Kraftvolles Werk
Glänzende Aussicht“Glänzende Aussicht” von Fang Fang wurde verlegt von Hoffmann und Campe.
“Das Leben war ein Ameisendasein, der Tod wie ein Staubkorn. War das nicht die Beschreibung unzähliger gewöhnlicher Existenzen…? ...
“Glänzende Aussicht” von Fang Fang wurde verlegt von Hoffmann und Campe.
“Das Leben war ein Ameisendasein, der Tod wie ein Staubkorn. War das nicht die Beschreibung unzähliger gewöhnlicher Existenzen…? “ (Pos.915/6.Kapitel)
Der Roman handelt von einer Arbeiterfamilie aus Wuhan, in welcher die Anzahl der Kinder hohen Wert besitzt. Die Familie, ehrenwerte Bewohner der Henan-Baracken in Hankou, hat acht Söhne, zwei Töchter und bewohnt einem Raum mit dreizehn Quadratmetern.
Der achte Sohn, der Liebling des Vaters, geboren am selben Tag und zur selben Zeit, starb am 16. Tag seines Lebens. Aus Sicht dieses Sohnes wird die Geschichte erzählt.
Der Vater ist ein echter Kerl, er schlägt seine Frau und Kinder, ist in Kämpfe verwickelt und dem Schnaps nicht abgeneigt.
Die Mutter eine attraktive Frau betet ihren Mann an und empfindet bei den Prügeln eine gewisse Genugtuung.
Bruder Sieben ist das jüngste und schwächste Kind; der Unmut des Vaters und der Geschwister wird an ihm ausgelassen. Zerlumpt und hungrig lernt er früh Müll und später Gemüse aufzusammeln. Als er die zwei Jahre ältere Gougou kennenlernt, gibt diese seinem Leben etwas Sinn. Der Gedanke an das Mädchen leuchtet wie ein Stern in der Finsternis für ihn. Er bewahrt die Erinnerung an Gougou in seinem Herzen. In seiner Familie wird er schlechter behandelt als ein Hund. Er musste auf allen vieren kriechen, unter dem feuchten Bett schlafen und wenn sein Vater ihn verprügelt, blickt die Mutter nicht auf, obwohl sie es gerne mag, wenn ein Hund gezüchtigt wird.
Großer Bruder beschimpft den Vater, der sein Leben verplempert und seinen Kindern dieses Leben als erstrebenswert mit auf den Weg gibt. Obwohl diese hungern und in Lumpen gekleidet wie Schweine in einer Bruchbude hausen mussten.
Die Kinder verlassen alle nach und nach die Eltern. Bruder Sieben hat das Glück, durch seine Landverschickung den Weg zur Universität zu finden. Dadurch wird er sein Schicksal verändern. Sein Bestreben nach Macht und Einfluss und das Brechen mit seiner Herkunft aus dem Elend lassen ihn ein schönes und erfreuliches Leben leben. Es gibt ihm das Ansehen, dass der kleine schüchterne und verängstigte Junge nie hatte.
Fang Fang erzählt von den unterschiedlichen Entwicklungen der Kinder, von dem Elend und den gewalttätigen Attacken der Familienmitglieder untereinander. Sie berichtet von Transportarbeitern, Hungersnot , patriarchalischen Familienstrukturen und bringt den Leser:innen mit diesem Roman die Strukturen Chinas nahe. Sie erzählt von Konflikten innerhalb der Generationen, zeigt den materiellen Erfolg von Personen der Unterschicht auf und die Wege zum sozialen Aufstieg. Nicht immer moralisch nachvollziehbar und doch realistisch beschreibt Fang Fang das Leben zur damaligen Zeit. Ungeschönt mit verstörenden Ansichten der damaligen Generation zeigt sie uns urbane Lebensbedingungen der Arbeiterfamilien auf.
Ein beeindruckendes, kraftvolles Werk mit einer absoluten Leseempfehlung.
“Das Leben gleicht dem Blatt am Baum, alles Entstehen und Werden führt in den Tod, Egal welchen Weg du einschlägst, es kommt immer aufs Gleiche heraus.”(Position 1737/14.Kapitel).