Düsteres Fantasy-Debüt mit Anti-Held
Der Fluch des FeuersWer bin ich? Woher komme ich? Was ist meine Bestimmung?
Im Debütroman „der Fluch des Feuers“ der ersten Fantasy-Romanreihe des Britischen Autors Mark de Jager begleitet der Leser den Protagonisten „Stratus“ ...
Wer bin ich? Woher komme ich? Was ist meine Bestimmung?
Im Debütroman „der Fluch des Feuers“ der ersten Fantasy-Romanreihe des Britischen Autors Mark de Jager begleitet der Leser den Protagonisten „Stratus“ auf seinem Weg auf der Suche nach sich selbst und seinen Wurzeln. Stratus erwacht völlig orientierungs- und ahnungslos in einer Zeit des Kriegs zwischen dem Königreich Krandin und dem Kaiserreich Penullin.
Scheinbar ziellos wandert Stratus im weiteren Verlauf durch eine dunkle Fantasywelt, in der hinter jeder Ecke Gefahren lauern und findet dabei immer wieder kleine Schlüsselfragmente, die ihm der Lösung des Rätsels um seine Vergangenheit näher bringen. Während der Wanderung durch die Reiche begegnet Stratus zahlreichen Menschen, die ihm mal mehr oder weniger wohl gesonnen sind und lernt, mit seinen verborgenen Kräften umzugehen. Er findet heraus, dass scheinbar eine Art Monster, das er „liebevoll“ als „Bestie“ bezeichnet, in ihm schlummert. Ein Wesen, das von heiß glühendem Zorn bestimmt wird. Wird Stratus erfahren wer er wirklich ist und was hat der Herr der Würmer mit alldem zu tun?
Meinung:
Beginnen wir mit dem Cover des Romans, welches mir sehr gut gefällt. Dargestellt ist eine düstere Wüstenszenerie mit einem Totenschädel im Vordergrund, einem dunklen Schemen etwas weiter hinten auf einer Düne sowie mit einer großen Stadt im Hintergrund. Ich nehme stark an, dass es sich um die Umgebung handelt, in der Stratus zu Beginn der Geschichte erwacht. Die Farben sind in rot- und gelb-Tönen gehalten und der Titel ist in verschnörkelten goldenen Buchstaben auf das Cover gedruckt worden. Ein richtiger Eye-catcher, der Lust auf das Buch macht.
Gut gefallen hat mir, dass sich der Autor für die Ich-Perspektive entschieden hat, wodurch der Leser einen tiefen Einblick in Stratus‘ Psyche erhält.
Plätschert die Geschichte anfangs noch etwas dahin, steigt schon bald die Spannung. Es gilt unterirdische Katakomben und Grüfte zu erforschen, Rätsel zu lösen und gegen Räuberbanden zu bestehen. Im Hintergrund steht dabei nach wie vor die Frage nach Stratus wahrem Ich. Allerdings muss erwähnt werden, dass sich durchaus brutale und eklige Szenen häufen, daher würde ich Menschen mit schwachen Nerven oder Mägen eher vom Lesen dieses Fantasy-Romans abraten. Wer sich hingegen von vornherein auf eine Menge Blut und Gedärme einstellt, der hält einen unterhaltsamen und spannenden Fantasy-Roman in den Händen.
Die Welt, die der Autor beschreibt, ist gut ausgearbeitet und bildgewaltig dargestellt. Während des Lesens lief bei mir aufgrund der detaillierten Sprache von Mark de Jager stets vor dem inneren Auge ein kleiner Film ab. Ich fühlte mich beim Lesen stark an die vielen Fantasy-RPGs erinnert, die ich selbst in großer Zahle und mit sehr viel Leidenschaft spiele.
Stratus selbst ist ein Charakter der polarisiert und gleichzeitig Interesse weckt. Viele Leser werden ihre Zeit brauchen, um mit diesem Anti-Helden „warm“ zu werden, wenn es überhaupt dazu kommt. Ich persönlich fand es spannend seine verborgenen Kräfte sowie Talente zu entdecken und zu erleben, wie Stratus nach und nach lernt, diese zu beherrschen. Trotz seiner enormen Brutalität konnte ich doch Sympathien für ihn entwickeln. Eigentlich verwundert mich das sehr. Bei mir herrschte eher Mitgefühl vor und ich fragte mich was er wohl erlebt haben musste, dass er jetzt solch eine ungezügelte Gewalt im Herzen trägt. Seinen schwarzen Humor fand ich einfach grandios. Stratus ist eine ganz andere Sorte Protagonist und nicht der blonde Prinz in glänzender Rüstung. Ich persönlich mag diese Schwarz-/Weiß-Malerei gar nicht, wo der „Gute“ immer nur gut ist und der „Böse“ immer nur böse. Daher kam mir dieser Anti-Held sehr entgegen.
Nachdem ich das Buch nun komplett gelesen habe, kann ich manche Szenen wesentlich besser nachvollziehen und verstehe auch, warum Stratus handelt, wie er handelt.
Wenn wir schon vom Schluss reden.. Natürlich stellte ich während der Lektüre einige Vermutungen an, wer oder was Stratus sein könnte, musste mich aber oft eines besseren belehren- und am Ende völlig überraschen lassen. Das Buch hat sich in eine völlig andere Richtung entwickelt, als ich erwartet hatte.
Mit der zweiten Protagonistin, der unerschrockenen und toughen Kämpferin Tatyana, gewinnt der Roman einen liebenswerten Charakter hinzu. Stratus und Tatyana geben ein extrem ungleiches, zeitgleich aber auch wirklich unterhaltsames Paar ab. Ihre ironisch-humorvollen Konversationen, die meist auf Missverständnissen beruhen, brachten mich oft zum Schmunzeln.
Dennoch vorweg: Erwartet keine Romanze, von Liebe ist in diesem Buch keine Spur. Zu keiner Zeit.
Eine weitere Stärke des Romans sehe ich persönlich im Magiesystem, das Mark de Jager ausgetüftelt hat. So gibt es sogenannte „Liedlinien“, aus denen Hexer oder Zauberer Kraft für ihre Zaubersprüche, Magiegeflechte oder Schutzbanne ziehen können. Auch der Vergleich der Magie zur Musik hat mir unglaublich gut gefallen.
Fazit:
Brutal, düster und zeitweise eklig – aber viel Liebe zum Detail und tolle Charaktere.
Ich persönlich wurde gut unterhalten und besonders der Mittelteil der Geschichte war so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Alles in allem ein würdiger Debütroman, der trotz kleinerer Schwachstellen Lust auf den zweiten Band macht. Geeignet für all jene Freunde der Fantasyliteratur, denen die großen Fantasyepen von Tad Williams oder Robbin Hobb zu komplex oder zu umfangreich sind.
Spannend wäre auch, den Roman erneut mit dem jetzigen Hintergrundwissen nochmal zu lesen, so kann der Leser die Geschichte sicherlich nochmal ganz anders wahrnehmen und die scheinbar sinnlose Brutalität nachvollziehen.