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Veröffentlicht am 27.09.2023

Gehen und Begleiten

Und wir tanzen, und wir fallen
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„Und wir tanzen und wir fallen“ von Catherine Newmann ist ein berührendes Buch über Sterbebegleitung, Liebe und das Leben.

Edi und Ash sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen und haben alle Gedanken, ...

„Und wir tanzen und wir fallen“ von Catherine Newmann ist ein berührendes Buch über Sterbebegleitung, Liebe und das Leben.

Edi und Ash sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen und haben alle Gedanken, Geheimnisse und Lebensabschnitte miteinander geteilt. Ash steht gerne (un-)beabsichtigt im Mittelpunkt und doch versteht und liebt Edi sie von Herzen. Sie sieht über die chaotische Art das Leben zu leben hinweg und erblickt dafür die Liebe und das Warmherzige.

Edi liegt mit Krebs im Hospiz, kämpft die letzten Tage um ihr Leben und erhält jegliche Unterstützung von Ash. Sie ist sofort zur Stelle, versucht Wünsche zu erfüllen und versucht mit diesem Schmerz umzugehen. Tränen fließen, Erinnerungen werden geteilt, es wird gelacht und solange es möglich ist, das Leben genossen. Der Schmerz und das Versagen der Organe gehen jedoch kontinuierlich und ohne Umwege ihren Weg und Edi verlässt nach und nach ihren Körper.

Sehr emotional werden die Bedürfnisse der Sterbenden und auch von Ash als Sterbebegleitung beschrieben.
Ekel über Körperflüssigkeiten und Gestank stehen im Verhältnis zu der unendlichen Liebe. Das Hospiz wird zu einem Ausnahmezustand, einer Zwischenwelt; hier bleibt alles stehen und draußen dreht sich das Leben weiter.

Weinen, Schmerz, Trauer und Ekel überschneiden sich mit Mitgefühl, Musik, Lachen, Essen und Gesprächen im Hospiz.
Ash versucht sooft es geht bei Edi zu bleiben und als diese fragt:

„Also, könntest du es so machen, dass sich meine Trauerrede tatsächlich um mich dreht?“

denkt Ash:

„Nichts zu wissen, scheint alles zu sein, was ich gerade weiß.“ (S.139)


Ein Buch über das Sterben, den Weg und die Kraft der Sterbebegleitung, sowie die Liebe, Hoffnung und den Mut zum Leben. Die Autorin hat ergreifend, schlicht und eindrucksvoll diesen Weg beschrieben.

Die Schreibweise ist einfach, verständlich, klar und humorvoll. Die Gefühle der Protagonisten wurden sehr gut ausgearbeitet, bildlich wurde das Hospiz mit seinen Patienten beschrieben.
Humorvoll und intensiv, kräftezehrend und warmherzig wurde das Gehen und Begleiten beschrieben, aber auch der absolute Ausnahmezustand, die Aktionen und Reaktionen darauf und vor allem die unendliche Müdigkeit.
Nicht nur der Sterbenden sondern auch der Sterbebegleitungen.

Ein intensives Thema, welches hervorragend die letzten Schritte eines geliebten Menschen beschreiben.
Sehr bewegend geschrieben, jedoch wurde der Austausch betreffend die Erinnerungen der Freundinnen nur gering ausgearbeitet und Edi‘s Leben dem Leser nur ansatzweise wiedergegeben. Eine Leseempfehlung, leider nur mit 4 Sternen.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Ein gewaltiges Werk

Risse
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„Risse“ von Angelika Klüssendorf erzählt die Vorgeschichte zu dem Buch „Das Mädchen“, welches vor 20 Jahren erschienen ist. Es wird in verschiedenen Episoden die schwere Kindheit in der DDR erzählt.
Man ...

„Risse“ von Angelika Klüssendorf erzählt die Vorgeschichte zu dem Buch „Das Mädchen“, welches vor 20 Jahren erschienen ist. Es wird in verschiedenen Episoden die schwere Kindheit in der DDR erzählt.
Man muss nicht den ersten Roman kennen, um in dieses Buch einsteigen zu können.
Das namenlose Mädchen wächst in einer zerrütteten Familie auf, einziger halt ist die Großmutter und als diese stirbt, muss das Mädchen alle sadistischen Züge ihrer unzufriedenen Mutter und Exzesse ihres alkoholabhängigen, kriminellen und zu Ostern suizidgefährdeten Vaters über sich ergehen lassen.
Das namenlose Kind versucht ihre Schwester vor den gnadenlosen Übergriffen der Mutter zu schützen. In den 60er/70er Jahren war die Kindheit des Mädchen geprägt von körperlicher und seelischer Gewalt,
Es lernt mit Hunger, Schmerz und Verwahrlosung umzugehen. Es muss sich an die familiären Verhältnisse anpassen, es stiehlt, lügt und betrügt um zu überleben und gerät dadurch in ein Heim.
Das Mädchen versucht im Heim, in welchem es weder Geborgenheit noch Fürsorge gibt, nach anfänglichen Schwierigkeiten die Gepflogenheiten zu verstehen und dem größten Ärger aus dem Weg zu gehen. Ihr Rückzugsort sind Bücher und in diese flüchtet sie sich, sooft es möglich ist.
Immer wieder gibt es Verweise auf die Autobiografie und die Fikton. Sicher ist jedoch nichts und als Leser ist man hin-/hergerissen. Jedoch macht genau diese Schreibweise und dieses Lesegefühl der Unsicherheit dieses Genre aus.
Der Roman ist keine leichte Lektüre, er ist überwältigend und berührend geschrieben. Die Autorin lässt den Leser eintauchen in die trostlose Kindheit und doch schimmert immer wieder Mut und Hoffnung durch die Zeilen. Schlicht und ergreifend erzählt die Autorin die Autobiografie des „namenlosen“ Mädchens.
Ein starkes Werk und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Hommage an die Liebe

Fünf Viertelstunden bis zum Meer
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“Fünf Viertelstunden bis zum Meer” von Ernest van der Kwast ist ein bezaubernder Roman über die Liebe.

Im Jahre 1945 vor der Erfindung des Bikinis trifft der junge Ezio am
Strand das wunderschöne Mädchen ...

“Fünf Viertelstunden bis zum Meer” von Ernest van der Kwast ist ein bezaubernder Roman über die Liebe.

Im Jahre 1945 vor der Erfindung des Bikinis trifft der junge Ezio am
Strand das wunderschöne Mädchen Giovanna und verliebt sich unsterblich. Er möchte sie küssen und heiraten, doch Giovanna ist ungestüm, lebenslustig und liebt ihre Freiheit. Sie liebt die Leichtigkeit und das Meer- einen Mann oder Kinder will sie nicht. Und was ist Liebe?

Ezio verlässt unglücklich seine Heimat und seine Familie, er muss weit weg von Giovanna, die sein Herz gebrochen hat. Mit dem Zug begibt er sich nach Norden und lebt in Südtirol als Apfelpflücker sechs Jahrzehnte seine Lebens zufrieden aber unglücklich.
Seine Gedanken sind im Laufe der Jahre so oft bei Giovanna und den wunderschönen Monaten am Strand von San Cataldo. Bei ihrem kaputten Badeanzug und ihrem wunderschönen Nabel.

Die Geschichte wechselt zwischen dem 23jährigrn verliebten Ezio aus Lecce und dem 84jährigem Rentner Ezio in Bozen und erzählt von einer unerfüllten Liebe.

Der Autor hat ein unglaublich feinfühliges Buch über die Liebe zweier Menschen geschrieben, die voller Sehnsucht und Schmerz den Weg nicht miteinander gehen können. Es werden Chancen verpasst und Prioritäten falsch gesetzt, der Stolz und das Ego stehen, genau wie der Freiheitsdrang und die Bindungsangst im Wege und erst viele Jahre später werden Emotionen ausgesprochen.
Ernest von der Kwast hat die unglaubliche Süße der Liebe eingefangen, dieses Gefühl der Zerrissenheit perfekt beschrieben und die Wehmut über die verlorene Zeit bildlich ausgearbeitet.
Eine Liebesgeschichte, die den Verlust der verlorenen Zeit aufzeigt. Der Autor zeichnet die Charaktere feinfühlig, zart und intensiv. Der Roman zeigt auf 96 Seiten eine berührende Liebesgeschichte, die zugleich voller Leichtigkeit und Schwere zeugt. Eine klare Lesermpfehlung und eine Hommage an die Liebe und ihre unergründlichen Wege.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Schicksal

Die Butterbrotbriefe
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“Die Butterbrotbriefe” von Carsten Henn wurden wundervoll von Steffen Groth gelesen.
Der Sprecher hat die Protagonisten mit seiner Stimm- und Tonlage perfekt gezeichnet.
Carsten Henn ist ein begnadeter ...

“Die Butterbrotbriefe” von Carsten Henn wurden wundervoll von Steffen Groth gelesen.
Der Sprecher hat die Protagonisten mit seiner Stimm- und Tonlage perfekt gezeichnet.
Carsten Henn ist ein begnadeter Autor, der mit seinen Worten tief berührt und mich als Leser:in
mit seiner poetischen und tiefgründigen Art ins Herz getroffen hat.

Kati Waldstein, geschieden, tief verletzt von der Gefühlskälte ihrer Mutter während ihres ganzen Lebens und im Stich gelassen als 8jähriges Kind von ihrem Vater möchte endlich ein selbstbestimmtes Leben beginnen und alles Alte hinter sich lassen.

Sie verfasst Abschiedsbriefe an alle Menschen, die wichtig in ihrem Leben waren und sie auf positive oder auch negative Weise geprägt haben. Ihr Vater hat Butterbrotpapier für Kati gesammelt und auf diesem Papier schreibt sie ihre Abschiedsworte. Nicht jeder möchte ihr “Lebewohl” hören und doch liest Kati die Briefe unbeirrt der betreffenden Person vor. Oftmals ist dies für alle sehr emotional, vor allem bei den Menschen, denen Kati viel verdankt und der Abschied schwer fällt. In dieser Zeit erfährt sie einiges über ihre Eltern, ihr eigenes Leben und warum sich vieles, in die falsche Richtung entwickelt hat.

Eines Tages trifft Kati den Obdachlosen Severin, der seine ganz eigene Geschichte mit auf die Reise genommen hatte. Die beiden empfinden eine Zuneigung zueinander, welche jedoch für Kati nicht tragbar ist. Sie verabschiedet sich gerade von ihrer Vergangenheit in ein neues, selbstbestimmtes Leben und Severin findet wieder in sein altes Leben zurück.

Ob die zwei unglücklichen Personen ein gemeinsames Glück finden können?

Kati muss jedoch erst ihren eigenen Weg finden, die Vergangenheit loslassen, um den Weg in die selbstbestimmte, liebevolle Zukunft zu finden. Wird ihr dies gelingen, nach alldem was sie durchgemacht hatte?

Der Autor hat einen flüssigen, berührenden Schreibstil, die Protagonisten werden authentisch beschrieben und die Charaktereigenschaften sehr intensiv herausgearbeitet. Emotional erzählt er eine Reise zu den tiefsten Gefühlen, erklärt das Loslassen und die verschiedenen Arten der Liebe.

Der Sprecher Steffen Groth hat mich als Hörer in diesen bezaubernden Roman gezogen, seine Stimme hat die Emotionen der Protagonisten sehr gefühlvoll wiedergegeben. Bildlich konnte man sich die verschiedenen Orte vorstellen und war an die Geschichte gefesselt.

Der Satz hat mich als Leser:in sehr bewegt und trifft genau den Kern der Geschichte:
“Das Schicksal bestimmt vielleicht wer in unser Leben kommt, aber das Herz, wer darin bleibt.”

Ein wundervoller Roman mit einer klaren Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Dankbarkeit

Das Mosaik meines Lebens
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Das Mosaik meines Lebens” von Michaela Wiebusch wurde wunderschön in verschiedenen Blautönen illustriert von Gisela Goopel.

Der Roman handelt von den 12 weiblichen Archetypen und den Weg der Selbstfindung.

Lisa ...

Das Mosaik meines Lebens” von Michaela Wiebusch wurde wunderschön in verschiedenen Blautönen illustriert von Gisela Goopel.

Der Roman handelt von den 12 weiblichen Archetypen und den Weg der Selbstfindung.

Lisa entflieht dem Alltag, ihren Sorgen und ihrer Familie. Sie nimmt sich eine Auszeit in Griechenland, wo sie bereits als Kind oft ihre Urlaube verbracht hat. Dort trifft Lisa auf eine alte Bekannte und ein Mosaik mit zwölf weiblichen Archetypen oder auch zwölf Urbilder unseres Ichs, in welchem ein Geheimnis verborgen ist, welches seit Jahrhunderten gehütet wird. Lisa muss das Geheimnis selbst lüften, auch ihre alte Bekannte Judith wird ihr nicht helfen.

Im Griechischen Museum für Kunst und Geschichte tritt Lisa mit den Archetypen in Kontakt. Jede einzelne stellt sich vor und wird von Lisa gesehen, von der Herrscherin (Selbstkritik, Kontrolle) bis zur Liebenden (Liebe/Selbstliebe) und Schöpferin (Achtsamkeit/Vertrauen) werden alle vorgestellt und sehr bildlich erklärt. Lisa erkennt ihre Schwächen, Ängste und Glaubenssätze die sie fesseln und macht sich bewusst, dass sie selbst ihr Leben und somit ihre Gefühle und Gedanken steuern kann. Ein wunderschöner Weg zur Selbstfindung und Selbstliebe wird in diesem Buch aufgezeigt.

Auszug:
Wie kann ich die Liebe rufen, wenn sich mein Herz verschließt?

“Atme goldenes Sonnenlicht ein und lenke es in dein Herz, halte zwei, drei Sekunden den Atem an, um dann alles, was dich belastet und beschwert, mit dem Ausatmen fortzuschicken.”

Das klingt so einfach meint Lisa.

“Alles wird einfach, denn die Liebe ist im Grunde ganz einfach. Vertraue auf deinen Atem.“

Lisa lernt, sich selbst anzunehmen und durch die Archetypen sich, ihre Ehe und ihre Beziehungen anders zu bewerten. Die Änderung beginnt bei ihr selbst, erst dann wird sich auch alles andere ändern. Die lähmende Angst gilt es zu erkennen und anzunehmen. Lisa nimmt ihre Archetypen an und dadurch ändert sich ihr ganzes Blickfeld.

S. 208 “Ich fühle mich wie eine Regisseurin, die ihr Ensemble betrachtet. Ich kenne jede Rolle und kann die Auftritte und Dialoge nach meinen Wünschen gestalten und so das Theaterstück meines Lebens inszenieren.”

Die Autorin hat einen Ratgeber mit einer berührenden Geschichte verwoben; die Protagonistin wird sehr authentisch beschrieben und die weiblichen Archetypen sind phantasievoll gezeichnet, ihre Eigenschaften wurden sehr gut ausgearbeitet und man kann sich als Leserin in den einzelnen Figuren wiederfinden.
Der Schreibstil ist flüssig , leicht und märchenhaft, die Erzählung ist sehr auf das Weibliche ausgerichtet.

Schön finde ich die Illustrationen im Buch und die Beschreibung der zwölf Archetypen im Anschluss an den Roman.

“Dankbarkeit in unserem Herzen ist wie ein Magnet für das Glück.”
S.224
Auch ich bin dankbar, dass ich dieses inspirierende Buch vorab lesen durfte. Eine Leseempfehlung von Herzen, vor allem für Menschen, die sich inspirieren lassen und neue Wege suchen.

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