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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2016

Realitätsnaher und aktueller Krimi

Als der Teufel erwachte
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Vorweg muss ich sagen, dass es gar nicht so einfach ist, eine Rezension zu schreiben ohne zu politisieren. Denn das Thema Flüchtlinge und Terror ist natürlich seit mehr als einem Jahr aktuell und man kann ...

Vorweg muss ich sagen, dass es gar nicht so einfach ist, eine Rezension zu schreiben ohne zu politisieren. Denn das Thema Flüchtlinge und Terror ist natürlich seit mehr als einem Jahr aktuell und man kann dem auch nicht ausweichen. Manche wollen darüber auch nichts mehr hören oder lesen. Aber hier geht es nicht um das Problem der Flüchtlingskrise, sondern um das neue Buch von Jennifer B. Wind, also versuche ich mal, meine Meinung hier neutral wiederzugeben.

"Als Gott schlief" hat mich letztes Jahr sehr begeistert und deswegen wollte ich den Nachfolger natürlich auch wieder lesen. Und durfte das in einer Leserunde bei Lovelybooks, an der auch die Autorin sehr aktiv teilgenommen und alle Fragen geduldig beantwortet hat.
In "Als der Teufel erwachte" gibt es mehrere Handlungsstränge und Erzählperspektiven. Zum einen sind da die Ermittler Tom und Georg in Wien, die in die Werkstatt gerufen werden. Jutta ist im ersten Teil des Buches in Indien unterwegs und sucht ihren Vater, von dem sie immer glaubte, er wäre tot. Dann gibt es noch Samir, der mit seinem Vater von Syrien über das Mittelmeer flüchtet. Die wechselnden Erzählungen der einzelnen Personen bringen Spannung in die Geschichte und auch Humor und Emotionen kommen nicht zu kurz.
Jennifer B. Wind gibt im Nachwort an, dass sie beim Schreiben des Buches von der Realität der Flüchtlingskrise eingeholt wurde und ich kann bestätigen, dass die Geschichte sehr realistisch geschrieben ist. Aber nicht nur in Bezug auf die Flüchtlingssituation, sondern auch was die Polizeiarbeit betrifft. Ein Großteil ist nun mal Recherche und oft mühsame Kleinarbeit und es gibt Zuständigkeiten, die eingehalten werden müssen. Wer einen actiongeladenen, mit wilden Verfolgungsjagden und unverwundbaren Helden gespickten Thriller erwartet, der ist hier sicher falsch. "Als der Teufel erwachte" ist in meinen Augen ein realitätsnaher und auch sozialkritischer Krimi, toll geschrieben und super recherchiert. Wie auch schon der Vorgänger "Als Gott schlief". Die Autorin hat versucht, hier für niemanden Partei zu ergreifen und ich finde, das ist ihr auch gut gelungen.
Die Charaktere sind vielschichtig und nie nur schwarz oder weiß, sprich gut oder böse. Sie haben viele Facetten und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Ich muss sagen, ich mochte Tom am liebsten von allen und oft tat es mir leid, wie Jutta sich ihm gegenüber verhielt.

Auf jeden Fall ist bei der Entwicklung der Figuren noch einiges Potenzial für weitere Bücher. Und wie Jennifer versprochen hat, kommen die auch. Darauf freue ich mich schon.

Veröffentlicht am 18.10.2016

David Hunters 1. Fall

Die Chemie des Todes
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Manham, ein kleines Dorf in England. Seit drei Jahren arbeitet der forensische Anthropologe David Hunter hier als gewöhnlicher Landarzt. Nach dem Unfalltod seiner Frau und seiner Tochter kehrte er London ...

Manham, ein kleines Dorf in England. Seit drei Jahren arbeitet der forensische Anthropologe David Hunter hier als gewöhnlicher Landarzt. Nach dem Unfalltod seiner Frau und seiner Tochter kehrte er London den Rücken und ist ganz zufrieden mit seinem neuen, ruhigeren Leben. Nur nachts quälen ihn die Träume.
In einem der heißesten Sommer der letzten Jahre ist es mit der idyllischen Ruhe im Dorf vorbei. Zwei Jungs finden eine grausam entstellte Leiche, eine Frau, die etwas abseits des Dorfes wohnte und wie David "nur zugezogen" war. Die örtliche Polizei ist angesichts des Zustands der Toten schnell überfordert und Inspector MacKenzie bittet David Hunter um Mithilfe. Oder will er dem schweigsamen Arzt nur genauer auf den Zahn fühlen, weil er ihn für einen Verdächtigen hält? Denn David kannte die Tote und auch nach drei Jahren ist er immer noch der "Fremde" im Dorf. Besonders der Pfarrer lässt ihn das spüren und zettelt mit seinen Hasspredigten eine regelrechte Hexenjagd an.
Dann verschwindet eine weitere Frau, dieses Mal ist es "eine von ihnen", jemand, der im Dorf geboren und aufgewachsen ist. Und nach und nach kochen die Emotionen hoch und jeder verdächtigt jeden, denn die Hinweise verdichten sich, dass der Täter jemand aus Manham sein muss. Und aufgrund seiner Untersuchungen weiß David, dass der Täter sein letztes Opfer drei Tage nach der Entführung getötet hat. Nun zählt jede Minute.

"Die Chemie des Todes" ist der erste Teil der Thriller-Reihe von Simon Beckett und hier lernt man den forensischen Anthropologen David Hunter erst einmal kennen. Ein Rechtsmediziner, der sich auf seinem Gebiet bestens auskennt und mit Hilfe von Fliegen und Larven den Todeszeitpunkt eines Menschen ziemlich genau bestimmen kann. Ähnlich wie in Kathy Reichs Büchern (Tempe Brennan ist ja auch forensische Anthropologin) erfährt man hier interessante wissenschaftliche Fakten, aber es wird nie zu viel oder zu theoretisch. Auch die Fachbegriffe halten sich in Grenzen. Alles ist in einem guten Gleichgewicht zum Krimianteil und die Geschichte ist spannend und flüssig erzählt. Es gibt auch emotionale Momente, aber es wird nie zu "gefühlsduselig".
Simon Beckett schreibt sehr anschaulich und bildhaft und beschreibt das Leben in einem so kleinen englischen Dorf sehr treffend, denn so stellt man es sich vor. Und irgendwie liegt über dem Ganzen immer eine leicht düstere und bedrückende Atmosphäre, was sehr gut zu den Ereignissen passt.

Irgendwann hatte ich einen Verdacht, was den Täter betraf, aber dann dachte ich, dass das ja eigentlich nicht sein kann. Am Ende war ich jedenfalls teilweise sehr überrascht.

Fazit: Simon Beckett hat einen neuen Leser seiner Thriller-Reihe.

Veröffentlicht am 18.10.2016

Sebastian Fitzeks Erstling

Die Therapie
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Nachdem ich inzwischen "Der Seelenbrecher" und "Abgeschnitten" gelesen habe, wollte ich natürlich auch Fitzeks viel gelobten Erstling lesen.
"Die Therapie" ist ein spannender psychologischer Thriller ...

Nachdem ich inzwischen "Der Seelenbrecher" und "Abgeschnitten" gelesen habe, wollte ich natürlich auch Fitzeks viel gelobten Erstling lesen.
"Die Therapie" ist ein spannender psychologischer Thriller mit einem gut durchdachten Plot und interessanten Figuren. Durch Cliffhanger in den Kapiteln und gelungene Wendungen in der Handlung hält Fitzek den Leser "bei der Stange". Nur noch eine Seite...nur noch ein Kapitel...gleich kommt die Lösung! Und wieder schlägt die Geschichte einen Haken.

Trotzdem muss ich sagen, dass mich das Ende nicht wirklich überrascht hat. Ab einem gewissen Zeitpunkt im Buch habe ich diese Auflösung vermutet. Das liegt aber glaube ich nicht am Autor, sondern eher daran, dass ich in meinem bisherigen Leben schon zig Krimis und Thriller gelesen habe, die so oder so ähnlich abliefen. Und "Die Therapie" ist ja mittlerweile auch schon zehn Jahre alt.

Was die Charaktere angeht, so könnte ich jetzt nicht sagen, dass ich einen besonders gemocht oder nicht gemocht hätte. Viktor Larenz hat mir zwar zwischendurch leid getan wegen allem, was er durchmachen musste, aber so richtig warm geworden bin ich mit ihm nicht.

Unterhalten hat mich die Geschichte auf jeden Fall und ich kann sie jedem Thriller- und Krimifan weiterempfehlen, ein echter Pageturner. Schön finde ich auch, dass man das Buch einzeln lesen kann und nicht die chronologische Reihenfolge einer Serie beachten muss.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Henkerstochter auf Schatzsuche

Die Henkerstochter und der schwarze Mönch (Die Henkerstochter-Saga 2)
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Schongau 1660. Der Medicus Simon Frohnwieser wird zum kranken Pfarrer der Lorenzkirche gerufen. Vor Ort kann er nur noch dessen Tod feststellen und anhand der Umstände vermutet er, dass der Mann vergiftet ...

Schongau 1660. Der Medicus Simon Frohnwieser wird zum kranken Pfarrer der Lorenzkirche gerufen. Vor Ort kann er nur noch dessen Tod feststellen und anhand der Umstände vermutet er, dass der Mann vergiftet wurde. Da er nicht weiß, an wen er sich sonst damit wenden soll, ruft er Jakob Kuisl, den Henker von Schongau zur Hilfe. Zusammen mit der Henkerstochter Magdalena untersuchen sie den Fundort der Leiche und entdecken Hinweise auf einen Schatz der Templer in der Krypta der Kirche. Es bleibt nicht bei diesem einen Hinweis und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn es sind noch andere hinter diesem Schatz her und die schrecken vor Nichts zurück.

Dies ist Band 2 der "Henkerstochter"-Reihe von Oliver Pötzsch. Ich habe den ersten Teil zwar gelesen, aber eigentlich ist das nicht notwendig, um diesen hier zu verstehen. Man kann auch sehr gut direkt hiermit einsteigen.
Aber so habe ich mich über ein Wiedersehen mit dem brummigen Henker Jakob Kuisl, seiner starrköpfigen Tochter Magdalena und dem angehenden Medicus Simon gefreut, der zwar seinem Vater in der Praxis hilft, aber eigentlich mit den veralteten Methoden in der Medizin nicht einverstanden ist.
Das Buch ist ein historischer Kriminalroman, bei dem man merkt, dass Pötzsch den historischen Teil gut recherchiert hat. Man erfährt wieder viel über den damaligen Beruf des Henkers und was er bedeutete. Ich mag seinen Schreibstil, der sehr bildhaft ist. Außerdem ist es genau die richtige Mischung aus Spannung, Humor und Herz. Zwischendurch musste ich immer mal wieder schmunzeln, was meistens an den Bemerkungen des Henkers lag.

Im Nachwort erwähnt der Autor noch einmal alle Orte, an denen dieser Roman spielt und gibt Tipps, wenn man die Schnitzeljagd bzw. Schatzsuche nachspielen möchte.

Fazit: 500 Seiten die mich gut unterhalten haben. Und das Ende verspricht einen interessanten dritten Teil, den ich auf jeden Fall auch lesen werde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn ich einschlafe, stirbst du!

Oneiros - Tödlicher Fluch
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Inhalt: In Leipzig hütet ein Bestatter ein grausames Geheimnis, in Minsk führt eine skrupellose Wissenschaftlerin tödliche Experimente durch, in Paris rast ein Airbus ungebremst in ein Flughafenterminal. ...

Inhalt: In Leipzig hütet ein Bestatter ein grausames Geheimnis, in Minsk führt eine skrupellose Wissenschaftlerin tödliche Experimente durch, in Paris rast ein Airbus ungebremst in ein Flughafenterminal. Die Ermittlungen zu dem Unglück beginnen sofort – aber die Ergebnisse sind rätselhaft: Sämtliche Insassen waren schon tot, bevor das Flugzeug auf das Gebäude traf. Was die Polizei jedoch nicht herausfindet, ist, dass es einen Überlebenden gibt. Konstantin Korff, der Bestatter aus Leipzig, kommt diesem Überlebenden hingegen schnell auf die Spur, ebenso wie die Wissenschaftlerin – denn diese drei Menschen tragen denselben tödlichen Fluch in sich. Einen Fluch, der sie zu einer Gefahr für jeden in ihrer Umgebung macht …

"Wenn ich einschlafe, stirbst du."

Markus Heitz schrieb schon über Zwerge, Werwölfe und Vampire. Dieses Mal hat er einen spannenden Thriller mit Fantasy-Elementen geschaffen, der ganz ohne übernatürliche Wesen auskommt.
Es geht um sogenannte Todesschläfer. Menschen, die eine besondere "Gabe" besitzen. Für die Betroffenen ist es allerdings eher ein Fluch, denn sie können es nicht kontrollieren und immer sterben Menschen.
Bei dem Unglück im Pariser Flughafen kann ein besonders mächtiger und gefährlicher Todesschläfer entkommen und dieser wird nun quer durch Europa und bis nach Marokko gejagt und jeder Verfolger hat ein anderes Motiv ihn zu finden.
Der Bestatter Konstantin Korff hofft durch ihn endlich von seinem Fluch befreit zu werden, um ein normales Leben führen zu können. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Todesschläfer wird immer stärker und bald sterben wieder Menschen...

Ein wirklich interessantes Thema, das ich so noch nicht kannte. Heitz ist damit ein fesselnder, temporeicher Thriller gelungen, mit interessanten Charakteren.
Konstantin Korff ist trotz seiner Vergangenheit ein sympathischer Typ, ich mochte ihn von Anfang an. Auch Thielke ist nicht einfach ein eiskalter Killer, der den Todesschläfer jagt. Die Figuren sind nicht einfach schwarz oder weiß, sie haben viele Facetten. Selbst Kristins Taten sind zwar brutal und kalt, aber sie tut dies alles für ihren Sohn. Allerdings mochte ich sie von Anfang an nicht.
Was mir gefallen hat, waren die Märchen über Gevatter Tod, die im Buch erwähnt werden und die kurzen Gedichte oder Liedtexte zu Beginn eines jeden Kapitels. Und der Gedanke, dass der Tod des Schlafes Bruder ist, ist gar nicht so weit hergeholt.

Am Ende könnte man sich eine Fortsetzung vorstellen, auch wenn Markus Heitz sagt, er hat keine geplant. Nun ja, King hat seine Fortsetzung zu "Shining" auch erst mehr als zwanzig Jahre später geschrieben... g