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Veröffentlicht am 16.09.2024

Aktivismus in den 80ern und der Gegenwart

Tage mit Milena
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In den 1980er Jahren in der Hamburger Hausbesetzerszene waren Annika, Milena und Matti unzertrennlich. Sie hielten sich für unbesiegbar und konnten nicht ahnen was das Leben für sie bereit halten würde. ...

In den 1980er Jahren in der Hamburger Hausbesetzerszene waren Annika, Milena und Matti unzertrennlich. Sie hielten sich für unbesiegbar und konnten nicht ahnen was das Leben für sie bereit halten würde. 30 Jahre später führt Annika ein ruhiges Leben und versucht nicht mehr an die traumatischen Ereignisse der Vergangenheit zu denken. Doch dann tritt die siebzehnjährige Klimaaktivistin Luzie in ihr Leben und bringt nicht nur ihren Alltag durcheinandern, sondern bringt auch Erinnerungen an eine ganz besondere Person hoch: Erinnerungen an Milena. Um Luzie zu beschützen nimmt Annika wieder Kontakt zu Matti auf und reist zu ihm nach Italien. Doch dort muss sie erfahren, dass alles was sie zu wissen glaubte, eine Lüge ist.

Katrin Burseg stellt den Aktivismus in den Mittelpunkt ihres Romans „Tage mit Milena“ und konzentriert sich dabei gleichermaßen auf die Klimaproteste der Gegenwart, sowie die Hausbesetzungen der 80er Jahre. Dabei werden die jeweiligen Konflikte und Hintergründe gelungen erläutert und in den Blickwinkel genommen. Das artet allerdings mehrmals zu regelrechten Infodumbs aus und ich hätte mir gewünscht, dass die politischen Hintergründe und die jeweiligen Ereignisse etwas besser in die Handlung eingebaut worden wären. Das Thema Klimawandel ist dabei in der Handlung besonders präsent und es werden viele aktuellen Ereignisse angesprochen, wie zum Beispiel die verschiedenen Aktionen von Fridays for Future, der Letzten Generation etc.

Mit Annika und Luzie hat die Autorin leider direkt zwei sehr schwache Protagonistinnen erschaffen, die versuchen die Handlung auf ihre fragilen Schultern zu tragen und daran gnadenlos scheitern. Beide Charaktere sind größtenteils unsympathisch und ihre Beweggründe sind selten wirklich nachvollziehbar. Annika hat seltsame Stimmungsschwankungen und Ausbrüche und die Verbindung zwischen den beiden ist nicht wirklich erschichtlich und erscheint vielmehr aufgezwungen und unnatürlich. Die Nebencharaktere bleiben leider ebenfalls sehr blass und unterscheiden sich kaum voneinandern.

Die Handlung wirkt oftmals schlecht durchplant, einige Szenen sind sehr unbeholfen und wirklich Spannung kommt beim lesen ebenfalls nicht auf. Man hätte aus der Idee sicherlich einiges machen können, aber leider scheitert „Tage mit Milena“ vorallem an den schwachen Hauptfiguren. Das Ende selbst fand ich sehr an den Haaren herbei gezogen und so hinterließ das Buch bei mir leider eher einen bitteren Nachgeschmack.

Veröffentlicht am 20.11.2023

Die Geschichte des Pferdes Lexington

Das Gemälde
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„Das Gemälde“ spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen und ist durch das titelgebende Gemälde miteinander verbunden. In Kentucky 1850 verbindet den versklavten Jungen Jarret und ein braunes Fohlen ein ...

„Das Gemälde“ spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen und ist durch das titelgebende Gemälde miteinander verbunden. In Kentucky 1850 verbindet den versklavten Jungen Jarret und ein braunes Fohlen ein ganz besonderes Band. Gemeinsam gewinnen sie zahlreiche Rennen. Als der Bürgerkrieg ausbricht treffen sie auf einen jungen Künstler, der sich mit den Gemälden des Pferdes einen Namen gemacht hat.

In New York City im Jahre 1954 findet die Galeristin Martha ein Ölgemälde eines Pferdes von unbekannter Herkunft. Und 2019 in Washington, D.C. führt das Gemälde Jess, eine australische Wissenschaftlerin und den Kunsthistoriker Theo zueinander. Jess unterschied die Knochen des Hengstes und Theo will die verlorene Geschichte des schwarzen Trainers aufdecken.

Die wahre Geschichte des Pferdes Lexington wird in diesem Roman aus verschiedenen Perspektiven erzählt und verbindet durch die verschiedenen Zeitebenen gelungen die Vergangenheit mit der Gegenwart. Ich lese gerne Geschichten, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen und finde besonders die Blicke in die Vergangenheit immer sehr spannend. In diesem Fall beschäftigt sich die Autorin vom Bürgerkrieg bis in die Gegenwart eingehend mit dem Thema Sklaverei und man merkt auch wie viel Recherche in dieses Thema geflossen ist.

Die Geschichte des Pferdes zieht sich durch die ganze Handlung und steht im Mittelpunkt, von daher ist das Buch für Pferdeliebhaber sicherlich die passende Lektüre. Persönlich fand ich die vielen sich wiederholenden Beschreibungen des Pferdes aber teilweise doch schwierig und ich habe immer wieder gemerkt wie meine Konzentration verloren ging. Allgemein fand ich das Tempo der Geschichte nicht sehr gelungen. Der Anfang hat sich für meinen Geschmack sehr gezogen und ich habe nicht richtig in die Geschichte hineingefunden. Zwar bringen die verschiedenen Zeitebenen eine gewisse Abwechslung in die Handlung, aber ich habe mich immer zwingen müssen weiterzulesen und fand die Geschichte leider nicht sehr fesselend.

Die Charaktere sind hauptsächlich durch die verschiedenen Zeitebenen leicht zu unterscheiden, bleiben davon abgesehen aber eher blass. Vorallem die Nebencharaktere sind austauschbar und oftmals wirkt es als wüsste die Autorin nicht was sie mit den Charakteren anfangen soll. Ich konnte keine Verbindung zu den einzelnen Protagonisten aufbauen und mir hat die jeweils eigene Stimme der Figuren gefehlt.

Für Pferdeliebhaber mag „Das Gemälde“ die richtige Lektüre sein. Ich selbst kann den Roman aber nicht wirklich empfehlen, weil ich die Handlung überhaupt nicht mitreißend fand. Ich musste mich immer wieder zwingen weiterzulesen und fand auch die Charkatere selbst nicht überzeugend.

Veröffentlicht am 03.10.2023

Langatmige Island Erzählung

60 Kilo Kinnhaken
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Die isländische Insel Segulfjörour ist nach der vierten erfolgreichen Heringssaison zum zweitgrößten Ort Nordislands herangewachsen. Für den jungen Waiser Gestur, der gerade volljährig geworden ist, bietet ...

Die isländische Insel Segulfjörour ist nach der vierten erfolgreichen Heringssaison zum zweitgrößten Ort Nordislands herangewachsen. Für den jungen Waiser Gestur, der gerade volljährig geworden ist, bietet der Fischerort eine Chance auf schnellverdientes Geld und eine neue Welt voller ungeahnter Möglichkeiten. Ohne das Wissen seines Ziehvaters verkauft er dessen Grundstück und findet Arbeit in der gerade errichteten Fischfabrik. Und auch seine Jugendliebe tritt erneut in sein Leben.

Mir war im Vorfeld leider nicht bewusst, dass es sich hierbei um den zweiten Teil der Island Saga handelt und vielleicht war es auch der Grund weshalb ich nicht so gut in die Geschichte hineingefunden habe. Was mir wirklich gut gefallen hat war das Setting. Island ist so ein faszinierender Ort und ein absolutes Traumziel von mir und der Autor schafft es teilweise sehr gelungen dieses Setting zum Leben zu erwecken. Es ist spannend mehr über das Land und die Leute und auch die Traditionen herauszufinden.

Was ich ebenfalls positiv erwähnen muss ist das Cover, welches mir mit seinen Farben unglaublich gut gefällt. Allerdings finde ich den Titel nicht schön gewählt und auch die Schriftart auf dem Cover lenkt zu sehr vom Motiv ab. Besonders die enorm große 60 nimmt das gesamte Bild ein. Ich weiß nicht was man sich dabei gedacht hat, aber ich bin definitiv kein Fan!

Die Handlung selbst fand ich etwas seltsam, weil mir nicht wirklich bewusst wurde was der Autor eigentlich möchte und oftmals wirkte es so, als wüsste er selber nicht was er mit dieser Geschichte erzählen muss. Wir folgen dem jungen Waisen Gestur, aber irgendwie hat mir einfach eine bessere Plotstruktur gefehlt. Alles hat recht wahllos gewirkt; es gab keine wirklichen Höhepunkte und irgendwie kam einfach keine Spannung auf.

Ebenfalls nicht gefallen hat mir der Schreibstil, aber ich bin mir nicht sicher, ob das vielleicht nicht vielmehr die Schuld der Übersetzung ist. Ich habe auf jeden Fall Schwierigkeiten gehabt in die Handlung hineinzufinden und war immer sehr schnell gelangweilt und wollte auch nicht wirklich weiterlesen. Es war ein ziemlicher Kampf mich durch die Geschichte zu arbeiten, da es auch ein wirklich dickes Buch ist. Und wie gesagt passiert halt leider wirklich nicht viel.

Ich bin am Ende mit vielen Fragen zurückgeblieben. In erster Linie wüsste ich gerne was der Autor mit dieser Geschichte eigentlich bezwecken würde. Und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los meine Zeit verschwendet zu haben. Von mir gibt es daher leider keine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Interessante Idee, mangelhafte Umsetzung

Die Wächterinnen von New York
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Inhalt:
Städte sind lebendig und suchen sich einen Avatar, wenn sie erwachen. Doch als New York erwacht läuft etwas schief und es werden fünf Wächter bestimmt. Einen Wächter für jeden Bezirk und so könnten ...

Inhalt:
Städte sind lebendig und suchen sich einen Avatar, wenn sie erwachen. Doch als New York erwacht läuft etwas schief und es werden fünf Wächter bestimmt. Einen Wächter für jeden Bezirk und so könnten die einzelnen Wächter nicht unterschiedlicher sein. Manny ist genau so wie man sich Manhattan vorstellt. Brooklyn ist eine ehemlaige Rapperin. Bronx ist eine Kuration. Und natürlich haben wir auch noch Queens und Staten Island, die ihrem Klischee genau entsprechen. Gemeinsam müssen sie gegen einen Feind kämpfen, der begonnen hat die Stadt zu vergiften.

Review:
N.K. Jemisin war mir vorher nicht bekannt, aber das Cover und die Inhaltsangabe haben mich direkt angesprochen. Das Cover ist zwar schlicht gestaltet, wirkt allerdings ein wenig futuristisch und auch der Titel hat mich neugierig gemacht. Vom Inhalt her versprach es ein großartiges Buch zu werden und ich war neugierig wie die Verkörperung der Städte umgesetzt werden würde. Voller Spannung habe ich mich daher auf die Geschichte gestürzt aber wurde recht ernüchternd zurück gelassen. Die Umsetzung ist sehr woke und verliert sich komplett daran das Thema Rassismus und Diskriminierung unter dem Deckmantel einer Sci-Fi Geschichte umzusetzen.

„Die Wächterinnen von New York“ ist ein ziemlich schlechter Liebesbrief an New York selbst. Es wimmelt nur so vor Witzen und Bemerkungen, die wohl nur ein echter New Yorker verstehen kannund so fühlt sich der Leser schnell recht verloren und ich habe gemerkt wie mein Interesse immer wieder abgedriftet ist. New York wird regelrecht auf ein Podest gehoben und das war mir manchmal fast schon etwas zuviel. Auch der Schreibstil hat da wenig geholfen, da die Autorin einen recht ungewöhnlichen Stil hat und ich daher nicht so ganz in die Geschichte hineingefunden habe. Ein paar Anspielungen finde ich noch okay, aber wenn es so viele werden, dass es den Leser stört dann ist definitiv etwas falsch gelaufen. Es wirkt fast so als wollte die Autorin den Leser absichtlich außen vor lassen, wenn man die Stadt nicht gut genug kennt. Einige Dialoge strotzen nur so von Stereotypen und obwohl ich schon immer nach New York wollte, hat die Autorin mir irgendwann fast schon die Lust daran genommen selber mal nach New York zu reisen.

Wie bereits erwähnt spielt das Thema Rassismus und Diskriminierung eine wichtige Rolle, was ich grundsätzlich großartig finden würde, da es ein Thema ist das uns alle betrifft und als solches auch unbedingt angesprochen werden sollte. Allerdings ist die Darstellung von N.K. Jemisin so voller Klischees und Vorurteile, das es mir den Spaß am lesen genommen hat. Die Bewohner von Staten Island werden als kleingeistige Republikaner dargestellt. Zudem ist es mehr als auffällig, dass alle weißen Charaktere in der Geschichte schlecht sind und alle PoC Charaktere gut sind. Allgemein spielt das Thema Hautfarbe eine unglaublich große Rolle und ads erste was bei jedem Charakter erwähnt wird ist eben dies. Und das wird dann auch bis aufs kleinste Detail ausgeführt. Und es wird natürlich immer wieder erwähnt wie schlecht und rassistisch und böse jeder einzelne der weißen Charaktere ist. Damit zeigt sich die Autorin genau so ignorant wie die Leute, die sie selber mit ihren Aussagen kritisieren will.

N.K. Jemisin versucht eine tiefgründige Geschichte zu schreiben und scheitert daran. Die Geschichte geht nur sehr langsam voran und es passiert sehr lange gar nichts, wodurch ich mich mehrmals gelangweilt gefühlt habe und mich zwingen musste weiter zu lesen. Ich hatte auch das Gefühl als würde sie einige Charaktere im Laufe der Geschichte aus den Augen verlieren, nur um sich dann am Ende wieder daran zu erinnern um sie dann zwanghaft mit einzubringen. Der Bösewicht der Geschichte ist ein klassicher Bilderbuch Bösewicht. Sie ist abgrundtief böse, hat keinerlei Tiefe und wird dadurch einfach unglaublich blass und nichtssagend. Auch das Magiesystem ist nichtssagend und wenig durchdacht und macht teilweise tatsächlich einfach überhaupt keinen Sinn.

Show, Don’t Tell ...das dürfte mittlerweile jedem ein Begriff sein, aber die Autorin hat davon offensichtlich noch nichts gehört. Das fällt bereits nach wenigen Kapiteln auf und steigert sich immer weiter. Ich fand den Schreibstil wirklich sehr durchschnittlich. Zudem greift die Autorin sehr auf Umgangssprache zurück wenn es zu den Dialogen etc. kommt und das war mir stellenweise auch etwas zu viel.

Alles in einem ist die Grundidee wirklich super, aber die Umsetzung konnte mich leider nicht überzeugen. N.K. Jemisin hätte so viel mehr aus dieser Idee rausholen können. Die Handlung war leider viel zu langweilig und ich mochte keinen der Charaktere, wodurch ich auch nicht mitfiebern konnte.

Fazit:
Interessante Idee, aber eine mangelhafte Umsetzung. Wer Sci-Fi liebt sollte lieber zu anderen Autoren greifen und dieses Buch meiden.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Lacey Flint 3

Ihr Blut so rein - Lacey Flint 3
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Lacey Flint geht in die dritte Runde! Ich hatte bei den Vorgängern Probleme in die Story hineinzufinden und dies hat sich bei "Like This For Ever" noch mal verstärkt. Es hat mich deutlich über 150 Seiten ...


Lacey Flint geht in die dritte Runde! Ich hatte bei den Vorgängern Probleme in die Story hineinzufinden und dies hat sich bei "Like This For Ever" noch mal verstärkt. Es hat mich deutlich über 150 Seiten gekostet, um langsam mit der Geschichte warm zu werden und ich kann selbst nicht wirklich sagen woran es gelegen hat. Die Kapitel haben mich einfach nicht gefesselt und mit der neuen Erzählsicht – aus Sicht eines kleinen Jungen – konnte ich mich ebenfalls nicht anfreunden. Allerdings breche ich normalerweise kein Buch ab und lese es stets bis zum Ende, sodass ich mich weitergekämpft hab. Positiv zu erwähnen wäre die Konstruktion des Falles. Sharon Bolton nimmt sich erneut eines schweren Themas an, den Morden an kleinen Kindern, und hat die öffentliche Panik sehr schön ausgearbeitet. Diesmal bin ich allerdings mit der Auflösung des Falles nicht ganz zufrieden und irgendwie hatte ich allgemein das Gefühl, dass der Roman alles in einem einfach nicht ganz stimmig ist.

CHARAKTERE
Nach den ersten beiden Romanen dürfte es kein Geheimnis mehr sein, dass ich die Ausarbeitung und Entwicklung der Charaktere für Sharon Boltons größte Schwäche halte! Und so blieb Lacey Flint auch in "Like This For Ever" mein Sorgenkind. Ich hatte das Gefühl die Autorin hätte durchaus vor Augen gehabt wie Lacey sich in den einzelnen Büchern entwickeln soll, aber die Umsetzung scheitert auf ganzer Linie. Lacey hat mit den psychischen und physischen Schäden von ihrem Undercover Einsatz in Cambridge zu kämpfen. Und genau diese Darstellung empfand ich als zu extrem. Die Autorin nimmt sich zuviel vor und rast mit voller Geschwindigkeit ans Ziel vorbei. In der ersten Hälfte des Romans ist Lacey nicht wieder zu erkennen, während sie dann in der zweiten Hälfte ganz die Alte ist. Zudem ist ihr Handeln während dem großen Showdown und mit ihrer Vorgeschichte absolut unglaubwürdig. Ich finde es nicht nachvollziehbar, dass sie nach allem was passiert ist noch immer so dumm und auf eigener Faust handelt.

Kommen wir zu einem weiteren Charakter mit dem ich immer größere Probleme bekomme. Dana Tulloch. Sympathisch war mir die Ermittlerin noch nie und dies hat "Like This For Ever" nur noch verstärkt. Ich konnte ihre Entwicklung einfach nicht nachvollziehen. Und dann setzt sich Dana auch noch in den Kopf, dass Lacey hinter den Morden steckt. Mal wieder! Dieser Konflikt hat mich wirklich genervt und jedes Mal wenn ein Kapitel aus ihrer Sicht kam, hätte ich es am liebsten übersprungen. Dafür entwickelt sich Mark Joesbury allerdings zum besseren. Diesmal erlebt der Leser ihn in der Rolle als Vater und dies hat ihn soviel sympathischer gemacht als jede einzelne Interaktion mit Lacey es je vermochte. Ich war zum ersten Mal wirklich auf seiner Seite und im ganzen Buch war er der einzig ertragbare Charakter.

"Like This For Ever" bringt eine Reihe neuer Charaktere mit. Einer von ihnen ist Barney, ein kleiner Junge, der neben Lacey wohnt. Und er brachte einige Probleme mit sich. Sein ganzes Handeln hat mich vielmehr an einen älteren Teenager erinnert, weshalb ich mich beim lesen immer wieder daran erinnern musste, dass er noch ein Junge ist. Natürlich gibt es Kinder, die für ihr Alter schon sehr erwachsen sind und bei Barney kommen auch noch gewisse andere Aspekte hinzu …aber selbst wenn ich all diese Punkte berücksichtigte, ist mir seine Darstellung immer noch nicht altersgerecht. Ein Problem, das sich auch bei seinem Freundeskreis gezeigt hat. Nachdem wir in den letzten Teilen über die Vergangenheit von Lacey und Evi gerätselt haben, ist es diesmal Barney, der einige Fragen aufwirft. Und ich weiß nicht ob es an mir lag, aber ich fand es sehr offensichtlich wohin uns die Autorin führt, sodass mich diese Auflösung ziemlich enttäuscht.

WELTENBAU
"Like This For Ever" führt uns wieder nach London. Doch bevor ich darauf eingehe, möchte ich einen kurzen Blick zurück werfen. "Dead Scared" ließ uns mitten in der Handlung fallen und überrascht den Leser mit einem gewaltigen Cliffhanger, welcher mir beim lesen recht bitter aufgestoßen ist. Aber wie die Autorin damit nun in der Fortsetzung umgeht hat mich tatsächlich ziemlich sauer gemacht. Wofür ein Cliffhanger, wenn dieser dann erstmal rigoros ignoriert wird? Dieser Versuch die Spannung zwanghaft aufrecht zu erhalten hat mir wirklich nicht gefallen. So sind wir nun aber zurück in London und diesmal spielt die Themse einen entscheidenden Ort. Hundertprozentig konnte mich das Setting nicht überzeugen, weil für mich beim lesen einfach keine Atmosphäre aufgekommen ist. Lediglich die Szenen mit Barney und seinen Freunden konnten mich dahingehend überzeugen. Ihr Versuch dem Täter auf die Spur zu kommen, hat die Tatorte aufleben lassen. Mir hat es auch gut gefallen, dass Sharon Bolton wieder die Medien berücksichtigt, die selbstverständlich bei einem Fall wie diesem automatisch zur Stelle sind.

Obwohl mir die Konstruktion des Falles durchaus gefallen hat, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass Sharon Bolton im Vergleich zu den ersten beiden Lacey Flint Teilen etwas nachgelassen hat. "Now You See Me" hatten den unheimlich spannenden Jack the Ripper Aspekt und "Dead Scared" diese dunklen Horroraspekte, die fast schon an mystische Albträume erinnerten. Dieses besondere hat mir hier gefehlt. Der Leser folgt lediglich den Mordfällen, wie wir es in dutzenden anderen Büchern erleben. Für mich war "Like This For Ever" mehr Krimi als Thriller. Auch das hin und her hinsichtlich der Verdächtigen empfand ich diesmal eher krampfhaft.

Etwas verwirrt hat mich die Tatsache, dass nach diesem Teil noch ein weiterer folgen wird. Ich fand das Ende nämlich sehr rund und harmonisch, genau so wie man sich die finalen Augenblicke einer Reihe wünscht. Ich hoffe Sharon Bolton findet nach dem vierten Teil einen ähnlich guten Abschluss, aber bleib vorerst skeptisch.

SPRACHSTIL
Sharon Bolton schreibt in kurzen und präzisen Sätzen, ohne bildhafte Umschreibungen. Wie bereits in meinen vorherigen Rezensionen erwähnt fehlt mir bei der Autorin das gewisse Etwas. Ein Merkmal, das ihren Schreibstil auszeichnet und wieder erkennbar macht. Wie gewohnt teilt sich auch "Like This For Ever" in viele kurze Kapitel auf, in denen der Erzähler und die Perspektive regelmäßig wechseln. Ich bin diesmal mit allen Erzählern nicht warm geworden und besonders Barney hat mir am Anfang einige Schwierigkeiten bereitet. Für mich kam er stets mehr als Teenager rüber und auch seine Hintergrundgeschichte konnte mich nicht fesseln. Allgemein bin ich kein großer Fan, wenn Geschichten aus der Sicht von Kindern erzählt werden, aber wenn dann bitte glaubwürdig und altersgerecht. Laceys Sicht fand ich noch anstrengender zu lesen. Man hätte ihren inneren Konflikt wunderbar darstellen können und dieser Aspekt hat viel Potential geboten. Aber leider war er stattdessen unglaubwürdig. Ich hätte mir mehr Szenen mit ihrer Psychologin gewünscht, die uns einen direkten Einblick in Laceys Seelenwelt bieten.

COVER
Das Cover zu "Like This For Ever" passt wunderbar zu seinen Vorgängern und vermittelt die gleiche düstere und geheimnisvolle Atmosphäre. Zum ersten Mal bietet sich dem Leser eine Außenansicht und mal fühlt sich in eine fast schon dystopische Zukunft versetzt. Diesmal ist ein kleiner Junge zu sehen und auch der Ort ist passend zur Handlung gewählt. Das amerikanische Hardcover finde ich noch passable, während das deutsche Cover für mich wieder den letzten Platz belegt. Es harmonisiert nicht mit seinen Vorgängern und reiht sich in die lange Schlange nichtssagender Thrillercover ein. Warum man sich nicht wie beim ersten Teil an das Original gehalten hat bleibt mir ein Rätsel.

FAZIT
Lacey Flint lässt deutlich nach. "Like This For Ever" vermag zunächst nicht zu fesseln und braucht sehr lang um in Schwung zu kommen. Die Entwicklung der Charaktere war schwer nachvollziehbar und auch die Perspektivenwechsel konnten diesmal nicht zur Spannung beitragen. Der Fall ist gut konstruiert, aber weißt einige kleine Schwachstellen auf. Bleibt zu hoffen, dass der letzte Band der Reihe dies überbieten kann!

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