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Veröffentlicht am 14.05.2023

70er Jahre und alles Anti

Anti
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„Anti“ von Lisei Luftvogel erzählt über Maja, ein Kind welches bei Dieter, seinem Vater im Ruhrgebiet aufwächst. Dora, Majas Mutter lebt mit dem Kleinen Bruder Jo in einer Kommune. Die Eltern sind beide ...

„Anti“ von Lisei Luftvogel erzählt über Maja, ein Kind welches bei Dieter, seinem Vater im Ruhrgebiet aufwächst. Dora, Majas Mutter lebt mit dem Kleinen Bruder Jo in einer Kommune. Die Eltern sind beide Studenten mit alternativen Ansichten, welche offen im Gespräch mit ihren Kindern gegen die patriarchale Gesellschaftsstrukturen aufbegehren.

In Majas Leben ist alles Anti, ein antiautoritärer Hort, eine antiautoritäre Erziehung, Anti-Atomkraftwerk, Antifaschisten usw.

Schwierig gestaltet sich durch diese Erziehung und vor allem Lebensweise der Eltern das Alltagsleben von Maja in der Schule.
Sie und ihre wenigen Freunde werde gemobbt, beschimpft und verprügelt.
Gewalt zwischen den Kindern ist auf der Straße ein großes Thema und Maja beschließt mit ihrem Freund Aljoscha mithilfe der Kraft und dem Mut der Drachen, dieser Gewalt ein Ende zu bereiten.
Ihre verstorbene Oma hat von den Drachen berichtet; nun gilt es diese Kraft zu erhalten.
Die Kinder benötigen hierzu die Unterstützung der Erwachsenen und arbeiten nun an einem Plan.

Die Protagonisten werden bildlich und authentisch dargestellt, sehr gut wird dem Leser die alternative Lebensweise beschrieben.
Das Leben in den Kommunen, die nackten Menschen, die offenen Gespräche, kein Schamgefühl - all diese antibürgerlichen Themen werden offen und klar beschrieben.
Für die Kinder ist die Lebenseinstellung „verbieten verboten“ sehr schön und doch in der Gesellschaft nicht akzeptiert. Hier erfahren Maja und ihre Freunde für ihr Empfinden sehr viel Ungerechtigkeiten.

Das unschuldige Thema Sexualität in der Kindheit wird in der Gesellschaft nicht offen angesprochen.
Themen wie Glaube, Kirche und Politik werden in der Story sehr gut über die Gedanken der Kinder dem Leser offenbart. Die Schwere der elterlichen Ansichten und die daraus entstehenden Konsequenzen sind für die Kinder verstörend.
Für Maja ist dies alles oftmals widersprüchlich und schwer zu verstehen.

Der Roman ist sehr einfühlsam, intensiv und auch humorvoll geschrieben. Als Leser fühlt man sich in die 70er Jahre direkt ins Ruhrgebiet versetzt.

Das schmale Buch ist sehr zu empfehlen, ich wurde bestens unterhalten und bleibe bisschen nachdenklich zurück.

Anti ist nicht immer gut und nicht immer schlecht….

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Veröffentlicht am 12.05.2023

#Metoo?!

Noch wach?
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Noch wach“? von Benjamin von Stuckrad-Barre hat mich fasziniert, aufgrund der sehr ähnlichen reellen Fälle in Deutschland und natürlich die Story über den Weinstein-Skandal. Metoo war in aller Munde und ...

Noch wach“? von Benjamin von Stuckrad-Barre hat mich fasziniert, aufgrund der sehr ähnlichen reellen Fälle in Deutschland und natürlich die Story über den Weinstein-Skandal.

Metoo war in aller Munde und nach Beendigung dieses Romans ist mir klar, warum dieses Thema nicht mehr brandaktuell ist und doch wäre.
Eine junge Frau arbeitet in Berlins großen Fernsehsender und erzählt von ihrem Chef, ihrer Arbeit und ihren Erlebnissen.
Zur gleichen Zeit passieren in Los Angeles unverständliche Dinge. Prominente und berühmte Männer nehmen sich sehr viel den Frauen gegenüber heraus und prahlen damit in der Öffentlichkeit. Plötzlich erschüttert der Weinstein Skandal Hollywood. Und alles verändert sich! Oder nur oberflächlich?
Von Hollywood verbreitet sich nun die

Metoo Bewegung um die ganze Welt. Und doch ist es extrem schwierig, gegen die Machtstrukturen anzukommen.
Der Roman wird in der Ich-Form erzählt. Der Erzähler liegt noch gemütlich in Hollywood im legendären „Château Marmont“ am Pool und wird plötzlich in Berlin mitten in die „#Metoo-Bewegung gerissen. Kompromisslos erzählt der Autor über die sexuelle Belästigung durch Führungskräfte, über toxische Beziehungen, über die Machtstrukturen und Machtmissbrauch im Unternehmen.
Die Themen des Romans werden sehr anschaulich beschrieben, die Freundschaften, Verrat, das Arbeiten in der Medienbranche, sexuelle Belästigung und die Angst vor einem „Karriere-Aus“, werden intensiv beleuchtet. Die Protagonisten werden sehr authentisch beschrieben und man kann sich sehr gut in deren Gefühlslage und die Ängste versetzen. Teilweise als neue Prüderie wird das Verhalten der Opfer beschrieben und die Anklage wird verdreht, letzten Endes handelt es sich im Verleumdung, Rufmord und die Betroffenen werden in der Öffentlichkeit als selbst schuld und nuttig durch die Unternehmen dargestellt.
Die sprachliche Ausdrucksweise ist sehr locker und man fliegt über die Seiten. Immer wieder überlegt man was real oder fiktiv ist. Die Schwere der Thematik wird durch das Geplänkel der Protagonisten aufgelockert.
Ein Roman, der Aufsehen erregt, den Leser berührt und das psychische Leid der Betroffenen beschreibt. Der Autor hat ein brillantes Buch über Machtmissbrauch und Sittenwidrigkeit in der Welt geschrieben.
Persönlich war ich gefesselt von der Story und es hat mich nachdenklich gemacht, dass Frauen in der heutigen Zeit immer noch Opfer sind und nicht gehört werden. Die mächtigen und einflussreichen Personen wenden die Vorwürfe und Anschuldigungen der sexuellen Übergriffe ab, verdrehen die Tatsachen und ruinieren im Anschluss das Leben der Betroffenen. Einen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen, die Angst zu überwinden und stark zu sein. Gemäß den Erfahrungen in der Story und nachvollziehbar in der Realität wird jedoch eine komplett andere Methode vermittelt.
Eine Leseempfehlung für dieses intensive Buch.

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Mystisch und voller Farben

Als wir Vögel waren
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Als wir Vögel waren“ ist Ayanna Lloyd Banwo‘s Debütroman.
Die Autorin verzaubert den Leser mit einer ergreifenden und mystischen Geschichte in Trinidad.

Der junge Rastafari Emmanuel hat sein Zuhause ...

Als wir Vögel waren“ ist Ayanna Lloyd Banwo‘s Debütroman.
Die Autorin verzaubert den Leser mit einer ergreifenden und mystischen Geschichte in Trinidad.

Der junge Rastafari Emmanuel hat sein Zuhause verlassen, um in Fidelis, einem jahrhunderte alten Friedhof in Port Angeles zu arbeiten. Seine Mutter kann durch ihre Schmerzen nicht mehr viel arbeiten und das Geld fehlt. Sein Vater ist vor Jahren in diese Stadt gegangen und nie mehr zurück gekommen. Emmanuel’s Mutter tobt und allein der Gedanke ihren Sohn an diese Stadt zu verlieren ist schlimm, auch die Aussicht, dass er auf einem Friedhof arbeiten möchte passt nicht zu ihren Ansichten und ihrem Glauben - die Toten soll man meiden.

Emmanuel, genannt Darwin rasiert seine Dreadlocks ab und verwandelt sich äußerlich. Innerlich bleibt er ein positiver, guter Mensch, jedoch bereitet ihm die Arbeit mit seinen Kollegen und dem zwielichtigen Chef starkes Unbehagen. Auch passieren seltsame Dinge in Fidelis und Darwin kann dies nicht einordnen.

Währenddessen wartet Yejide darauf, zu ihrer im Sterben liegenden Mutter Petronella gerufen zu werden.

Auf dem Berg, um das verwinkelte Haus zieht ein Sturm auf, alle Fenster sind geöffnet und Blätter, Regen und Wind dringen in das Zimmer der sterbenden Frau.

Petronella möchte zu ihrer toten, geliebten Zwillingsschwester Geraldine gehen.Jedoch muss sie vorher ihre Tochter rufen, damit es auf Yejide übergeht. Nur was genau ist es?

Geraldine hat schon früh versucht Petronella davon zu überzeugen, es ihrer Tochter beizubringen. Und doch hat diese sich stets geweigert.

Die Menschen unten am Berg und in der Stadt haben Angst vor dem Sterben. Die Frauen auf dem Berg, sorgen ihr ganzes Leben dafür, dass man den Tod nicht fürchten muss. Yejide hatte ein herzliches Verhältnis zu ihrer Granny Catherine und doch hat auch diese kurz vor ihrem Tod nur ihre Tochter zu sich gerufen. Mystisch und geheimnisvoll wird der Leser in eine andere Welt gezogen.

Darwin meidet normalerweise die Toten und deren Seelen, Yejide kommuniziert mit dem Tod. Die beiden Protagonisten treffen sich auf ungewöhnliche Weise auf dem Friedhof und verlieben sich. Darwin ist das Leben für Yejide und andersherum.


Die Autorin schreibt einen mystischen Roman über die Liebenden, das Schicksal, die Lebenden, die Toten und die Seelen dazwischen.

Flüssig und mit einem besonderen Schreibstil zieht die Autorin die LeserIn in ihren Bann. Kulturelle Unterschiede, Armut, Kriminalität und Mythen werden unbeschönigt dem Leser vorgelegt. Trinidad und vor allem der alte Friedhof werden bildlich dargestellt. Die Protagonisten sind authentisch und sehr intensiv beschrieben. Ayanna Lloyd Banwo hat mit ihrem Debütroman ein Highlight für alle Geister- und Mythenfreunde geschrieben.

Ein Lesehighlight mit 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Unantastbar

Die spürst du nicht
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Daniel Glattauer hat mit dem Roman „Die spürst du nicht“ ein vielschichtiges,
berührendes und tiefgründiges Buch geschrieben.

Es ist mein erstes Buch bzw. Hörbuch von Glattauer und es hat mich absolut ...

Daniel Glattauer hat mit dem Roman „Die spürst du nicht“ ein vielschichtiges,
berührendes und tiefgründiges Buch geschrieben.

Es ist mein erstes Buch bzw. Hörbuch von Glattauer und es hat mich absolut überzeugt.

Der Roman beginnt mit dem Tod eines Flüchtlingskinds in der Toskana.

Familie Binder und Familie Strobl-Marinek fahren mit ihren Kindern in ein Ferienhaus mit Pool in die Toskana.
Sophie-Luise, die 14jährige Tochter der Familie Strobel-Marinek möchte ihre Schulfreundin oder eher Klassenkameradin mitnehmen. Ihre Mutter, eine Grünen-Abgeordnete, setzt sich bei den verschiedensten Stellen dafür ein.
Aayana, das Mädchen aus Somalia, darf nicht mit. Ihre Eltern sind dagegen. Nur wenn der Bruder mitkommen darf.
Nach viel Überzeugungskraft und Sophie-Luises Wunsch, der Klassenkameradin das Schwimmen beizubringen, willigen die Eltern ein.

Aayana ist höflich, freundlich, zurückhaltend und still.
„Die spürst du gar nicht“ ist die allgemeine Meinung der Erwachsenen.

Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wie die beteiligten Familien mit der unglaublichen Tragödie umgehen. Die Gefühle von Sophie-Luise und das Mobbing in der Schule wird von deren Eltern nicht wahrgenommen. Diese sind mit sich selbst und der Tragödie beschäftigt. Auch die Familie Binder versucht mit dem Unglück klarzukommen. Die einen verkraften es kaum, die anderen würden diese Angelegenheit gerne ad acta legen.
Niemand kümmert sich um die Familie des Kindes, niemand interessiert sich für deren Gefühle, niemand möchte das Beileid ausdrücken.
Und niemand kümmert sich um Sophie-Luise….
Bis plötzlich eine Internetbekanntschaft das Mädchen verändert.

Ein Anwalt, ein seltsamer, alter Kauz vertritt plötzlich die somalische Familie und fordert eine unglaublich hohe Geldsumme von der Familie Strobl-Marinek. Und er möchte keinen Vergleich,
er möchte vor Gericht. Unbedingt!
Er will sich und der Familie Gehör verschaffen.

Die Medien und auch das Netz ist von Beginn an am Unglück beteiligt und die Menschen geben ungeniert ihre Kommentare ab. Zur Abgeordneten, zu den Familien, zu den Flüchtlingen, zu Werten, zu wirklich allem und jedem.

Dem Hörer wird bewusst, wie gedankenlos, menschenverachtend, abwertend und auch schadenfroh die Menschen im Netz ihren Gedanken freien Lauf lassen.

Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth als SprecherIn zu wählen, war eine sehr gute Entscheidung.
Die Sprecherin holt den Hörer mit ihren unterschiedlichen Nuancen und Stimmarten ab und vermittelt die Emotionen unglaublich gut. Der Sprecher lockert mit seinem Dialekt und der Umgangssprache - er spricht Auszüge aus den Social Media Kanälen- das Drama etwas auf.

Glattauer hat einen zeitgemäßen und tief berührenden Roman über die Werte der Menschen und was ein Leben wert ist, geschrieben. Gibt es hier Unterschiede?

Die Geschichte regt zum Nachdenken an und geht unter die Haut. Ein grandioses Werk, einfühlsam erzählt. Gerne 5 Sterne für das Hörbuch, den unglaublich guten Schreibstil des Autors und die einnehmenden Erzähler.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Sparen und Leben

3000 Yen fürs Glück
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Japanische Kultur und ein Weg zu sparen wird mit dem Buch “3000 Yen fürs Glück” von Hika Harada direkt in die Gedanken der europäischen/deutschen LeserInnen gepflanzt.
Es wird die Geschichte von vier ...

Japanische Kultur und ein Weg zu sparen wird mit dem Buch “3000 Yen fürs Glück” von Hika Harada direkt in die Gedanken der europäischen/deutschen LeserInnen gepflanzt.
Es wird die Geschichte von vier Frauen aus drei Generationen und ihre jeweiligen Bedürfnisse, Träume und Probleme erzählt. Die aussergewöhnliche und für den europäischen/deutschen Leser etwas unvorhersehbare Sichtweise auf die Dinge und das Sparen im speziellen gibt Einblick in die japanische Kultur. Informativ und abenteuerlich werden verschiedene Sparmöglichkeiten aufgezeigt. Der kontinuierliche Bankenwechsel mit kurzfristigen, gut verzinsten Lockangeboten, Kreditkarten und günstige Mobilfunkanbieter sind nur ein Bruchteil der aufgezählten Möglichkeiten. Langfristige Planung, am besten mit einem Kakeibo /Haushaltsbuch, werden wärmstens empfohlen. Es gibt sogar einen QR-Code für einen kostenlosen Download des Kakeibo.
Es handelt sich keineswegs um ein Sachbuch; der Leser wird sehr gut in die Leben der japanischen Frauen einbezogen. Die Protagonistinnen werden sehr authentisch und lebendig beschrieben, das Leben in Japan, die Tradition und auch der finanzielle Hintergrund wird dem Leser unglaublich gut dargelegt und man taucht in die uns fremde Welt und deren Alltag ein.
Die Sorgen und Probleme, welche eine Person oder auch eine Familie finanziell bewältigen muss, ist nicht fernab der Situation in Deutschland.
Um den kleinen Traum einer Familie, Eigentum und etwas Leben zu erfüllen, heißt es gut zu hauswirtschaften, zu sparen und zu planen.
Tipps hierfür kann man aus diesem flüssig geschriebenen Buch gut übernehmen, auch wenn manches nicht direkt in unser europäisches Leben übernommen werden kann. Das Buch liest sich aufgrund der verschiedenen Geschichten locker und leicht, trotz der schweren Thematik des Sparens. Hika Harada hat mit ihrem Familienroman ein unterhaltsames, lehrreiches Buch geschrieben.
Das Cover mit der typischen Winkekatze und der kräftigen Farbe mit der weißen Schrift locken den Blick an. Ich kann das wirklich ungewöhnliche, etwas andere Buch sehr empfehlen und gebe gerne 4,5 Sterne.

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