteile ihrer Vergangenheit wieder zusammen. Und dabei kommt ein tödliches Geheimnis ans Licht...

Anhand des Klappentextes ist hier nicht zu erkennen, dass "Am dunklen Fluss" ein Roman ist, der auf zwei oder wenn man es genau nimmt, auf drei Zeitebenen spielt.
In der Gegenwart lernen wir Ruby kennen, die langsam aufgrund ihrer Erinnerungen den Geheimnissen um den Tod ihrer Schwester auf die Spur kommt. Diese Zeit wird in Rückblenden erwähnt, meist sind es aber nur kleinere Sequenzen.
Ein weiterer, größerer Part wird aus Sicht von Brenna, Rubys Ur-Großmutter, im Jahr 1898 erzählt.
Anfangs hatte ich ein paar Probleme, in die Geschichte um Ruby reinzukommen und musste mich mit dem Schreibstil erst anfreunden. Die Teile um Brenna haben mir auch ein bisschen besser gefallen.
Sehr anschaulich und lebendig sind auf jeden Fall die landschaftlichen Beschreibungen Australiens.
Zwischendurch gibt es sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart immer wieder Wendungen und Überraschungen, die die Spannung aufrecht halten. Am Schluss wollte ich unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt.

Wie gesagt, anfangs hatte ich ein paar Schwierigkeiten, mit Ruby warm zu werden. Aber mit der Zeit mochte ich sie dann doch. Brenna dagegen war mir gleich sympathisch und ich habe mit ihr gelitten, bei allem, was sie durchmachen musste.

"Am dunklen Fluss" ist nach "Das Rosenholzzimmer" der zweite Roman von Anna Romer. Dieser liegt noch auf meinem SUB und wird sicher bald gelesen.

Wer gute Unterhaltung mag und Geschichten, die die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpfen, dem wird das Buch sicher auch gefallen.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Das Geheimnis eines alten Herrenhauses

Das Herrenhaus im Moor
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An ihrem Geburtstag ist Laura Milton mit ihrem Mann zum Abendessen verabredet. Der Abend verläuft anders als gedacht und nach einem Streit fährt Laura allein nach Hause. In der Nacht kommt ihr Mann bei ...

An ihrem Geburtstag ist Laura Milton mit ihrem Mann zum Abendessen verabredet. Der Abend verläuft anders als gedacht und nach einem Streit fährt Laura allein nach Hause. In der Nacht kommt ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben. Aber gewisse Umstände bringen Laura zu der Überzeugung, dass Frank ermordet wurde. Obwohl sie dreizehn Jahre mit Frank verheiratet war, weiß sie kaum etwas über seine Vergangenheit, nur, dass er in England aufgewachsen ist. Als sie einen alten Brief findet und einen Hinweis auf ein altes Herrenhaus mit dem Namen Lynybrook Hall, reist sie in Franks alte Heimat ins Exmoor. Bei ihrer Suche stößt Laura auf die grausame Vergangenheit des verfallenen Hauses, das vor mehr als 100 Jahren anscheinend als Irrenhaus genutzt wurde. Und noch heute will anscheinend jemand verhindern, dass alte Familiengeheimnisse ans Licht kommen.

"Das Herrenhaus im Moor" ist ein Pageturner, wie ich lange keinen mehr gelesen habe. Ich hatte es in zwei Tagen durch. Der Schreibstil ist einfach, aber packend. Es wird kapitelweise abwechselnd auf zwei Zeitebenen erzählt.

In der Gegenwart begleiten wir Laura bei ihrer Suche nach einem Grund für den Tod ihres Mannes und besonders die Szenen in dem alten Herrenhaus fand ich spannend geschrieben. Es gibt immer wieder Wendungen, die dafür sorgen, dass der Spannungsbogen erhalten bleibt. Einzig manche Szenen zwischen Laura und Nicholas fand ich ein wenig...nun, ich sag mal unrealistisch, wie z. B. die schnelle Entwicklung.

In der Vergangenheit gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird die Geschichte der adeligen Victoria Milton erzählt. Nach dem Tod ihres Vaters ist ihr Onkel Richard ihr Vormund und damit Verwalter ihres Vermögens. Nach ihrem zwanzigsten Geburtstag lässt er Victoria in ein Irrenhaus einweisen, Lynybrook Hall, um an ihren gesamten Besitz zu kommen. Verzweifelt versucht die junge Frau, dort wieder zu entkommen.
Ich weiß zwar, wie einfach es zur damaligen Zeit war, besonders für die "feine" Gesellschaft, sich auf diesem Weg unbequemer Frauen, Töchter, Schwestern etc. zu entledigen. Aber die Beschreibungen der sogenannten Therapien in Lynybrook Hall machten mich trotzdem wütend und diese Hilflosigkeit der Patienten...schrecklich.

Nach und nach werden die Zusammenhänge klar und beide Geschichten finden zusammen.

Ich habe mich mit diesem Roman bestens unterhalten gefühlt, der Schreibstil ist mitreißend und lebendig, wenn jetzt auch keine literarische Meisterleistung, aber das habe ich auch nicht erwartet.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Friederike Matthée ist zurück

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Köln, Juni 1947. Die Stadt ist von Krieg und Hunger gezeichnet und wird von einer Hitzewelle geplagt. Auf einem Hof im Bergischen findet man die Leiche der Gutsherrin, das Gesicht zerschossen. Neben der ...

Köln, Juni 1947. Die Stadt ist von Krieg und Hunger gezeichnet und wird von einer Hitzewelle geplagt. Auf einem Hof im Bergischen findet man die Leiche der Gutsherrin, das Gesicht zerschossen. Neben der Leiche ein junges Mädchen mit der Waffe in der Hand. Die Sache scheint klar, aber Friederike Mathée von der Weiblichen Polizei hat ihre Zweifel.
Als nahe bei Köln die Leichen von drei britischen Soldaten gefunden werden, kehrt auch Richard Davies von der Royal Military Police zurück nach Deutschland, um den Fall zu untersuchen. Wieder kreuzen sich die Wege von Friederike und Richard. Aber kann der Lieutenant über seinen Schatten springen und die Frau, die er liebt, nicht nur als "Deutsche" sehen?

Der zweite Fall für Friederike Mathée. Inzwischen hat sie sich einigermaßen bei der Weiblichen Polizei integriert, die Arbeit gefällt ihr sogar. Mit ihrer Mutter lebt sie jetzt in einer Schrebergartensiedlung in Köln, sie bauen Obst und Gemüse an und kommen einigermaßen über die Runden.
Wie schon im ersten Teil der Reihe, gelingt es Beate Sauer auch dieses Mal durch ihre Darstellung der durch den Krieg zerstörten Stadt, dem Leser die damalige Situation in Köln und Umgebung nahe zu bringen. Die Beschreibung der durch die Bombenangriffe zerstörten Straßen und Häuser sind sehr authentisch und realistisch, man fühlt die Hitze des Sommers '47 und kann fast den Staub schmecken. Auch die deprimierende Stimmung kommt gut rüber, aber so langsam gibt es auch so etwas wie Hoffnung.

Im Mordfall an der Gutsherrin gibt es immer wieder Neues und überraschende Wendungen, so dass es bis zum Schluss spannend bleibt.

Am Ende bleibt eine Sache offen, von der wir vielleicht in einem dritten Teil der Reihe lesen werden.

Man kann "Der Hunger der Lebenden" sicher auch lesen und verstehen, ohne "Echo der Toten" zu kennen. Aber mit Kenntnis des ersten Teils, wird die Entwicklung von Friederike deutlicher.