Absolute Leseempfehlung
Pride began on Christopher Street“Pride began on Christopher Street” von Christian Handel und Andreas Suchanek herausgegeben vom Piper Verlag handelt vom Beginn einer weltweiten Bewegung, der uns bekannten jährlichen Parade, dem CSD (Christopher ...
“Pride began on Christopher Street” von Christian Handel und Andreas Suchanek herausgegeben vom Piper Verlag handelt vom Beginn einer weltweiten Bewegung, der uns bekannten jährlichen Parade, dem CSD (Christopher Street Days), um für die Gleichberechtigung und Rechte queerer Menschen einzutreten.
Die Handlung beginnt 1969 in New York und zeigt uns die unfassbaren Abscheulichkeiten und Gedanken der Gesellschaft gegen queere Menschen. Diesen Ausdruck gab es 1969/1970 noch nicht und die Autoren verwenden deshalb in diesem Buch die Begriffe schwul, lesbisch und homosexuell.
Aufgezeigt werden die Gewalttaten gegenüber homosexuellen Menschen, die verachtenden Ansichten und Anfeindungen der Gesellschaft. Die Idee, dass es sich hierbei um eine psychische Krankheit handelt und auch der Verstoß aus der Familie ist in dieser Zeit Normalität. Ein Leitbild von richtig und falsch wird vorgegeben und die Gesellschaft setzt alles daran, dieses beizubehalten.
Die Homosexuellen wurden unmenschlich behandelt, haben bei Bekanntwerden ihrer Persönlichkeit und/oder Neigung ihre Arbeit und Wohnung verloren, nur weil das Andere nicht akzeptiert und toleriert werden konnte. Homosexualität wurde damals strafrechtlich verfolgt Und doch wollten sich diese Menschen nicht an Gesetze halten, die ihnen gänzlich unverständlich waren. Diese Ungerechtigkeit konnten und wollten sie nicht hinnehmen.
Ein Versteckspiel von der Polizei begann in zwielichten Lokalen, u.a. auch im Stonewall Inn, einer Location direkt an der Christopher Street, in welcher sich Homosexuelle trafen, um das Gefühl der Freiheit zu leben.
Leider wurden immer wieder Razzien durchgeführt und die Polizei hat oftmals unnötige Brutalität walten lassen.
Finn, arbeitet im Theater, liest gerne und ist ein häufiger Besucher im Stonewall Inn. Er glaubt nicht mehr an die Liebe oder an eine langjährige Beziehung, dafür wurde er bereits zu oft verletzt.
Bei einer Razzia lernt er den verkrampften, verheirateten, aber sehr attraktiven Milton oder besser Jake kennen. Die beiden Männer flirten miteinander und Jake, der sich jeglichen Gedanken an einen Mann strengstens verbietet, fühlt die Erregung.
Nur darf Jake diesem Gefühl niemals nachgeben, sein Vater würde ihn verstoßen, seine Frau wäre unglaublich verletzt und sein Job als Polizist wäre Geschichte. Lieber ein Leben voller Lügen weiterleben?!
Die beiden Autoren zeigen das Leben der Homosexuellen Ende der 60er Jahre mit all seinen Widrigkeiten auf. Die Ungerechtigkeit gegenüber diesen Personen war unfassbar und die fehlende Toleranz unverzeihlich. Eine zarte Beziehung zwischen den Hauptprotagonisten wird eingefangen und doch steht immer die Gesellschaft zwischen dem Gefühl.
Kann oder soll man es wagen, seine Persönlichkeit offen zu legen?
Realistisch werden die Angriffe durch die Gesellschaft und Polizei beschrieben, die Probleme bei der Arbeitssuche, sobald man geoutet wurde. Finanzielle und psychische Probleme waren alltäglich und die Traurigkeit der Menschen über die Demütigungen spürbar.
Bis zu dem Tag, als vor dem Stonewall Inn die Menschen während einer Razzia anfingen sich zu wehren. Der Hilferuf:“Warum tut ihr nichts, Leute?” an die gaffende Menge vor der Location war der Beginn einer unglaublichen Bewegung. Kupfermünzen wurden auf die Polizisten geworfen, immer mehr Menschen kamen aus allen Stadtteilen und umschlossen das Stonewall Inn mit den Polizisten.
“Gay Power!”
Eine gewaltige Masse an Menschen, die endlich für ihre Freiheit kämpft. Etwas hat sich in dieser Nacht geändert und ein Zurück war nicht mehr möglich. Es war ein historischer Moment und was auf der Christopher Street geschah, verbreitete sich unglaublich schnell.
Jake und Finn befinden sich mittendrin in dem Aufstand und für Jake ist der Moment gekommen, an welchem er sich entscheiden muss, auf welcher Seite er kämpft.
Für seine Lügen oder für sein Leben?
Die beiden Autoren lassen mich als Leser:in die Atmosphäre aufsaugen, die Orte wurden so bildlich beschrieben, dass ich mich direkt in NY im Jahr 1969 während der großen Bewegung an der Christopher Street befinde. Man taucht ein in das Geschehen und empfindet mit; eine großartige Erzählung die man nicht aus der Hand legen kann.
“Manchmal verglühen Funken, manchmal wurden sie zu einem Leuchtfeuer. Erst die Zukunft würde zeigen, was sie hier vor sich hatten.” (Pos.2985)
Die wunderbare Geschichte während dieser Bewegung berührt und zeigt den Mut und die Hoffnung von Minderheiten auf.
Ein Kampf um Gerechtigkeit, der die Welt veränderte.
Das Buch zeigt auf, dass die Gesellschaft in der heutigen Zeit toleranter ist, es queeren Menschen leider immer noch schwer macht und nicht alle queeren Menschen bereit sind sich im Beruf oder Alltag zu outen.
Eine absolute Leseempfehlung für dieses unfassbar gut beschriebene historische Ereignis.