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Veröffentlicht am 06.05.2021

Das Erbe des Krieges und der Schrecken einer Kindheit

Wut
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Meine Meinung und Inhalt

"Es ist leichter, zu verzeihen, wenn man der Stärkere ist. Wenn man sich ohnmächtig fühlt, gibt einem der Hass wahrscheinlich die Kra t, die man braucht." (ZITAT)

Frank ist der ...

Meine Meinung und Inhalt

"Es ist leichter, zu verzeihen, wenn man der Stärkere ist. Wenn man sich ohnmächtig fühlt, gibt einem der Hass wahrscheinlich die Kra t, die man braucht." (ZITAT)

Frank ist der Wut seiner Mutter ausgeliefert. Sie schlägt ihn, immer wieder. Er steht ihren Träumen im Weg. Erst kam der Krieg, dann das Bordell, wo sie in der Nachkriegszeit Unterschlupf fand, dann die Klosterschule. Und jetzt das Kind.
Eines Tages eskaliert ein Streit, und Frank springt aus dem Fenster. Er kehrt nie wieder nach Hause zurück. Aber die Wut seiner Mutter wird er nicht mehr los.

"Für unsere gemeinsame Geschichte war das ein Wendepunkt, weil ich jetzt endlich zu wissen glaubte, warum sie wütend auf mich war." (ZITAT)

Mir hat das Buch ganz gut gefallen. Ein Buch, das berührend und gleichzeitig bedrückend ist, über vererbte Wut und verkümmerte Liebe.

Mir scheint als wolle Martenstein nicht vermitteln, dass auf eine schwierige Kindheit notwendigerweise auch ein schwieriges Leben folgen muss,aber er zeigt eine Konstellation, die genau das wahrscheinlich macht. Er zeigt, wie sich Marias Wut auf teils erklärliche, teils diffuse Weise auf Frank überträgt. Der Aufbau des Buches und die Herangehensweise des Autors, die einzelnen Abschnitte zu schildern, gefällt mir sehr gut.

"Ich bin inzwischen entjungfert. Das Bett hat hinterher ausgesehen wie ein Schützengraben vor Verdun nach einem Bajonettangriff", berichtet etwa Franks Freundin Monika. Und als Frank eher versehentlich mit einer gewissen Corazon Castaneda ein Kind zeugt, fällt ihm auf: "Eine gemeinsame Elternschaft mit einer Anakonda wäre vermutlich unkomplizierter." (ZITAT)
Den direkten offenen Schreibstil muss man vermutlich mögen. Ich fand das zur Handlung passend, ebenso das Cover.



HARALD MARTENSTEIN, geboren 1953 in Mainz, ist ein deutscher Journalist und Autor. Seit 2002 schreibt er eine Kolumne für Die Zeit, die auch im RBB und im NDR zu hören ist. Für seine Arbeit wurde er mit dem Egon-Erwin-Kisch-, dem Henri-Nannen- und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Außerdem lehrt er an der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel und an Journalistenschulen in Österreich und der Schweiz. Harald Martenstein lebt in Berlin.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Ralph Krass

Krass
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Meine Meinung und Inhalt

"Das Alte kann nicht altmodisch werden, das Alte hat das Warten gelernt. Unablässig sinkt das Modische vor ihm dahin – obwohl es doch Ausdruck des Lebens ist. Als ob die wirkliche ...

Meine Meinung und Inhalt

"Das Alte kann nicht altmodisch werden, das Alte hat das Warten gelernt. Unablässig sinkt das Modische vor ihm dahin – obwohl es doch Ausdruck des Lebens ist. Als ob die wirkliche Probe der Dauer nur bestehen könnte, was vorher gründlich stirbt." (ZITAT)

Ralph Krass – so heißt ein verschwenderisch großzügiger Geschäftsmann, der Menschen mit kannibalischem Appetit verbraucht.

Er will sich seine Gesellschaft kaufen, immer nur selbst der Schenkende sein. Als in Neapel Lidewine in seinen Kreis tritt bietet er ihr einen ungewöhnlichen Pakt an.

Beobachtet wird das Ganze von seinem Sekretär, dem Pechvogel Dr. Jüngel, mit einem Blick voll Neid und Eifersucht. Aber erst nachdem die Gesellschaft von Herrn Krass durch einen Eklat auseinandergeflogen ist, gelingt es ihm die Mosaiksteine des Geschehenen zu einem Bild zu ordnen – während Menschen ihm eine Ahnung davon vermitteln, wie alles mit allem rätselhaft zusammenhängt.

„Ich wünsche, dass Sie die Verbindlichkeiten, die Sie in meinem Dienst eingehen, bar abwickeln. Sie notieren die großen Beträge und tragen mir die Summen jeden Morgen vor dem Frühstück vor. Rechnungen brauche ich keine. Ich weiß, was die Dinge kosten.“ (ZITAT)

Der Klappentext konnte zusammen mit dem Cover mein Interesse wecken.

Der Schreibstil ist wirklich wunderbar und man fliegt nur so über die Seiten. Waffen-, Drogen- und Mädchenhändler Ralph Krass ist ein Machtmensch schlechthin. Mosebach schafft es die Charakterzüge von Krass hervorragend dem Leser zu vermitteln. Es kam bei diesem sprachlich herausragenden und ausdrucksstarken Roman keine Langeweile auf.

"Krass" besteht aus drei Teilen. Nach dem Ende des Italientrips befinden wir uns im zweiten Teil – etwa ein Jahr später – zusammen mit Jüngel in der französischen Provinz in einer Art Auszeit, nachdem es beruflich und privat ziemlich mies für ihn gelaufen ist. Der finale Teil spielt 2008 in Kairo, wiederum mit unserem Trio in tragenden Rollen.

Anspruchsvoll und wortgewandt - absolute Leseempfehlung!


Polarisierender Literaturpreisträger: Der 1951 geborene Autor hat in seiner Heimat Frankfurt am Main und in Bonn Rechtswissenschaften studiert. Seinen mehr als 1000 Seiten umfassenden Debütroman „Das Bett“ veröffentlichte der überzeugte Katholik 1983. Seitdem widmete er sich ausschließlich dem Schreiben von Romanen, aber auch Drehbüchern, Reportagen und Feuilleton. Der Schriftsteller wurde mehrfach ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Heinrich-von-Kleist-Preis, dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main und dem Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Im Jahr 2015 erregte Martin Mosebach Aufsehen durch seine scharfe Kritik an Papst Franziskus.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Grundrechte

Jeder Mensch
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Meine Meinung und Inhalt

In dem kleinen Büchlein "Jeder Mensch" plädiert Ferdinand von Schirach dafür, die Charta der europäischen Grundrechte zu erweitern.

Mit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung ...

Meine Meinung und Inhalt

In dem kleinen Büchlein "Jeder Mensch" plädiert Ferdinand von Schirach dafür, die Charta der europäischen Grundrechte zu erweitern.

Mit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 und der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1789 in Frankreich wurden die Grundsteine für unsere moderne Gesellschaft gelegt, für unsere Freiheit und unsere unveräußerlichen Rechte. Heute müssen wir wieder über unsere Gesellschaft entscheiden – nicht wie sie ist, sondern so, wie wir sie uns wünschen. Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Ist das nicht die eigentliche Aufgabe unserer Zeit?

Schirach plädiert zu folgender Erweiterung:

Artikel 1 - Umwelt
Jeder Mensch hat das Recht, in einer gesunden und geschützten Umwelt zu leben.
Artikel 2 - Digitale Selbstbestimmung
Jeder Mensch hat das Recht auf digitale Selbstbestimmung. Die Ausforschung oder Manipulation von Menschen ist verboten.
Artikel 3 - Künstliche Intelligenz
Jeder Mensch hat das Recht, dass ihn belastende Algorithmen transparent, überprüfbar und fair sind. Wesentliche Entscheidungen muss ein Mensch treffen.
Artikel 4 - Wahrheit
Jeder Mensch hat das Recht, dass Äußerungen von Amtsträgern der Wahrheit entsprechen.
Artikel 5 - Globalisierung
Jeder Mensch hat das Recht, dass ihm nur solche Waren und Dienstleistungen angeboten werden, die unter Wahrung der universellen Menschenrechte hergestellt und erbracht werden.
Artikel 6 - Grundrechtsklage
Jeder Mensch kann wegen systematischer Verletzungen dieser Charta Grundrechtsklage vor den Europäischen Gerichten erheben.

Für sein jetziges Buch übernimmt er die Forderungen der Petition "Jeder Mensch", eine Intiative, die von der Stfitung Jeder Mensch e.V. organisiert wird.

Die Sache dahinter finde ich wirklich genial, aber ein Buch für 5€ dafür zu vermarkten eher weniger.


Der Strafverteidiger und Schriftsteller Ferdinand von Schirach wurde 1964 in München geboren. Seit 1994 arbeitet er in Berlin als Anwalt und Strafverteidiger. Zu seinen Mandanten gehörten das frühere Politbüro-Mitglied Günter Schabowski, der ehemalige BND-Spion Norbert Juretzko, Industrielle, Prominente und Angehörige der Unterwelt. 2009 publizierte er seinen Debütband "Verbrechen", in dem er seine skurrilsten und unglaublichsten Fälle niederschrieb und welcher bereits verfilmt wurde. Seine Bücher wurden zu Millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen bisher in 40 Ländern

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Abgekartetes Spiel - Ein Bronski Krimi

DUNKELKAMMER
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Meine Meinung und Inhalt

"Ich schwor, es herauszufinden.Um jeden Preis. Während ich auf Anna wartete, informierte ich mich im Internet.Ich las alles, was ich über diese Familie herausfinden konnte.Ein ...

Meine Meinung und Inhalt

"Ich schwor, es herauszufinden.Um jeden Preis. Während ich auf Anna wartete, informierte ich mich im Internet.Ich las alles, was ich über diese Familie herausfinden konnte.Ein paar Stunden lang war es noch ruhig. Dann brach die Hölle los." (ZITAT)

Es ist Winter in Innsbruck. Ein Obdachloser rettet sich in eine seit langem leerstehende Wohnung am Waldrand. Im Schlafzimmer findet er eine Leiche, die dort seit zwanzig Jahren unentdeckt geblieben war. Ein gefundenes Fressen für Pressefotograf David Bronski. Gemeinsam mit seiner Journalistenkollegin Svenja Spielmann soll er vom Tatort berichten und die Geschichte der Toten recherchieren. Dass dieser Fall jenseits des Spektakulären aber auch etwas mit ihm zu tun hat, verschweigt er.

Seit er denken kann, fotografiert Bronski das Unglück. Richtet seinen Blick auf das Dunkle in der Welt. Dort wo Menschen sterben, taucht er auf. Er hält das Unheil fest, ist fasziniert von der Stille des Todes. Es ist wie eine Sucht. Bronski ist dem Tod näher als allem anderen, er lebt nur noch für seine Arbeit und seine geheime Leidenschaft. Das Fotografieren, analog. Dafür zieht er sich zurück in seine Dunkelkammer. Es sind Kunstwerke, die er hier schafft. Porträts von toten Menschen. Es ist sein Versuch, wieder Sinn zu finden nach einem schweren Schicksalsschlag.

"Es musste ihm egal sein, dass Sophie augenscheinlich kurz davor war zusammenzubrechen, er versuchte das beste Bild zu machen. Bronski regte an, dass Albert den Arm auf die Schulter seiner Tochter legte, er bat um ein paar Blicke in das Album, und um ein paar direkt in die Kamera. Regina würde später das beste Bild aussuchen, er sorgte nur dafür, dass es genügend Material gab. Leid im Querformat.Verzweiflung im Hochformat. Bronski war Profi. Das Reden überließ er Svenja." (ZITAT)

Das Buch konnte mich von Beginn an fesseln und hat nicht an Spannung verloren. Ich bin ein großer Fan des Autors und seines Schreibstils.

Auch mit Bronski konnte er mich komplett überzeugen. Die Protagonisten sind authentisch und die Handlung realistisch dargestellt.

Das Ende war sehr zufriedenstellend, fesselnd, erschreckend und passend!

Kurzum, ein toller Reihenauftakt, nach welchem man sich schon auf eine spannende ​​​​​Fortsetzung freuen kann - Absolute Empfehlung meinerseits.

Wo Fotografie und Literatur zusammenlaufen: Bernhard Aichner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Angefangen mit kleinen Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, widmete er sich später Romanen, Hörspielen und Theaterstücken. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, so auch unter anderem mit dem Burgdorfer Krimipreis 2014 und dem Crime Cologne Award 2015. Die Thriller seiner Totenfrau-Trilogie standen in Österreich und Deutschland monatelang auf den Bestsellerlisten. Die Romane wurden bisher in 16 Länder verkauft, u. a. auch in die USA und England. Eine US-Verfilmung ist in Vorbereitung.


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Veröffentlicht am 21.04.2021

Geiger

Geiger
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Meine Meinung und Inhalt

Mit "Geiger" bringt Skördeman den ersten Band einer neuen Thriller-Trillogie aus Schweden auf den Markt.


Das Festnetz-Telefon klingelt, als sie am Fenster steht und ihren Enkelkindern ...

Meine Meinung und Inhalt

Mit "Geiger" bringt Skördeman den ersten Band einer neuen Thriller-Trillogie aus Schweden auf den Markt.


Das Festnetz-Telefon klingelt, als sie am Fenster steht und ihren Enkelkindern zum Abschied winkt. Agneta hebt den Hörer ab. "Geiger", sagt jemand und legt auf. Agneta weiß, was das bedeutet. Sie geht zu dem Versteck, entnimmt eine Waffe mit Schalldämpfer und tritt an ihren Mann heran, der im Wohnzimmer sitzt und Musik hört. Sie setzt den Lauf an seine Schläfe - und drückt ab.

Das Cover gefällt mir leider weniger.

Meiner Meinung nach macht den Thriller die Verbindung von historischen Fakten und fiktiver Handlung das Besondere aus.

Ich persönlich hätte bereits im Klapptext schon eine Information erhalten wollen, dass der Thriller zur Zeit des Kalten Krieges spielt und Themen wie Spionage/DDR eine Rolle spielen.

Von Beginn an ist Dynamik und Spannung aufgekommen, jedoch bin ich mit den Charakteren nicht wirklich "warm" geworden. Das Ende ist überraschend, wenn auch sehr plötzlich.


Fazit:

Ein solider Thriller, mit einigen Schwächen.


Gustaf Skördeman, Jahrgang 1965, ist ein schwedischer Schriftsteller, Regisseur, Drehbuchschreiber und Filmproduzent. Sein Debüt als Autor gab er mit seinem Roman „Geiger“. An der Idee für diesen Thriller arbeitet der Autor bereits seit zehn Jahren. Das Buch wurde gleich ein internationaler Erfolg und wurde in über 20 Ländern verkauft.

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