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Veröffentlicht am 22.11.2021

ALLEIN

Allein
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Meine Meinung und Inhalt

"Ich glaube, dass es vielen Menschen, die allein leben, so geht. Sobald die ersten Weihnachtsbeleuchtungen auf den Straßen zu sehen sind, kommt es zu einer psychischen Dynamik, ...

Meine Meinung und Inhalt

"Ich glaube, dass es vielen Menschen, die allein leben, so geht. Sobald die ersten Weihnachtsbeleuchtungen auf den Straßen zu sehen sind, kommt es zu einer psychischen Dynamik, der man sich nur schwer entziehen kann. Instinktiv hat man das Gefühl, sich durch eine Welt zu bewegen, die anderen Menschen gehört, den Liebenden, den Müttern und Vätern, den Großeltern." (ZITAT)

Ein Buch der Zeit. Dieses Buch hat mich sehr berührt und hat auch die aktuelle Corona Thematik im Bezug auf das Alleine sein angesprochen, denn zu keiner Zeit haben so viele Menschen allein gelebt, und nie war elementarer zu spüren, wie brutal das selbstbestimmte Leben in Einsamkeit umschlagen kann. Das Cover ist großartig und der Titel prägnant.

"Für die meisten Menschen sorgte das pandemische Geschehen dafür, dass die Welt kleiner wurde. Doch wenn man allein lebte, bedeutete diese Reduzierung der Welt das weitgehende Verschwinden jeglicher Nähe." (ZITAT)

Mich hat dieses Buch an vielen Stellen angesprochen. Schreiber berichtet mit einer offenen Ehrlichkeit, die wirklich authentisch ist.

"Meine dunkle, regelmäßig zum Jahresende wiederkehrende Stimmung beruht zu einem großen Teil darauf, dass mein innerer grausamer Optimismus in sich zusammenfällt, während wir uns als Gesellschaft einer rauschhaften Feier des guten Lebens hingeben. Ich habe das Gefühl, gescheitert zu sein. Weil ich keinen Partner habe,.... " (ZITAT)


Im Rückgriff auf eigene Erfahrungen, philosophische und soziologische Ideen ergründet Daniel Schreiber das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Rückzug und Freiheit und dem nach Nähe, Liebe und Gemeinschaft. Dabei leuchtet er aus, welche Rolle Freundschaften in diesem Lebensmodell spielen: Können sie eine Antwort auf den Sinnverlust in einer krisenhaften Welt sein? Ein zutiefst erhellendes Buch über die Frage, wie wir leben wollen.




Daniel Schreiber, Kunstkritiker, Essayist und Übersetzer, hat in Berlin und New York studiert. Sein Buch „Susan Sontag. Geist und Glamour“ war die erste Biografie über die bekannte amerikanische Intellektuelle und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Er ist Autor der hochgelobten Essaybände "Nüchtern. Über das Trinken und das Glück" und „Zuhause. Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen“. Schreiber lebt in Berlin.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Erschreckendes Szenario

Probe 12
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Meine Meinung und Inhalt

"»Ich neige sonst eher dazu, vorsichtig zu formulieren«, erklärte Dr. Heinemann, »aber bei Ihnen würde ich gern ganz offen sein. Was wir hier bei Ihrer Tochter haben, ist ...

Meine Meinung und Inhalt

"»Ich neige sonst eher dazu, vorsichtig zu formulieren«, erklärte Dr. Heinemann, »aber bei Ihnen würde ich gern ganz offen sein. Was wir hier bei Ihrer Tochter haben, ist der mikrobiologische Super-GAU.«" (ZITAT)


"Probe 12" hat mich vor allem aufgrund des Klappentextes und des Covers neugierig gemacht. Dies war mein erstes Buch der Autorinnen.

Der Einstieg ins Buch konnte mich sofort überzeuge und fesseln. Gut gefallen hat mir die Aktualität des Buches (Pandemie, Demonstrationen, Pandemic Fighters...), was das erschreckende Szenario noch realistischer gemacht hat.

"»Das ist ein Erreger, der gegenüber allen gängigen Antibiotika resistent ist. Wir sind so gut wie machtlos dagegen." (ZITAT)

Als die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg ihren ehemaligen Mentor Anasias in Georgien besucht, gerät sie mitten in einen tödlichen Angriff auf ihn. Zuvor kann er Nina jedoch verraten, dass es ihm gelungen ist, ein Medikament gegen die gefährlichsten multiresistenten Keime der Welt zu finden. Musste er deswegen sterben? Zusammen mit dem Foodhunter Tom Morell, dessen Tochter an einem dieser Keime erkrankt ist, versucht Nina, die Forschungsergebnisse nachzuvollziehen. Aber Nina und Tom sind nicht die Einzigen, die hinter Anasias‘ Forschung her sind, und ihre Gegner schrecken weder vor Entführung und Erpressung noch vor Mord zurück.

Lange / Thiele gelingt gleich bei der ersten Zusammenarbeit ein packender und brisanter Wissenschaftsthriller, der mich fesseln konnte. Der Thriller besitzt einen temporeichen und kurzweiligen Plot, viel Aktion und mit Nina und Tom zwei starke und authentische Protagonisten.

Wer von Viren /Bakterien / Pandemie-Themen noch nicht genug hat, der sollte sich ebenfalls den spannenden Unterhaltungsroman des Autorenduos zu Gemüte führen.


Kathrin Lange wurde 1969 in Goslar am Harz geboren. Obwohl sie sich beruflich der Hundestaffel der Polizei anschließen wollte, siegte am Ende ihre Liebe zu Büchern, und sie wurde zuerst Buchhändlerin und dann Schriftstellerin. Heute ist sie Mitglied beim PEN und bei den International Thriller Writers und schreibt erfolgreich Romane für Erwachsene und Jugendliche. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in einem kleinen Dorf in Niedersachsen, wo sie sich für Leseförderung und die Integration von Geflüchteten engagiert.


Susanne Thiele, geboren 1970 in Bernburg, ist Mikrobiologin und Wissenschaftsautorin.Im Jahre 2014 erschien ihr erstes Sachbuch “Sex macht Spaß, aber viel Mühe” im Orell Füssli-Verlag als Koautorin im Autorenteam mit Steffen Münzberg und Vladimir Kochergyn. Im Jahre 2017 wurde das sehr gut rezensierte Sachbuch nochmals als Taschenbuch im Dumont Sachbuchverlag unter dem Titel “Warum wir es tun, wie wir es tun” publiziert. Ihr Sachbuch “Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke” erschien am 11. Februar 2019 im Heyne-Verlag. Wenn sie keine Sachbücher schreibt, leitet Susanne Thiele die PR-Abteilung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig, schreibt für Zeitungen und Journale oder auf ihrem Blog »Mikrobenzirkus«. Im Jahre 2021 erschien ihr erster Science-Thriller "Probe 12" zum Thema Antibiotikaresistenzen und multiresistente Keime im Autorinnen Duo mit Kathrin Lange. Susanne Thiele lebt mit ihrer Familie in Braunschweig.



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Veröffentlicht am 04.11.2021

Zurück in die Provinz

Schützenfest
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Meine Meinung und Inhalt

"Ich bin vorsichtig geworden mit meinen Wünschen. Längere Gespräche, tiefere Bindungen, am Ende irgendwas mit Glück. Und fröhlich winken vom Gipfel der Bedürfnispyramide. ...

Meine Meinung und Inhalt

"Ich bin vorsichtig geworden mit meinen Wünschen. Längere Gespräche, tiefere Bindungen, am Ende irgendwas mit Glück. Und fröhlich winken vom Gipfel der Bedürfnispyramide. Mit jeder Enttäuschung wer den Schwierigkeiten schwieriger. Die Fallhöhe der uneingelösten Erwartung. Daher lebe ich in meiner Wohnung ein bisschen wie ein Tier. Nah am Boden. Oder in der Ecke." (ZITAT)

Cover, Klappentext und Titel konnten sofort mein Interesse wecken. Den Schreibstil von Bernemann mochte ich gleich ab der ersten Seite.

Der eigensinnige Protagonist Gunnar Bäumer hat vor sieben Jahren mit Ende Zwanzig die Provinz verlassen, um nach Berlin zu ziehen.

Jetzt kehrt er für eine Woche in sein Elternhaus zurück, um »das Haus zu hüten«.

"Irgendetwas ist nicht in Ordnung, das weiß ich schon länger. Aber ich unternehme nichts dagegen, weil ich nicht genau weiß, was es ist. Ich möchte jetzt mindestens zwei Tage schlafen und in einer Welt aufwachen, die mit weniger Problemen vollgestellt ist. Stattdessen kaufe ich ein Ticket für einen Nachtzug. Berlin—Dort mund-Reckfeld— Dörrfeld." (ZITAT)

In diesen Tagen findet auch das alljährliche Schützenfest statt, dem er sich eigentlich verweigern wollte, um zur Ruhe zu kommen.

Doch dem Fest entkommt er nicht und muss sich innerhalb der nächsten Tage dem Dorfleben, seinen Lebenskonzepten und seiner Vergangenheit stellen, vor allem auch seiner Jugendliebe Franziska mit deren Ehemann.

Die Entwicklung, als der Protagonist wieder in der Provinz auftaucht, seine Gefühle und Eindrücke, habe ich sehr gerne verfolgt. Das Buch bekommt eine klare Leseempfehlung meinerseits, da es mich gut unterhalten und vor allem positiv überraschen konnte.


Dirk Bernemann wurde im Dezember 1975 geboren. Während seiner Zeit als Poetry-Slamer veröffentlichte er in verschiedenen Anthologien und spielte in Punk-Bands. 2005 erschien dann sein erster Erzählband unter dem Titel "Ich habe die Unschuld kotzen sehen", dem zwei Jahre später ein zweiter Band folgte.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Neue Liebe

Es ist immer so schön mit dir
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Meine Meinung und Inhalt

" Man könnte das kommende und vergangene und das vorvergangene und das Wochenende vor einem Jahr übereinanderlegen, käme in etwa immer das Gleiche bei raus. So ist das mit ...

Meine Meinung und Inhalt

" Man könnte das kommende und vergangene und das vorvergangene und das Wochenende vor einem Jahr übereinanderlegen, käme in etwa immer das Gleiche bei raus. So ist das mit dem Leben und den Wochenenden: Die Kreise werden kleiner, sie nähern sich dem Radius null." (ZITAT)

Die Hauptfigur ist, wie Strunk, eigentlich Musiker, verdient sein Geld aber mit einem eigenen Studio für Sprachaufnahmen und Audioproduktionen, in dem er unterschiedlichste Aufträge anderer bearbeitet, unter anderem Hörspiele schneidet und vertont.

Seine Freundin Julia hat als Mathematikerin ein gutes Einkommen, und das Tonstudio wirft auch ein bisschen was ab.

Da lernt der Protagonist Vanessa kennen, Schauspielerin, ganz jung, strahlend schön. Und unerklärlicherweise interessiert sie sich für ihn. Erstaunlich, dass sie seine Musik kennt. Er verliebt sich in sie. Sie beginnen eine Affäre.

Er verlässt Julia.

Es wird immer größer: das Glück und das Chaos.

Vanessa ist beides für ihn.

"Jetzt ist Julia also aus seinem Leben verschwunden....Durch irgendein Versehen hatten sie sich zusammengetan, und nun haben sie, in beiderseitigem Einverständnis, erkannt, dass das ein Fehler war. .... Die Liebe geht, die Zuneigung, immerhin verwandt mit der Liebe, kommt. ....
Man sollte sich nur noch mit Personen einlassen, von denen man sich komplikationslos wieder trennen kann. Ein wenig fürchtet er natürlich noch etwaige Nach- und Nebenwirkungen. In den Tagen und Wochen nach einer Trennung überwog stets die Erleichterung, doch irgendwann holt einen die Beziehung noch mal ein." (ZITAT)

Klar verständlich drückt sich Strunk hier aus. Das Alte und Bekannte durch das aufregend belebende Neue tauschen. Aber auch die neue Liebe bleibt nicht ewig neu und frisch.

"Manche Abende dehnen sich wie eine Wüste. Er empfindet ihre Nähe nun oft als lähmend, das Unbehagen lastet dann wie eine elektrische Ladung im Raum." (ZITAT)

Stunk's Schreibstil muss man mögen. Es ist klar, direkt, auf den Punkt gebracht. Die Geschichte ist unterhaltsam und man entdeckt die Stationen Kennenlernen, Verlieben, Streiten und Trennen alle klassischen Elemente eines Beziehungsdramas, die wohl jeder von uns kennt. Als Leser war ich auch gespannt, wie das Buch endet. Gibt es ein Happy End, oder bleibt er am Ende alleine, ohne Vanessa, ohne Julia.

Ich mochte den Roman sehr. Er war anders und erfrischend. Das Cover ist sehr passend gewählt.

Heinz Strunk wurde 1962 in Hamburg geboren. Sein erster Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ erschien 2004. Seit seinem ersten Buch hat Heinz Strunk weitere Erfolgsromane geschrieben, darunter „Der goldene Handschuh“ (2016), „Jürgen“ (2018) und „Das Teemännchen“ (2018). Heinz Strunk schafft es immer wieder, die unheroischen Figuren seiner Geschichten mit einer Mischung aus Tragik und Komik den Leserinnen und Lesern näher zu bringen. Ihm gelingt es dabei auf lakonische Weise, Spaß und Depression gekonnt miteinander zu verbinden. „Der goldene Handschuh“, die Geschichte um den Hamburger Frauenmörder Fritz Honka, war 2016 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Im gleichen Jahr wurde Heinz Strunk dafür mit dem Wilhelm-Raabe-Preis ausgezeichnet. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Strunk als Musiker und Schauspieler unterwegs. Heinz Strunk lebt in Hamburg.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Reality Show

Reality Show
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Meine Meinung und Inhalt

"Ich dachte, ich kenne sie. Ich dachte, ich weiß, wer sie ist, wie sie tickt, was sie antreibt. Aber wann kennt man jemanden schon? Ich meine, wirklich? Nicht nur die Oberfläche, ...

Meine Meinung und Inhalt

"Ich dachte, ich kenne sie. Ich dachte, ich weiß, wer sie ist, wie sie tickt, was sie antreibt. Aber wann kennt man jemanden schon? Ich meine, wirklich? Nicht nur die Oberfläche, nicht nur das, was sie einem zeigen, nicht nur bis knapp unter die Haut, sondern weiter, bis in die Schichten, in denen es wehtut. In denen wir unsere Geheimnisse begraben, wie Leichen auf einem Friedhof. Wir kultivieren sie mit unseren Gedanken, düngen sie mit unserem Schweigen, halten den Deckel darauf, damit sie nicht wieder zurück an die Oberfläche finden aus den Höhlen unseres Unterbewusstseins, Herzkammern, Nieren. Wir wollen sie in uns." (ZITAT)


Heiligabend:

Die einflussreichsten Personen Deutschlands werden in ihren Häusern eingesperrt – und ihre Geiselnahmen live übertragen.

Der Showmaster tritt vor die Kamera und erklärt die Spielregeln.
Nun haben die Zuschauer die Wahl, wer mit einem blauen Auge davonkommt und wer bluten muss.


Ich liebe den Schreibstil von Anne Freytag. Sie hat mich mit ihrem Buch wirklich fesseln können. Das Cover, die Kapitelunterteilung, d.h. die Vorstellung der einzelnen Charaktere, haben mir sehr gut gefallen. Ich hatte stellenweise etwas Probleme den Überblick zu behalten, was durch die vielen Wendungen nicht leichter geworden ist.

Mit Reality Show konnte mich Anne Freytag gleichermaßen überraschen und faszinieren und bekommt von mir eine Leseempfehlung!


Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin und Desktop-Publisherin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Erwachsenen- und All-Age-Romanen widmete. Für ihre ersten beiden Jugendbücher wurde die Autorin zwei Mal in Folge für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Für »Nicht weg und nicht da« wurde sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2018 in der Sparte Literatur ausgezeichnet.

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