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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2022

Was wäre gewesen, wenn?

Mehr als ein Leben
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Oft im Leben steht man vor einer Entscheidung und wenn man diese gefällt hat fragt man sich, ob eine andere Entscheidung vielleich das eigene Leben in eine völlig andere Richtung gelenkt hätte. Ob man ...

Oft im Leben steht man vor einer Entscheidung und wenn man diese gefällt hat fragt man sich, ob eine andere Entscheidung vielleich das eigene Leben in eine völlig andere Richtung gelenkt hätte. Ob man ein anderer Mensch geworden wäre.
Genau diese Frage stellt Milena Moser in ihrem Buch und erzählt auf geniale Weise die Geschichte der Helen Bertschi, die als kleines Mädchen von der alkoholkranken Mutter vernachlässigt wird und vom egozentrischen Vater als Spielball benutzt. Ihr Vater möchte das Sorgerecht und schaltet das Jugendamt ein... und weiht die zehnjährige Helen in seine Pläne ein. Helen steht vor der Entscheidung, die Mutter vorzuwarnen oder nicht.
Abwechselnd lesen wir die beiden parallellen Lebenswege von Helen, die sie gelebt hätte wenn sie sich so oder so entschieden hätte. Beide Geschichten mitreissend und einfühlsam erzählt.
Der Schreibstil ist leicht aber eindrucksvoll, die Protagonisten beider Geschichten lebendig wie reale Menschen. Und zu keinem Zeitpunkt ist es verwirrend.
Ich mochte die Idee sehr und Milena Moser hat sich auf meiner Liste der Lieblingsautor:innen für immer verewigt.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Dramatisch und bewegend

Die Pfirsichblütenschwestern
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Im Jahr 1932 macht der Selbstmord der Mutter die drei Geschwister Konstanze, Pauline und den kleinen Lorenz zu Waisen. Die drei werden getrennt und wachsen bei unterschiedlichen Familienmitgliedern auf, ...

Im Jahr 1932 macht der Selbstmord der Mutter die drei Geschwister Konstanze, Pauline und den kleinen Lorenz zu Waisen. Die drei werden getrennt und wachsen bei unterschiedlichen Familienmitgliedern auf, was die Lebenswege der Geschwister entscheidend prägen wird.
Susanne Morel erzählt mit wunderschöner Sprache die äusserst dramatische Geschichte der drei Geschwister Dannenberg vor der Kulisse des Zweiten Weltkrieges. Sie beschwört wunderschöne Bilder der Provence herauf, wohin es die jüngere Schwester verschlägt, wohingegen der kleine Bruder vom Onkel schwer misshandelt im Allgäu lebt und die älteste Schwester ein wohlbehütetes Leben in München bei Onkel und Tante führen kann.

Von der ersten Seite an wird man mitten in das Geschehen gepackt und kann das Buch kaum aus der Hand legen, teils weil die Schicksalsschläge so herzzereissend sind und natürlich weil man unbedingt wissen will, wie der Lebensweg der drei endet.

Susanne Morel ist ein Name den ich mir merken werde, ihre Bücher sind auf jeden Fall sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Informativ und aufklärend - eine starke Frau schreibt

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau
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Phenix Kühnert ist eine Frau – Punkt
Das sollte eigentlich logisch sein und nicht verhandelbar, ist es aber leider doch. Viele trans Personen erfahren in unserer Gesellschaft leider immer noch zahlreiche ...

Phenix Kühnert ist eine Frau – Punkt
Das sollte eigentlich logisch sein und nicht verhandelbar, ist es aber leider doch. Viele trans Personen erfahren in unserer Gesellschaft leider immer noch zahlreiche Diskriminierungen: durch bestimmte feministische Strömungen, durch Sport, durch Darstellungen in den Medien und durch unser Gesellschaftsbild ganz allgemein.
Darüber schreibt Phenix Kühnert informativ und aufklärend. Ohne mit dem belehrenden Zeigefinger auf den Leser herab zu fuchteln, beschreibt sie was, unbedachte, vermeintlich harmlose, Äußerungen für negative Gefühle auslösen können. Wir als Gesellschaft müssen umsichtiger in Sprache und stereotypen Geschlechterbildern werden.
Sie schreibt aber auch interessante Fakten über die queere Community: Begriffe aber auch Geschichtliches.
Und dann erhalten wir natürlich auch viel Einblick in Persönliches: Kindheit, Jugend, Bewusstwerdung und Transition.
Phenix Kühnert ist nicht nur ein wunderschönes Model, sondern auch eine intellektuelle Aktivistin, die viel in unserer Gesellschaft bewegen kann. Dieses Buch schafft eine informative Basis für alle Interessierten, um ein bisschen mehr Verständnis für eine Problematik zu erhalten, die leider immer noch für Missverständnisse und Verwirrtheit sorgt.
Ganz klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Hoffentlich der Auftakt einer Reihe

Mexikoplatz
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Dieses Buch hat mich auf so vielen Ebenen glücklich gemacht, ich weiss gar nicht womit ich beginnen soll.
Als gebürtige Wienerin, in Deutschland lebend, hat mir das Buch einen Ausflug in meine ehemalige ...

Dieses Buch hat mich auf so vielen Ebenen glücklich gemacht, ich weiss gar nicht womit ich beginnen soll.
Als gebürtige Wienerin, in Deutschland lebend, hat mir das Buch einen Ausflug in meine ehemalige Heimat gebracht, stimmig und authentisch. Ich war lesend spazieren an Orten, die mir so vertraut sind.
Mina Albich hat lebendige Figuren erschaffen, die mir so real vorkamen, dass ich völlig vergessen habe, dass es sich "nur" um einen Roman handelt. Die Protagonisten agieren realistisch und sprechen authentisch. Auch nichtösterreichische Leser werden die Dialoge verstehen, wenngleich der eine oder andere Wiener Ausdruck fällt. Das original Wiener Flair möchte ich hierbei noch einmal bestätigen! Ich hab mich wie zu Hause gefühlt.
Auch der Humor kam nicht zu kurz, genau passend und wohldosiert.

Eigentlich bin ich keine klassische Krimi-Leserin, ich mag schon gar keine Krimi-Reihen... aber der Erstling von Mina Albich hat mich bekehrt: ich fand nicht nur den Fall super spannend, sondern wünsche mir eine Fortsetzung. Ich möchte ein Wiedersehen mit Inspektor Grohsman, seiner jungen Kollegin Joe und der eventuellen Teamerweiterung...

Mein bisheriges Lesehighlight dieses Jahres, das ich nur allerwärmstens empfehlen kann

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Wichtig, informativ, inspirierend

Endlich Nora!
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Mit "Endlich Nora!" legt Nora Dahmer ein unglaublich offenes und ehrliches Buch über ihre Transition vor. Ihre Ehrlichkeit ist entwaffnend und sie geht auch mit sich selbst hart ins Gericht.

Es hat lange ...

Mit "Endlich Nora!" legt Nora Dahmer ein unglaublich offenes und ehrliches Buch über ihre Transition vor. Ihre Ehrlichkeit ist entwaffnend und sie geht auch mit sich selbst hart ins Gericht.

Es hat lange für sie gedauert, sich ihrer weiblichen Identität zu stellen. Was für viele trans Menschen im Laufe der Pubertät klar wird, hat sie früh gelernt zu verdrängen. Mit eiserner Disziplin hat sie ihre innere Frau eingesperrt, hat als Mann eine tolle berufliche Karriere hingelegt, eine Familie mit zwei Kindern gegründet und ... funktioniert. Aus Angst vor Veränderung und Ablehnung, erlaubte sie sich zu keinem Zeitpunkt ihrem inneren Ungleichgewicht nachzugeben - bis die ersten gesundheitlichen Probleme kamen.

Mit 57 Jahren stellte sie sich ihrer inneren Zerissenheit und sie schildert in ihrem Buch all die Probleme, die damit einhergingen: die Körperlichkeit, die psychischen Aspekte, die Konfrontation mit Familie und Freunden (aber auch Kunden) und die würdelosen Amtsgänge.

Dieses Buch kann nicht stellvertretend für alle trans Menschen sprechen, aber es klärt Unwissende auf und macht Betroffenen und deren Angehörigen Mut.

In den letzten Jahren hat sich Einiges zum Besseren gewendet, aber es gibt noch viele Missverständnisse (leider auch Unverständnis) - deswegen finde ich JEDES Buch zum Thema Transidentität wichtig. Nur durch ständige Aufklärung und Einsicht in persönliche Lebensläufe können cis Menschen, die selbst keine direkten Kontakte zu trans Menschen haben, Einblicke in diese komplexe Thematik erhalten und annähernd verstehen lernen.

Aber Nora Dahmers sehr angenehm zu lesendes und sympathisches Buch ist auf universelle Art auch extrem inspirierend:

Selbstakzeptanz und den Mut nötige Veränderungen anzugehen - dafür ist man niemals zu alt.

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